Euro-Krise: Warum Irland gerettet werden muss
Seit der Fast-Pleite Griechenlands im Mai kämpft die Euro-Zone ums Überleben.
Irland könnte nun der nächste überschuldete Euro-Staat sein, der Finanzhilfen von EU-Nachbarn braucht.
Was die wichtigsten Fragen zur Schuldenkrise in Irland sind – ein Überblick.
von Hannes Vogel
Worum geht es im Streit um Euro-Schulden und Irland?
Seit Mai steht der Euro-Rettungsschirm bereit - gebraucht hat ihn bislang niemand.
Jeder Euro-Staat kann nach Beschluss der Euro-Finanzminister im Notfall Kredite bis zu 750 Milliarden Euro von einer EU-Zweckgesellschaft und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) aufnehmen.
Falsch - es sind insgesamt 750 Mrd FÜR ALLE.
Also - schön "sparsam" damit umgehen .
Die Euro-Staaten garantieren dafür.
Das trug zur Beruhigung der Finanzmärkte bei.
Seit Tagen kursieren Spekulationen, dass das hochverschuldete Irland als erster die Hilfe in Anspruch nehmen könnte.
Wie die Rettung genau aussehen soll, ist aber noch unklar.
Wie ist die Lage in Irland?
Das Euro-Mitglied Irland steckt in einer schweren Wirtschaftskrise und hat sich mit milliardenschweren Rettungsmaßnahmen für seine maroden Banken in eine Rekordverschuldung gestürzt.
Das Haushaltsdefizit beträgt 2010 vorraussichtlich 32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, zehnmal mehr als die EU erlaubt.
Investoren bezweifeln, dass Dublin seine Schulden zurückzahlen kann. Anders als bei Griechenland, das im Frühjahr vor dem Kollaps gerettet werden musste, gibt es aber keinen Liquiditätsengpass - Irland braucht vor Mitte 2011 kein frisches Geld mehr.
und dann ?
Wieviel Geld braucht Irland?
Die irische Regierung hat in der Finanzkrise alle irischen Bankeinlagen garantiert.
Bei einer Pleite aller Banken kostet dieses Versprechen bis zu 180 Mrd. Euro.
Die Rettung der irischen Banken taxiert die Regierung in Dublin auf maximal 50 Mrd. Euro.
Morgan Kelly vom University College Dublin fürchtet, dass die Kosten sogar bei 70 Mrd. Euro liegen könnten - das wäre fast die Hälfte der irischen Wirtschaftsleistung eines Jahres.
Im Gespräch sind bei den europäischen Finanzminister momentan bis zu 100 Mrd. Euro Finanzhilfen, um nicht nur Vertrauen in die irischen Banken wiederherzustellen, sondern auch die Zahlungsfähigkeit des irischen Staates zu gewährleisten.
Was sind Irlands Bedenken gegen den Rettungsschirm?
Ministerpräsident Brian Cowen befürchtet, dass EU und IWF Irland ein Sparprogramm diktieren könnten und das Land so seine Souveränität verliert.
Souverän ist kein EU-Staat.
Siehe Glühbirne
Das hätte man sich früher überlegen müssen.
So wie die Länder die dem Gewürge nicht angehören
Inzwischen lehnt Cowen EU-Hilfen nicht länger rundweg ab.
Als ersten Schritt zur Nutzung des Schutzschirms akzeptierte Irland, mit einer Expertengruppe von EU, IWF und EZB den Sanierungsbedarf des Bankensystems zu ermitteln.
Cowen fürchtet aber, eine Nachwahl zum Parlament am 25. November zu verlieren, wenn er als Bittsteller in Brüssel auftreten muss.
So sind sie die Bonzen - es geht nur um den Stuhl
Seine Koalition verfügt im Parlament nur über eine hauchdünne Mehrheit von 3 Stimmen. Im Dezember muss Cowen zudem den Haushalt durchbringen. Scheitert das Budget, gäbe es vorzeitige Neuwahlen - und große Verunsicherung bei Investoren weltweit.
Als Auflage eines EU-diktierten Sparprogramms müsste Irland wahrscheinlich seine extrem niedrige Unternehmenssteuer von 12,5 Prozent erhöhen.
Sie ist den anderen EU-Staaten schon lange ein Dorn im Auge - und war bisher ein enormer Wettbewerbsvorteil für die irische Wirtschaft.
Welche Alternativen hat Irland zum EU-Rettungsschirm?
Dublin betont immer wieder, der irische Staatshaushalt sei bis Mitte 2011 finanziert. Um den EU-Rettungsschirm zu vermeiden, verhandelt Irland auch über direkte Finanzhilfen von EU-Ländern wie etwa Großbritannien, einer der wichtigsten irischen Handelspartner. „Großbritannien ist zur Unterstützung Irlands bereit“, sagte der britische Finanzminister David Osborne.
Es sei „im nationalen Interesse, dass die irische Wirtschaft erfolgreich ist“.
Aha - die finanztechnisch mausetoten Briten.
Wie lange dauert es, bis die Gelder fließen?
Bereits am Donnertag sollen Gespräche mit der EU-Kommission, dem IWF und der EZB darüber beginnen, wie das hoch verschuldete Irland die Bankenkrise in den Griff bekommen kann. Ein Hilfsantrag an den Rettungsschirm ist nach Einschätzung von EU-Diplomaten dann nur noch eine Frage der Zeit. Es sei nichts entschieden, doch der Prozess werde schnell abgeschlossen, sagte der finnische Finanzminister Katainen.
„Nach einigen Tagen oder Wochen wissen wir mehr.“
Wer drängelt?
In der EU machen neben Spanien und Portugal auch Großbritannien und Deutschland Druck:
Britische und deutsche Banken haben das meiste Geld in irische Anleihen gesteckt.
Deutsche Banken haben etwa 140 Milliarden Dollar an Irland verliehen. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) drängelt:
Die EZB hat in jüngster Zeit vermehrt Anleihen von Euro-Staaten gekauft. Eine Aktivierung des Hilfsfonds könnte den Druck auf die Notenbank, wo das Aufkaufprogramm umstritten ist, mindern.
Zwingen kann die EU Irland aber nicht.
Schuldenländer müssen selber um Unterstützung bitten.
Der Chef der Euro-Zweckgesellschaft (EFSF), Klaus Regling, sagte, die Finanzhilfen könnten in fünf bis acht Arbeitstagen bereitstehen.
Warum sollte Irland unter den Rettungsschirm flüchten?
Um sich und andere abzusichern, sagen Befürworter. EU-Politiker befürchten, dass sich die Probleme in Irland auf andere Euro-Sorgenkinder wie Spanien und Portugal ausweiten könnten und die Stabilität der Gemeinschaftswährung gefährden, sollte Irland nicht unter den Rettungsschirm schlüpfen.
Finanzhilfen wären Balsam für die die Banken, die Milliarden Forderungen gegenüber dem Inselstaat haben, und für die nervösen Finanzmärkte, die die anderen Euro-Sorgenkinder in Sippenhaft nehmen.
So sind Kredite für diese Staaten seit Wochen teurer geworden, weil die Risikoaufschläge für Anleihen steigen.
Der irische Bankensektor könnte schneller saniert werden.
Da ist nichts mehr zu sanieren - der hat fertig
Was spricht dagegen?
Wäre Irland abgesichert, könnten sich Spekulanten auf das nächste Land stürzen und beispielsweise auf eine Pleite Spaniens oder Portugals wetten, meinen die Gegner.
Topp - die Wette gilt.
Der Fahrplan war eh klar
Das wäre genau der gegenteilige Effekt, den man mit der Diskussion um Finanzhilfen bezweckt. Deshalb sollte man nichts überstürzen, sagt der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn:
„Dies ist die Zeit für kühle Köpfe.“
Gibt es die noch ?
Da fallen mir die Nerven von Schäuble ein, wie er einen seiner Bleistifte vor der Presse abgebürstet hat.
Wo verlaufen in der Schuldenkrise die Fronten in der EU?
Grob gesagt zwischen Schuldnern und Gläubigern.
Auf der einen Seite stehen die europäischen Schuldnerländer Griechenland, Irland, Portugal und Spanien, die schon die Diskussion über ihre finanzielle Lage für schädlich halten.
Auf der anderen Seite stehen
Gläubigerländer wie Deutschland, der größte Nettozahler der EU.
Könnte die irische Schulden-Krise den Euro gefährden?
Nicht KÖNNTE - es hat bereits
Auch die Risikoaufschläge für die Staatsanleihen Portugals und Spaniens sind zuletzt kräftig gestiegen.
Portugals Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos sagte der „Financial Times“, es bestehe eine große Gefahr, dass auch sein Land internationale Hilfen beantragen werden müsse, weil am Markt die Probleme Griechenlands, Irlands und Portugals nicht mehr unterschieden würden. Teixeira bekräftigte auf der Sitzung, sein Land wolle nicht den Euro-Schutzschirm nutzen.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat vor einer Ausweitung der Irland-Krise gewarnt.
„Ein Ausbrechen irgend eines Staates an den Märkten
würde jetzt zur Ansteckung führen“, sagte er am Mittwoch am Rande eines EU-Finanzministertreffens.
Das gelte es „mit allen Mitteln“ zu vermeiden.
was heißt hier - WÜRDE
Das Haus brennt bereits.
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und ein
Kommentar dazu, der alles beschreibt - besser geht es aus meiner Sicht nicht
Man sollte endlich aufhören...
... den Euphemismus "Rettung" zu verwenden.
Gerettet wird gar nichts.
Nicht der Euro (jedenfalls nicht der Maastricht-Euro - der ist mausetot), sondern allenfalls eine politische Währung, die "zufällig" genauso heißt. Gerettet wird auch nicht Irland, Griechenland oder sonst ein Land.
Es geht nur um Bewahrung.
Bewahrt werden in Wahrheit Strukturen (z.B. Banken und deren Privilegien) eines verwahrlosten, betrügerischen und dysfunktionalen Finanz- und in letzter Konsequenz vielleicht sogar Wirtschaftssystems über ihre Zeit, die gekommen ist.
Bewahrt werden auch Politiker vor dem Gesichtsverlust, der mit dem Eingeständnis des Scheiterns von Maastricht verbunden wäre.
Bewahrt wird der Bürger vor der Konfrontation mit den Folgen seiner eigenen Bequemlichkeit und seiner Lebenslügen.
Bewahrt wird auch der Traum von einem irgendwann mal einigen Europa (vielleicht der einzige Aspekt, der eine echte Rettung wert wäre).
Gerettet wird also nichts,
allenfalls für eine gewisse Zeit noch verschleppt.
Aber Lügen leben nie ewig
und irgendwann kommt der Tag, wo wir nicht mehr zu retten sind und aufatmen und sagen:
Gott sei Dank - endlich können wir zum Punkt kommen!
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)