Die Reserven der Bundesbankkönnten die deutsche Beteiligung an Einlagen für den EFSF erhöhen …
Veröffentlicht am 09.11.2011 08:07:00 Uhr von Dr. Dietmar Siebholz
Selten so gelacht! Und wer auf der Edelmetall- und Rohstoffmesse in München war und sich die Zeit nahm, Frank Meyer´s und meine Schelte anzuhören, die ich bevorzugt meinen Landleuten und nicht der Regierung und nicht dem Parlament (die sind ja ohnehin in ihrer typischen Blockparteien-Konfiguration hilf- und wahrscheinlich sogar ahnungslos) widmete, wird wissen, worauf ich hinaus will.
Lassen Sie mich versuchen, bei allem "smoke and mirror" - also bei allen Nebelkerzen, die so gezündet werden, um uns den Überblick zu verwehren - die Situation der Bundesbank und ihrer Reserven zu analysieren. Bei "analysieren" fällt mir auf, dass dieses Wort eine okkulte zweite Aussage beinhaltet, sehen Sie sich nur die ersten vier Buchstaben an …
Also:
Die Bundesbank ist faktisch ja schon geplündert worden, denn bei einem Volumen von mehr als 450 Mrd. € für das Target-2-Programm (wenn Sie es noch nicht kennen sollten Sie sich über Wikipedia darüber informieren -
historisch Informierte könnten es auch als "Zweites Ruhrbesetzungs-Programm" - daher die 2 in ihrer Benennung - bezeichnen ), also den Verrechnungsposten zwischen den EU-Notenbanken gegen Sicherheiten und die Rückbürgschaft durch die EZB werden ja genug reale (aber noch nicht realisierte) Verluste der Bundesbank angefallen sein, um das früher ansehnliche Reservepotential (ich nenne es einmal neudeutsch) an andere Institutionen "geswapt" zu haben. Warum?
Nehmen wir einmal an, dass diese Target-2-Dispositionen nicht für die Unterstützung der niederländischen, der finnischen, der französischen oder der österreichischen Notenbank benötigt wurden, sondern eher für die verbleibenden Notenbanken, also für die, die man mit Glacéhandschuhen anfassen sollte.
Welche Sicherheiten haben dann diese Notenbanken der Bundesbank ausgeliefert?
Italienisches Gold?
Die Übertragung von griechischen Inseln oder die Aushändigung von griechischem Gold ?
Von irischem Whiskey, mindestens 10 Jahre alt?
Von portugiesischen Kork?
Niente, nada, no, nichts, quatsch!
Ich glaube, sie werden uns ihre Anleihen geliefert haben.
Und jetzt kommt die große Frage, wie hoch der von der Bundesbank für diese Sicherheiten angewendete Diskont für deren realen Marktwerkt lag.
Meine Frage an die BuBa in einer öffentlichen Diskussion wurde nicht beantwortet.
Nein, diese Aussage ist nicht korrekt, sie wurde nach dem üblichen Prinzip der Antwort, die gar keine ist, beantwortet nach dem Muster
"Guten Tag, können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist?"
Antwort: "Ja gerne…"
Also sagte man, man habe den üblichen Abschlag angesetzt.
Üblich?
Die übliche Höhe eines Abschlags für eine Pleitenation wäre 100%, für eine Nahezu-Pleitenation wäre 75%.
Glauben Sie wirklich daran, dass diese Grundsätze einer ordentlichen kaufmännischen Vorsorge berücksichtigt wurden?
Aber wir haben doch die Rückbürgschaft der EZB, wird uns dann gesagt.
Wenn Sie angesichts der Anleihekäufe der EZB, angesichts deren doch recht knappen Eigenkapitalausstattung von geschätzt 88 Mrd. € und der hohen Kreditvergabe an die anderen Notenbanken und an diverse obsolete Finanzinstitutionen in einem ebenfalls geschätzten Gesamtvolumen von mehr als 480 Mrd € noch im Entferntesten daran glauben, dass diese Bank keine Bad-Bank sein könnte, dann sollten Sie Ihr Weltbild korrigieren: Überprüfen Sie bei dieser Gelegenheit dann auch gleich Ihren Wissens- oder Glaubensstand in der Sache mit dem Zucker auf dem Fensterbrett und dem Klapperstorch.
Wie schön, dass diese Bank dann der Bundesbank garantiert, dass sie die Ausfälle aus dem Target-2-Programm absichert.
Ach ja, wenn die EZB wirklich den Bad-Bank Status erfüllen sollte, den ich ihr unterstelle, wer muss dann helfen?
Gut geraten, die 17 EU-Länder, besser gesagt die und ihre Notenbanken müssen die Hilfszahlungen leisten, also ist die Bundesbank mit einem Anteil von ca. 27% auch wieder dabei.
Nochmals zum Nachdenken und zur Überprüfung meiner Schlussfolgerung:
Die Bundesbank hat "durchlaufende Kredite" gemäß den Bedingungen des "Target-2-Programms" an andere Notenbanken in Höhe von mehr als 450 Mrd. € vergeben.
Sie erhielt Sicherheiten, die garantiert (nein nicht durch das Schuldnervermögen) also nicht den aktuell erforderlichen Bewertungsabschlag hatten.
Über den künftigen will ich gar nicht nachdenken.
So darf man von einem aktuellen Risikopotential und einem konkreten Abschlag von sagen wir einmal mindestens 25% ausgehen und das wäre schon fast wieder eine Schönfärberei, aber dieses Mal von mir. Wahrscheinlich wird es noch schlimmer sein.
25% von 450 Mfrd. € sind also 112,5 Mrd. €.
Wie sagte man uns bei einer öffentlichen Veranstaltung der Bundesbank in Hamburg ("wir freuen uns, dass wir es geschafft haben, den nahezu unveränderten Goldbestand zu verteidigen, so haben wir nun aktuell mehr als 105 Mrd. € stille Reserven")?
Richtig und wir sollten der Bundesbank und ihren Direktoren und Mitarbeitern dankbar sein für diese heldenmutige Arbeit, den gierigen Träumern in Berlin den Zugriff auf die Reserven über Jahrzehnte verweigert zu haben.
Aber "Reserven"? Haben Sie da nicht die Rechnung ohne die Berliner und Brüsseler Wirte gemacht?
Sind wir ehrlich: Die Reserven der Bundesbank sind hin, basta.
Und die Dollarguthaben sind keine Reserven, das ist grünes Papier..
Dennoch Dank an die Bundesbank und sollte sie nach der Abwicklung der Target-2-Programme und dem Ausfall der EZB als Garantin (und nach der dann fälligen Inanspruchnahme der Bundesbank für die Ausfälle der EZB) dann als neueste deutsche Bad-Bank tituliert werden dürfen, würde ich überzeugend dafür eintreten, dass Deutschland zumindest die Mittel für die Pensionslasten der Mitarbeiter übernimmt, wenn was für mich absolut sicher ist, die dann nach dem Ausverkauf der Aktiven und der Veräußerung der verbleibenden Aktiva nicht zur Deckung dieser Verbindlichkeiten ausreichend kapitalisiert sein sollte.
R.I.P. meine geliebte Deutsche Bundesbank. Und trotz allen Zynismus´: Das meine ich ernst, das ist meine aufrechte Meinung.
Zum Schluss noch einen Hinweis, den ich bei meiner Bühnendiskussion in München vergaß.
Ich habe meinen gestauten Zorn in hoffentlich wohlgesetzten Worten - zusammen mit einigen anderen Fachleuten - angesichts des Seminars von Sven Hermann in Fulda in einer DVD aufnehmen lassen.
Fragen Sie bei Sven Hermann nach.
Diese Werbung halte ich für eine moralische Verpflichtung gegenüber Herrn Hermann (
hermann@dolphin-economics.de), der sich viele Mühe gemacht und keine Kosten gescheut hat, eine Dokumentation mit den persönlichen Anmerkungen der Fachleute zustande zu bringen.
© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de
www.emuro.de
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)