Nachdem mir das i.M. zu volatil ist, um irgendwelche Charts incl. Prognosen in irgendeinen Thread reinzuhängen, mal ein Kommentar von Bernd Niquet zur Flucht aus dem Euro.
Übrigens gilt analoges zur Flucht aus Aktien ...
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Gespaltenes Denken
Freitag, 21. Mai 2010 um 22:41
Von Bernd Niquet
Verteilungsgerechtigkeit ist eines der wichtigsten Stichwörter der Gegenwart. Zwei Güter sind allerdings nicht nur in unserem Land in bester Weise gerecht verteilt – und das sind die Intelligenz und das Urteilsvermögen. Denn noch nie hat sich jemand darüber beschwert, zu wenig davon zu haben.
Es fällt nur manchmal etwas schwer, damit klarzukommen. Nehmen wir den Euro: Am Anfang des vergangenen Jahrzehnts war der Euro auf ein Niveau von 0,80 Dollar für einen Euro gefallen, heute hingegen stehen wir bei gut 1,20, nach einem Hoch von 1,40. Das liegt noch etwas über dem langjährigen Mittel und entspricht in etwa der Kaufkraftparität. Liest man jedoch die Presse und schaut Fernsehen, hat man den Eindruck, unser aller Ende stünde bevor.
Überall wird derzeit behauptet, Geld fliehe in großen Stücken aus dem Euro. Dabei kann kein einziger Euro aus dem Euro fliehen, denn wie sollte er das machen? Kein Euro kann aus dem Euro fliehen, so wie kein Mensch seiner Haut entfliehen kann. Obwohl manche das wollen und man es einigen sogar raten würde.
Wer sein Vermögen nicht mehr in Euro halten möchte, muss jemanden finden, der ihm andere Währungen dafür eintauscht und im Gegenzug seine Euro nimmt. Das Einzige, was sich dabei verändert, ist, dass jetzt jemand anderes die Euros hält und sich die Wechselkurse verändern. Aber das wird wahrscheinlich kaum ein Journalist jemals begreifen.
Schwierig ist es auch beim Staat. Eigentlich will ja jeder, dass der Staat keine Schulden mehr macht. Aber sparen soll er auch nicht. Und die Politiker sind doch alles Blödmänner, denn sie können eh nix verändern. Wenn sie dann aber etwas verändern, ist das nun auch wieder falsch.
Ganz unmöglich wird es aber alles erst beim Fußball. Da tritt ein Bayern-Spieler seinem Gegenüber brutal und bewusst mit den langen Metallstollen aufs Fußgelenk, doch anschließend setzt sich eine ganz Nation dafür ein, dass dieser Spieler doch bitte, bitte fürs Champions-League-Finale ausnahmsweise nicht gesperrt wird.
Passiert jedoch ein völlig identisches Foul in England und kostet den Deutschen Fußball-Führer die Weltmeisterschaft, rüstet das ganze Land zum Angriffskrieg gegen diesen vermeintlichen Gangster.
Freie Märkte und freie Meinungsvielfalt zeigen hier deutlich identische Merkmale. Jedem, der die Dinge richtig einschätzt, muss auch immer jemand gegenüber stehen, der sie falsch einschätzt, weil ansonsten das System nicht funktionieren führen. Die Hälfte aller Menschen muss sich zwangsläufig irren, sonst könnte die andere Hälfte nicht richtig liegen. Aber das muss man erst einmal begreifen.
Ganz anders und dennoch durchaus identisch hat das gerade auch Bill Bonner ausgedrückt: Man beginnt sein Leben mit vielen Erwartungen, ist zuversichtlich, wird dann vorsichtiger, schließlich realistischer. Anschließend kommt die Entmutigung. Nachdem man jedoch alle Hoffnungen aufgegeben hat, die Welt jemals zu verbessern, amüsiert einen das plötzlich, die Welt, man selbst und all die anderen. Im Grunde genommen ist es schon alles okay, so wie es ist.
Es ist wirklich herrlich, langsam alt zu werden.
Keine Ahnung wo das Ding hingeht ...