Insidertransaktionen am Neuen Markt

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Heikosz
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Insidertransaktionen am Neuen Markt

Beitrag von Heikosz »

Quelle: EuramS

Wenn Bosse Kasse machen



Seit dem 1. März wird veröffentlicht, welche Aufsichtsräte und Vorstände Aktien der eigenen Firma kaufen oder Verkaufen. Was hinter den einzelnen Transaktionen steckt.
von Joachim Spiering

Die Zahlen sprechen für sich: Allein im ersten Quartal dieses Jahres hat das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel 14 Untersuchungen wegen Insiderhandels am Neuen Markt eingeleitet. Und in den meisten Fällen bestätigte sich der Verdacht. Sieben Fälle wurden bereits zur Ermittlung an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Ganz klar: Der Neue Markt hat nach wie vor mit einem Vertrauensproblem zu kämpfen.
Dabei gelten an der deutschen Wachstumsbörse inzwischen schärfere Regeln, die eigentlich für mehr Transparenz sorgen sollen. So müssen seit dem 1. März Vorstände und Aufsichtsräte spätestens drei Tage nach Kauf, Verkauf oder Schenkung eigener Aktien die Transaktion melden. Damit auch der Kleinanleger etwas davon hat, werden die Transaktionen auf der Internetseite der Deutschen Börse aufgelistet. Außerdem müssen die Firmen in jedem Quartalsbericht die Aktionärsstruktur exakt aufschlüsseln.
Und tatsächlich, elf Wochen nach Einführung des neuen Regelwerks zeigt sich: Größere Kauf- oder Verkaufsaufträge von Vorständen und Aufsichtsräten sind seit Bestehen der Meldepflicht eher die Ausnahme. Meist werden kleinere Stückzahlen geordert oder verkauft. Und wenn doch einmal größere Pakete auf den Markt geworfen werden, dann hat das kaum Auswirkungen auf den Kurs.
So hat etwa Jesper Jos Olsson, Aufsichtsrat bei Letsbuyit.com, Anfang Mai eine Million Letsbuyit-Aktien abgestoßen. Das Papier stand damals bei 0,45 Euro. In den Tagen darauf sackte das Wertpapier zwar bis auf 38 Cent ab, inzwischen notiert der Kurs allerdings wieder über 40 Cent. Auch beim niederländischen Impfstoff-Spezialisten Rhein Biotech hatte der Verkauf von 19000 Aktien im Wert von rund zwei Millionen Euro durch drei Vorstandsmitglieder keinen Einfluss auf den Kurs. Und ein Zusammenhang mit der Veröffentlichung schlechter Nachrichten ist ebenfalls nicht zu erkennen.
Die neue Publikationspflicht kann für ein Unternehmen sogar zum Problem werden - wie das Beispiel Ernst-Rüdiger Baeres zeigt. Der Vorstandsvorsitzende des Münchner Medienunternehmens Intertainment hatte gegenüber dem Bankhaus JP Morgan privat für jemanden gebürgt und dafür eigene Aktien beliehen. Das hätte er wohl besser bleiben lassen, denn Baeres musste für die Bürgschaft geradestehen, JP Morgan verkaufte zur eigenen Absicherung bislang über 471000 Aktien aus Baeres Depot. Ein schmerzhafter finanzieller Verlust. Doch genauso schwer wiegt wohl der Imageschaden. Aufgeschreckt durch die im Internet aufgelisteten Aktienverkäufe fragten sich viele Investoren, ob Baeres mit seiner eigenen Firma nichts mehr zu tun haben wolle. Folge: Nach ohnehin extremen Kursverlusten in den Monaten zuvor sackte der Kurs allein am 14. März noch einmal um mehr als 20 Prozent durch.
Trotz höherer Transparenz am Neuen Markt, die Gefahr des Insiderhandels bleibt bestehen. Petra Krüll von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz fordert deshalb eine Verschärfung der Regeln: "Rund um kursrelevante Veröffentlichungen sollte es eine Zeitspanne geben, in der Altaktionäre keine Aktien verkaufen dürfen." Außerdem sollten Vorstände ihre Transaktionen bereits im Vorfeld ankündigen. Dabei ist es für die Firmenchefs jetzt schon nicht leicht, den richtigen Zeitpunkt zum Aktienkauf oder -verkauf zu finden. "Man muss dabei sehr aufpassen, um nicht in den Verdacht des Insiderhandels zu geraten", sagt etwa Hannes Niederhauser, Chef von Kontron einem Hersteller integrierter Mini-Computer. "Es ist äußerst schwierig, einen Zeitpunkt zu finden, an dem man nicht belangbar ist."
Dabei gibt es Mittel und Wege, wie ein Unternehmer Kasse machen kann, ohne dass er seine Aktienverkäufe melden muss oder in den Verdacht des Insiderhandels gerät. Die eleganteste Art: Man verschenkt einen Teil seiner Wertpapiere einfach an die Ehefrau oder die Kinder. <BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>guck guck Highlight[/quote] Zwar ist die Schenkung meldepflichtig, nicht aber ein späterer Aktienverkauf durch die Angehörigen. Und von dieser Möglichkeit wird durchaus Gebrauch gemacht. So durfte sich Mitte April der Filius von Boris Anderer, einem Aufsichtsratsmitglied des Software-Hauses Brokat, über 80000 Brokat-Aktien freuen. Ein nettes Präsent, immerhin hatten die Papiere damals einen Wert von rund 600000 Euro. Auch bei der Münchner FJA, einem Software-Spezialisten für die Versicherungswirtschaft, wurden Aktien verschenkt. Dort hat Vorstandsmitglied Rainer Herbers Papiere im Wert von knapp einer Million Euro an Angehörige überschrieben.

Schenkungen haben oft einen plausibeln Grund
Hinter den Schenkungen steckt nicht automatisch das Bestreben, ohne Wissen der Anleger Kasse zu machen, oft haben sie einen anderen Grund. "Dadurch habe ich meinen Anteil am Unternehmen knapp unter ein Prozent gebracht", erklärt beispielsweise Herbers. Hintergrund: Wer mehr als ein Prozent an einem Unternehmen hält, muss ab 2002 Gewinne aus dem Verkauf der Anteile unabhängig von der Haltefrist versteuern. Das heißt: Herbers kann nach der Verschenk-Aktion auch 2002 Aktien verkaufen, ohne dass ihm der Fiskus in die Tasche greift. Mit der Steuer argumentiert auch Kontron-Chef Niederhauser, der aktuell 16,33 Prozent aller Kontron-Aktien besitzt: "Ich wäre verrückt, wenn ich jetzt verkaufen würde. Zum einen ist unsere Aktie unterbewertet, zum anderen müsste ich dieses Jahr beim Verkauf 54 Prozent Steuern zahlen, nächstes Jahr aber nur 25 Prozent."
DSW-Sprecherin Petra Krüll hofft, dass das Thema Schenkung auch im 4. Finanzmarktförderungsgesetz berücksichtigt wird, das 2002 in Kraft treten und für noch klarere Regeln am Neuen Markt sorgen soll (siehe Seite 18). So ist geplant, dass bereits im Emissionsprospekt aufgeschlüsselt wird, welche der Altaktionäre an welche Haltefristen, die so genannten Lock-up-Perioden, gebunden sind. Zudem wird daran gedacht, die Aktien der Altaktionäre bis zum Ende der Haltefrist auf ein Sperrkonto zu legen. "Dadurch wird gewährleistet, dass während der Lock-up-Periode kein Insiderhandel betrieben werden kann", erklärt ein Sprecher des Finanzministeriums.
Wie wichtig hohe Transparenz ist, zeigt eine Studie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt. Die Finanzexperten haben vergangenes Jahr, als es die Meldepflicht noch nicht gab, die Kursentwicklung von 142 Neuer-Markt-Firmen untersucht, deren Lock-up-Fristen zu Ende waren. Ergebnis: Die Kurse machten in den ersten sechs Wochen eine um acht Prozent schlechtere Performance als der Nemax All Share. Die Wissenschaftler kamen deshalb zu dem Ergebnis: "Ja, der Ablauf der Lock-up-Frist ist ein kursrelevantes Ereignis."

Wenn Chefs in eigene Aktien investieren
Doch Vorstände trennen sich nicht nur von ihren Aktien, viele kaufen auch nach. Hannes Androsch etwa, Aufsichtsrats-Chef des österreichischen Leiterplattenherstellers AT&Shat seit 1. April für über 3,5 Millionen Euro AT&S-Aktien gekauft. Auch die Chefs von Mensch und Maschine, Rösch Medizintechnik oder Infor Business kaufen regelmäßig Aktien des eigenen Unternehmens. Den Vorwurf, dass es sich wegen der teilweise sehr niedrigen Stückzahlen von 50 oder 100 Papieren um PR-Arbeit oder Kurspflege handele, lassen sie nicht gelten. "Das wäre teure PR", sagt Andy Rösch. Nach eigenen Angaben hat er seit dem Börsengang Aktien im Wert von rund 500000 Euro nachgekauft, "weil ich von unserem Geschäftsmodell überzeugt bin".

Ähnlich ar-gumentiert Adi Drotleff, Chef des Software-Hauses Mensch und Maschine. Er hatte bereits im Herbst 2000 gesagt, dass Kurse unter 25 Euro aus seiner Sicht Kaufkurse seien. Seitdem haben er und seine Angehörigen rund 250000 Aktien eingesammelt. "Wir machen das immer in kleinen Stückzahlen, um den Kurs nicht zu treiben."
Petra Krüll warnt jedoch vor einer Überbewertung von Aktienkäufen durch Vorstände. "Eigentlich sollte jeder Chef von der eigenen Firma überzeugt sein."
"i can´t live without my phone, but you don´t even have a home.....!" Eine Popsängerin
sed

Beitrag von sed »

:D :D :D :D :D :D :D

Liebe Grüße
sed
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