Interview mit Herrn André Kostolany (19. Juli 1999)

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Moderator: oegeat

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sed

Interview mit Herrn André Kostolany (19. Juli 1999)

Beitrag von sed »

Ich frage mich sehr oft,

Würde kostolany; wenn er noch Leben würde, mit Heutiger Börse Fertig werden.

Der Internet hat es ermöglicht, das jeder Information für jeden zugänglich ist. Da jeder zur gleiche zeit desselber Information hat. Will jeder dasselber tun. Entweder kaufen oder verkaufen, wollen die alle gleihzeitig. Die Börsianer rennen von eine ecke zum anderen einfach so. Ohne gedanken

Boersenreport.de:
Herr Kostolany, in den vielen E-Mails, die uns für Sie übermittelt werden,
taucht immer wieder eine Frage auf: Droht ein mit 1929 vergleichbarer
Crash, wie ihn einige Crash-Gurus voraussehen?
Kostolany:
Meine Antwort lautet: Nein! Eine tiefe Wirtschaftsrezession, wie sie der
Krach von 1929 nach sich zog, halte ich für ausgeschlossen. Die Wirtschaft
von heute mit der von damals zu vergleichen wäre genau so dumm, wie
die Brieftaube mit dem Telefax zu vergleichen. Es gibt unter vielen vor
allem einen entscheidenden Unterschied. Das Goldstandardsystem, das
damals die Zinspolitik diktierte. Die Währungen hatten damals feste
Wechselkurse und mußten mit Gold gedeckt sein. Wenn eine Währung
aufgrund von Abflüssen zur Schwäche neigte, mußten die Zinsen
erhöht werden, auch wenn sich die Wirtschaft in einer Rezession befand.
Das war 1929 der Fall und hat die ganze Weltwirtschaft in die tiefste
Krise ihrer Geschichte geführt. Erst als Präsident Roosevelt die Gold-
Deckung aufhob war die Krise gelöst.

Der Börsenkrach von 1987 löste erst gar keine Wirtschaftkrise aus, da
der US-Notenbankpräsident Alan Greenspan bereits einen Tag danach
erklärte, er werde die Wirtschaft notfalls in Liquidität baden.

Boersenreport.de:
Das ist ein gutes Stichwort: Droht denn ein Krach wie 1987 ?

Kostolany:
Das will ich hier und jetzt nicht voraussagen. Die wirtschaftliche
Situation ist zumindest in Amerika phantastisch, was langfristig für
weiterhin gute Kurse spricht. Doch Börsenrückschläge - auch sehr
heftige - wird es immer wieder geben. Aktien sind nach zehnjähriger
Hausse nicht gerade mehr billig. Ein wenig Kasse machen und einen
Teil zu verkaufen, kann sicher nicht schaden.
Turon

Beitrag von Turon »

Und das ist bei Kosto das Problem.

Polemik und Geschichteerzälerei konnte er immer gut. :)
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Techniker
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Beitrag von Techniker »

Ich finde obige Aussagen gar nicht so polemisch...

Aus meiner Sicht besteht die grösste Gefahr für einen Börsencrash in der (noch) fehlenden Aktienkultur der Anleger.

Die Gefahr besteht in dem (übrigen auch bei Mitgliedern dieses Boards zu beobachtenden) Tunnelblick. Damit meine ich z.B. die irrationale Beharrung auf lediglich zwei Märkten, Nasdaq und Nemax. Als ob sich die Weltwirtschaft um diese beiden Segmente fraglicher Natur drehen würde.
Ich meine mich nicht erinnern zu können hier auch nur einen Beitrag über den S&P, den Russel2000, den FTSE, Nikkei oder CAC40 gelesen zu haben, geschweige von osteuropäischen, russischen oder fernöstlichen Märkten.

Ist es irgendjemanden bewusst das z.B. zwei japanische Firmen wie etwa Sumitomo und Mitshubishi zusammen so gross sein dürften wie der gesamte Neue Markt.

Lieber wird sich an der Nasdaq getummelt, Währungsrisiken und Zusatzrisiken wie das in Mode gekommene Shorten werden ignoriert. Auch fehlende Umsätze, Anlegertäuschung und fehlende Substanz am Neuen Markt wird ignoriert.

Warum das so ist, weiss ich nicht, vermutlich weil a) Niemand darüber nachdenkt, b) nur die täglichen Prozentzahlen der Top5 angeschaut werden und sich jeder denkt "cool 30% an einem Tag, wäre doch blöde wenn ich woanders investieren würde", die Flop5-Liste wird natürlich ignoriert, c) Klondike ruft, und d) eine riesige Marketingmaschinerie und die Mehrheit des Mobs es einem diktiert.

Mich persönlich nervt es kolossal und ich habe mir wie Turon zuvor schon einige male überlegt den Bettel hinzuwerfen und nie wieder in Posting in irgendeinem Board zu verfassen, denn es macht keinen Spass wie Don Quichote gegen Windmühlen anzutreten.

Dies ist auch der Grund warum ich hier keine Analysen mehr veröffentlichen, denn lieber kaufen sich die Leute eine Letsbuyit.com und verzocken ihr Geld auf gut Glück, als z.B. soliden OS auf einen Bluechip zu kaufen.

Es gäbe noch viel mehr zu sagen, z.B. wie einige Superschlaue massenhaft 3 Monats-charts von illiquiden Werten reinstellen und überall Doppeltiefs und inverse SKS sehen, oder manische Ad-Hoc, Analystenmeinungen und Börsenbriefsammlern.

Die meisten würden ein Bombeninvestment mit solider Chancen-/Risikostruktur doch nicht mal erkennen wenn es ihnen ins Gesicht springt!

Erstmal genug gestänkert ich bin was das angeht halt ein bischen genervt!
Gruss, eurosale"Risk comes from not knowing what you are doing!" Warren Buffet
dawes28

Beitrag von dawes28 »

Eurosale, due sprichst im Grunde genommen das Niveau der Anleger im Allgemeinen und auch das unserige an:
Wenn man unsere Einrichtung als eine Art Börsenschule betrachten würde, käme man ganz schnell zu dem Ergebnis, daß wir keine geregelten Klassen haben, sondern eine einzige große Gemeinschaftsklasse mit Erstklässlern und Oberstufenschülern gemeinsam. Das ist eine ganz schwierige Ausganslage! Aber es bringt doch nichts, sich mißverstanden und / oder entäuscht zurückzuziehen. Wie sollen denn gerade Anfänger, und dazu rechne ich mich auch, irgenwann mal dahin kommen, daß es eine riesengroße Bandbreite von Anlagemöglichkeiten außerhalb des NM und der
Nasdaque gibt, wenn die fitten Leute schweigen??
Turon

Beitrag von Turon »

Kann ich auch vollkommen verstehen.

Mir geht es nämlich genauso.

Bitte nimmt Abstand von der NEMAX/NASDAQ Zockerei und auch diese ganze Buden a lá
SMAX Werte etc.

Das was Ihr Euch damit antut, ist selbst Geschaffenes Informtionsoverclocking die kein Mensch richtig verarbeiten kann, nicht nur weil die meisten Adhoc´s äußerst hinterhältig sind, nicht nur deswegen weil
diese Firmen allersamt auf seidenden Faden hängen.

Der Nemax/Nasdaq ist gut für eine Raylle
nur wann kommt schon so eine? Oder wie oft?

Es gibt etliche Gründe warum die Leute sich auf die beiden Börsen konzentrieren:

1) Desinformation:
a) der Begriff High-Tech´s, oder
Wachstumsbörse; Bitte versteht es so:
Profitreporter brauchen eine sagenhafte
Unterstreichung, dieser Begriff setzt
sich in den Gehirnen fest;
Nun - das ist eine sagenhafte Täuschung;

b) Mit Optionscheinen kann man sein Geld
nur verlieren. Das ist eine weitere
Falschaussage, resultiert wohl daraus
weil man wieder OS auf Nas/Nem Werte
kauft.

c) Mit ausgeklügelter Technik läßt sich
nämlich auch den Dax hervorragend
topen;

Zum Thema Börsen: also ich habe für mich aktuell den Schlußstrich bei den beiden Börsen Nemax/Nasdaq gezogen.

Ich fasse es jetzt zusammen zu einem Begriff: Schrottplatzinvestments

Es gibt auf dieser Welt so wunderbare BlueChips Branchen, mit enormer Anlagesicherheit und vor allem Berechnbarkeit, daß man damit auch hervorragend leben kann.

BIDDE LEUDE: Es gibt auf dieser Welt mindestens 80 Firmen wo man wirklich was daruas machen kann, mit ruhigen und soliden Erfolg. Das kann man wirklich optimieren.

Bei Nemax? solange die Welt noch i.O war
waren das Risiko/Chancen Verhältnis akzeptabel. Jetzt ist es das nicht mehr.
So einfach ist das und nicht Anders.
Turon

Beitrag von Turon »

Ich antworte mal darauf:

Eurosale, due sprichst im Grunde genommen das Niveau der Anleger im Allgemeinen und auch das unserige an:
Wenn man unsere Einrichtung als eine Art Börsenschule betrachten würde, käme man ganz schnell zu dem Ergebnis, daß wir keine geregelten Klassen haben, sondern eine einzige große Gemeinschaftsklasse mit Erstklässlern und Oberstufenschülern gemeinsam.

Diese Unterschiede sollte man nach und nach ausmerzen, in dem man sich auf einen Segment einigt. Das Problem ist: der Oberschüler hat seine Erfahrungen und damit einen ganz andere Sichtweise der Dinge.

Das ist eine ganz schwierige Ausganslage! Aber es bringt doch nichts, sich mißverstanden und / oder entäuscht zurückzuziehen.

Mal eine andere Frage: wie gut kann ein Oberschüler die anderen Schrottplatzbörseanhänger beraten, versuchen auf andere Segmente hinzuweisen und die Vorteile diesen anderen Segments aufzählen,
während tagelangen Ausführungen binnen 3 Minuten durch das bloße Anschauen von Top 5
der Nemax Werte aus uns wieder blinde Kühe machen? Ich kann eurosale voll und ganz verstehen.


Wie sollen denn gerade Anfänger, und dazu rechne ich mich auch, irgenwann mal dahin kommen, daß es eine riesengroße Bandbreite von Anlagemöglichkeiten außerhalb des NM und der Nasdaque gibt, wenn die fitten Leute schweigen??

Na ja, als die Leute Ihre Analysen gepostet haben, war der Lesetraffic so klein,
das man sich weiter auch keine Mühe macht.

Ein Thread mit Intershop Adhoc wurde seinerzeit 150 mal gelesen, ein Thread mit einer technischer Analyse von Volkswagen und
BMW, vielleich gerade mal 20.

Und ich habe hier auch schon zum Teil auch mit purer Gewalt versucht, hat auch nicht geholfen.


Vielleicht sollten wir einfach die ganzen Werte des Nemax auf Sperrliste setzen, und eine Weile nichts Anderes als wahre Bluechips besprechen. Und die Möglichkeiten.
Und die Strategien.

Die dann auch nachvollziehbar sind und nötige Aufmerksamkeit auch gewährleistet wird, weil man sich von einer Fantastic
die gerade 20% bei einem Umsatz von 3000 Aktien holt nicht abgelenkt wird.

Es würde jedem, aber auch wirklich jedem gut tun eigene Gedanken zu sortieren.
Ich kann nur soviel sagen. Wer sich dem Dauerstress aussatzt und Schrottbörse beobachtet, der wird nie was lernen. mit einem Ohr rein und anderen wieder raus.
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Heikosz
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Beitrag von Heikosz »

@eurosale und Turon: Ihr habt beide recht !!!.

Wobei man aber fairerweise sagen sollte, dass eurosale schon immer diese Meinung vertreten hat (Turon ;): soll aber keine Wertung sein).

Ich sach ma: lernen durch Leidensdruck.

Der Neue Markt und alle seine Randerscheinungen (Förtsch, etc.) hat auch sein gutes: es kommen viele neue "Anleger". Ein grosser Teil fällt auf die Nase und versucht es nie wieder und ein kleiner Teil lernt. Wir zählen (hoff hoff) zu den letzteren.
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Beitrag von Techniker »

@alle: diesen Beitrag bitte genau lesen und nicht nur überfliegen!

Hallo Dawes,

es liegt mir nichts ferner als das Niveau unserer Mitglieder oder die anderer Boards zu kritisieren.

Es macht mir nichts aus wenn jemand nichts weiss, es macht mir aber etwas aus, wenn niemand was wissen will!!!!

Bei den TraderInsidern ist das ja noch gar nicht so tragisch, Tendenzen sind aber auch hier zu sehen.

Eine Weile dachte ich durch Aufklärungsarbeit etwas hier zu erreichen, aber ich glaube, dass sich kaum jemand mal hingesetzt hat und seine Anlagestrategie formuliert!

Es ist nämlich ein Unterschied ob jemand sein erarbeitetes Geld das aber gerade übrig ist kontinuirlich mit kalkulierbaren Risiko vermeheren will oder ein paar Kröten auf der Kante hat und vom grossen schnellen Reichtum träumt. Das meinte ich auch mit c) Klondike.

Wenn man Klondike (Goldrausch Anfang 19. Jh) als Analogie hernimmt gestaltet sich das so. Der eine geht unternehmerisch vor kauft sich Land, nachdem er mit viel geologischer Arbeit gesucht hat, gründet eine Goldmine und hat ein sichere Anlage, der Andere macht sich auf, schnappt sich ne ungeeignete Bauarbeiterschaufel, geht ohne Plan von Schürferei los, stellt sich in den Fluss, wartet bis die Goldklumpen vorbeischwimmen und träumt von den Millionen. Hinzu kommt das ein Golminengründer dem Flusssteher Tipps gibt und letzterer ihn auslacht und sagt: "So wirst Du nie reich!".

Ich gebe jetzt mal nen Tipp:

1.) Setzt Euch mal hin und macht Euch gedanken über Chancen. Vergleicht mal die 3-Jahresperformance des Nemax50 (-33%) mit der 3-Jahresperformance des EuroStoxx50 (+80%)

2.) Macht Euch Gedanken über Risiken der Einzelinvestements. Am Neuen Markt muss man durchaus mit Verlusten von 99% sogar mit kompletten Delisting rechnen. Darüberhinaus zu kurze Kursbasis, Anlegertäuschung Insidergeschäfte, fehlende Liquidität.

3.) Vergleicht Chancen mit Risiken

4.) Überlegt ob die beiden Chancen/Risiken-Verhältnisse in angemessenen Verhältnis zueienander stehen.
Gruss, eurosale"Risk comes from not knowing what you are doing!" Warren Buffet
Turon

Beitrag von Turon »

Heikosz:

Ich habe früher vor 1998 kaum Werte aus diesem Segment beachtet. Solange jedoch alles einigermaßen im Lot ist gehe ich schon davon aus, daß man mit der geballter Masse
wenn sich die Indizies ausgesprochen fest
halten mitschwimmen kann.

Was noch zu sagen wäre: nun - bei den Anlagen in Nemaxwerte war ich mir eigentlich nie 100%-ig sicher, bis auf eines:

Daß die Party vorbeigeht. Daher war das letzte Jahr insgesamt am Nemax für mich doch ziemlich erfolgreich gewesen, aber ich habe auch in den meisten Fällen das Bärenszenario
bevorzugt.

Und irgendwann muß man auch den Schlußstrich ziehen.

Es gibt extreme Nachteile wenn man NAS/NEM handelt - Du verlierst eindeutig mit der Zeit die Übersicht - so zum Beispiel die so wichtigen Konjunkturdaten.

Darum habe ich mich seit Monaten nicht gekümmert.

Sind wohl Spätfolgen von Infooverclocking. :D
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