Warnung vor Zertifikaten der Landesbank Berlin (LBB)

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goa4711

Warnung vor Zertifikaten der Landesbank Berlin (LBB)

Beitrag von goa4711 »

Hiermit möchte ich alle Forumsteilnehmer eindringlich vor Zertifikaten der Landesbank Berlin (LBB) warnen, um Andere vor ähnlichen finanziellen Schäden, wie sie mir durch diese Bank widerfahren sind, zu bewahren:

Ende 2007 investierte ich einen größeren Betrag in ein Produkt dieser Bank, das TopZins Währungspicker-Zertifikat (WKN LBB1WS5, ISIN DE000LBB1WS5). Am 8.10.08 mußte ich dann feststellen, daß die durch die LBB gestellten An- und Verkaufskurse innerhalb eines einzigen Tages um mehr als 7% gefallen waren. Als ich daraufhin Kontakt mit der LBB aufnahm, wurde mir zu meinem maßlosen Erstaunen erklärt, daß die LBB seit dem 8.10.08 nicht mehr die im Verkaufsprospekt angegebene Formel zur Berechnung der An- und Verkaufskurse anwendet, sondern von dem so errechneten Wert noch den akkumulierten Kredit Default Spread der LBB bis zur Fälligkeit des Zertifikates in 2016 abzieht. Anders ausgedrückt: Meine Zertifikate mit einem Ausgabepreis von 100 €, die am Vortag noch 102,20 € kosteten, waren plötzlich nur noch 94,20 € wert, weil die LBB jetzt *IHR* Kreditausfallrisiko von *MEINEM* Rückgabepreis abzieht. Die LBB hätte diese Maßnahme vorab juristisch geprüft und ich könnte das Zertifikat ja bis zur Fälligkeit in 2016 halten, da dann die im Verkaufsprospekt angegebene Formel wieder Anwendung finden würde.

Offensichtlich kann die laufende Stellung von An- und Verkaufskursen und damit die Rückzahlungshöhe des investierten Kapitals an den Anleger bei einem Verkauf vor der offiziellen Fälligkeit zumindest bei diesem Papier beliebig zugunsten des Emittenten geändert werden.

Ich finde diese Vorgehensweise abenteuerlich und werde mit Sicherheit keine Produkte dieses Hauses mehr kaufen. Auch denke ich, daß die LBB mit derartigen Aktionen vielleicht kurzfristig ihre Bilanz aufbessern kann, mittelfristig aber dem sowieso schon stark angeschlagenen Ruf sowohl der Zertifikatebranche als auch der Landesbanken extrem schadet.
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schneller euro
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Beitrag von schneller euro »

Ganz so negative Erfahrungen mit der LBB habe ich zum Glück nicht gesammelt, aber kürzlich habe ich mir nach längerer Zeit mal wieder das Lingohr-Alpha (LBB1ZT) angeschaut. Der Spread beträgt ca. 2,5% (immer noch 2 Euro, wie seinerzeit bei Emission), ganz schön happig.
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Fondsfan
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Beitrag von Fondsfan »

Das kann doch niemanden wundern.

Ich erlebe das Verhalten der LBB gegenüber
Anlegern in völlig anderem Zusammenhang
und kann nur feststellen, daß kein noch so
absurdes Argument zu abwegig ist, um
Zahlungspflichten zu vermindern oder sie
wenigstens zu verzögern - natürlich ohne
Zinsentschädigung.

Für mich sind nach diesen Erkenntnissen
alle Produkten dieser Bankengruppe nur noch
drittklassig - im übrigen sage ich das nicht, weil
es um meinen eigenen Geldbeutel ginge, aber
ich bekomme so manches mit.
Sven
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Beitrag von Sven »

Vielleicht mal ne generelle Überlegung zur Handelbarkeit von Zertifikaten an deutschen Börsen, von dem Emittentenrisiko will ich mal nicht reden.

Ist zwar schon ein älterer Beitrag, aber trotzdem aktuell.

http://www.wiwo.de/finanzen/warum-an-cr ... en-270039/
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Fondsfan
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Beitrag von Fondsfan »

@ Sven

In der Tat lesenswert.

Am interessantesten fand ich die Aussage am Schluß,
daß heute schon 25 % des Umsatzes in Zertis über die
Börse laufen - in Foren kann man immer wieder die
Behauptung lesen, daß so gut wie alles im Direkthandel
mit den Emittenten abgewickelt wird.
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schneller euro
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Beitrag von schneller euro »

Mehr als 5 Jahre nach Thread-Eröffnung sind aus Warnungen und Befürchtungen Realität geworden:

Von http://www.zertifikate.lbb.de:
"ÜBERGANG DES KUNDENORIENTIERTEN KAPITALMARKTGESCHÄFTES DER LANDESBANK BERLIN AG ZUR DEKABANK
Das Zertifikategeschäft der Landesbank Berlin AG („LBB“) soll zum 1. Januar 2014 auf das gemeinsame Wertpapierhaus der Sparkassen-Finanzgruppe unter dem Dach der DekaBank in Frankfurt übertragen werden. Auch die entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dann ihren Arbeitsplatz in Frankfurt haben. Die LBB selbst wird keine Zertifikate mehr emittieren. Neuemissionen sollen ab dem 1. Januar 2014 ausschließlich von der DekaBank vorgenommen werden.
Von der LBB emittierte und noch nicht zurückgezahlte Zertifikate („LBB-Zertifikate“) werden voraussichtlich Anfang 2016 im Wege eines Emittentenwechsels auf die DekaBank übertragen.Für die Anleger hat dies keine Auswirkungen, da die Haftung der LBB für diese Zertifikate nicht berührt wird.
Bestimmte Produkte werden ab Januar 2014 nicht mehr von Berlin aus betreut werden können. Daher sah sich die LBB gezwungen, bereits einige LBB-Zertifikate fristgerecht zu kündigen. Die Liste der bereits gekündigten Zertifikate finden Sie unter dem untenstehenden Link „Vorzeitige Rückzahlung“. Die Kündigung weiterer Zertifikate wird sich leider nicht vermeiden lassen. Darüber werden wir Investoren zeitnah informieren.
Die Landesbank Berlin bedauert die daraus resultierenden Unannehmlichkeiten für investierte Kunden.
Bei Fragen zu diesem Vorgehen stehen wir Ihnen gerne unter der Servicenummer 069 - 7147 887983 zur Verfügung..."

Dann der Unterpunkt Vorzeitige Rückzahlungen:
"... Die Landesbank Berlin AG kündigt die nachfolgenden Zertifikate gemäß § 7 Abs. 2 der jeweiligen Produktbedingungen außerordentlich. Der den Zertifikaten zugrunde liegende Index wurde jeweils am 30. Dezember 2013 letztmalig berechnet. Die Rückzahlung der Wertpapiere erfolgt am 14. Januar 2014.
Bewertungstag: 30. Dezember 2013, letzter Handelstag: 8. Januar 2014 ...
DE000LBB1XW5 Q-Dow Jones EURO STOXX 50 ® Effizienzportfolio-Zertifikate 145,33 EUR 123,95
DE000LBB1WS5 TopZins Währungspicker-Zertifikate 109,39 EUR 109,39 ..."

-> Das legendäre Zertifikat von Prof. Gerke -> Thread ist also ebenso betroffen, wie der hier im Board mehrfach erwähnte "Währungspicker"
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