Skandalladen USA - Nahrungsmittelunsicherheit

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narli

Skandalladen USA - Nahrungsmittelunsicherheit

Beitrag von narli »

Quelle: Tagesschau.de
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html

Regierung stellt Bericht vor

Amerika schafft den Hunger ab
35 Millionen US-Amerikaner gehen hungrig ins Bett. Das geht aus dem vom Landwirtschaftsministerium in Washington vorgestellten "Hungerbericht" hervor. Doch "Hunger" gibt es in den USA gar nicht mehr. Offiziell leiden diese Menschen an "Nahrungsmittelunsicherheit".

Von Carsten Schmiester, NDR-Hörfunkkorrespondent Washington


35 Millionen Amerikaner leiden Hunger

Der neue Hungerbericht der US-Regierung ist für viele gleich dreifach schlimm. Erstens: Das zuständige republikanisch geführte Landwirtschaftsministerium hat ihn bewusst bis nach der Kongresswahl zurückgehalten. Die Demokraten sprechen von einem üblen Manöver: Unangenehme Fakten seien da verheimlicht worden. Zweitens: Zwar gibt es drei Millionen weniger hungrige Menschen in den USA als vor einem Jahr, aber noch immer sind 35 Millionen betroffen, allesamt arm und überwiegend Angehörige nicht-weißer Minderheiten.

Das dritte Ärgernis: Offiziell gibt es gar keinen "Hunger" mehr. Elf Prozent der Bevölkerung leidet laut Mark Nord vom Landwirtschaftsministerium statt dessen an - wie es offiziell heißt - "Nahrungsmittelunsicherheit". Künftig klagt man in Amerika also nicht mehr über "Hunger", sondern spürt eine gewisse "Nahrungsmittelunsicherheit". Dann geht man zum nächsten Fastfoodrestaurant - wenn man sich das leisten kann. Selbst Hamburger-Billig-"Menues" sind nach Nords Angaben unerschwinglich für Millionen amerikanischer Haushalte.

Geringe und sehr geringe NahrungsmittelunsicherheitElf Prozent der US-Bevölkerung hatten dem Bericht zufolge während des Jahres Probleme, genug zu Essen auf den Tisch zu bekommen. Es gibt zwei Gruppen: Die mit geringer und die mit sehr geringer Nahrungsmittelsicherheit. Die Erwachsenen ließen Mahlzeiten ausfallen oder aßen nur ein bisschen, weil sie kein Geld hatten. Oder sie gaben ganz allgemein an, zu wenig gegessen zu haben. Unter anderem auch, damit wenigstens die Kinder einigermaßen versorgt werden konnten.

Doch selbst das war im vergangenen Jahr nicht überall möglich. "Alleinerziehende Mütter haben viel größere Nahrungsmittelunsicherheit als andere. 2005 war jede Dritte betroffen, acht Prozent davon ging es besonders schlecht." Sie wiederum gehören zu der Gruppe, die im Gegensatz zum allgemeinen Trend größer geworden ist, zu denen mit "sehr geringer Nahrungsmittelsicherheit". 10,8 Millionen Amerikaner teilen dieses Schicksal, 100.000 mehr als im Jahr 2004. Damals durften die Fachleute noch von "Nahrungsmittelunsicherheit mit Hunger" sprechen, bevor man beschloss, dieses hässliche Wort zu streichen.

"Hunger ist Lebenswirklichkeit""Leider hat es unsere Regierung nicht geschafft, den Hunger selbst zu beseitigen", werden nun Aktivisten wie Pastor David Beckman von der "Anti-Hunger"-Gruppe in amerikanischen Medien zitiert. Seine Forderung an die Regierung in Washington: Wir sollten das Wort "Hunger" nicht scheuen, denn Hunger ist für viele Amerikaner nach wie ein Stück Lebenswirklichkeit.
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