Das meinen die Experten zu Dax Dj usw
Verfasst: 16.10.2006 13:39
DAX 9700 - Kommt die Mega-Hausse? (EurAmS)
Nach Meinung einiger Banken ja. Für die nächsten zwei Jahre kann es demnach an den
Nach Meinung einiger Banken ja. Für die nächsten zwei Jahre kann es demnach an den Börsen steil bergauf gehen, ähnlich wie 1995 und 96. Die Parallelen zu 2006 sind in der Tat verblüffend
von Hans Sedlmaier, Euro am Sonntag
Der eine badete gern stundenlang vor wichtigen Zinsentscheidungen. Mit der Deutung seiner
nebulösen, oft gar rätselhaften Sätze waren ganze Mitarbeiterstäbe in Großbanken beschäftigt.
Der andere wirkt freundlich, offen und kompetent. Doch auch bei ihm rätseln die Finanzmärkte,
wie er wirklich tickt. Der eine ist Alan Greenspan, der Vater des längsten Aufschwungs der
US-Geschichte. Der andere ist sein Nachfolger an der Spitze der Notenbank, Ben Bernanke.
Greenspan setzte 1995 mit seiner Zinspolitik den Startschuss für eine Mega-Hausse an den
Börsen. Bernanke könnte dabei sein, durchaus Vergleichbares zu schaffen. Das jedenfalls
glauben Experten, die verblüffende Parallelen zwischen damals und heute feststellen. Zwei
aktuelle Studien der Commerzbank und der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) kommen
unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass sich die Mega-Hausse durchaus wiederholen
könnte. Der DAX könnte laut Landesbank Rheinland-Pfalz binnen zwei Jahren auf 9700 Punkte
steigen.
LRP-Analyst Andreas Hürkamp war der erste, dem die Ähnlichkeit der Ausgangssituation
aufgefallen ist. "Heute wie damals hat die US-Notenbank aufgrund der wachsenden Geldmenge
die Zinsen deutlich nach oben geschraubt. Wichtige Indizes wie Verbrauchervertrauen und
Einkaufsmanagerindex sind rückläufig. Die Stimmung am Aktienmarkt ist nach einem
mehrjährigen Wirtschaftsaufschwung eher skeptisch", so vergleicht Hürkamp die
Ausgangssituation 1995 und 2006.
Der Stimmungsabschwung drückt auf das reale Wirtschaftswachstum der größten
Volkswirtschaft der Welt. "Die Abschwächung des privaten Konsums und des Wohnungsmarkts
wird das Wachstum bremsen", sagt Michael Pohn, US-Aktienstratege der DZ Bank, über die
Perspektiven der amerikanischen Ökonomie. Er rechnet "mit einer Abschwächung des
Wirtschaftswachstums von derzeit 3,3 Prozent auf 2,5 bis 2,6 Prozent im Jahr 2007". Dazu passt
das dann ebenfalls schwächer erwartete Gewinnwachstum der Unternehmen.
Die Sorgen von Anlegern scheinen also durchaus berechtigt. Auch viele Analysten halten neue
Hochs an den Börsen mittelfristig für wenig wahrscheinlich und rechnen meist mit einer
Seitwärtsbewegung. Skeptiker fürchten gar eine Wiederholung des Jahres 2000, als die
überhitzten Börsen in einen jahrelangen Abwärtstrend gerieten. Es gibt Banken, die bereits mit
Kurskorrekturen von von bis zu 20 Prozent kalkulieren.
Doch für die Optimisten ergeben die ökonomischen Puzzleteile des Jahres 2006 im historischen
Kontext ein deutlich freundlicheres Bild. Ingo Mainert, Leiter Vermögensverwaltung und
Wertpapiermanagement der Commerzbank: "Entscheidend ist die Politik der US-Notenbank.
Welche Auswirkungen sie hat, hat man zuletzt bei den Kurseinbrüchen Mitte Mai gesehen."
Tatsächlich hatte der Markt schon im Frühjahr mit einem Ende der Zinsanhebungen gerechnet.
Fed-Chef Ben Bernanke jedoch hatte aus Sorge um eine mögliche Blase am überhitzten
Immobilienmarkt die US-Leitzinsen ein weiteres Mal erhöht. Daraufhin gaben die Kurse nach.
Der wichtige Index S&P 500, der die Kurse der 500 größten US-Konzerne widerspiegelt, fiel von
1323 Punkten auf 1223 Punkte – ein Minus von 7,6 Prozent. Jetzt im Herbst sieht die Lage viel
besser aus. Es gibt gute Gründe für eine bevorstehende Hausse in den USA und auch in
Deutschland.
Die Bewertungen sind günstig. Die Kurs/Gewinn-Verhältnisse (KGV), die zeigen, wie hoch die
Börse ein Unternehmen bewertet, sind – trotz der Kurssteigerungen der vergangenen Jahre – in
den USA und Europa auf moderatem Niveau. Denn die Gewinne der US-Firmen sind stärker
gestiegen als ihr Börsenwert. Zwölf Geschäftsquartale in Folge sind sie zweistellig gewachsen,
während die Aktienkurse in den Vereinigten Staaten lediglich ein Plus zwischen zehn und 15
Prozent verzeichnen konnten.
Aufgrund dieser ungleichen Entwicklung ist in den Jahren 2004 bis 2006 im S&P 500 das
durchschnittliche KGV von 18 auf 14 gefallen. Im DAX liegt es mit 13,5 sogar noch niedriger. Und
im Gegensatz zu den USA ist der Trend hierzulande ungebrochen: Die Gewinne der
DAX-Unternehmen sollen in diesem Jahr um elf Prozent steigen, 2007 sogar um 14 Prozent.
Das ähnelt sehr der Entwicklung von 1993 bis 1994, als das KGV im S&P 500 von 16 auf 13 fiel.
Auch damals der Grund: Die Unternehmen verzeichneten eine Rekordgewinnserie. 13 Quartale in
Folge nahm das Gewinnwachstum zweistellig zu, doch die Aktienkurse kamen in der Zeit kaum
voran.
Dann überraschte 1995 als ein echtes Hausse-Jahr, in dem die S&P-Aktien um 34 Prozent
zulegten. Die Kurse boomten, obwohl der wichtigste US-Index für die Entwicklung der
Industrieproduktion, der ISM Manufacturing, auf 45 Punkte fiel, und damit klar unter der als
kritisch geltenden Grenze von 50 Punkten lag.
Die Zinspolitik der Notenbank in den USA ist der entscheidende Faktor. Bisher verhinderte der
besorgniserregende Anstieg der Immobilienpreise Zinssenkungen. Doch nun scheint eine "weiche
Landung" der amerikanischen Wirtschaft wahrscheinlicher als ein harter Aufprall. Der
Immobilienmarkt beruhigt sich deutlich. So gehen Bauaktivitäten und Verweildauer von
Immobilien am Markt zurück. Die Hauspreise steigen nicht mehr wie zuvor prozentual
zweistellig, sondern im niedrigen einstelligen Bereich.
Es ist auch eine Mär, dass die amerikanischen Verbraucher ihr ganzes Geld in Immobilien
anlegen. Das Vermögen eines durchschnittlichen Privathaushalts steckt zu 34 Prozent in
Immobilien, aber zu 37 Prozent in Aktien und Fonds. Doch richtig ist auch: Bräche der
Immobilienmarkt in den USA jetzt zusammen, dann sähe es für die Börsenentwicklung zeimlich
düster aus.
Allerdings gibt es ein gutes Argument gegen einen Crash am Immobilienmarkt: die Demographie.
Denn die Hauptkäufer der Häuser sind die Mittvierziger, die sogenannten Baby-Boomer. Diese
geburtenstarken Jahrgänge werden noch bis Ende 2009, Anfang 2010 die Nachfrage am Markt
beleben. Erst danach wird die durch den Pillenknick ab dem Jahrgang 1968 geschrumpfte Zahl
der Käufer zu Überkapazitäten am Immobilienmarkt führen.
Noch wartet US-Notenbankchef Ben Bernanke ab. Nach insgesamt 17 aufeinander folgenden
Leitzinserhöhungen hält er seit Ende Juni den Zins bei 5,25 Prozent. Die Folge der Anhebungen
beschreibt Commerzbank-Chefvermögensverwalter Ingo Mainert: "Wie vor zwölf Jahren gibt es
Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung. Der Rückgang des Einkaufs-Manager-Index geht einher
mit einem geringeren Verbrauchervertrauen und sinkender Inflationserwartung. Die daraus
resultierenden negativen Konsequenzen für die Beschäftigung könnten die Notenbank
veranlassen, zum Jahresende den Leitzins erstmals wieder zu senken."
Andere Experten rechnen für Anfang kommenden Jahres, spätestens aber im Frühjahr mit einer
Zinssenkung. Dieser Übergang von einer straffen hin zu einer lockeren Geldpolitik, glaubt Mainert,
könne "der Startschuss für eine erneute Periode des konjunkturellen Aufschwungs" werden.
Und wie 1994/95 "könnten die globalen Aktienmärkte, in Konsequenz auch der der europäische
und der deutsche Markt, diese Aufschwungphase in den USA antizipieren und in der Zeit
zwischen der letzten Zinsanhebung und der erstmaligen Senkung bereits zu einer Rally der
Aktienkurse starten". So gesehen, wären die gegenwärtigen neuen Allzeithochs des Dow Jones
nur die ersten Etappenziele auf dem Weg zu ganz neuen Kurshöhen.
In Deutschland ist der DAX noch weit entfernt von seinem Höchststand bei 8136 Punkten. Doch
das alte Jahreshoch von 6164 Punkten hat der Leitindex schon übertroffen. Klaus Schrüfer,
Chef-Volkswirt der SEB Bank: "Der September ist besser gelaufen als erwartet. Wir denken,
dass gegenwärtig ein günstiger Einstiegszeitpunkt ist." Schrüfer erwartet eine Jahresendrally mit
einem DAX-Endstand bei 6600 Punkten.
LRP-Analyst Hürkamp hat einen historischen Zusammenhang zwischen der DAX-Entwicklung
und dem Ifo-Index der Geschäftserwartungen festgestellt. "Wenn der Ifo-Index ein Hoch von 102
Punkten erreicht, fällt der Markt anschließend, weil er von steigenden Erwartungen lebt. Dafür ist
die Luft über 102 Punkten aber zu dünn. Die Historie zeigt, dass es neun Monate danach zu
einer langfristigen Richtungsentscheidung nach oben oder unten kommt. 1994/95 und im Jahr
2003 ging es nach oben, im Jahr 2000 bekanntlich dramatisch den Bach runter."
Auch heute gibt es reale Risiken, die eine mögliche Hausse bedrohen. Sorgen macht Fachleuten
die gegenwärtige inverse Zinsstruktur in den USA. Invers, also umgekehrt, wird sie genannt, weil
man für kurzfristige Geldanlagen mehr Zinsen bekommt als für langfristige. "Dies gilt als
Warnsignal, dass der Markt Konjunkturrisiken unterschätzen könnte und eine Rezession
bevorsteht", erläutert Ingo Mainert. Er geht allerdings vom Szenario der "weichen Landung" mit
einer Normalisierung der Zinsstruktur aus.
Sorgen bereiten vielen auch die Schulden von Staat und Bürgern jenseits des Atlantiks. "Die USA
leben von einer Schuldenorgie, und alles hängt von der Kauflust der US-Konsumenten ab",
kritisiert Eckart Langen von der? Goltz von der privaten Vermögensverwaltung PSM.
Commerzbank-Vermögensverwalter Mainert sieht den Verschuldungsgrad der US-Bürger
ebenfalls skeptisch, glaubt aber, dass das Leistungsbilanzdefizits der USA in den nächsten
Jahren abgebaut wird – "vor allem, wenn der Ölpreis weiter zurückgeht".
Auch das Rekordniveau der Gewinnmargen von Unternehmen macht Börsen-Bären misstrausich.
Ihr Argument: Es läßt sich nicht auf Dauer halten. Tatsächlich bleiben DAX-Konzernen heute von
100 Euro Umsatz 5,5 Euro Gewinn nach Steuern. Im Zehnjahresdurchschnitt lag der
Nachsteuergewinn aber lediglich bei 3,5 Prozent.
LRP-Analyst Andreas Hürkamp hält dagegen: "Die Gewinnmargen werden weiter hoch bleiben,
weil DAX-Schwergewichte wie Allianz, DaimlerChrysler oder Volkswagen gerade erst dabei sind,
ihre Kostenseite zu restrukturieren." Ihr Vorbild: Continental. Der Automobilzulieferer hat in den
vergangenen Jahren seine Gewinnmarge fast verdreifacht.
Deutlich mehr spricht also für einen Aufwärtstrend wie 1995 als für einen Abwärtstrend wie im
Jahr 2000. Damals waren zudem – wie vor dem Crash-Jahr 1987 – die KGVs deutlich
angestiegen. Und: Die Stimmung um die Jahrtausendwende war euphorisch-überschäumend.
Nichts davon ist heute zu spüren. Die Privatanleger sind vorsichtig, immer noch mißtrauisch. Sie
kaufen hundertprozentig abgesicherte Zertifikate, von Aktien lassen sie die Finger. Die
Geschichte aber zeigt: Wenn alle auf die Baisse warten, dann hat die Hausse gute Karten.
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Nach Meinung einiger Banken ja. Für die nächsten zwei Jahre kann es demnach an den
Nach Meinung einiger Banken ja. Für die nächsten zwei Jahre kann es demnach an den Börsen steil bergauf gehen, ähnlich wie 1995 und 96. Die Parallelen zu 2006 sind in der Tat verblüffend
von Hans Sedlmaier, Euro am Sonntag
Der eine badete gern stundenlang vor wichtigen Zinsentscheidungen. Mit der Deutung seiner
nebulösen, oft gar rätselhaften Sätze waren ganze Mitarbeiterstäbe in Großbanken beschäftigt.
Der andere wirkt freundlich, offen und kompetent. Doch auch bei ihm rätseln die Finanzmärkte,
wie er wirklich tickt. Der eine ist Alan Greenspan, der Vater des längsten Aufschwungs der
US-Geschichte. Der andere ist sein Nachfolger an der Spitze der Notenbank, Ben Bernanke.
Greenspan setzte 1995 mit seiner Zinspolitik den Startschuss für eine Mega-Hausse an den
Börsen. Bernanke könnte dabei sein, durchaus Vergleichbares zu schaffen. Das jedenfalls
glauben Experten, die verblüffende Parallelen zwischen damals und heute feststellen. Zwei
aktuelle Studien der Commerzbank und der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) kommen
unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass sich die Mega-Hausse durchaus wiederholen
könnte. Der DAX könnte laut Landesbank Rheinland-Pfalz binnen zwei Jahren auf 9700 Punkte
steigen.
LRP-Analyst Andreas Hürkamp war der erste, dem die Ähnlichkeit der Ausgangssituation
aufgefallen ist. "Heute wie damals hat die US-Notenbank aufgrund der wachsenden Geldmenge
die Zinsen deutlich nach oben geschraubt. Wichtige Indizes wie Verbrauchervertrauen und
Einkaufsmanagerindex sind rückläufig. Die Stimmung am Aktienmarkt ist nach einem
mehrjährigen Wirtschaftsaufschwung eher skeptisch", so vergleicht Hürkamp die
Ausgangssituation 1995 und 2006.
Der Stimmungsabschwung drückt auf das reale Wirtschaftswachstum der größten
Volkswirtschaft der Welt. "Die Abschwächung des privaten Konsums und des Wohnungsmarkts
wird das Wachstum bremsen", sagt Michael Pohn, US-Aktienstratege der DZ Bank, über die
Perspektiven der amerikanischen Ökonomie. Er rechnet "mit einer Abschwächung des
Wirtschaftswachstums von derzeit 3,3 Prozent auf 2,5 bis 2,6 Prozent im Jahr 2007". Dazu passt
das dann ebenfalls schwächer erwartete Gewinnwachstum der Unternehmen.
Die Sorgen von Anlegern scheinen also durchaus berechtigt. Auch viele Analysten halten neue
Hochs an den Börsen mittelfristig für wenig wahrscheinlich und rechnen meist mit einer
Seitwärtsbewegung. Skeptiker fürchten gar eine Wiederholung des Jahres 2000, als die
überhitzten Börsen in einen jahrelangen Abwärtstrend gerieten. Es gibt Banken, die bereits mit
Kurskorrekturen von von bis zu 20 Prozent kalkulieren.
Doch für die Optimisten ergeben die ökonomischen Puzzleteile des Jahres 2006 im historischen
Kontext ein deutlich freundlicheres Bild. Ingo Mainert, Leiter Vermögensverwaltung und
Wertpapiermanagement der Commerzbank: "Entscheidend ist die Politik der US-Notenbank.
Welche Auswirkungen sie hat, hat man zuletzt bei den Kurseinbrüchen Mitte Mai gesehen."
Tatsächlich hatte der Markt schon im Frühjahr mit einem Ende der Zinsanhebungen gerechnet.
Fed-Chef Ben Bernanke jedoch hatte aus Sorge um eine mögliche Blase am überhitzten
Immobilienmarkt die US-Leitzinsen ein weiteres Mal erhöht. Daraufhin gaben die Kurse nach.
Der wichtige Index S&P 500, der die Kurse der 500 größten US-Konzerne widerspiegelt, fiel von
1323 Punkten auf 1223 Punkte – ein Minus von 7,6 Prozent. Jetzt im Herbst sieht die Lage viel
besser aus. Es gibt gute Gründe für eine bevorstehende Hausse in den USA und auch in
Deutschland.
Die Bewertungen sind günstig. Die Kurs/Gewinn-Verhältnisse (KGV), die zeigen, wie hoch die
Börse ein Unternehmen bewertet, sind – trotz der Kurssteigerungen der vergangenen Jahre – in
den USA und Europa auf moderatem Niveau. Denn die Gewinne der US-Firmen sind stärker
gestiegen als ihr Börsenwert. Zwölf Geschäftsquartale in Folge sind sie zweistellig gewachsen,
während die Aktienkurse in den Vereinigten Staaten lediglich ein Plus zwischen zehn und 15
Prozent verzeichnen konnten.
Aufgrund dieser ungleichen Entwicklung ist in den Jahren 2004 bis 2006 im S&P 500 das
durchschnittliche KGV von 18 auf 14 gefallen. Im DAX liegt es mit 13,5 sogar noch niedriger. Und
im Gegensatz zu den USA ist der Trend hierzulande ungebrochen: Die Gewinne der
DAX-Unternehmen sollen in diesem Jahr um elf Prozent steigen, 2007 sogar um 14 Prozent.
Das ähnelt sehr der Entwicklung von 1993 bis 1994, als das KGV im S&P 500 von 16 auf 13 fiel.
Auch damals der Grund: Die Unternehmen verzeichneten eine Rekordgewinnserie. 13 Quartale in
Folge nahm das Gewinnwachstum zweistellig zu, doch die Aktienkurse kamen in der Zeit kaum
voran.
Dann überraschte 1995 als ein echtes Hausse-Jahr, in dem die S&P-Aktien um 34 Prozent
zulegten. Die Kurse boomten, obwohl der wichtigste US-Index für die Entwicklung der
Industrieproduktion, der ISM Manufacturing, auf 45 Punkte fiel, und damit klar unter der als
kritisch geltenden Grenze von 50 Punkten lag.
Die Zinspolitik der Notenbank in den USA ist der entscheidende Faktor. Bisher verhinderte der
besorgniserregende Anstieg der Immobilienpreise Zinssenkungen. Doch nun scheint eine "weiche
Landung" der amerikanischen Wirtschaft wahrscheinlicher als ein harter Aufprall. Der
Immobilienmarkt beruhigt sich deutlich. So gehen Bauaktivitäten und Verweildauer von
Immobilien am Markt zurück. Die Hauspreise steigen nicht mehr wie zuvor prozentual
zweistellig, sondern im niedrigen einstelligen Bereich.
Es ist auch eine Mär, dass die amerikanischen Verbraucher ihr ganzes Geld in Immobilien
anlegen. Das Vermögen eines durchschnittlichen Privathaushalts steckt zu 34 Prozent in
Immobilien, aber zu 37 Prozent in Aktien und Fonds. Doch richtig ist auch: Bräche der
Immobilienmarkt in den USA jetzt zusammen, dann sähe es für die Börsenentwicklung zeimlich
düster aus.
Allerdings gibt es ein gutes Argument gegen einen Crash am Immobilienmarkt: die Demographie.
Denn die Hauptkäufer der Häuser sind die Mittvierziger, die sogenannten Baby-Boomer. Diese
geburtenstarken Jahrgänge werden noch bis Ende 2009, Anfang 2010 die Nachfrage am Markt
beleben. Erst danach wird die durch den Pillenknick ab dem Jahrgang 1968 geschrumpfte Zahl
der Käufer zu Überkapazitäten am Immobilienmarkt führen.
Noch wartet US-Notenbankchef Ben Bernanke ab. Nach insgesamt 17 aufeinander folgenden
Leitzinserhöhungen hält er seit Ende Juni den Zins bei 5,25 Prozent. Die Folge der Anhebungen
beschreibt Commerzbank-Chefvermögensverwalter Ingo Mainert: "Wie vor zwölf Jahren gibt es
Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung. Der Rückgang des Einkaufs-Manager-Index geht einher
mit einem geringeren Verbrauchervertrauen und sinkender Inflationserwartung. Die daraus
resultierenden negativen Konsequenzen für die Beschäftigung könnten die Notenbank
veranlassen, zum Jahresende den Leitzins erstmals wieder zu senken."
Andere Experten rechnen für Anfang kommenden Jahres, spätestens aber im Frühjahr mit einer
Zinssenkung. Dieser Übergang von einer straffen hin zu einer lockeren Geldpolitik, glaubt Mainert,
könne "der Startschuss für eine erneute Periode des konjunkturellen Aufschwungs" werden.
Und wie 1994/95 "könnten die globalen Aktienmärkte, in Konsequenz auch der der europäische
und der deutsche Markt, diese Aufschwungphase in den USA antizipieren und in der Zeit
zwischen der letzten Zinsanhebung und der erstmaligen Senkung bereits zu einer Rally der
Aktienkurse starten". So gesehen, wären die gegenwärtigen neuen Allzeithochs des Dow Jones
nur die ersten Etappenziele auf dem Weg zu ganz neuen Kurshöhen.
In Deutschland ist der DAX noch weit entfernt von seinem Höchststand bei 8136 Punkten. Doch
das alte Jahreshoch von 6164 Punkten hat der Leitindex schon übertroffen. Klaus Schrüfer,
Chef-Volkswirt der SEB Bank: "Der September ist besser gelaufen als erwartet. Wir denken,
dass gegenwärtig ein günstiger Einstiegszeitpunkt ist." Schrüfer erwartet eine Jahresendrally mit
einem DAX-Endstand bei 6600 Punkten.
LRP-Analyst Hürkamp hat einen historischen Zusammenhang zwischen der DAX-Entwicklung
und dem Ifo-Index der Geschäftserwartungen festgestellt. "Wenn der Ifo-Index ein Hoch von 102
Punkten erreicht, fällt der Markt anschließend, weil er von steigenden Erwartungen lebt. Dafür ist
die Luft über 102 Punkten aber zu dünn. Die Historie zeigt, dass es neun Monate danach zu
einer langfristigen Richtungsentscheidung nach oben oder unten kommt. 1994/95 und im Jahr
2003 ging es nach oben, im Jahr 2000 bekanntlich dramatisch den Bach runter."
Auch heute gibt es reale Risiken, die eine mögliche Hausse bedrohen. Sorgen macht Fachleuten
die gegenwärtige inverse Zinsstruktur in den USA. Invers, also umgekehrt, wird sie genannt, weil
man für kurzfristige Geldanlagen mehr Zinsen bekommt als für langfristige. "Dies gilt als
Warnsignal, dass der Markt Konjunkturrisiken unterschätzen könnte und eine Rezession
bevorsteht", erläutert Ingo Mainert. Er geht allerdings vom Szenario der "weichen Landung" mit
einer Normalisierung der Zinsstruktur aus.
Sorgen bereiten vielen auch die Schulden von Staat und Bürgern jenseits des Atlantiks. "Die USA
leben von einer Schuldenorgie, und alles hängt von der Kauflust der US-Konsumenten ab",
kritisiert Eckart Langen von der? Goltz von der privaten Vermögensverwaltung PSM.
Commerzbank-Vermögensverwalter Mainert sieht den Verschuldungsgrad der US-Bürger
ebenfalls skeptisch, glaubt aber, dass das Leistungsbilanzdefizits der USA in den nächsten
Jahren abgebaut wird – "vor allem, wenn der Ölpreis weiter zurückgeht".
Auch das Rekordniveau der Gewinnmargen von Unternehmen macht Börsen-Bären misstrausich.
Ihr Argument: Es läßt sich nicht auf Dauer halten. Tatsächlich bleiben DAX-Konzernen heute von
100 Euro Umsatz 5,5 Euro Gewinn nach Steuern. Im Zehnjahresdurchschnitt lag der
Nachsteuergewinn aber lediglich bei 3,5 Prozent.
LRP-Analyst Andreas Hürkamp hält dagegen: "Die Gewinnmargen werden weiter hoch bleiben,
weil DAX-Schwergewichte wie Allianz, DaimlerChrysler oder Volkswagen gerade erst dabei sind,
ihre Kostenseite zu restrukturieren." Ihr Vorbild: Continental. Der Automobilzulieferer hat in den
vergangenen Jahren seine Gewinnmarge fast verdreifacht.
Deutlich mehr spricht also für einen Aufwärtstrend wie 1995 als für einen Abwärtstrend wie im
Jahr 2000. Damals waren zudem – wie vor dem Crash-Jahr 1987 – die KGVs deutlich
angestiegen. Und: Die Stimmung um die Jahrtausendwende war euphorisch-überschäumend.
Nichts davon ist heute zu spüren. Die Privatanleger sind vorsichtig, immer noch mißtrauisch. Sie
kaufen hundertprozentig abgesicherte Zertifikate, von Aktien lassen sie die Finger. Die
Geschichte aber zeigt: Wenn alle auf die Baisse warten, dann hat die Hausse gute Karten.
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