Hedgefonds:Sehnsucht nach dem Crash

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tibesti
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Hedgefonds:Sehnsucht nach dem Crash

Beitrag von tibesti »

Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,407896,00.html

Sehnsucht nach dem Crash

Von Beat Balzli und Christoph Pauly

Hedgefonds-Manager galten bislang als mysteriöse Turbo-Kapitalisten mit Gewinngarantie. Nun entzaubert sich die Branche. Image und Renditen sind oft so bescheiden wie die Aussichten.

Vor 16 Jahren musste Thies Ziemke sein Geld noch hart verdienen. Als Mitinhaber eines deutschen Buchverlags gründete er gleich nach der Wende in Moskau einen Ableger. Permanent schlug sich der studierte Slawist mit Schutzgelderpressern herum. Das Papier für den Buchdruck ließ sich nur über dubiose Händler besorgen, bei denen "wir zuerst ein Auto kaufen mussten".

Heute sitzt Ziemke zwar immer noch in Moskau. Aber nun reist er nicht mehr zur Buchmesse, sondern präsentiert sich auf der Frankfurter Finanzkonferenz Superhedge, einer Art Gipfeltreffen jener Hedgefonds-Manager, die auch gern als "Heuschrecken" beschimpft werden.

Vergangene Woche machte Ex-Verleger Ziemke dort Reklame für seinen neuen Russland-Fonds Kreml Capital Management mit Sitz auf den karibischen Cayman Islands. "Das klingt nicht sehr vertrauenswürdig", gibt der 57-Jährige selbst zu. "Aber ich habe in meinem Leben noch nie so viel Geld wie heute verdient."

Mit einem Fondsvolumen von rund 13 Millionen Dollar, das zu einem Viertel von der Hamburger Privatbank M. M. Warburg stammt, backt er indes kleine Brötchen - und lag damit in Frankfurt voll im Trend.

Noch vor wenigen Monaten galten sie als die Elite der Finanzmärkte: Bleiche Jungs in Nadelstreifen, die Konzerne auseinandernehmen und ihre Profite ohne Gnade nach oben peitschen.

Doch nun entzaubert sich die Branche selbst. In der Szene sind offenbar längst nicht alle Akteure Ausnahmekönner, beweisen Studien. Und in Deutschland kommt das Geschäft nur schwer in Gang.

Boomende Aktienmärkte und schlechtes Image, Initiativen für schärfere Kontrollen und magere Renditen lassen die Frischgeldzufuhr für Hedgefonds stocken. Vor zwei Wochen musste der Münchner Fonds Lion Advisors dichtmachen. Selbst in London und New York häufen sich Fondsschließungen und -fusionen.
von Pinarello


Dabei klang das Geschäftsmodell der meist jungen Geldjongleure doch immer besonders raffiniert: Oft auf Pump wetten sie mit den Millionen ihrer Anleger - gern auf fallende Kurse. Je nach Strategie kaufen sie zum Beispiel vor möglichen Übernahmeschlachten die Aktie des Opfers und sichern sich parallel mit Verkaufsoptionen für die Papiere des Angreifers ab. Dann werden noch ein paar Gerüchte gestreut, die von der Börse gierig aufgenommen werden und den Profit zusätzlich treiben.

Da sich mit den komplexen Versicherungen gegen Kursabstürze - to hedge heißt auf Deutsch: absichern - viel Geld verdienen lässt, glänzten etliche Hedgefonds nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 mit traumhaften Renditen. In Zeiten boomender Aktienmärkte bringen diese Instrumente allerdings nur Kosten. Selbst Stars wie David Shaw, Gründer der weltgrößten Hedgefonds-Gesellschaft D. E. Shaw & Co. prophezeien ihrer ganzen Branche eine nie erlebte Renditeschwäche: "Immer mehr Geld jagt immer weniger Investment-Gelegenheiten nach."

Über eine Billion Dollar floss seit 2000 in die über 8000 vermeintlichen Geldvermehrungsmaschinen. "In der Hedgefonds-Industrie trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen, nur die Besten werden überleben", sagt Uwe Eberle, Chefanalyst von RMF Investment Management. Die Schweizer Gesellschaft ist eine Tochter der britischen Branchengröße Man und verwaltet derzeit 19,6 Milliarden Dollar in 292 Einzelfonds.

Wie beim Zusammenbruch der New Economy verschwinden viele Wunderkinder von der Bühne. "Derzeit rollt eine riesige Konsolidierungswelle an", beobachtet Eberle. Es gebe jede Menge Übernahmen und Schließungen, weil viele die enorme Frischgeldzufuhr der vergangenen Jahre nicht bewältigen konnten. "Das Geld wurde schlecht investiert, was teilweise für sehr bescheidene Renditen sorgte."

Tatsächlich legte der Branchenindex CSFB-Tremont vergangenes Jahr nur um 7,6 Prozent zu. An europäischen Aktienmärkten ließ sich dagegen im selben Zeitraum das Drei- bis Vierfache verdienen.

Womöglich ist die Kluft sogar noch größer. Denn schlechtlaufende Fonds oder Pleitefälle tauchen in den Datenkolonnen nicht auf. Deshalb "überschätzen Hedgefonds-Indizes in der Regel die Branchenentwicklung", sagt Eberle. Bittere Wahrheiten verkündet auch der Londoner Risikoforscher Harry Kat in einer Studie: Nur ein Fünftel der Fonds bringe den Anlegern mehr Profit, als wenn sie mit gängigen Wertpapieren gehandelt hätten.

Die Szene hofft, beim nächsten Crash bald wieder glänzen zu können. Gleichzeitig sucht man nach neuen Investitionsmöglichkeiten. In Asien und auf dem Gesundheitsmarkt sollen die Traumrenditen der Zukunft zu finden sein. Der Handel mit CO2-Emissionszertifikaten ist der letzte Schrei. Und weil Ethanol als Treibstoffersatz der Zukunft gilt, bunkern manche Fondsmanager nun Optionen auf den zur Herstellung benötigten Rohstoff Zucker.

Dem deutschen Geschäft hilft solcher Aktionismus wenig. Nur zwei Milliarden Euro steckten die Anleger bislang in hiesige Finanzprodukte, die seit einer Liberalisierung deutscher Gesetze Anfang 2004 auf dem Markt sind. Die Euphorie von damals ist verflogen. Zudem werden die staatlichen Finanzkontrolleure nervös: Während überall nach mehr Aufsicht und Transparenz gerufen wird, weiß niemand, was die Heuschrecken treiben.

Die USA verhinderten bis vor kurzem jegliche Form internationaler Regulierung. Bis 1. Februar sollten sich die Fonds wenigstens zu einer Registrierung bei der Aufsichtsbehörde SEC in New York bereitfinden. Weil selbst das von vielen abgelehnt wird, sind nun die Verantwortlichen aufgewacht. "Hedgefonds machen ähnliche Fehler wie die Wirtschaftsprüfungsunternehmen in den neunziger Jahren", warnte der Ex-SEC-Chef Arthur Levitt kürzlich auf einer Investorenkonferenz in Genf. Sie scheuten das Licht der Öffentlichkeit und wollten sich durchmogeln. Wenn nur einige der mittlerweile berüchtigten Fonds zusammenbrechen würden, wäre der Druck auf die Politiker immens.

Diese Woche ist die schillernde Branche erneut Thema im Bankenausschuss des US-Senats. Selbst in Washington, wo die Heuschrecken zu den eifrigsten Wahlkampfspendern zählen, geraten die Finanzmanager mit ihren aggressiven Aktionen neuerdings in die Kritik.

Die SEC verwarnte etwa den New Yorker Zehn-Milliarden-Dollar-Fonds Perry wegen eines undurchsichtigen Deals. Bei Perry hatte TCI-Chef Christopher Hohn, der die Deutsche Börse im vergangenen Jahr das Fürchten lehrte, sein Geschäft gelernt. Hohn und ein knappes Dutzend Heuschrecken verhinderten damals, dass Deutsche-Börse-Chef Werner Seifert seinen Londoner Konkurrenten übernehmen konnte. Seifert wurde gestürzt. Nun wollen die Fonds die Fusion mit der französisch dominierten Euronext erzwingen. Dort gehören sie seit langem zu den wichtigsten Aktionären.

Kreml-Chef Ziemke kann wie die meisten seiner Kollegen von solchen Deals nur träumen. Die Superhedge-Konferenz brachte ihm außer ein paar neuen Kontakten nichts: "Es gab mehr Anbieter als Investoren."
alterhase
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Beitrag von alterhase »

Also meine Single Hedgefonds zeigen ein zufriedenstellendes Volumen das sich über die letzen Monate in der Regel verdoppelt hat.
Zum Teil auch von 7 Mill. auf 220 Mill.

Da ist keins mit einem aktuellen Volumen unter 100 Millionen dabei, wobei ich meist früh bei einem Volumen zwischen 10 und 50 Mill. eingestiegen bin.
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