Villeroy& Boch: Wachstum gibt es künftig vor allem im...

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Turon

Villeroy& Boch: Wachstum gibt es künftig vor allem im...

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unteren Preissegment".

Quelle: Onvista

Villeroy& Boch: Keinen Sprung in der Schüssel (EuramS)

Seit 1748 produziert Villeroy& Boch Tafelgeschirr. Mit einer preiswerten Zweitmarke will der saarländische Keramikhersteller nun neue Märkte erschließen. Nach Verlusten im vergangenen Geschäftsjahr steht 2004 der Turnaround an.

von Stephan Bauer

Neues auszuprobieren war schon immer die Leidenschaft der Bochs: "Pierre-Joseph Boch machte Mitte des 18. Jahrhunderts Geschirr für die breite Masse erschwinglich - zu einer Zeit, in der Porzellan teurer als Gold war", sagt Wendelin von Boch, Vorstands-Chef des Keramikherstellers Villeroy & Boch (V& B). Mehr als 250 Jahre nach der Gründung spielt für von Boch, Nachfahre des Gründers in achter Generation, das Thema Innovation noch immer eine große Rolle. Eine Tasse mit Henkel aus einem Stück? Eckige Teller kostengünstig von Roboterhand gefertigt? Das konnte bislang keiner in der Branche. Von Boch und seine Mitarbeiter beherrschen es. Das im SDAX notierte Unternehmen aus dem saarländischen Mettlach setzt das Druckgussverfahren, das aus der Sanitärtechnik stammt, in der Geschirrherstellung ein. Es erlaubt eckiges Geschirr oder Tassen samt Henkel in einem Fertigungsschritt zu produzieren - zuvor ein Ding der Unmöglichkeit, da die traditionelle Produktionsweise der Töpferscheibe entsprach. Neben einer Menge Grips war auch viel Geld nötig, um aus den Fertigungsstätten in Mettlach, Thorgau und in Luxemburg die modernsten in ganz Europa zu machen. Gleichzeitig wurden viele Arbeitsplätze durch hochautomatisierte Roboter ersetzt: Statt der ursprünglichen 2000 Mitarbeitern arbeiten nur noch 950 in der Geschirrherstellung.

Investitionen und harte Personaleinschnitte haben sich gelohnt. Die eckigen Teller und asymmetrischen Tassen der Geschirrserie New Wave gelten im Handel als Verkaufsschlager. In den ersten drei Monaten 2004 hat dieser Unternehmensbereich den Umsatz um zwölf Prozent gesteigert. Und dank dieser Produkte kletterte auch der Vorsteuergewinn der Saarländer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 70 Prozent auf 4,6 Millionen Euro.

Die Konzernrenovierung ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Vor allem in der seit langem defizitären Fliesensparte wartet noch Arbeit auf den Vorstand: "Um hier Gewinne zu schreiben, wollen wir die Produktion in zwei Werken bündeln", sagt von Boch. Das heißt: Überflüssige Fliesenwerke in Italien und Frankreich samt Vertriebsorganisation müssen verkauft werden. Bald soll es entsprechende Neuigkeiten geben. "Den Vertrieb wollen wir in den nächsten Wochen veräußern und zumindest eines der Werke bis Mitte des Jahres verkaufen", so von Boch gegenüber EURO. Finanziell ist die Restrukturierung bewältigt. Dem V& B-Chef zufolge müssen die 38,5 Millionen Euro Rückstellungen, die 2003 für die Restrukturierung gebildet wurden, nicht aufgestockt werden. Damit bleibt es bei einem einmaligen Verlust von rund 25 Millionen Euro. 2004 sollten die Saarländer wieder Gewinne schreiben. Die Aktionäre werden jedoch den Einschnitt spüren: Die Dividende für die Vorzugsaktie wird von 0,55 auf 0,30 Euro gesenkt.

Nun stellt der V& B-Chef eine Belebung auf dem deutschen Markt fest. "Im ersten Quartal zog der Umsatz deutlich an, das gab es lange nicht mehr", freut sich der 62-Jährige. Verständlich, denn in zehn Jahren hat die Porzellanindustrie in Deutschland fast 40 Prozent ihres Umsatzes eingebüßt. Dabei ist das Unternehmen von der anhaltenden Konsumunlust der Deutschen weit weniger betroffen, als man annehmen könnte: Rund 70 Prozent des Umsatzes macht Villeroy & Boch im Ausland, und "bis zu 75 Prozent" können es laut von Boch durchaus werden. Vor allem in Frankreich sind die Mettlacher dank des traditionsreichen Namens die unangefochtene Nummer 1 bei Geschirr. Auch in den USA, Skandinavien oder Russland genießt die Marke einen hervorragenden Ruf.

Durch die Konkurrenz vor allem aus China gerät das Edel-Logo unter Druck. Mit einer Zweitmarke, die preislich unterhalb von V& B angesiedelt ist, will das Unternehmen kontern. Denn von Boch glaubt: "Wachstum gibt es künftig vor allem im unteren Preissegment", (siehe Interview). Eine weitere Antwort auf die asiatische Herausforderung: "Auch in China gibt es eine gut verdienende Oberschicht. Noch in diesem Jahr wollen wir dort unsere erste Niederlassung eröffnen." Vorfahr Pierre-Joseph hätte sich kaum träumen lassen, dass seine Firma einmal in das Ursprungsland des Porzellans exportiert. Und das mit guten Aussichten. Jens Schott, Analyst bei Independent Research, meint: "V& B ist eben eine internationale Marke."
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