Oskar Lafontaine - alles im Butter?

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Moderator: oegeat

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Turon

Oskar Lafontaine - alles im Butter?

Beitrag von Turon »

Ich finde den Artikel interessant und stelle es hier rein.



Die Medien wußten bereits Minuten nach der Veröffentlichung von Oskar Lafontaines Rücktrittsschreiben, was den Finanzminister dazu bewogen hatte: Der parteiinterne Hickhack sei ihm zuviel geworden bzw. sei ihm über den Kopf gewachsen.

Ausgerechnet ein Kämpfer wie Oskar Lafontaine soll parteiinternem Zwist nicht mehr gewachsen gewesen sein. Dümmer geht es nicht! Oskar stürzte den als Parteivorsitzenden quasi feststehenden Rudolf Scharping auf dem berühmten Parteitag 1995 in Mannheim noch während der Abstimmungsprozedur. Und dieser Mann soll internen Querelen nicht mehr gewachsen gewesen sein? Welch albernes Gequatsche!

Was war Lafontaine für ein Mann? Ein Linker, wie alle sagen, was immer man darunter auch verstehen mag. Oskar Lafontaine kämpfte in jungen Jahren gegen das uns unterdrückende Nato-Bündnis. Damit machte er sich zum Feind USraels. Später stellte er aus politischer Opportunität diese Leidenschaft hin zur Unabhängigkeit Deutschlands zurück.

Was ihn in Übersee und in Großbritannien aber am verhaßtesten machte, war seine Abneigung gegenüber dem die Welt unterjochenden Globalismus. Er stellte kürzlich sein Anti-Globalismus-Buch vor, weshalb er von den Prostituierten in den Medien zum Gespött gemacht und mit handfesten Drohungen überschüttet wurde.

Gehen wir der Sache auf den Grund. Wer hält die Macht in dieser Welt in der Hand? Derjenige, der über die Herausgabe und über die Verwendung des Geldes entscheidet. Denn wer das gesamte Geld eines jeden Volkes, in der globalen Welt ist es logischerweise das Geld der Welt, in seinen Händen hält, der kontrolliert auch alle anderen machtpolitischen Institutionen und Körperschaften wie Medien, Justiz usw........(...)

Es ist also nicht schwer zu erraten, unter welche Kontrolle die EZB geraten ist. Oskar Lafontaine wollte sich offenbar mit diesen abenteuerlichen Realitäten nicht abfinden. Seit seinem Amtsantritt versuchte er mit allerlei politischen Finessen die Kontrolle über die EZB zugunsten der politischen Entscheidungsträger Europas zurückzugewinnen.

Eine Hatz und Hetze setzte fortan gegen den Mann aus der Saar im internationalen Mediengewerbe ein. Die ergebene 'Welt' aus dem Springer-Imperium machte jedem Eingeweihten klar, wo es in Europa künftig langgeht:

"Und es ist wenig wahrscheinlich, daß sich die Zentralbank künftig dem Druck der Politiker beugen wird ... sie verfügt dabei über eine beispiellose Autonomie." (Die Welt, 9.3.1999, Seite 10)

Als Lafontaine immer noch nicht seine Bereitschaft zu erkennen gab, daß er sich den unterwerfen würde, kam aus England eine weitere, aber um so unmißverständlichere Drohung:

"Anfangs nahmen die Märkte es noch hin, daß sich Finanzminister Oskar Lafontaine mit der Zentralbank anlegte. Aber inzwischen ist klar, daß Lafontaine mit dem Feuer spielt." (Die Welt, 9.3.1999, Seite 10 zitiert The Daily Telegraph - London)

Jetzt wurde der Boden unter Lafontaines Füßen sehr heiß. Hinter den Kulissen dürften die Warnungen an ihn noch offenherziger gewesen sein. Als er sich an John F. Kennedy erinnerte, fiel ihm die Entscheidung zu seinem Rücktritt offenbar leichter. Kennedy, der die Federal Reserve Bank seinerzeit wieder der US-Regierung unterstellen wollte, fiel in Dallas einem Attentat des Mossad zum Opfer. (Mark Lane, Plausible Denial, USA 1994)

Oskar Lafontaine hatte offenbar nicht viel Zeit, seinen Rücktritt von allen Ämtern zu formulieren. Selbst die wenigen hastig verfaßten Zeilen enthielten einen auffälligen Rechtschreibfehler. Sozialdemokratie schrieb Lafontaine ohne "z".

Interessant dabei ist, daß Lafontaines Rücktritt bereits in den USA bekannt war, als in Deutschland noch nicht einmal der Kanzler, Lafontaines Sprecher sowie die Parteizentrale der SPD davon wußten:

"Der Bundeskanzler ahnte noch nichts, als vom anderen Ende des 'global village', aus New York [Sitz der Federal Reserve Bank] die ersten Gerüchte nach Bonn vordrangen. Hektisch riefen am Donnerstag mittag der vergangenen Woche amerikanische Analysten und Makler im Kanzleramt und im Finanzministerium an: Ob es denn stimme, daß Oskar Lafontaine zurücktrete? An der Wall Street werde diese 'News' als heißer Tip gehandelt. Falsch, absolut falsch sei das, versicherte Torsten Albig, Lafontaines Sprecher im Finanzministerium. Keine Notlüge - er wußte nichts. Dennoch schossen um 15.30 Uhr, als die Wall Street den Handel eröffnete, erst mal die Kurse nach oben. Ausgerechnet die Spekulanten, die Vertreter jenes Kasino-Kapitalismus, den Lafontaine so leidenschaftlich bekämpfen wollte, ahnten vor allen anderen, was sich in einer kleinen Stadt in Germany zusammenbraute." (Der Spiegel, 11/1999, Seite 22)

Der Bundeskanzler, der sich in dieser Gesellschaft offenbar sehr viel wohler fühlt als sein Ex-Finanzminister Lafontaine, signalisierte bereits einen Tag nach Lofontaines Rücktritt für den inneren Kreis mit dem "Zeigefinger an der Nase" Entwarnung. Dieses Zeichen bedeutet: Alles ist unter Kontrolle. Die Interessen sind nicht mehr gefährdet!
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Heikosz
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Beitrag von Heikosz »

Lafontaine ist und war immer unerträglich. Ein blasiertes A..., der zusammen mit seiner Frau doch eine recht eigentümliche Einstellung/Meinung zur Amtsführung des Finanzministers hatte.

Als er zurücktrat, habe ich aufgeatmet.

Aber was ist nun das Fazit des Artikels ?
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Turon

Beitrag von Turon »

Nein - ich will kein Fazit daraus ableiten, doch die These, daß er womöglich sich mit Jemand anders angelegt haben kann, als wir es zu damaligem Zeitpunkt wahrgenommen, ist mir zumindest neu.

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Das plötzliche Ausscheiden von O.Lafontaine aus allen möglichen Ämtern, habe mir damals Vieles zu denken gegeben.

Er war nach meiner Ansicht der einzige der in der damals gebildeter
Regierung immer Klartext geredet hat. Schröder vermittelte nur den Eindruck ein guter Kanzler zu werden, Scharping die Schlaftablette
war zu nichts zu gebrauchen.

Der gesamte Rest der Genossen, waren Menschen die man doch irgendwie nicht kannte - kleinbürgerlich, womöglich auch der Aufgabe nicht gewachsen gewesen den Laden Deutschland wahrhaftig zu regieren.

Bei der SPD gab es nach dem Ausscheiden von Lafontaine einen
durchaus bemerkbaren Richtungswechsel. Aus einer Volkspartei wurde Großkapitalpartei.

Heute sitzen in der im Bundestag also zwei Vertretungen der Wirtschaft
im Amt:

SPD/Grüne = Großkapital, CDU/CSU/FDP = Mittelstand;

der Bürger dagegen wird von Niemandem mehr vertreten. Und dieser Umstand ist nicht mehr zu leugnen. Er ist einfach da.

Was Lafontaine war, war eben das, wesegen die SPD die Wahlen gewonnen hat, weil der Bürger im Prinzip einen starken aber schützenden Staat befürwortet.

Nach Ausscheiden Lafontaine´s, wurde der Wähler übers Ohr gehauen.
Wir haben jetzt einen starken Staat, der sämtliche Interesse wahrnimmt,
bloß nur die der Bürger nicht.

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Und genau das hat mich zu damaligen Zeit an dem Rücktritt von Oskar, gegenüber SPD mißtrauisch gemacht.

Und mein Mißtrauen - was ich lange Zeit mit gesunden Vorschuß an Vetrauen überdeckt habe - wurde leider Gottes Willen bestätigt.
Sage ich doch - Hoffnung ist Mutter der Doofen.

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Wenn es Dich darüberhinaus interessiert: die CDU betrieb aus meiner Sicht genau die gleiche Politik, die SPD hat nach Oskar wahrhaftig
genau die gleiche bestritten. Beide Parteien - sorry alle 5 Parteien - sind für mich zu Abschuß freigegeben. Weil sie eigene Ideale verraten haben.
FDP? anstatt Freiheit ist es Opportunistenpartei, SPD? biedert sich bei
Großkapital an, CDU? biedert sich nach möglichkeit bei Mittelstand und Großkartellen an, der Rest wie Gründe sind zur Steuererhöhung auch gut, wobei die Sozies elegant den Ökosteuer als die Hand benutzt haben, die in Deiner Tasche bereits nach den Hoden greift. Kohle ist da nicht zu finden, das hält aber Eichel trotz Brille, als optische Täuschung.

Was Selbständige brauchen, ist Nachfrage und Kaufkraft bei den Bürgern. Und wer ist am ehesten dem Bürger derzeit geneigt?
die Ultralinken.

Da verwundert es nicht besonders, daß sich die Gewerkschaften von Schröder hintergangen fühlen. Ich hoffe jetzt gibt es endlich den Zahltag.
Ich hoffe daß es endlich hier zu richtigen Streik kommt. Die Würde der Arbeiter muß endlich mal wieder hergestellt werden. Und vor allem dafür war Oskar damals gut.

Keine Sonderbehandlung für das Großkapital, oder Mittelstand.

Gruß.
sed

Beitrag von sed »

Was ist die Wahrheit??? Ein andere Gesicht des Lügens ..

Meine meinung zu der Thema, Als der Schröder kam, war der Wirtschaft misstrauisch. Und deshalb nicht bereit zu Investieren. Dieser misstrauen müsste beseitigt werden. um weiter regieren zu können.

Um die Wirtschaft zu beruhigen und dabei einer Konkurrenz um der Macht aus dem weg zu Räumen, würde der O.Lafontaine geopfert.

O.Lafontaine wollte sich mit der rolle des Zweiter Mannes nicht zufrieden geben, Obwohl er Zweiter mann war.

Er hat seine Meinungen in der Öffentlichkeit geäußert "ohne" vorher mir der Schröder gesprochen zu haben. Deshalb hat er bei die Publikum Erwartungen erweckt die normalerweise nicht realisierbar waren oder die Realisierung viel Energie gekostet hätten. Und Schröder müßte immer hinterher laufen um die Scherben zu kehren.

O.Lafontaine, Glaubte das, was er sagte.. Was kann für einen Politiker gefährlicher sein als das? Seine Rücktrittserklärung wurde sofort, angenommen.

Mann kann O.Lafontaine mögen, oder "auch" nicht. Aber er fällt den SPD.

Gruß
sed

PS.Der Wirtschaft hat von der Schröder der kleine finger bekommen.. nur fordert der,... den Kopf. (das ist immer so)
Turon

Beitrag von Turon »

Das ist der ander Part, sed.

Wenn erst ein Finanzminister mit dem Kanzleamt absprechen muß, was er Öffentlichkeit sagen kann und nicht, so nenne ich es einfach
deutsche demokratische volksrepublik Zensur.

Kurioserweise war Helmut Kohl nicht ein bißchen besser! Auch der hat seinen Machtanspruch gegenüber Volk ausgeübt! Die Absprache zum Thema Leihstimmen bei der CDU/FDP

Der größte Wählerbetrug überhaupt. Das nenne ich auch Wahlfälschung.
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Außerdem: es zeigt sich doch offenbar, wie es mit den Deutschen wirklich aussieht! Anstatt eine politische Richtung wählen sie ein Gesicht.

In Wahrheit sollten wir vielleicht doch demokratisch einen König, Zar,
oder Kaiser wählen. Denn von Demokratie verstehen wir gar nichts.


Wenn das Volk Oskar als zweite Geige gewählt hat, so denke ich, daß er
langsam erhört werden sollte, in Kaiserreich Deutschland.

Gruß.
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