2. November 2001 - Der österreichische Kranhersteller Palfinger trotzt der weltweiten Konjunkturschwäche. In den ersten neun Monaten hat der nach eigenen Angaben weltweit führende Anbieter von Knickarmkranen und hydraulischen Hebesystemen den Umsatz bei einem nur geringfügigen Ergebnisrückgang deutlich gesteigert. Für das Gesamtjahr 2001 erwartet der Vorstand ein Ergebnis leicht unter dem Vorjahresniveau. Damit soll nach dem besonders erfolgreichen Jahr 2000 das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte erzielt werden. Die günstigen Aussichten spiegeln sich noch nicht im Kurs der Aktie wider, die derzeit auf einem Zwölf-Monats-Tief notiert.
Durchschnittliche Wachstumsraten von 15 Prozent angepeilt
Palfinger kann seinen Kunden rund um den Lastkraftwagen eine komplette Produktpalette anbieten. Neben dem klassischen Lkw-Kran und dem so genannten Crayler stellt der Konzern auch hydraulische Ladebordwände her. Das Unternehmen aus der Alpenrepublik beschäftigt derzeit knapp 2600 Mitarbeiter. Nach vorläufigen Angaben steigerte Palfinger den Umsatz in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent auf 253 Millionen Euro. Das Ebit und das unversteuerte Ergebnis gingen um 0,9 Prozent auf 33 Millionen Euro bzw. um 1,4 Prozent auf 29,3 Millionen Euro zurück. Palfinger wird die endgültigen Zahlen nach der amerikanischen Rechnungslegung IAS am 19. November bekanntgeben. Für die Zukunft peilt das Management trotz unsicherer Konjunktur langfristig durchschnittliche Wachstumsraten von 15 Prozent pro Jahr an.
Übernahme im Bereich Hubarbeitsbühnen geplant
Der Salzburger Kranhersteller streckt nach Akquisitionen in Südamerika (Madai) und in den USA (Tiffin Loader Crane) seine Fühler nun nach Osteuropa und Asien aus. Derzeit zeichnet sich ein eigenes Werk in Rußland ab. Im Raum Petersburg hat Palfinger gerade damit begonnen, Kräne für die Eisenbahn zu montieren. Nach den Worten von Geschäftsführer Klaus Schützdeller wäre es rasch möglich, diese Schiene zu einem eigenen Werk auszubauen. Schützendeller kündigte obendrein an, man wolle auch die Märkte Südkorea und China erobern - allerdings nicht vor Ende 2002. Im fernen Osten kämen sowohl Übernahmen als auch der Aufbau eigener Produktionsstätten in Frage. Da zunächst aber weitere Akquisitionen in Europa anstehen und diese teilweise mit eigenen Aktien bezahlt werden sollen, hat sich Palfinger gerade von einer außerordentlichen Hauptversammlung ein Rückkaufprogramm über bis zu zehn Prozent der eigenen Anteilsscheine genehmigen lassen. Die "strategische Akquisitionswährung" könnte für eine Übernahme im Bereich Hubarbeitsbühnen verwendet werden. Spekulationen zufolge könnte auch ein Deal mit dem US-Konzern Grove Worldwide in Frage kommen, da deren Sparte Hubarbeitsbühnen zum Verkauf steht.
Mobiler - ein neuer lukrativer Markt
Palfinger könnte seine Wachstumsziele erreichen, da künftige Akquisitionen die Auswirkungen von Schwächephasen einzelner Branchen oder Märkte weiter verringern wird. Die konjunkturelle Flaute in den Kundenmärkten von Palfinger dürften zwar bis weit ins nächste Jahr hinein zu spüren sein. Allerdings sollten die stark wachsenden Geschäftsfelder Hakengeräte und Ladebordwände Schwächen im traditionellen Lkw-Krangeschäft weitgehend ausbügeln. Gelänge dem Salzburger Konzern obendrein ein Durchbruch bei Kränen zur Container-Verschiebung vom Lkw auf Bahnwaggons - so genannten Mobilern - könnte sich den Österreichern ein neuer lukrativer Markt auftun. Ebenfalls positiv: Palfinger kann durch den Einsatz der Währung Aktie seine Eigenkapitalbasis schonen.
KGV von knapp sechs - Shoppingtour sorgt für Kursfantasie
Die Aktien des österreichischen Kranherstellers wurden am 22. Oktober in den österreichischen Leitindex ATX aufgenommen. Beim "Value Management Rating" der österreichischen Standardwerte belegten die Titel Platz zwei. Palfinger (Börsenwert 187 Millionen Euro) hat im Geschäftsjahr 2000 3,33 Euro pro Aktie verdient. Analysten erwarten für 2001 einen Ertrag von 3,40 Euro sowie für 2002 einen Gewinn von 3,88 Euro je Anteilsschein. Daraus lässt sich bei einem Kurs von 22,35 Euro (Schlusskurs vom 1. November an der Börse Berlin) ein 2002er-KGV von knapp sechs ableiten. Neben der sehr niedrigen Bewertung sorgt auch die angekündigte Shoppingtour für Kursfantasie. Bei einer EBITDA-Marge von rund 17 Prozent ist Palfinger obendrein profitabler als die Konkurrenz. Mit einer Bruttorendite von 6,2 Prozent (Dividende 2000: 1,00 Euro) ist das Papier auch für "Renditejäger" interessant. Die Aktie bildet nach dem Kurssturz im September gerade im Bereich zwischen 22 und 26 Euro einen Boden aus. Kauflimite können im unteren Drittel dieses Kursbandes platziert werden (WKN 919 964).
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Warum hat sich Palfinger nicht vom Septemberrutsch erhohlt, zumal die fundamentalen Daten sehr gut aussehen?