Wo man in DAX-Aktien langfristig nichts falsch machen kann:

Dax Dow und Co., alle Aktien aus aller Welt sind das Thema dieses Forums.

Moderator: oegeat

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oegeat
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Wo man in DAX-Aktien langfristig nichts falsch machen kann:

Beitrag von oegeat »

DAIMLERCHRYSLER
Kurs 33,x €, Buchwert 39 €, Kursziel 62+y €
Begründung: Zukäufe werden ausgeputzt, ab 62 kriegt Schrempp und Kollegen ihre Aktienoptionen;
wetten sie werden sie kriegen?

INFINEON
Top > 90 €, Kapitalerhöhung bei 25 € durch Institutionelle
aktueller Kurs 12-13 €
die miserable Lage der Halbleiterbranche ist zyklisch,
der nächste Aufschwung ist vorherberechenbar (Moor`sches Gesetz etc)
wetten daß Siemens seine Tochter nicht im Stich lassen wird?


Rußland:

GUM
KGV 3-4, lt. Chart ein Selbstläufer auf 7-8 € in 1-2 Jahren
Kontrolliert viele Grundstücke, werden für minimale Gebühren überschrieben,
wenn die Bodenreform durch die Duma kommt
wetten die Nomenklatura wird sich (und Gum) genügend bereichern?

Ein Aktienkauf ist immer auch eine WETTE.
Wenn es so kommt, steigt der Kurs (falls es sicher wäre,
daß es so kommt, wäre der Kurs schon gestiegen).
Wetten mit hochwahrscheinlichem Ausgang sind
die sichersten Kursgewinne von morgen.

Ein Teil hochverzinslich anlegen?
Mein Vorschlag: Zloty-Konto bei der Santander-Bank
Zins 14%, Zloty-Kurs tendenziell steigend
wetten, Polen wird noch in diesem Jahrzehnt EU-Mitglied?

oegeat
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Heikosz
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Beitrag von Heikosz »

interessanter Beitrag. Am Wochenende war diesbzgl. auch ein Beitrag im Finanzteil der WAMS. Hier ging es um unterbewertete Aktien des DAX (Aktien, die einen höheren Buchwert als Aktienwert hatten).

Ich suche den mal raus.....
"i can´t live without my phone, but you don´t even have a home.....!" Eine Popsängerin
sed

Beitrag von sed »

Langfriestig :D:D

Ich Glaube, Langfriestig, kann mann zurzeit, bei keine Blauchips was falsch machen.
dawes28

Infineon

Beitrag von dawes28 »

Speziell bei Infineon wäre ich noch vorsichtig und würde kein Long-Engagement eingehen.
Deren cash verbrennt momentan rasant, so schnell kann man gar nicht hingucken und ob Siemens sich wirklich genötigt sieht, helfend einzugreifen wage ich noch zu bezweifeln.
Siemens könnte übrigens auch noch mal 15-40 % nachgeben.
Infineon sehen manche schon als Übernahmekandidaten!

Dazu passend ein Artikel aus dem Spiegel:
Freier Fall

Riesige Verluste zehren die ohnehin knappen Reserven des Chipherstellers Infineon auf. Droht dem einstigen Liebling der Börse die Zahlungsunfähigkeit?


Vor vier Wochen dachte Ulrich Schumacher, dass es schlimmer nicht mehr kommen könne. Sein Münchner Chipunternehmen Infineon sah er als Opfer der "mit Abstand ernstesten Krise", die es in der kurzen Geschichte der Halbleiter-Technologie bisher gegeben habe.


DER SPIEGEL


Es kam schlimmer, viel schlimmer. Und das Schlimmste steht Schumacher möglicherweise erst noch bevor: Die Terrorangriffe auf das New Yorker World Trade Center begruben alle Hoffnungen auf ein reges Weihnachtsgeschäft mit Handys und PC und auf einen baldigen Aufschwung der US-Konjunktur.

Seitdem rätselt die Branche, ob Infineon die Krise als unabhängiges Unternehmen überstehen wird.

Vorige Woche musste Schumacher, einst Liebling der Börsianer, mit ansehen, wie seine Aktie auf den mit Abstand niedrigsten Wert von 12,10 Euro fiel. Nach dem Börsengang mit einem Emissionspreis von 35 Euro war die Aktie im vergangenen Jahr auf über 90 Euro gestiegen.

Vergebens versuchte sich Schumacher gegen den freien Fall zu stemmen. Seine drastischen Maßnahmen nahmen die Börsianer aber nur als weiteren Beleg für den Ernst der Lage. Wie verzweifelt musste ein Unternehmensführer sein, der nicht nur 5000 Stellen, sondern auch noch die geplanten Investitionen von 2,5 Milliarden auf 0,9 Milliarden Euro zusammenstreicht? "Infineon spart auf Kosten der Zukunft", kommentierte das "Handelsblatt".

Um mindestens zwei Quartale, so meinen die Konjunkturforscher, werde der Terroranschlag den erhofften Wirtschaftsaufschwung verzögern - Monate, in denen die Siemens-Tochter des forschen Jungmanagers und Hobby-Rennfahrers Schumacher an den Rand einer Existenzkrise geraten könnte.

Zurzeit jedenfalls legt Schumacher bei jedem Chip, den er verkauft, kräftig drauf. Zehn Dollar kostete noch im September 2000 ein 64-Megabit-Speicher. Inzwischen werden Speicherchips - Produktionskosten: fast sieben Dollar - für eineinhalb Dollar geradezu verramscht.

Bei geschätzten Verlusten von 500 bis 600 Millionen Euro pro Quartal ist die Substanz des jungen Unternehmens schnell aufgebracht. Der Elektrokonzern Siemens hatte seine Chiptochter Infineon erst im vergangenen Jahr, auf dem Höhepunkt des Aktien- und Chip-Booms, an die Börse gebracht. Der Erlös floss in die Siemens-Kasse - Infineon erhielt nichts. So wurde der Chiphersteller ohne ausreichendes finanzielles Polster in die Freiheit entlassen.

Schon im Juli musste sich Schumacher deshalb über eine Kapitalerhöhung 1,5 Milliarden Euro an der Börse besorgen - angesichts der allgemeinen Börsenflaute ein gewagtes Unternehmen. Fast 700 Millionen Euro brachte ihm der Verkauf von Unternehmensteilen. Das, so hoffte Schumacher, würde reichen, die Krise zu überstehen.

Diese Rechnung hielten Branchenkenner schon damals für allzu optimistisch. Nach dem New Yorker Attentat ist sie vollkommen Makulatur.

Das Sparpaket aber, das Schumacher vorige Woche notgedrungen nachschob und das insgesamt noch einmal eine Milliarde Euro bringen soll, geht an die Substanz. Bisher sollte die Umstellung im Werk Dresden auf die so genannte 300-Millimeter-Wafer-Produktion, mit der Speicherchips um ein Drittel billiger produziert werden können, von Sparmaßnahmen verschont bleiben.

In höchster Finanznot will Schumacher jetzt auch das modernste seiner Werke in Dresden deutlich kürzer halten. Die Kapazitäten für die Produktion der neuen Technologie sollen aus Kostengründen langsamer als geplant hochgefahren werden.

Das könnte sich, so meinen Analysten, bitter rächen, wenn die Nachfrage nach Chips eines Tages wieder anzieht.

Doch ob Infineon bis dahin noch ein Unternehmen auf dem Weg in die Selbständigkeit ist, wird in der Branche mittlerweile bezweifelt. Beim derzeitigen Schnäppchen-Kurs - der Börsenwert ist auf unter neun Milliarden Euro geschrumpft - könnte der deutsche Chiphersteller manchem Konkurrenten, der in der vergangenen Boomphase Reserven anhäufen konnte, durchaus attraktiv erscheinen.

Die Mehrheit am Münchner Hightech-Unternehmen Infineon, 51 Prozent, hält noch immer der Siemens-Konzern. Und dessen Chef Heinrich von Pierer macht seit längerem schon keinen Hehl daraus, dass er die ungeliebte Tochtergesellschaft lieber heute als morgen loswerden würde.

Die Alternative zu einem Verkauf ist für den Siemens-Chef wenig erstrebenswert. Bevor Infineon nämlich tatsächlich - wie von der Deutschen Bank in einer aktuellen Studie prognostiziert - zahlungsunfähig würde, müsste Siemens die Firma mit einer Kapitalspritze versorgen.

Pierer wäre dann von seinem Ziel, aus dem zyklischen Chipgeschäft auszusteigen, wieder weit entfernt.

Bild
derSpekulant

Beitrag von derSpekulant »

stimme Dawes zu.

Infineon ist wirklich relativ riskant, da ihr Restcash noch nicht mal für ein Jahr reicht. Eine Kapital-Erhöhung wird schon in Erwägung gezogen. Die Frage ist nur, wer noch Interesse an einer Investition hat...

Ich persönlich halte Lufthansa und Preussag auf dem aktuellen Niveau für sehr interessant.

Die aktuellen Probleme mit weniger Kundenverkehr werden nur sehr kurzfristig sein. Längerfristig werden auch wieder mehr Menschen mit Flugzeugen fliegen oder in den Urlaub gehen.
Die Dt.Lufthansa gehört zu den profitabelsten Fluggesellschaften der Welt. Die derzeitige Bereinigung des Luftraums durch einige kleinere Fluggesellschaften ( Swissair läßt grüßen :D ) sollte der Lufthansa schon bald neue Kunden zuspülen. Langfristig sollte sich die Investition auf jeden Fall auszahlen :)
Auch Preussag ist inzwischen günstig bewertet. Interessant ist vor allem, dass die Menschen selbst bei schlechter Wirtschaft am wenigsten auf ihren Urlaub verzichten wollen ( besonders in Deutschland ).
Die Touristik-Branche sollte nur sehr kurzfristig unter dem Attentat und seiner Folgen leiden.

Gruß, Speku
modschegiebchen

Buchwert

Beitrag von modschegiebchen »

aus dem Handelsblatt geklaut

Buchwert als Signal für mögliche Trendwende an den Börsen
Einige Dax-Firmen kosten nicht einmal ihre Substanz
Von JOHANNA POETZSCH


Nach der Talfahrt am Aktienmarkt notieren einige Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) unterhalb oder in der Nähe ihres Buchwerts. Würden diese Gesellschaften jetzt liquidiert, erhielte der Anleger mehr, als seine Aktien an der Börse wert sind. Analysten sehen bei solchen Titeln günstige Einstiegschancen.


DÜSSELDORF. Der massive Kursrutsch an den Aktienbörsen hat ein Phänomen in den Blickpunkt gerückt, das die Anleger bislang fast nur vom schwer angeschlagenen Neuen Markt kennen. Doch nach den Terrorangriffen auf die USA sind einige Schwergewichte im Dax – wie Thyssen-Krupp, Daimler-Chrysler, Lufthansa und Commerzbank – so tief gefallen, dass sie weniger wert sind, als das in der Bilanz aufgeführte Vermögen. „Jetzt geht die Buchwert-Diskussion los. Das ist typisch für Ausverkaufsbewegungen an der Börse“, meint André Will-Laudien vom Bankhaus Reuschel.

Der Buchwert stellt die Substanz einer Gesellschaft dar. Notiert ein Wert unter dieser Marke, bekäme der Aktionär im Fall einer Unternehmensauflösung mehr ausbezahlt, als wenn er die Papiere an der Börse verkaufen würde. Für die Anleger kann der Buchwert je Aktie eine wichtige Rolle bei der Einschätzung eines Titels spielen. Weniger als diese Kennzahl sollte eine Aktie nicht wert sein, auch wenn das Unternehmen kurzfristig operative Verluste macht. „Man kann relativ sicher sein, einen Standardwert günstig zu kaufen, wenn er in der Nähe seines Buchwerts notiert“, erläutert Will-Laudien. Privatinvestoren haben also jetzt die Chance, gezielt nach solchen Unternehmen zu suchen, um ihr Depot zu bestücken.

Buchwert als nützliche Kennzahl beim Aktienkauf

Auch Übernahme-Interessenten behalten gerade in solch turbulenten Zeiten die Substanzwerte ihrer potenziellen Zielunternehmen genau im Blick. Der Grund ist klar: Fällt der Kurs einer Aktie unter ihren Buchwert, haben Käufer die Chance, ein Schnäppchen zu machen und günstig an eine unterbewertete Gesellschaft zu kommen. Bringt die Krise also Fusionsphantasie in die Märkte? „Natürlich ist die Zeit für Übernahmen sehr günstig“, bestätigt Will-Laudien. „Dafür müsste der Übernahmeinteressent aber jemanden finden, der ihm ganze Aktien-Pakete verkauft.“ Die Wahrscheinlichkeit sei aber sehr gering, dass sich Großaktionäre von ihren Anteilen trennen, so lange sie unterhalb des Buchwerts notieren.

Außerdem hält dieser Ausnahmezustand meist nicht sehr lange an. Zum einen sehen viele Anleger die günstige Bewertung als Kaufsignal. Zum anderen sinkt die Aussagekraft einer Bilanz im Laufe des Geschäftsjahres. Verkauft ein Unternehmen ein Grundstück, um operative Kosten zu decken, sinkt der Buchwert sofort. Der reduzierte Wert wird allerdings erst zum nächsten Abschlussstichtag ausgewiesen. „Als Kalkulationsbasis dient weiter die zuletzt veröffentlichte Bilanz“, erläutert Will- Laudien.

Wenn Aktien unterhalb ihres Buchwerts notieren, kann der Grund dafür aber auch in der schlechten Qualität der Bilanz liegen. Robert Suckel von SES Research erklärt den Unterschied zwischen Sekt und Selters: „Werden viele immaterielle Vermögenswerte aktiviert, erhöht sich das bilanzielle Risiko“, das heißt der Buchwert ist eventuell ungerechtfertigt hoch – für den Analysten eine Erklärung, warum so viele Unternehmen am Neuen Markt weniger Wert sind als ihre vermeintliche Substanz.

Ist der Buchwert aber fundamental gerechtfertigt, also z.B. in Form von Produktionsanlagen real existent, stellt er nach Einschätzung Suckels die Untergrenze für die Börsenbewertung dar. Die Historie zeige, dass „das Phänomen oft der Punkt ist, an dem sich die Kurse wieder fangen“, sagt der Experte. Und Reuschel-Analyst Will-Laudien ergänzt: „Der Pessimismus muss schon sehr weit fortgeschritten sein, wenn ein Titel so niedrig notiert.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs mittelfristig drehe, sei relativ hoch.


HANDELSBLATT, Donnerstag, 04. Oktober 2001
modschegiebchen

aus der Wirtschaftswoche

Beitrag von modschegiebchen »

Hier ein recht interessanter Artikel aus der Wirtschaftswoche:

Viele Unternehmen planen Rückzug von der Börse

Viele deutsche Aktien aus der zweiten Reihe sind unterbewertet. Das macht sie zum Ziel für Aufkäufer – und interessant für Privatanleger.

Dass ausgerechnet Werner Kress einmal für eine Zeitenwende am deutschen Kapitalmarkt stehen würde, hätte er wohl selbst nie geglaubt. Jahrzehntelang führte er ein stilles deutsches Unternehmen: Gardena, gehobener Mittelstand, Wachstum in der Nische, trotz Börsennotierung von außenstehenden Aktionären nicht beeinflusst, weil alle Stammaktien und damit die Mitspracherechte bei den Gründern lagen. An der Börse zirkulierten nur die Vorzugsaktien, die keinen Einfluss auf das Unternehmen gewähren. Das machte diese Papiere für viele Anleger uninteressant. Doch nach jahrelangem Dornröschenschlaf folgte jüngst der überraschende Weckruf: Kress und seine Mitstreiter trennen sich komplett von ihren Stammaktien des Spezialisten für Gartengeräte (Wirtschaftswoche 37/2001). Demnächst werden potente Fremdinvestoren das Sagen bei Gardena haben.

„Die zuletzt totgesagte Übernahmewelle im Mittelstand wird wieder zurückkommen“, sagt Maximilian Graf Drechsel, Geschäftsführer der HSBC Private Equity und Spezialist für so genannte Firmen-Buyouts (Aufkauf von Unternehmen und Unternehmensteilen). Ob wie bei Gardena aus eigenem Antrieb oder wie im Falle des Wälzlagerproduzenten FAG Kugelfischer wegen einer feindlichen Übernahme – etliche Unternehmen werden von den Kurszetteln der Börsen verschwinden. „In den kommenden Jahren werden wir 10 bis 15 solcher Going-Privates sehen. Insgesamt könnten aus dem MDax und dem Smax etwa 50 Unternehmen verschwinden“, prognostiziert Andrew Richards, Managing Director der deutschen Tochter von 3i, Europas größtem Risikofinanzierer. Anleger, die sich rechtzeitig einige der Kandidaten ins Depot legen, haben die Chance auf überproportionale Gewinne beim so genannten Public-to-private (Rückzug von der Börse). So machte die Gardena-Vorzugsaktie nach der Übernahmemeldung einen Sprung um zehn Prozent. „Viele Aktien notieren mittlerweile bei Kursen, die fundamental nicht mehr zu rechtfertigen sind. Das fordert Übernahmen geradezu heraus“, sagt Helmut Seidenstücker, Chefanalyst der Privatbank M. M. Warburg. Doch welche Unternehmen kommen für eine Komplett- oder Teilübernahme infrage? „Wichtig sind zunächst die Marktstellung und ein herausragendes Produkt“, sagt Drechsel, der mitverantwortlich knapp zwei Milliarden Euro Anlagegelder in Private-Equity-Fonds verwaltet.

SO WIE PROFESSIONELLE INVESTOREN sollten sich auch Privatanleger die Bilanzen der Kandidaten vorknöpfen. Ein wichtiges erstes Indiz für unterbewertete Papiere: Liegt der Buchwert je Aktie niedriger als der Börsenkurs, steht mehr Eigenkapital in den Büchern, als die Börse aktuell bezahlen will? So weist das Zahlenwerk des Stahlkonzerns Salzgitter Vermögenswerte von 14,15 Euro pro Aktie aus, 59 Prozent mehr als der Kurs. Denn an der Börse kostet ein Anteilsschein nur 8,92 Euro . Ein Missverhältnis, das auch institutionelle Investoren anlocken kann. Deren Käufe könnten den Kurs nach oben hieven – die Privatanleger profitieren. Zusätzlicher Effekt eines günstigen Buchwertes: Sofern der Kurs nicht steigt, ist er zumindest nach unten abgesichert. Denn völlig aus dem Ruder läuft die Relation zwischen Kurs und Buchwert nur in Ausnahmefällen.

Zweites Kriterium, das sich aus der Bilanz ablesen lässt: Wenn die Bruttoschulden nicht mehr als die Hälfte an der Bilanzsumme ausmachen, ist das Unternehmen ordentlich finanziert. K+S, die frühere Kali und Salz, kommt mit einem Schuldenanteil von 21 Prozent aus, der Heiztechniker Buderus begnügt sich sogar nur mit 13 Prozent. Zieht der Investor jetzt noch die liquiden Mittel und liquiden Wertpapiere von den Schulden ab, erhält er die Nettoverschuldung. Banal, aber dennoch wichtig zu beachten: je geringer sie ist, desto gesünder präsentiert sich die Finanzierung des Unternehmens. Das Modehaus Escada, die Versicherung Hannover Rück oder der Spezialmaschinenbauer Heidelberger Druck kommen ohne Nettoschulden aus. So etwas steigert die Chance auf Kurssteigerungen deutlich.

„Stimmen dann noch dynamische Kennzahlen wie eine Vorsteuermarge von mehr als fünf Prozent, die uns ein profitables Geschäft signalisiert, wird es interessant“, sagt Drechsel. Die Vorsteuermarge ist für den privaten Anleger nur schwierig zu ermitteln. Als Ersatz kann er den Jahresüberschuss heranziehen, den die Gewinn- und Verlustrechnung offen legt. So wies der Getränkeabfüllmaschinenhersteller Krones im vergangenen Geschäftsjahr 38 Millionen Euro Jahresüberschuss bei einer Milliarde Euro Umsatz aus – eine beachtliche Quote.

Aber das Aufstöbern verborgener Perlen bringt nicht immer den Erfolg des Investments. Auch optisch unterbewertete Aktien rutschten oft weiter in den Keller. Denn eine festgezurrte Aktionärsstruktur machte insbesondere für ausländische Investoren den Kauf vieler Papiere unattraktiv – Kennzahlen hin oder her.

NEUE GESETZE steigern jedoch nun die Chancen für den überfälligen Aufbruch: „Auf Sicht von drei bis vier Jahren werden sich vor allem Banken und Versicherungen von ihrem erheblichen Beteiligungsbesitz getrennt haben“, sagt Richards. Die Kredithäuser durchforsten ihr Geflecht von Firmenanteilen auf der Suche nach entbehrlichen Besitztümern. Den erwarteten Verkaufsschub löst die Steuerreform aus. Sie wird von 2002 an Übernahmen sowohl für den Käufer als auch für den Verkäufer steuerlich wesentlich lukrativer machen als bisher. Einige Details sind noch umstritten, doch wahrscheinlich lassen sich künftig Beteiligungen nahezu steuerfrei veräußern.

Als Folge dürfte die Deutsche Bank früher oder später ihren 26-Prozent-Anteil am Maschinenbauer Deutz abstoßen. Die Kölner spielen strategisch für die Bank keine Rolle, das Aktienpaket schlummert als totes Kapital in den Büchern der Frankfurter. Anleger bekommen die Deutz-Aktie derzeit für knapp zwei Euro, der Buchwert beträgt 2,95 Euro, die Börsenkapitalisierung erreicht nur ein Zehntel des Umsatzes. Daher dürfte die Deutsche Bank noch nicht zum Verkauf bereit sein – sie wartet auf einen Interessenten, der einen Aufschlag auf den Kurs bietet. Vorteil für Privatanleger: Vom kommenden Jahr an muss ihnen ein potenzieller Aufkäufer laut Gesetz den gleichen Preis bieten, den er der Bank zu zahlen bereit ist.

Solche, vor allem ausländische Aufkäufer stehen bereits in den Startlöchern. Schon bisher griffen sie mehrfach zu: Der Automobilzulieferer Beru gehört seit diesem Frühjahr zu 30 Prozent der Carlyle Group, die Chemiesparte Cognis von Henkel ging gerade an Schroder Ventures und Goldman Sachs, die Siemenstochter Mannesmann Plastics sollte eigentlich für 800 Millionen Euro in die Hände der britischen Apax wandern; der Deal scheiterte jedoch vor vier Wochen an unterschiedlichen Preisvorstellungen.

INSIDER AUS DER Risikokapitalbranche berichten, mehrere Private-Equity-Häuser sondierten die Chancen zum Einstieg beim Baukonzern Bilfinger & Berger. Der Dresdner Bank gehört ein Viertel der Aktien. Der Maschinenbaukonzern IWKA steht laut hochrangigen Risikokapitalgebern ebenso im Übernahmefokus wie der Rheinmetall-Konzern der Familie Röchling sowie dessen Tochter Jagenberg. Auch MG Technologies dürfte über kurz oder lang in Einzelteile zerlegt werden, so Experten der Szene. Sogar einige Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) sind, gemessen an den Kennzahlen, bedroht, ihre Eigenständigkeit zu verlieren. So kostet die Commerzbank weniger als ihren Buchwert.

Smax-Unternehmen wie der Laborwaagenspezialist Sartorius, die Sanitärfirma Villeroy & Boch oder der Diagnostikspezialist Biotest bieten ebenso attraktive Kurschancen wie die Kupferhütte Norddeutsche Affinerie, der Stahlproduzent Salzgitter oder der Chemiefabrikant Celanese, die im MDax notieren. Auch weisen auffallend viele Automobilzulieferer und Maschinenbauer wie Beru, Phoenix oder Krones gute Kennzahlen auf. Alles Aktien, bei denen risikofreudige Anleger auf den Paukenschlag spekulieren können, wenn eine Übernahme verkündet wird.

Die Risikokapitalgeber (Private-Equity-Gesellschaften) spielen dabei neben feindlichen Aufkäufern aus der Industrie die Schlüsselrolle bei großen Deals mit Eigentümerwechsel. „Weil im Geschäft mit Technologie-Startups praktisch nichts mehr geht, konzentriert sich das Interesse der Investoren wieder stärker auf den klassischen Mittelstand“, sagt Richards. Problem für den Privatanleger: Er kann kaum beurteilen, welche Familien künftig zur Abgabe bereit sein werden. Doch wenn er aufs falsche Pferd setzt, tröstet angesichts der inzwischen deutlichen Kursrückschläge oft eine ordentliche Dividendenrendite.

Auch wenn die schwache Börse den Risikokapitalgebern selbst stark auf den Magen schlägt, herrscht deshalb bei Experten wie Richards Optimismus: „Ich denke, dass das Geschäftsvolumen des Marktes vom kommenden Jahr an wieder um 30 bis 40 Prozent wachsen wird.“ Dann würde der deutsche Markt für Firmen-Buyouts wieder an das Rekordjahr 2000 von 15 Milliarden Euro anknüpfen – was seinerzeit rund 40 Prozent des kontinentaleuropäischen Gesamtmarktes ausmachte . Genügend Chancen also für Privatanleger, sich an der Seite der Profis auf Schatzsuche zu begeben.


CHRISTOF SCHÜRMANN

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