Finanzleiche J.P.Morgan und noch paar Andere

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Turon

Finanzleiche J.P.Morgan und noch paar Andere

Beitrag von Turon »

Auch wenn es alt ist:

Gerüchte um J.P. Morgan

Dies ist aber noch nicht die ganze Wahrheit. Gut unterrichtete Finanzexperten in Europa betonen, daß in den Stunden und Tagen vor der kombinierten Öl/Euro-Intervention der G-7-Staaten Gerüchte an den Finanzmärkten kursierten, wonach ein großer amerikanischer Spekulationsfonds, der vor allem in Technologieaktion investiert habe, Schiffbruch erlitten hätte. Nach einem weiteren schweren Einbruch an der Nasdaq am 22. September wäre dieser Fonds vollends untergegangen. Vielleicht ist dies aber auch bereits geschehen und wurde aufgrund der angespannten Stimmungslage nur noch nicht dem breiten Publikum mitgeteilt.

Darüber hinaus wird auf merkwürdige Umstände bei der Übernahme der US-Investmentbank J.P. Morgan durch Chase Manhattan hingewiesen. J.P. Morgan ist einer der größten Spieler auf dem weltweiten Derivatmarkt überhaupt. Ende August warteten die Finanzzeitungen mit der spektakulären Nachricht auf, die Deutsche Bank werde J.P. Morgan aufkaufen und damit zur größten Bank auf dem Erdglobus aufsteigen. Schon kurz darauf wurde es um diese Mega-Hochzeit wieder ganz still. Und wiederum nur wenige Tage später hieß es dann, nicht die Deutsche Bank, sondern Chase Manhattan werde J.P. Morgan aufkaufen, und der Deal sei bereits in allen wichtigen Einzelheiten perfekt.

Der Finanznachrichtenbrief Golden Sextant, welcher der gegen die gezielte Manipulation des Goldpreises kämpfende Organisation "Gold Anti-Trust Action" (GATA) nahesteht, berichtete am 19. September, J.P. Morgan sei infolge verunglückter Derivatspekulationen schwer angeschlagen und die Übernahme durch Chase daher nichts anderes als ein "bail out". Dies sei auch der Grund, warum der Chef der Derivatabteilung von J.P. Morgan, Peter Hancock, am 8. September zurückgetreten war, und warum die Chase-Übernahme im Rekordtempo unter Dach und Fach gebracht worden war. Solche als Übernahmen verkauften Rettungspakete sind gar nichts Ungewöhnliches und werden in der Schweiz hinter vorgehaltener Hand allgemein als entscheidender Grund für den Zusammenschluß von UBS und SBC vor zwei Jahren genannt.

Der erwähnte Nachrichtenbrief weist in diesem Zusammenhang auch auf die überraschende und widersprüchliche Serie von Artikeln in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) Ende August und Anfang September hin, welche sich mit der Manipulation des Goldmarktes und insbesondere mit den Anschuldigungen der GATA auseinandersetzten. Am 25. August titelte die FAZ "Der Goldmarkt wird von Finanzinstitutionen manipuliert" und erläuterte im einzelnen, wie durch nur auf dem Papier stehende Terminverkäufe von viermal mehr Gold, als in einem Jahr überhaupt physisch produziert wird, der Preis des Goldes seit Jahren künstlich gedrückt werde, und daß diese Terminkontrakte für die beteiligten Banken und Fonds andererseits eine tickende "Zeitbombe" darstellten.

Bei diesem in Frankfurt verfaßten Artikel, so der Nachrichtenbrief, habe es sich um eine gezielte Breitseite der Bundesbank gegen die zu diesem Zeitpunkt noch bestehenden Pläne für einen Zusammenschluß von Deutscher Bank und J.P. Morgan gehandelt. Sowohl Deutsche Bank wie J.P. Morgan sind massiv in Goldderivaten exponiert. Im Falle eines Zusammenschlusses wäre eine Schieflage bei der dann größten Bankengruppe der Welt in den Verantwortungsbereich der Bundesbank gefallen und damit zu einem Problem geworden, "das die Bundesbank offenbar nicht haben wollte." Am 5. und 7. September veröffentlichte die FAZ dann zwei in London verfaßte Artikel, bei denen es sich wohl um einen Wutausbruch gegen die Darstellung vom 25. August handelte.

Ein weiteres Indiz für mögliche Leichen in den Kellern von Großbanken ist die Tatsache, daß nicht nur der genannte Chef der Derivatabteilung von J.P. Morgan seinen Hut nehmen mußte, sondern Mitte September wie aus heiterem Himmel auch die vorzeitige Rücktrittserklärung von Rolf E. Breuer, dem Vorstandssprecher der Deutschen Bank, erfolgte.

All diese Entwicklungen finden in einem Umfeld statt, das von extrem nervösen Aktienmärkten geprägt ist, was sich an den sehr starken Kursverlusten selbst der Schwergewichte unter den Technologieaktien ablesen läßt. Seit ihren Rekordständen sind beispielsweise die Börsenwerte der drei größten Technologietitel in den USA regelrecht zusammengeschmolzen: bei Microsoft von 616 auf 333 Milliarden Dollar, bei Cisco von 555 auf 424 Milliarden Dollar und bei Intel von 503 auf 322 Milliarden Dollar. In Deutschland stürzte die T-Aktie von 105 Euro im März auf zeitweise weniger als 38 Euro im September, was einem Verlust von sage und schreibe 64% entspricht.

Zugleich spielen die Währungsmärkte verrückt, so daß selbst zwischen den drei führenden Währungen der Welt extreme Ausschläge an der Tagesordnung sind. Aktien, Währungen und andere Finanzbewertungen bilden wiederum die Basis für hochspekulative Derivatkontrakte zwischen den größten Banken und Fonds der Welt, und zwar in einem Gesamtvolumen, das längst einem sechsstelligen Milliardenbetrag in US-Dollar entspricht. Hinzu kommt die gigantische Verschuldung der weltweit tätigen Unternehmen, ganz besonders in den beiden Bereichen Finanzen und Telekommunikation.

Das Wachstum der weltweiten Verschuldung ist derart groß, daß man nur noch von einer außer Kontrolle geratenen Kreditexplosion sprechen kann. Nach den neuesten Angaben der Agentur "Thomson Financial Data Service" wächst die Neuverschuldung der größten Schuldner in der Welt gegenwärtig mit einer Jahresrate von 140%. Schon die nächste aufgestöberte Finanzleiche könnte eine zuviel gewesen sein."
Turon

Beitrag von Turon »

Freitag der 22. September

"Am Freitag, dem 22. September, brannte bereits die Lunte am weltweiten Pulverfaß von Aktienmarktblasen, Finanzwetten und unbezahlbaren Schuldentiteln. Es drohte eine systemische Finanzkatastrophe, die sich wohl kaum auf einen reinen Börsencrash hätte begrenzen lassen. Vielmehr befand sich das gesamte weltweite Gebäude an kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten, wie schon im Herbst 1998, erneut unmittelbar vor dem Einsturz. Doch im Unterschied zur Situation im September 1998, als der Fonds LTCM mit seinen 100 Milliarden Dollar Schulden und mehr als einer Billion Dollar Finanzderivaten zusammenbrach, würden sich im Herbst 2000 infolge einer systemischen Katastrophe noch sehr viel größere Mengen an Papierwerten in Luft auflösen. Schließlich hat in der Zwischenzeit, insbesondere von Oktober 1999 bis März 2000, die größte Orgie an Kreditexpansion und Aktienkauf-Hysterie aller Zeiten stattgefunden.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht genau absehbar, wieviele Leichen sich bereits in den Kellern großer Banken und Fonds angesammelt haben. Aber es stinkt schon gewaltig. Das sichtbarste Zeichen der Verzweiflung von Regierungen und Zentralbanken sind die gemeinsamen Interventionen am 22. September. Urplötzlich erklärten sich US-Finanzminister Larry Summers und Federal Reserve Chef Alan Greenspan bereit, gemeinsam mit den Notenbanken Kanadas, Japans und Großbritanniens, eine Devisenmarktintervention der Europäischen Zentralbank zugunsten des Euro zu unterstützen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Summers und Greenspan alles darangesetzt, den Euro gegenüber dem Dollar herunterzudrücken, weil sich nur auf diese Weise der dringend benötigte Nachschub an ausländischem Kapital in die extrem defizitäre US-Wirtschaft sicherstellen ließ. Ebenfalls am 22. September verkündete US-Präsident Bill Clinton, rund 30 Millionen Barrel Rohöl aus der Strategischen Ölreserve der USA freizugeben, um damit den Ölpreis abzusenken. Auch diese Maßnahme war noch wenige Tage zuvor vom US-Finanzminister als "großer politischer Fehler" strikt abgelehnt worden.

Vordergründig hatte dieser erstaunliche Gesinnungswandel von Regierungsmitgliedern mit der Furcht vor einem "Schwarzen Freitag" an den Börsen zu tun. Denn zusätzlich zu der schon seit Wochen anhaltenden Ausverkaufsstimmung an den weltweiten Aktienmärkten, maßgeblich gefördert durch den Euro-Absturz und die Ölpreisexplosion, drohte akut am 22. September ein verheerender Orkan über die Technologieaktien - mit der Nasdaq im Zentrum - hinwegzufegen. Schließlich hatte am Donnerstag abend nach Börsenschluß das Flaggschiff der US-Computerbranche Intel eine Gewinnwarnung für das dritte Quartal verlauten lassen, woraufhin der Aktienkurs des führenden Herstellers von Computerprozessoren innerhalb kürzester Frist im elektronischen Handel um mehr als 20% abrutschte. Im offiziellen Börsenhandel am Freitag brachen Intel-Aktien dann um 22% ein, wodurch sich der Börsenwert des Unternehmens um 95 Milliarden Dollar verminderte - der größte Tagesverlust eines einzelnen Unternehmens aller Zeiten. An diesem Tag wechselten 307 Millionen Intel-Aktien ihren Besitzer - ebenfalls ein historischer Rekord.

Der Intel-Schock drohte natürlich auf sämtliche Technologieaktien überzugreifen. Noch in der Nacht zum Freitag traten US-Computerfirmen wie Compaq, Dell und Texas Instrument mit Erklärungen an die Öffentlichkeit, ihnen gehe es wirklich blendend, und die Anleger sollten doch nicht wegen eines Problems im Hause Intel in allgemeine Panik verfallen. Dies half aber wenig. Zunächst waren am Freitagmorgen europäischer Zeit die japanischen und südkoreanischen Technologietitel kollektiv in den Keller geprügelt worden. Auch der Neue Markt in Frankfurt eröffnete mit schweren Verlusten. Und wenn erst einmal die Wall Street ihren Freitagshandel aufnahm, drohten alle Dämme zu brechen.

Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung notierte am Montag danach: "Was auch immer die Gründe für die Intervention vom Freitag zugunsten des Euro im einzelnen gewesen sein mögen, die delikate Situation, die sich nach der Umsatzwarnung von Intel am Donnerstag nach Börsenschluß in New York zusammengebraut hatte und sich am frühen Freitag im asiatisch-pazifischen Raum zu entladen begann, gehörte nach Meinung dieser Strategen zur Kausalkette. Aus dieser Lage hätte sehr wohl ein Börsenkrach von unabschätzbaren Dimensionen mit schweren Verwerfungen auch am internationalen Devisenmarkt werden können. In diesem Augenblick sei alles beisammen gewesen, was die Notenbanken zum Handeln zwingen mußte."
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