Faz, 21. Dezember 2005:
Anleger schauen bei der Auswahl eines Investmentfonds auf vieles. Anlageklasse, Stil, Kosten und Service und vor allem auch die Wertentwicklung in der Vergangenheit dürften eine Rolle spielen. Aus diesem Grund haben Portfoliomanager haben natürlich einen starken Anreiz, die Wertentwicklung so gut wie möglich darzustellen.
Die Tendenz, bei Präsentationen einen geeigneten Zeitraum auszuwählen, um die besten Resultate auszuweisen, dürfte kaum jemanden überraschen. Das ist aber nicht alles. Denn Portfoliomanager und Fondsgesellschaften spielen noch einige andere Spiele. Das zeigt unter anderem eine Analyse von Professor Richard Deaves von der Michael DeGroote School of Business in Hamilton, Kanada.
Fondsmanager spielen manchmal ihre Spiele ...
Um den Sinn dieser Spiele zu verstehen, dürfe man zwei Dinge nicht außer Acht lassen. Erstens entspricht die Entlohnung des Fondsmanagers normalerweise einem festen Prozentsatz des Fondsvolumens. Ist der Prozentsatz ein Prozent und das Fondsvolumen beträgt 100 Millionen Dollar, so liegt die Entlohnung bei einer Million Dollar, während bei einem Fondsvolumen von einer Milliarde Dollar zehn Millionen Dollar anfallen. Offensichtlich besteht ein starker Anreiz, mehr Geld hereinzuholen.
Wie aber holt man mehr Geld herein? Am einfachsten wohl über die Performance. Studien für die Vereinigten Staaten zeigen, daß die Investmentfonds mit den besten Ergebnissen die meisten Gelder anziehen. Während dem besten Quartil, das sind die 25 Prozent der Fonds mit dem besten Ergebnis, nahezu alles neue Geld zufließt, erhalten die anderen nur wenig neue Mittel. So ist es kaum verwunderlich, daß Fonds versuchen so gut wie möglich dazustehen und im Top- Quartil zu erscheinen.
Wie können Fondsmanager das erreichen? Sie haben gewisse Spielräume, denn sie müssen nicht jederzeit die genaue Zusammenstellung ihres Portfolios bekannt geben. Dazu sind sie aus regulatorischen Gründen nur zu bestimmten periodischen Zeitpunkten verpflichtet. Und genau hier können sie das Bild schönen, zum Beispiel hin zu Jahresende. Dies wird „window dressing” genannt.
Hat der Fondsmanager beispielsweise, einige Aktien gekauft, die sich sehr schlecht entwickelt und daher die Performance geschädigt haben, so kann er zwar die Performance nicht mehr retten. Aber er kann durch den Verkauf wenigstens die „dogs” loswerden und das Erscheinungsbild wahren. Ein verwandtes Spiel ist das so genannte „portfolio pumping”. So ist bekannt, daß einige Manager die Performance ihres Portfolios einige Tage vor der Offenlegung in die Höhe getrieben haben, indem sie illiquide Aktien kleiner Unternehmen gekauft haben, die sie bereits hielten. Diese Kaufaktivität drückt den Kurs künstlich nach oben und steigert kurzfristig die Rendite."
Vielleicht gibt es jetzt,kurz vor Jahresende, auch wieder solche Aktien, wo man mit mitverdienen könnte?
"Wiederum wird nur für das Erscheinungsbild gehandelt. Und wiederum fallen an sich überflüssige Transaktionskosten an, nur um die Performance künstlich zu verzerren und um auf diese Weise die Transparenz zu beeinträchtigen, so Richard Deaves.
... die die Strategien der Anleger durchkreuzen können
Ein weiteres Phänomen ist der so genannte „style drift”. Bezeichnet sich ein Fonds als Value Fonds, beinhaltet aber insgeheim viele Wachstumsaktien, so wird jener Anleger veräppelt, der sein Depot diversifizieren möchte, indem er sich Fonds unterschiedlicher Stile ins Depot legt. Wie aber soll er sein Portfolio sinnvoll strukturieren können, wenn er nicht weiß, wie sich der Fondsmanager tatsächlich positioniert hat?
Ähnliches gilt auch für den Risikoaspekt. Liegt ein Fondsmanager zwar relativ gut im Vergleich mit einem Index und mit anderen Fonds, zählt allerdings nicht zum besten Viertel, so sind seine Chancen relativ gering, neue Gelder anzuziehen. Nur auf diese Weise könnte er aber sein Gehalt steigern. Aus diesem Grund dürfte er geneigt sein, den Ertrag seines Fonds „aufzupeppen”, indem er zum Beispiel höhere Risiken eingeht. Aber auf diese Weise weicht er jedoch vom vorgegebenen Risikoprofil ab und kann die Risiko-Diversifikationsstrategien der Anleger auf diese Weise empfindlich stören.
Hat ein Fondsmanager dagegen auf halber Strecke sehr gute Zahlen vorzuweisen, so könnte er in der zweiten Jahreshälfte geneigt sein, das Portfolio so umzugestalten, daß die Performance von nun an der Benchmark gleicht. Der Manager geht so auf Nummer Sicher, um seine relative Position zu halten. Dafür braucht er jedoch keinerlei Fähigkeiten. Weshalb sollte irgend jemand großzügig einen Manager für etwas entlohnen, was jeder tun kann?
Was läßt sich daraus lernen? Anleger sollten von Anfang an wissen, daß solche Spiele bei aktiv gemanagten Fonds gespielt werden. Sie sollten aus diesem Grund Performance-Zahlen skeptisch betrachten. Alle beteiligten Parteien sollten an Anreizsystemen interessiert sein, die diese Art des Aktivismus minimieren - so das Fazit von Professor Richard Deaves. Der Kauf von günstigen Indexfonds dürfte die einfachste Möglichkeit sein, um solchen Konflikten aus dem Weg zu gehen.
Fondsmanager und ihre „Tricksereien”
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Fondsmanager und ihre „Tricksereien”
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