
Ich wage die Behauptung, die Nummer geht auf.
Die Euro-Fans kämpfen bis zum GO.
Das GO wird aber noch dauern und den 20. März 2012 überleben.
Macht unterm Strich 100%.
Am Wochenende wird sich Europas Finanz- und Politelite in Brüssel treffen, um einige wegweisende Entscheidungen zutreffen. Es geht dabei um alles mögliche,
z.B. um eine künftige gemeinsame europäische Wirtschaftspolitik, um das Vorgehen hinsichtlich des Rettungsschirmes oder inwieweit man die Banken an die Kandare nehmen wird. Kurzum: es geht um die Ausdehnung des ohnehin schon erdrückenden Interventionismus. Man könnte hierzu nun lange Abhandlungen schreiben, warum sich unsere Politiker damit immer weiter in einen Morast aus Regeln, Gängelungen, Strafen, Hilfen und Eingriffen verlieren. Wir belassen es aber hiermit und wenden uns vielmehr einem interessanten Teilaspekt des Ganzen zu, welcher zudem aus Investorensicht noch sehr lukrativ werden könnte: die Rede ist – Sie ahnen es schon – wieder mal von Griechenland.
Droht die Griechenpleite?
Verfolgt man die Medien in den letzten Wochen, wie sie namhafte Politiker wie unseren Schäuble oder Luxemburgs Juncker zitieren, so könnte man durchaus auf die Idee kommen, dass Griechenland demnächst in die Pleite entlassen wird. Auch die Märkte nehmen diese Entwicklung bereits vorweg. So liegen die CDS-Kurse, also die Prämien für eine Versicherung für den Fall einer Pleite Griechenlands, schwindelerregend hoch – im Prinzip deuten sie an, dass mit 100%iger Wahrscheinlichkeit mit der Insolvenz innerhalb von fünf Jahren gerechnet werden muss. Und auch die Kurse der ausstehenden Griechenlandanleihen notieren je nach Laufzeit zwischen 40 und 50, d.h. die sich daraus ergebenden Jahresrenditen liegen in der Regel im dreistelligen Bereich. Also alles klar, möchte man meinen.
Aber Vorsicht, so einfach ist die Sache nicht, wie sich das aus einigen Zitaten von Politikern herauslesen mag. Denn würde man einen klassischen Haircut bzw. Schuldenschnitt machen, was einem (teilweisen) Staatsbankrott gleichkäme, dann hätte das dramatische Folgen für den Euro, für Europa und die Rettungsschirm-Konstruktion. Denn damit würden sich automatisch die Ratings deutlich verschlechtern, womit nichts mehr sicher kalkulierbar wäre.
Trick 17
Geht es nach Jochen Felsenheimer, Kredit- und Anleihenexperte bei der Fondsgesellschaft Assenagon, so wäre ein solch harter Haircut auch gar nicht mehr nötig. Denn bei Kursen unterhalb von 50 bräuchte man die wichtigsten Player nur an einen Tisch zu bekommen, alle müssten sich dazu verpflichten, freiwillig ihre Papiere zu 50 – also etwa zum jetzigen Kurs – an den EFSF abzuliefern, womit den Banken kaum Verluste entstehen würden, da sie ja ohnehin auf diesen Betrag schon abgeschrieben haben. Der EFSF könnte dann als Hauptschuldner die Schulden der Griechen neu strukturieren, was im Wesentlichen auf eine Streckung der Schuldenlast über einen längeren Zeitraum hinausliefe.
Der Nachteil wäre: Griechenland würde weiterhin auf seinem Schuldenberg sitzen, allerdings würden die Rückzahlungsmodalitäten bei weitem erträglicher gestaltet werden. Der entscheidende Vorteil dieser Vorgehensweise: ein effektiver Konkurs könnte vermieden werden, weshalb man Turbulenzen wieder einmal in die Zukunft verschieben könnte.
Zudem könnte man dann ein Riesenpaket schnüren, um auch zukünftige Wackelkanditen wie Italien aufzufangen.
Was bedeutet das?
Um es in einem Satz zu sagen: Die wahrscheinlichste Entscheidung, welche am kommenden Wochenende getroffen werden wird, ist die, dass man – wie in der Vergangenheit auch schon – Zeit gewinnen will und die Variante „Schrecken ohne Ende“ wählen wird.
Denn zu einem „Ende mit Schrecken“, welcher natürlich volkswirtschaftlich und unter nachhaltigen Gesichtspunkten die einzig richtige Variante wäre, haben unsere Politiker entweder nicht den Mumm, oder aber sie wählen ihn aus anderen Gründen nicht.
Warum aber erklären wir diesen Sachverhalt so ausführlich?
Der oben beschriebene Weg weist ein gewisses Problem auf.
Da die Übertragung der Griechenlandanleihen an den EFSF nur auf freiwilliger Basis erfolgen kann (ansonsten hätte man es mit einem Default zu tun), werden nur die Banken dazu aufgefordert, Privatanleger bleiben bei dieser Regelung jedoch außen vor. Das aber bedeutet unter der Annahme, dass es tatsächlich zu keiner offiziellen Pleite kommt: diejenigen Griechenlandanleihen (zumindest diejenigen mit den kurzen Restlaufzeiten), die nicht an den EFSF abgeliefert werden, werden zum Kurs von 100 zurückgezahlt.
Politik = Show Business
Bleibt nur noch die Frage zu klären, warum einige Politiker so vehement den Eindruck zu erwecken versuchen, dass tatsächlich eine Griechenland-Pleite droht.
Angenommen, alle Marktteilnehmer würden unseren obigen Gedankengang nachvollziehen und sich damit dem allgemeinen Sentiment widersetzen, dann lägen die Kurse der Anleihen schon höher, und damit würde der Plan nicht aufgehen – man benötigt eben die jetzt tiefen Kurse, um die Banken zur Abgabe ihre Anleihen zu animieren.
Im Prinzip ziehen daher die genannten Politiker eine Show ab: Sie versuchen die Kurse nach unten zu reden. In diesem Zusammenhang sei noch der amerikanische Systemkritiker Gerald Celente zitiert, welcher uns im Augustheft für ein Interview zur Verfügung stand, er sagte damals nämlich:
„Politik ist nichts anderes als Show Business – nur mit hässlichen Menschen.“ Dem wollen wir an dieser Stelle nichts mehr hinzufügen.
Quelle