Unicredit im freien Fall
von Querschuss am 5. Januar 2012 in Allgemein
Wie enorm hoch der Stress im europäischen Bankensystem ist, zeigt nicht nur die gewaltige Bilanzausweitung der EZB, sondern auch die Schwierigkeiten die sich für die Banken auftun, um die Eigenkapitalbasis zu verbessern, um damit die Vorgaben der europäischen Bankenaufsicht EBA zu erfüllen.
Die laufende Kapitalerhöhung der Unicredit ist Beleg dafür und gerät zum Rohrkrepierer. Die Aktie gerade vom Pennystock durch einen Reversal Split 10:1 aufgehübscht, also 10 alte Aktien für 1 Neue, befindet sich den zweiten Tag im freien Fall und der Handel der Aktie wurde bereits gestern und auch heute zwischenzeitlich ausgesetzt.
Bereits gestern war die Aktie an der Mailänder Börse um -14,54% abgeschmiert, heute folgten bereits -16,23%!
Besonders beeindruckend ist der Chart der Unicredit in der langen Datenreihe unter Berücksichtigung des Reversal Splits:
Die Entwicklung der Unicredit-Aktie seit Januar 1987 bis zum 05.01.2012 im Dailychart. Heute (16:30 Uhr) kracht die Unicredit um weitere -16,23% weg, auf 4,536 Euro und ist langsam aber sicher trotz 10:1 Reversal Split wieder auf dem Weg in Richtung Pennystock.
Der Aktienkurs der Unicredit bricht vor allem deshalb ein, da es der Bank nicht gelingt erfolgreich neue Aktien für die notwendige Kapitalerhöhung von noch eigentlich überschaubaren 7,5 Mrd. Euro zu platzieren. Die neuen Aktien können nur zu einem erbärmlichen Kurs von 1,94 Euro losgeschlagen werden, immerhin um -43% niedriger als die Unicredit selbst als theoretischen Preis ohne Bezugsrechte ursprünglich errechnet hatte. Die 7,5 Mrd. Euro sind zwar sicher, aber durch den niedrigen Preis für die neue Aktien erhöht sich entsprechend deren Anzahl, was den Wert der bereits bestehenden Aktien der Unicredit weiter verwässert.
Das europäische Bankensystem ist schwer angeschlagen, die nationalen Notenbanken im Eurosystem schoben gerade mit der Long Term Refinancing Operation (LTRO) – Injektion 489,191 Mrd. Euro an Liquidität ins Bankensystem, insgesamt sind von den nationalen Notenbanken über Refinanzierungsgeschäfte aktuell 863,568 Mrd. Euro Kredit an die Banken gegen “notenbankfähige” Sicherheiten vergeben worden. Ebenfalls wurden Wertpapiere in einem Volumen von 618,367 Mrd. Euro aufgekauft. Trotz dieser brachialen Maßnahmen ist das Bankensystem extrem angeschlagen, der Interbankenhandel ist faktisch zum Erliegen gekommen, stattdessen bunkern die Banken ihr Geld lieber bei der EZB (Einlagefazilität). Nicht nur bei der Unicredit stellt sich die Frage ob die Banken überhaupt noch auf solide Füße gestellt werden können.
Quelle Daten: Borsaitaliana.it/Börse Mailand mit den Kursen der Unicredit-Aktie
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)