Der Enthüllungsjournalist Jürgen Roth traut sich an die Verquickungen von Mafia, Wirtschaft und Politik heran.
Er nennt prominente Namen sowie klangvolle Firmen, die er inzwischen als Spielbälle der internationalen Verbrechersyndikate wähnt:
Opel, Gazprom, Fraport, RWE, AIG.
Doch Roth bleibt im Ansatz stecken.
Wie könnte es auch anders sein. Er will schließlich am Leben bleiben

von Mathias Brüggmann
BERLIN. Euer Ehren! So viel muss am Anfang einer Auseinandersetzung mit dem neuen Buch des investigativen Journalisten Jürgen Roth erlaubt sein: Mit den in "Gangsterwirtschaft" erhobenen, oft dünnen Anschuldigungen dürfte der hier als Ankläger auftretende Buchautor kaum einen der in seinem Werk Beschuldigten zu einer Verurteilung bringen.
Zu wirr und unbewiesen sind oftmals die wortklingelnden Indizienketten, die Roth zum Geflecht von Mafia, international angesehenen Firmen und bekannten Politikern verknotet.
Aber belastbare, gut recherchierte Aussagen darf man von einem Autor vom Kaliber Roths erwarten und nicht nur schnelle, zumeist aus der Presse kompilierte Behauptungen eines Vielschreibers.
Denn der 1945 Geborene klagt mit scharfen Worten wissend an.
Und es ist das Verdienst des Enthüllers, dass er keine Scheu vor Mafia-Paten, gewöhnlichen Schurken, Hochstaplern und Politikern hat.
Mutig wagt er sich an seine These heran, dass "uns die organisierte Kriminalität kauft", wie er im Untertitel behauptet.
Und er nennt prominente Namen sowie klangvolle Firmen, die er inzwischen als Spielbälle der internationalen Verbrechersyndikate wähnt: Opel, Gazprom, Fraport, RWE, AIG ?
Roth dokumentiert detailliert, wie "das Primat der Politik durch die Gangsterwirtschaft infiltriert und ersetzt wurde" - mit Wissen und Zutun der Politik:
"Fakt ist, dass die globalen Netzwerke der organisierten Kriminalität bereits jetzt in bestimmten Schaltzentren politischer Macht westlicher und östlicher Staaten das Sagen haben."
Und als wäre das nicht schon bedrohlich genug, warnt Roth davor, dass in diesen Krisenzeiten die Paten mit ihren Strohmännern in Firmen und Mittelsmännern in Staatsämtern es noch leichter hätten, Politik und Wirtschaft mit ihren aus Verbrechen stammenden Milliarden zu infiltrieren. Denn es spiele keine Rolle mehr, wie schmutzig das Geld sei, das zur Rettung vom Untergang bedrohter Banken und Fabriken eingesetzt werde.
Tatsächlich ist ja nicht nur bemerkenswert, sondern vielmehr gefährlich, wie leicht russische Schutzgelderpresser, mexikanische Drogenbarone oder rumänische Zuhälter ihr mit Verbrechen erwirtschaftetes Vermögen im Westen legalisieren konnten und wie schnell frühere US-Halbweltgrößen heute in Europa zu ehrbaren Geschäftsleuten mutieren.
Oder in Roths Worten: dass "diejenigen, die vor zehn, 15 Jahren noch Gangster pur waren, heute marktbeherrschende Aktionäre sind".
Da bin ich aber froh, das es NUR die Russen und Rumänen, und, und .... sind

Das sind schließlich astreine Demokraten.
Roth prangert die Fondsmanager, Rohstoffhändler, Anwälte, Steuerberater, PR-Experten, Investmentbanker und immer wieder auch aktive oder ehemalige Politiker an, die den Syndikaten helfen, zu legalen Firmen zu werden. Dafür gebührt ihm Respekt.
glaubt im Ernst jemand, das dt. Bänker jemand mit Cash 1 Mio. so einfach ziehen lassen und da lange Fragen stellen. Man hat schließlich eine Vorgabe

Aber letztlich lässt er den Leser mit der "Gangsterwirtschaft" allein und bietet keine Lösungsansätze.
Ist das die Aufgabe einer Schreibers ?
Er verfällt streckenweise sogar in den agitatorischen Stil eines K-Gruppen-Flugblattschreibers, wenn er im Opel-Kapitel fabuliert: "Bekannt ist auch, dass das Prinzip der menschenverachtenden Erpressung der Arbeitnehmer, um Profitziele durchzusetzen, den US-Konzernchefs von General Motors ebenso geläufig ist wie den russischen Counterparts."
Dazu kommen sich häufig einschleichende sachliche Fehler. Schade angesichts des so ernsten und tiefgreifend die Gesellschaft verändernden Themas, dessen sich Roth als einer der wenigen anzunehmen wagt
Na dann mal los liebes Handelsblatt - da wartet eine gewaltige Aufgabe.
Aber aufpassen, dass ihr bestimmten Eliten nicht zu Nahe an die Wäsche kommt
