Für mich steht eins fest, die größten Spekulanten sind die Politiker.
Aber das Ganze beinhaltet ein Kardinalproblem.
Diese selbsternannten Spekulanten sind die größten Stümper die Europa je erlebt hat.
Die werden mit absolter Sicherheit den Euro an die Wand fahren.
Man muß nur auf den EU/USD schauen um zu erkennen, dass der sogenannte Rettungsschirm sich nach etwas mehr als 24 Stunden bereits in Staub auflöst.
Verteidigung des Euro:
Wie Politiker Spekulanten ausspielen wollen
Zur Verteidigung des Euros sind die Politiker zu allem entschlossen, den Entscheidern in Brüssel ist inzwischen jedes Mittel recht.
Aber reicht das?
HB DÜSSELDORF. Politiker aller Couleur haben ein neues Feindbild ausgemacht: die Spekulanten.
Selbst konservative Politiker wenden sich auf schroffe Weise gegen jene Investoren, die das Spiel auf den Finanzmärkten so virtuos beherrschen.
"Die Spekulanten sind unsere Gegner", sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel, nachdem der französische Präsident Nicolas Sarkozy bereits zur "Generalmobilmachung" gegen diese Berufsgruppe aufgerufen hatte.
Auch beim Krisengipfel in Brüssel war schnell klar, dass es mit dem vereinbarten Schutzschild für den Euro-Raum nicht getan sein wird.
Bis in den frühen Montagmorgen hatten EU-Politiker, Internationaler Währungsfonds und Zentralbanker das wohl größte Bollwerk zur Verteidigung des Euros errichtet. 750 Mrd. Euro ist es schwer.
Die Reaktion fiel zumindest kurzfristig aus wie gewünscht:
Für die Anleihen der südeuropäischen Länder gab es wieder Käufer, die Renditen sackten zum Teil drastisch ab.
Die europäischen Aktienmärkte explodierten.
Der Euro konnte immerhin einen Teil seiner Gewinne halten.
Europa habe die "Nuklearwaffen" im Kampf um die Rettung der Euro-Zone gezündet, schreiben Ökonomen der Royal Bank of Scotland.
Doch damit wollen sich Politiker und Notenbanker diesmal nicht zufriedengeben.
Nach schlechten Erfahrungen mit Hilfszusagen für Griechenland, die von den Marktteilnehmern binnen weniger Tage wieder infrage gestellt wurden, gehen sie dieses Mal weiter.
Was gestern noch tabu war, gilt heute als durch den Zweck geheiligtes Mittel.
So scheuen sich die Staaten nicht, die unabhängige Europäische Zentralbank zum Verbündeten zu machen.
Nach einem entsprechenden Beschluss der Zentralbank kauften einige der 16 Notenbanken der Euro-Zone gestern zum ersten Mal seit Einführung der Gemeinschaftswährung Staatsanleihen von Euro-Ländern.
Damit tritt die EZB nun selbst als Investor auf dem Finanzmarkt auf.
Auch dieser direkte Eingriff in das Marktgeschehen gilt erst als Anfang.
Die Spekulanten sollen gezähmt werden.
Überall in Europa wird der Instrumentenkasten geöffnet, mit dem man den Märkten die Übertreibung austreiben will.
Hedge-Fonds sollen gezwungen werden, ihre Risiken offenzulegen.
Die Bundesregierung arbeitet zudem an einem Gesetzentwurf gegen anonyme ungedeckte Leerverkäufe, eine Spezialität der Spekulanten, um einzelne Aktien unter Druck zu bringen.
Der Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson bezweifelt jedoch, dass die Zähmung der Spekulanten gelingen wird.
Sie seien, sagt er im Handelsblatt-Gespräch, nicht die Ursache der Probleme. "Die Probleme haben viel mit einer falschen Geldpolitik zu tun." Der Griff in den Instrumentenkasten beende nicht die Spekulation - sondern die Stabilität des Euros.
Europa und die Spekulanten
Moderator: oegeat
- martinsgarten
- Trader-insider Supermember
- Beiträge: 3673
- Registriert: 12.02.2009 11:28
- Wohnort: 18442 Negast bei Stralsund
Europa und die Spekulanten
- Dateianhänge
-
- Euro 11-05-10.jpg (36.43 KiB) 1640 mal betrachtet
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)
(Albert Einstein, 1879–1955)
- martinsgarten
- Trader-insider Supermember
- Beiträge: 3673
- Registriert: 12.02.2009 11:28
- Wohnort: 18442 Negast bei Stralsund
Koste es, was es wolle: Der tödliche Schutzschirm
Liebe Leserinnen und Leser,
welch eine grandiose, knallharte Lösung, um das EU-Problem zu lösen. Ich ziehe alle vorhandenen Hüte. Insgesamt schlappe 750 Milliarden auf den Tisch - und gut ist.
750 Milliarden – bei diesen Dimensionen setzt das menschliche Vorstellungsvermögen aus.
Wir bilden uns zwar ein, diese Summe auch im Geiste erfassen zu können, aber da täuscht uns unser Gehirn. 750 Milliarden ... 750.000 Millionen. 750.000.000.000 Euro.
Ca. 120 Euro pro Mensch auf diesem Planeten, inklusive Neugeborene und Greise. Oder knapp 2.400 Euro pro Mensch in der Eurozone mit ihren ca. 325 Millionen Einwohnern. Ca. 11% des Bruttoinlandsproduktes pro Nase in Deutschland 2009. Das ist der neue Schutzschirm.
Zudem haben Spanien und Portugal erklärt, ebenfalls einen harten Sparkurs einschlagen zu wollen.
Ha. Jetzt, wo man ihnen ein Sprungtuch aufgemacht hat, sollen sich die beiden Länder wirklich aufmachen, ihre wackelnde Wirtschaft abzuwürgen? Erlauben Sie, dass ich skeptisch bin.
Ach ja, zudem wird die EZB wohl, wo nötig, europäische Staatsanleihen aufkaufen, hört man. Da reicht keine Skepsis, da ist Entsetzen angebracht.
Denn hier wurde das Spielgerät des Kalten Krieges aufgebaut.
Hier die EU, dort die Spekulation.
Mit den selben Konsequenzen für den, der unterliegt, sollte das Instrumentarium des Schreckens wirklich eingesetzt werden. Man hofft auf die Wirkung der Abschreckung.
Müssen die Instrumente aber eingesetzt werden, ist die EU schneller dahin als ich noch vor ein paar Wochen fürchtete.
Denn durch diesen Schutzschirm hat sich ja das Problem nicht verändert. Die schon bei der Einführung des Euro von Kritikern aufgezeigte Sollbruchstelle in Form zu unterschiedlicher Wirtschaftssituationen, zwanghaft durch eine Währungspolitik aneinander gekettet, klafft bereits auseinander.
Die monetäre Klammer, die jetzt über Nacht aus dem Hut gezaubert
wurde, ist keine Lösung. Der Riss bleibt.
Jetzt findet zusammen, was zusammen gehört, hieß es bei der Deutschen
Wiedervereinigung.
Hier aber wird panisch zusammen gehalten, was nicht zusammen halten
kann. Und das auch noch unter Aushebelung der bisherigen EU-Gesetzgebung und gegen alle bisherigen Bemühungen der EZB.
Wie üblich: Wenn’s nicht in den Kram passt, gelten Regeln nur für die anderen. Man beruft sich auf Artikel 122:
Finanzhilfen, sonst nicht zulässig, sind nach diesem Paragraphen dann
möglich, wenn außergewöhnliche Ereignisse vorliegen, die sich der Kontrolle des entsprechenden Staates entziehen.
Um diese Ausnahme greifen zu lassen, wird die Situation einfach so interpretiert, dass es „passt“.
Es wird sich auf „Angriffe“ der Spekulation als externes Problem und auf die gesamte EU fokussiert und die Ursache hierfür einfach ausgeblendet.
Denn die liegt ja in der maroden Haushaltspolitik der über deren Anleihemarkt unter Druck gesetzten Staaten.
Sehr findig, in der Tat.
Nur: Haben wir nicht aus den 90er Jahren im Zuge des damaligen Angriffs gegen den Dollar ... oder wenig später bei den Attacken gegen die Währungen der asiatischen Tigerstaaten ... gelernt, dass die Spekulation alles und jeden aus dem Weg räumen kann, wenn sie es nur
will?
Die arbeiten mit Hebel ... die EU mit Geld, das sie nicht besitzt.
Haben wir damals nicht gesehen, wie lachhaft nutzlos Interventionen der Notenbanken waren ... selbst, wenn sie alle an einem Strang ziehen?
Wir schon.
Die Politiker, die in den vergangenen Stunden diesen vermeintlichen Rettungsschirm aufgespannt haben, aber offenbar nicht.
Die waren damals noch nicht im Amt.
Ich kann nicht in die Köpfe derer sehen, die den Euro zuletzt sehr konsequent und entschlossen a la Baisse gehandelt haben.
Aber ich warne davor zu glauben, dass man jetzt getrost in den Euro oder in die Aktienmärkte einsteigen kann.
Es kann sein, dass die Aktion der EU eine Zeitlang vorhält und ein „alles wieder gut“ suggeriert.
Es kann aber auch sein, dass die Wirkung schon nach wenigen Stunden verpufft.
Schwer zu sagen.
Aber ich meine, dass man mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit erwarten kann, dass die Spekulation tut, was sie früher auch jedes Mal tat:
Sie nimmt den Kampf auf ... und sie wird in aller Regel gewinnen.
Das würde bedeuten, dass diese Milliarden recht bald wirklich eingesetzt werden müssten. Und das hieße, dass genau das, was man bei den PIGSIStaaten bekämpfen will, auf die gesamte EU übergreift: Ein unkontrollierter Schuldenzuwachs durch verbrannte Milliarden ... und zugleich ein dennoch fallender Euro.
Ich habe den Eindruck, bei ihrer Selbstdemontage hat die EU jetzt einen großen Schritt getan, den sie besser nicht getan hätte.
Gut, bildet man sich ein, dass diese Abschreckung funktioniert, wäre das ein richtiger Schritt.
Aber wer die Märkte kennt, muss einfach einkalkulieren, dass sie nicht funktioniert.
Und zu handeln, statt zu drohen ... das können wir uns eben nicht leisten. Müssten diese Kredite wirklich fließen, würde eine Refinanzierungspanik ausbrechen, die auch hierzulande die Wirtschaft abwürgt. Und das zu
einem Zeitpunkt, zu dem der Aufschwung ohnehin nur in den Köpfen der Daueroptimisten existiert.
Zudem würde das Drittel der Summe, das vom IWF käme, auch noch den Einfluss anderer Staaten, allen voran der USA, auf unsere Finanzsituation bedingen.
Ich bin überzeugt, dass eine schnelle Ausgliederung der angeschlagenen Staaten die billigere und für die EU insgesamt ebenso wie für die betroffenen Länder bessere Lösung gewesen wäre. In dem Moment, wo man dort nicht versuchen muss, EU-Regularien einzuhalten, die einfach in dieser so unterschiedlichen Basisstruktur der vielen europäischen
Länder nicht einzuhalten sind, hätten diese Länder nicht nur die Chance, durch eigene Finanz- und Währungspolitik wieder ein Gleichgewicht herzustellen.
Nein, zudem würde der Spekulation die eigentliche Grundlage entzogen. Die EU verliert nicht an Stärke, wenn sie kleiner wird.
Stärke rechnet nicht nach Köpfen.
Wie einst Rom hat sich auch die EU so weit aufgebläht, dass die instabil geworden ist. Aber anstatt das einzusehen, tut man, was Rom auch tat.
Man plustert sich auf, suggeriert Stärke und Größe und betet, dass die Gegner den Bluff schlucken.
Das werden sie nicht, zumindest befürchte ich das. Hier wird der Fehler begangen, den die, die auf dem Podest der Entscheidungsträger stehen, immer und immer wieder begehen.
Sie fürchten insgeheim, dass man ihnen einen Schritt zurück nicht verzeihen würde und wagen daher eine aussichtslose Flucht nach vorne. Ob bei Kriegen, politischen Projekten oder Unternehmensfusionen ... es wird, nachdem der Fehler offensichtlich ist, so lange weiter gewurstelt, bis der maximal mögliche Schaden angerichtet ist. Nur, um das Gesicht nicht zu
verlieren ... nur, um keine Schwäche zu zeigen, macht man weiter bis zum totalen Zusammenbruch. Es mag die Einsamkeit sein, dort oben im Olymp der Entscheidungsträger, die so viele von ihnen nicht verstehen lässt, dass Größe darin erkennbar wird, auch mal einen Schritt zurück zu tun, wenn es nötig ist. Man darf nicht drohen, wenn man sich das „Ernst machen“ nicht leisten kann. Genau das hat die EU aber getan. Das war keine Lösung, sondern die Schaffung einer neuen Gefahr. Und das ist gar nicht gut ...
Mit den besten Grüßen
Ihr
Ronald Gehrt
(www.system22.de)
Liebe Leserinnen und Leser,
welch eine grandiose, knallharte Lösung, um das EU-Problem zu lösen. Ich ziehe alle vorhandenen Hüte. Insgesamt schlappe 750 Milliarden auf den Tisch - und gut ist.
750 Milliarden – bei diesen Dimensionen setzt das menschliche Vorstellungsvermögen aus.
Wir bilden uns zwar ein, diese Summe auch im Geiste erfassen zu können, aber da täuscht uns unser Gehirn. 750 Milliarden ... 750.000 Millionen. 750.000.000.000 Euro.
Ca. 120 Euro pro Mensch auf diesem Planeten, inklusive Neugeborene und Greise. Oder knapp 2.400 Euro pro Mensch in der Eurozone mit ihren ca. 325 Millionen Einwohnern. Ca. 11% des Bruttoinlandsproduktes pro Nase in Deutschland 2009. Das ist der neue Schutzschirm.
Zudem haben Spanien und Portugal erklärt, ebenfalls einen harten Sparkurs einschlagen zu wollen.
Ha. Jetzt, wo man ihnen ein Sprungtuch aufgemacht hat, sollen sich die beiden Länder wirklich aufmachen, ihre wackelnde Wirtschaft abzuwürgen? Erlauben Sie, dass ich skeptisch bin.
Ach ja, zudem wird die EZB wohl, wo nötig, europäische Staatsanleihen aufkaufen, hört man. Da reicht keine Skepsis, da ist Entsetzen angebracht.
Denn hier wurde das Spielgerät des Kalten Krieges aufgebaut.
Hier die EU, dort die Spekulation.
Mit den selben Konsequenzen für den, der unterliegt, sollte das Instrumentarium des Schreckens wirklich eingesetzt werden. Man hofft auf die Wirkung der Abschreckung.
Müssen die Instrumente aber eingesetzt werden, ist die EU schneller dahin als ich noch vor ein paar Wochen fürchtete.
Denn durch diesen Schutzschirm hat sich ja das Problem nicht verändert. Die schon bei der Einführung des Euro von Kritikern aufgezeigte Sollbruchstelle in Form zu unterschiedlicher Wirtschaftssituationen, zwanghaft durch eine Währungspolitik aneinander gekettet, klafft bereits auseinander.
Die monetäre Klammer, die jetzt über Nacht aus dem Hut gezaubert
wurde, ist keine Lösung. Der Riss bleibt.
Jetzt findet zusammen, was zusammen gehört, hieß es bei der Deutschen
Wiedervereinigung.
Hier aber wird panisch zusammen gehalten, was nicht zusammen halten
kann. Und das auch noch unter Aushebelung der bisherigen EU-Gesetzgebung und gegen alle bisherigen Bemühungen der EZB.
Wie üblich: Wenn’s nicht in den Kram passt, gelten Regeln nur für die anderen. Man beruft sich auf Artikel 122:
Finanzhilfen, sonst nicht zulässig, sind nach diesem Paragraphen dann
möglich, wenn außergewöhnliche Ereignisse vorliegen, die sich der Kontrolle des entsprechenden Staates entziehen.
Um diese Ausnahme greifen zu lassen, wird die Situation einfach so interpretiert, dass es „passt“.
Es wird sich auf „Angriffe“ der Spekulation als externes Problem und auf die gesamte EU fokussiert und die Ursache hierfür einfach ausgeblendet.
Denn die liegt ja in der maroden Haushaltspolitik der über deren Anleihemarkt unter Druck gesetzten Staaten.
Sehr findig, in der Tat.
Nur: Haben wir nicht aus den 90er Jahren im Zuge des damaligen Angriffs gegen den Dollar ... oder wenig später bei den Attacken gegen die Währungen der asiatischen Tigerstaaten ... gelernt, dass die Spekulation alles und jeden aus dem Weg räumen kann, wenn sie es nur
will?
Die arbeiten mit Hebel ... die EU mit Geld, das sie nicht besitzt.
Haben wir damals nicht gesehen, wie lachhaft nutzlos Interventionen der Notenbanken waren ... selbst, wenn sie alle an einem Strang ziehen?
Wir schon.
Die Politiker, die in den vergangenen Stunden diesen vermeintlichen Rettungsschirm aufgespannt haben, aber offenbar nicht.
Die waren damals noch nicht im Amt.
Ich kann nicht in die Köpfe derer sehen, die den Euro zuletzt sehr konsequent und entschlossen a la Baisse gehandelt haben.
Aber ich warne davor zu glauben, dass man jetzt getrost in den Euro oder in die Aktienmärkte einsteigen kann.
Es kann sein, dass die Aktion der EU eine Zeitlang vorhält und ein „alles wieder gut“ suggeriert.
Es kann aber auch sein, dass die Wirkung schon nach wenigen Stunden verpufft.
Schwer zu sagen.
Aber ich meine, dass man mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit erwarten kann, dass die Spekulation tut, was sie früher auch jedes Mal tat:
Sie nimmt den Kampf auf ... und sie wird in aller Regel gewinnen.
Das würde bedeuten, dass diese Milliarden recht bald wirklich eingesetzt werden müssten. Und das hieße, dass genau das, was man bei den PIGSIStaaten bekämpfen will, auf die gesamte EU übergreift: Ein unkontrollierter Schuldenzuwachs durch verbrannte Milliarden ... und zugleich ein dennoch fallender Euro.
Ich habe den Eindruck, bei ihrer Selbstdemontage hat die EU jetzt einen großen Schritt getan, den sie besser nicht getan hätte.
Gut, bildet man sich ein, dass diese Abschreckung funktioniert, wäre das ein richtiger Schritt.
Aber wer die Märkte kennt, muss einfach einkalkulieren, dass sie nicht funktioniert.
Und zu handeln, statt zu drohen ... das können wir uns eben nicht leisten. Müssten diese Kredite wirklich fließen, würde eine Refinanzierungspanik ausbrechen, die auch hierzulande die Wirtschaft abwürgt. Und das zu
einem Zeitpunkt, zu dem der Aufschwung ohnehin nur in den Köpfen der Daueroptimisten existiert.
Zudem würde das Drittel der Summe, das vom IWF käme, auch noch den Einfluss anderer Staaten, allen voran der USA, auf unsere Finanzsituation bedingen.
Ich bin überzeugt, dass eine schnelle Ausgliederung der angeschlagenen Staaten die billigere und für die EU insgesamt ebenso wie für die betroffenen Länder bessere Lösung gewesen wäre. In dem Moment, wo man dort nicht versuchen muss, EU-Regularien einzuhalten, die einfach in dieser so unterschiedlichen Basisstruktur der vielen europäischen
Länder nicht einzuhalten sind, hätten diese Länder nicht nur die Chance, durch eigene Finanz- und Währungspolitik wieder ein Gleichgewicht herzustellen.
Nein, zudem würde der Spekulation die eigentliche Grundlage entzogen. Die EU verliert nicht an Stärke, wenn sie kleiner wird.
Stärke rechnet nicht nach Köpfen.
Wie einst Rom hat sich auch die EU so weit aufgebläht, dass die instabil geworden ist. Aber anstatt das einzusehen, tut man, was Rom auch tat.
Man plustert sich auf, suggeriert Stärke und Größe und betet, dass die Gegner den Bluff schlucken.
Das werden sie nicht, zumindest befürchte ich das. Hier wird der Fehler begangen, den die, die auf dem Podest der Entscheidungsträger stehen, immer und immer wieder begehen.
Sie fürchten insgeheim, dass man ihnen einen Schritt zurück nicht verzeihen würde und wagen daher eine aussichtslose Flucht nach vorne. Ob bei Kriegen, politischen Projekten oder Unternehmensfusionen ... es wird, nachdem der Fehler offensichtlich ist, so lange weiter gewurstelt, bis der maximal mögliche Schaden angerichtet ist. Nur, um das Gesicht nicht zu
verlieren ... nur, um keine Schwäche zu zeigen, macht man weiter bis zum totalen Zusammenbruch. Es mag die Einsamkeit sein, dort oben im Olymp der Entscheidungsträger, die so viele von ihnen nicht verstehen lässt, dass Größe darin erkennbar wird, auch mal einen Schritt zurück zu tun, wenn es nötig ist. Man darf nicht drohen, wenn man sich das „Ernst machen“ nicht leisten kann. Genau das hat die EU aber getan. Das war keine Lösung, sondern die Schaffung einer neuen Gefahr. Und das ist gar nicht gut ...
Mit den besten Grüßen
Ihr
Ronald Gehrt
(www.system22.de)
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)
(Albert Einstein, 1879–1955)