Martin Huefner, ehemaliger Chefvolkswirt der bayerischen Vereinsbank und jetziger Chefoekonom der Direktanlage.at zu den Perspektiven:
"Martin Hüfner, Chefökonom des führenden österreichischen Discount-Brokers direktanlage.at, schätzt die fundamentalen Bedingungen für die Entwicklung der Märkte im kommenden Jahr weiter gut ein. In seinem aktuellen Marktkommentar fasst er die wichtigsten Trends auf den Finanzmärkten 2007 zusammen:
- Konjunktur: Laut Hüfner verläuft diese auch im kommenden Jahr wieder gut, die Wachstumszentren würden sich aber verschieben. Das Schlagwort hieße Abkopplung (Decoupling).
Zum ersten Mal in der Geschichte der Nachkriegszeit werde sich die US-Konjunktur abschwächen, ohne dass davon die Weltwirtschaft insgesamt und vor allem auch die europäischen Wirtschaft nennenswert tangiert würden.

Europa werde schneller expandieren als die USA.
- Inflation: Die Preissteigerung werde sich in Grenzen halten. Die Angst vor Inflation sei laut Hüfner größer als die tatsächlichen Gefahren. Wenn es höhere Ölpreise in den letzten Jahren nicht geschafft haben, die Geldwertstabilität ernsthaft zu gefährden, dann werde dies auch eine bessere Konjunktur mit vielleicht höheren Löhnen nicht tun. Nach wie vor könnten wir uns auf die Preis dämpfenden Wirkungen der billigen Importe aus den Schwellenländern verlassen. Die längerfristigen Preiserwartungen halten sich laut dem Experten in Grenzen (2 bzw. 2,5 Prozent).
- Zentralbanken: Hüfner meint, diese hätten größere Angst vor der Inflation als die Märkte. Der Fokus der Geldpolitik verschiebe sich von der Konjunktur zur Inflation. Die Federal Reserve werde die Zinsen nur soweit lockern, wie das für die Konjunktur unbedingt erforderlich ist. Die Europäische Zentralbank werde die Zinsen so weit erhöhen, wie dies ohne Gefährdung der Konjunktur möglich ist. Die Japaner werden die Zinsen ebenfalls anheben. Das bringe Gefahren für die Konjunktur mit sich („Übersteuern").
- Liquidität: Diese sei der wichtigste gesamtwirtschaftliche Nenner für die Finanzmärkte. Nirgendwo fehle es an Geld, überall werde nach rentablen Anlagemöglichkeiten gesucht.

Das stütze die Aktien- und Rentenkurse sowie die Preise von Immobilien.
- Aktienmärkte: Sie leben laut Hüfner 2007 in Höhenangst. Die konjunkturellen Gegebenheiten seien gut (Gewinne, Konjunktur). Die strukturellen Veränderungen brächten neue Chancen (Unternehmenszusammenschlüsse, Steigerung der Produktivität). Die Bewertung des Kursniveaus sei in Ordnung. Aber gerade weil dies alles so eindeutig ist,
sollten die Anleger vorsichtig sein, rät Hüfner. Eine von Liquidität getriebene Hausse sei kein sanftes Ruhekissen. Der Experte rechnet für 2007 nicht noch einmal mit zweistelligen Zuwachsraten.
- Bondmärkte: Diese befinden sich laut Hüfner in noch größeren Höhen, bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 26. Die Zinsen seien zu niedrig. Hüfner erwartet, dass – bei weiter hoher Liquidität auf den Märkten - die langfristigen Zinsen in den USA nicht steigen. In Europa würden sie konjunkturell bedingt etwas in die Höhe gehen. Die Renditestruktur bliebe flach.
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Rohstoffe: An den Rohstoffmärkten sei es Zeit für eine Korrektur, auch wenn die meisten Rohstoffexperten dies immer wieder leugnen würden. Bei den hohen Preisen für viele Rohstoffe würden neue Reserven erschlossen. Abnehmer sparen beim Rohstoffverbrauch. Beides führe auf Dauer zu niedrigeren Preisen.
- Devisenmärkte: Dort sei es laut Hüfner Zeit für ein Realignment mit stärkerem japanischen Yen, mit festerem chinesischem Renminbi, mit von diesen beiden Währungen etwas mitgezogenem Euro und auf der anderen Seite einem schwächeren Dollar.
Für den Chefökonom von direktanlage.at sieht es alles nach einem noch einmal guten Jahr für die Finanzmärkte aus: "Die Kursgewinne werden aber nicht mehr so hoch sein. Die Rückschlagsgefahr wächst. Machen Sie daher keine zu langfristigen Planungen und sichern Sie auch Gewinne."
Quelle: FONDS professionell