Bemerkenswerter Artikel aus der ARD-BOERSE :
"In zehn Jahren dürfte in zahlreichen Regionen ein deutlicher Preisverfall bei Immobilien einsetzen. Schlechte Aussichten für Eigenheimbesitzer und Vermieter. Andreas Beck, Geschäftsführer des Instituts für Vermögensaufbau, zu den Risiken und Chancen.
boerse.ARD.de: Viele Vermögensberater behaupten: Die Immobilie sei die sicherste Altersvorsorge. Gilt das nicht mehr?
Beck: Wir sind es gewöhnt sind, dass Immobilienpreise sehr stabil sind in Westdeutschland. Aber wir dürfen aber unsere Erfahrungen nicht in die Zukunft fortschreiben. Spätestens ab 2016 werden die Preise zurückgehen. Wir Deutschen machen in Ostdeutschland die ersten Erfahrungen damit, was es heißt, dass es deutlich mehr Angebot gibt als Nachfrage, da können sich die Mieten schnell halbieren. Ich will mich damit nicht generell gegen Immobilien aussprechen. Man muss das Investment nur etwas anders betrachten als früher. Es ist nicht die sicherste Geldanlage, die der Markt bietet. Es drohen erhebliche Risiken.
boerse.ARD.de: Sie nannten den möglichen Wertverlust - welche weiteren Risiken sollte der Anleger bedenken?
Beck: Zum einen muss die Zinsentwicklung bedacht werden. Derzeit sind die Zinsen sehr niedrig - das kann in zehn Jahren bei Auslauf einer Zinsvereinbarung ganz anders aussehen. Dadurch können sich die Darlehensraten erheblich erhöhen. Vielleicht findet man auch keinen Mieter. Ohne Nutzer ist die Immobilie nur ein Kostenblock. Aber das Schlimmste bei einer Vermietung ist das Ausfallrisiko. Man ist als Vermieter durch das Mietrecht quasi enteignet: Wenn mein Mieter nicht mehr zahlt, muss ich damit rechnen, dass es bis zu zwei Jahre dauert, bis ich ihn herausgeklagt habe. Wahrscheinlich muss ich dann noch die Wohnung renovieren, die Bonität und Verlässlichkeit des Mieters ist ganz gravierend.
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boerse.ARD.de: Das Risiko gilt aber nicht für den Eigennutzer.
Beck: Sicher hat man als Eigennutzer kein Mietausfallrisiko. Aber man darf das nicht ganz so blauäugig sehen. Vielmehr muss sich jeder Käufer einer Immobilie fragen, ob er wirklich dauerhaft in der Immobilie bleibt. Im Zeitalter der Globalisierung muss man mehr Flexibilität mitbringen bei der Suche nach dem richtigen Arbeitsplatz. Man weiß auch nicht, ob man im Alter in der Immobilie wohnen wird, zum Beispiel wenn entsprechende Pflege nötig wird. Insgesamt hat man hat mit einer Immobilie ein hohes Standortrisiko. Das Problem der Immobilie ist, dass sie immobil ist.
boerse.ARD.de: Laut Ihrer Studie werden die Immobilienpreise erst ab 2016 sinken. Ist bis dahin also eine Steigerung zu erwarten?
Beck: Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass in den nächsten Jahren die steigende Anzahl von Haushalten und die historisch niedrigen Neubau-Zahlen zu einer Erhöhung der Mieten führen wird. Aber ab 2016 ist zu erwarten, dass es abwärts geht. Die große Preisfrage ist: Wann nimmt der Markt das vorweg.
boerse.ARD.de: Eines der Argumente für den Erwerb von Eigenheim ist: Bei der Miete wäre das Geld weg, bei Eigentumserwerb nicht. Das spricht doch eigentlich für eine Immobilie.
Beck: Ich finde diese Darstellung auch sehr sympathisch. Sie hat nur einen Haken. Wenn ich eine Immobilie erwerbe, ist das Geld auch weg. Und was bei dieser Rechnung außerdem nicht bedacht wird, sind die Instandhaltungskosten: Nach 10 Jahren muss die Heizung ausgetauscht werden, nach 15 Jahren die Fenster, und dann schließlich muss das Dach erneuert werden. Der Kauf eines Hauses lohnt sich erst, wenn alle Kosten, alle Bestandsaufwendungen hereingerechnet werden und wenn danach der Wert der Immobilie inflationsbereinigt erhalten wird. Ohne eine entsprechende Wertsteigerung, sieht die Rechnung also schlecht aus.
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Die Immobilie ist nicht das sicherste Investment
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Die Immobilie ist nicht das sicherste Investment
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