Die nachf. Artikel aus dem Thread "Öl-Blase (Fundamentalbetrachtung)" erscheinen mir so wichtig und aufschlussreich, dass ich Sie mal hier hinein copiere:
"Vagabundierendes Geld
Von Rita Syre
Seit 2003 ist der Ölpreis von knapp 29 Dollar je Barrel auf mehr als 70 Dollar gestiegen. Das liege keineswegs an zur Neige gehenden Vorräten oder zu geringen Raffineriekapazitäten, so die Einschätzung des Ölriesen ExxonMobil. Vielmehr sei spekulatives Geld daran Schuld.
Frankfurt am Main - " Weder wir, noch unsere Enkel, noch deren Enkel werden das Ende des Öls erleben", sagt K.H. Schult Bornemann. Der Mann vom internationalen Energieriesen ExxonMobil versucht die weit verbreitete Annahme zu entkräften, dass in 45 Jahren kein Öl mehr vorhanden sei. Der Begriff "Ölreichweite" wird seiner Ansicht nach missverständlich verwendet: Der technische Fortschritt, mit dem neue Energievorkommen entdeckt und erschlossen werden könnten, würde dabei nicht berücksichtigt.
Nach Berechnungen von ExxonMobil würden die weltweit vorhandenen Ölreserven "kräftig" steigen. Im vergangenen Jahr hätten sie weltweit um 1,2 Prozent auf 175,4 Milliarden Tonnen zugenommen. Verbraucht wurden dagegen 3,8 Milliarden Tonnen - ein Anstieg um 1,2 Prozent. Abermals ist die USA mit 950 Millionen Tonnen der größte Verbraucher, gefolgt von den boomenden Volkswirtschaften China und Hongkong (325,5 Millionen Tonnen) sowie von Japan (243 Millionen Tonnen). Deutschland rangiert auf Platz 5 (121 Millionen Tonnen).
USA treibt die Preise in Deutschland
Die große Nachfrage aus den USA sei mit verantwortlich dafür, dass in Deutschland die Benzin- und Ölpreise so stark gestiegen sind. "Die USA kaufen verstärkt Öl von Raffinerien in Deutschland, was den Preis stark steigen lässt", sagt Schult Bornemann. Dabei werde der Preisdruck noch durch den aktuell schwachen Dollar gebremst. "Wenn der Wechselkurs zwischen Dollar und Euro paritätisch wäre, dann würden die Benzinpreise um weitere 20 Prozent nach oben schnellen."
Gefördert wurden im vergangenen Jahr 3,9 Milliarden Tonnen Rohöl (plus 1,3 Prozent), wobei nach wie vor Saudi-Arabien mit einer Fördermenge von 532,6 Millionen Tonnen die Nummer eins ist. Es folgen die Russische Föderation (472 Millionen Tonnen), die USA (314,9 Millionen Tonnen) und an vierter Stelle der Iran. Das Land hat im vergangenen Jahr 200 Millionen Tonnen aus der Erde geholt.
Ob der Atomstreit mit dem Iran tatsächlich zu einem Lieferstopp führen und den Ölpreis weiter in die Höhe treiben wird, dazu will Schult Bornemann keine Prognose abgeben. Tatsache ist jedoch: Der Iran gehört mit 18,1 Milliarden Tonnen Ölreserven nach Saudi-Arabien und Kanada zu den drei ölreichsten Ländern der Welt.
Finanzakrobaten als Ölpreistreiber
Den Vorwurf, dass Ölmultis wie ExxonMobil nicht frühzeitig in neue Förderkapazitäten investiert und damit den Preisanstieg unterstützt hätten, weist Schult Bornemann zurück. Lediglich 15 Prozent der Weltölförderung gehe auf die zehn größten privaten Ölgesellschaften zurück. Die Ölindustrie habe auch keineswegs durch eine Verknappung der Raffineriekapazitäten den Preisanstieg gefördert. Die Kapazitäten seien statt dessen im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent auf einen Wert von 4,3 Milliarden Tonnen ausgeweitet worden.
Als gewichtigen Treiber des Ölpreises macht der ExxonMobil Experte stattdessen den Finanzsektor aus. Er erinnert an Schätzungen,
dass 20 bis 25 Dollar je Barrel von den derzeitigen Notierungen um 72 Dollar auf spekulatives Kapital zurückzuführen seien. Fest steht für ihn zumindest, dass die Nachfrage allein den Preisanstieg nicht verursacht habe. Vielmehr sei in letzter Zeit eine Reihe von "vagabundierenden Geldmitteln" aus der Finanzindustrie in den Markt geflossen. Das müsse doch gesagt werden, wenn er schon mal in der Finanzmetropole Frankfurt sei.
http://www.manager-magazin.de/unternehm ... 03,00.html"
"ERDÖL / EXXON-STUDIE ERMITTELT WELTWEIT RESERVEN VON GUT 175...
Experten entdecken immer mehr schwarzes Gold
Die Erdölexperten entdecken rund um den Globus immer mehr Rohöl.
Die weltweiten Reserven wachsen damit im ein Vielfaches stärker als der Verbrauch. Zu diesem Ergebnis kommt der US-Mineralölmulti Exxon, der auch steigende Erdgasreserven ermittelte.
Aufgrund der vorhandenen Reserven hätte der Ölpreis in der Vergangenheit nicht steigen müssen und dürfte eigentlich nicht weiter klettern. Der neuesten Studie von Exxon Mobil zufolge sind die weltweit vorhandenen und wirtschaftlich nutz- und förderbaren Erdölreserven im vergangenen Jahr um 2 Mrd. Tonnen (t) auf insgesamt 175,4 Mrd. t gestiegen.
Damit ist der Zuwachs 45 Mal so groß wie der Anstieg des Ölverbrauchs. Er erhöhte sich 2005 um 1,2 Prozent auf 3838 Mio. t. Gefördert wurden 2005 rund 3920 Mio. t, 50 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Schätzungen, dass das Öl nur noch etwa 45 Jahre reiche, sind nach Ansicht von Exxon-Experte Karl-Heinz Schult-Bornemann unsinnig. Zwar seien aus heutiger Sicht nur 175 Mrd. t Öl wirtschaftlich sinnvoll zu nutzen. Angesichts rapide verbesserter Technologien werde sich diese Menge in den nächsten Jahren jedoch deutlich erhöhen.
Der Manager weist Vorwürfe zurück, die großen Ölkonzerne hätten durch zu geringe Investitionen in neue Förderanlagen und in Raffinerien mit zum dramatischen Anstieg des Ölpreises beigetragen. "Die zehn größten privaten Ölgesellschaften haben in den letzten Jahren jeweils pro Jahr 16 bis 18 Mrd. Dollar in neue Förderanlagen investiert. Exxon allein wird 2006 wieder 18 Mrd. Dollar aufwenden." Außerdem entfielen auf die zehn größten privaten Ölgesellschaften nur knapp 15 Prozent der Weltölförderung. Der Rest liegt in den Händen von staatlichen Gesellschaften wie etwa in Norwegen, Russland oder Mexiko. Ihre Investitionen hätten damit ein viel höheres Gewicht. Insgesamt, schätzt Schult-Bornemann, müssten für Exploration und Förderung jedes Jahr 200 Mrd. Dollar ausgegeben werden, wenn der bis 2030 vorausgesagte Anstieg des Ölverbrauchs gedeckt werden soll.
Nach Ansicht des Exxon-Managers gibt es weltweit auch genügend Raffinerien. Mit rund 4300 Tonnen liege die Kapazität mehr als 400 t über dem Verbrauch von 2005. Allerdings sind die Anlagen ungleich verteilt, weshalb es in Nordamerika und in Asien Engpässe gebe. Schon seit Jahren kaufen die USA deshalb jedes Jahr Benzin und Diesel im Volumen von 150 bis 200 Mio. t in Europa und treiben damit die Spritpreise auf dem alten Kontinent und nehmen genau die Menge ab, die die Raffinerien in Europa an Überkapazität haben.
Weltweit größter Verbraucher waren auch 2005 die USA mit 950 Mio. t, rund 18 Mio. t mehr als 2004. Dahinter rangiert China mit 325 Mio. t vor Japan mit 243 Mio. t. Hinter Russland mit 127 Mio. t rangiert Deutschland mit 121 Mio. t. Hierzulande ist der Verbrauch 2005 um 3 Mio. t gesunken. Allerdings sind darin nicht die Autofahrer erfasst, die an der Grenze leben und im Ausland günstiger tanken können.
Das meiste Öl wurde 2005 in Saudi-Arabien gefördert. Insgesamt waren es 532 Mio. t. Dahinter folgt Russland mit 472 Mio. t vor den USA mit 315 Mio. t und dem Iran mit 200 Mio. t. Die größten Ölreserven besitzt derzeit Saudi-Arabien mit 36 Mrd. t, Kanada sitzt auf 24, der Iran auf 18 und der Irak auf gut 15 Mrd. t Öl.
Auch die Erdgasreserven sind 2005 weiter um 2 Billionen auf fast 173 Billionen Kubikmeter gestiegen. Der weltweite Verbrauch kletterte um fast 3 Prozent auf fast 2,9 Mrd. Kubikmeter.
VON ROLF OBERTREIS "