Am Dienstag nahm die Wallstreet Refco vom Kurszettel, der Aktien-Handel läuft nur mehr an den "Pink Sheets", einer elektronischen Handelsplattform.
Der Absturz des New Yorker Wertpapierhändlers Refco vom renommierten börsenotierten Broker zur viertgrößten Pleite der US-Geschichte, bei der die österreichische Gewerkschaftsbank BAWAG Hauptgläubiger ist, ging in nur acht Tagen vor sich.
Montag, 10. Oktober: Die an der New Yorker Börse (NYSE) notierte Refco Inc. gibt bekannt dass eine vom Vorstandsvorsitzenden Phillip Bennett kontrollierte Firma dem Unternehmen 430 Mio. Dollar schuldet. Die Gesellschaft hebt hervor, dass man sich auf die Geschäftsberichte seit 2002 nicht mehr verlassen könne. Bennett zahlt das Geld mit Zinsen zurück und wird daraufhin vom Vorstand freigesetzt.
Dienstag, 11. Oktober: Refco teilt mit dass das Loch in der Bilanz auf Grund von Manipulationen durch Bennett zu Stande kam, da der ehemalige Vorstandschef mit Hilfe von ihm kontrollierter Unternehmen Schulden als Vermögen darstellte. Bennett wird am Abend in New York verhaftet.
Mittwoch, 12. Oktober: Bennett wird wegen des Verdachts auf Wertpapierbetrug angeklagt. Weil laut Behörden ein Fluchtrisiko besteht wird Bennett gegen eine Kaution von 50 Mio. Dollar freigelassen und in seiner Wohnung unter Hausarrest gestellt, überwacht durch eine elektronische Fußfessel.
Donnerstag, 13. Oktober: Refco friert die Konten bei einer Offshore-Tochter für 15 Tage ein, um die Massenflucht der Kunden zu stoppen. Das Unternehmen heuert den ehemaligen Vorsitzenden der US-Börsenaufsicht, Arthur Levitt, als Berater an. Die New Yorker Börse NYSE stoppt den Handel mit Refco-Aktien, nachdem der Kurs weiter eingebrochen war und zuletzt bei 7,90 Dollar schloss.
Freitag, 14. Oktober: Das Tochterunternehmen Refco Securities LLC teilt die Liquidation aller Aktien und Anleihen mit. Die Börsenaufsicht SEC verbietet Refco den Transfer großer Kapitalmengen. Die Regulatoren fordern Goldman Sachs, einer der "Underwriter" des Refco-Börsengangs, auf, das Unternehmen zu kaufen. Die Gruppe lehnt aber ab.
Samstag, 15. Oktober: Gespräche mit privaten Investoren beginnen, um die Rohstoffhandelssparte von Refco zu retten.
Sonntag, 16. Oktober: J.C.Flowers & Co, ein Unternehmen des ehemaligen Goldman Sachs-Partners Christopher Flowers, führt eine interessierte Investorengruppe an.
Montag, 17. Oktober: Refco gibt bekannt dass die von Flowers geführte Gruppe die Rohstoffhandelstochter für 768 Mio. Dollar übernehmen wird. Der Rest des Unternehmens stellt bei einem New Yorker Gericht Antrag auf Gläubigerschutz. Es ist die viertgrößte Pleite der US-Geschichte. Im Konkursantrag wird die BAWAG P.S.K. mit Forderungen von 451 Mio. Dollar (378 Mio. Euro) als größter Gläubiger genannt.
Dienstag, 18. Oktober: Die New Yorker Börse NYSE beschließt Refco rund zwei Monate nach dem Börsegang vom Kurszettel zu nehmen und das Delisting einzuleiten. Der Handel mit Refco-Aktien wird außerbörslich an den so genannten "Pink Sheets", einer elektronischen Handelsplattform, wieder aufgenommen. Der Kurs fällt auf 65 US-Cents (0,545 Euro) pro Aktie. Am letzten Tag vor Beginn der Affäre, am 7. Oktober, lag der Kurs bei 28,56 Dollar.
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