In Anlehnung an Oegeats Chart-Ausführungen:
Thread und Chart direkt
Mich würde interessieren wie damals 2003/2004 die EW-Techniker den Markt analysierten. Zur Zeit gehen versierte EWler davon aus, dass es demnächst stärker runter geht. Als Opener für diesen Thread ein Artikel aus dem Oktober 2003. Einige Passagen kommen einen aus jüngster Berichterstattung bekannt vor.
http://www.welt.de/print-welt/article26 ... Tiefs.html
Dax surft auf Elliot-Wellen zu neuen Tiefs
Von Holger Zschäpitz 24. Oktober 2003, 00:00 Uhr
Charttechniker gehören zu den eingefleischten Pessimisten - Börsen-Psychologie führt in die Irre
Es ist Oktober - eigentlich der Horrormonat für Börsianer. Doch der Dax liegt seit Ende September auch nach den jüngsten Kursverlusten noch sechs Prozent im Plus und auch die Strategen sind weiter auf Schmusekurs. Nur einer Gruppe ist nicht zum Kuscheln zu Mute: den Charttechnikern. Sie sagen zwar keinen unmittelbaren Crash um 50 Prozent wie im Oktober/November 1987 voraus. Aber sie prophezeien weitere herbe Kursverluste.
"Für einen kurzfristigen Börsenkrach wäre ein Bruch des längerfristigen Aufwärtstrends, der aktuell bei 3348 Punkten verläuft, sowie ein Sturz unter die 200-Tage-Linie bei 3067 Zählern nötig", sagt Manfred Wolter, Technischer Analyst bei der Landesbank Rheinland-Pfalz. Dies sei kurzfristig nicht zu erwarten. "Das heißt aber nicht, dass wir auf längere Sicht nicht die alten Dax-Tiefstände bei 2200 Punkten noch einmal wieder sehen werden."
Dieser These schließt sich auch Chris Locke, Stratege bei Oystercatcher Management, an. Der Linienästhet bezieht sich bei seiner Analyse auf die Elliot-Wave-Theorie - einen der Klassiker der Charttechnik. Danach verläuft jeder Markt langfristig in etwa nach dem gleichen Muster: fünf Aufwärtswellen lösen sich immer mit drei Abwärtswellen ab. "Die Abwärtsbewegungen erfolgen in Form eines Zick-Zack ABCX und wieder ABC", sagt Locke. Bezogen auf den Dax erwartet der Techniker kräftige Kursverluste bis Mitte Dezember. Dann könne es möglicherweise zu einer kleinen Jahresendrallye kommen, bevor es von Januar bis März weiter abwärts gehen wird. "Der Bärenmarkt ist, anders als die meisten Marktteilnehmer denken, noch nicht zu Ende. 2000 Punkte beim Dax können wir durchaus noch einmal sehen."
Sämtliche Charttechniker geißeln die überzogene optimistische Stimmung unter den Anlegern. In den USA habe es seit Mai die längste Periode in der jüngeren Börsenhistorie gegeben, in der die Anzahl der "Bullen" (Optimisten) jene der "Bären" um das doppelte überstiegen hätten. Angesichts der massiven Zuflüsse in hoch spekulative US-Technologiefonds sprechen viele Techniker bereits von einem neuen Goldrausch. Anleger hätten wohl aus dem Bärenmarkt der Vergangenheit nichts gelernt, lautet das Fazit.
"Psychologen unterscheiden zwischen emotional getriebenen und Fakten orientierten Entscheidungen", meint James Montier, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein. Anleger seien aktuell wieder dabei, die nächste große Wachstumsstory zu entdecken und stellten dabei Fantasie über Fakten. Dabei zeige die langjährige Statistik deutlich, dass langfristig nicht die heißen Wachstumsstorys, sondern die soliden Aktien besser abschnitten. So würden auch heute wieder viele der Storys langfristig enttäuschen.
"Fakten spielen derzeit an der Börse keine Rolle. Einzig die Liquidität zählt", ergänzt auch Charttechniker Wolter. Aber irgendwann sei das Pulver verschossen und es zählten wieder die nackten Zahlen. Und die werden seiner Ansicht spätestens im Frühjahr kommenden Jahres für Rückschläge sorgen. "Ein Frühjahrscrash ist wahrscheinlicher als ein Herbstcrash."
