Ron Sommer - interner Brief an die Belegschaft

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Turon

Ron Sommer - interner Brief an die Belegschaft

Beitrag von Turon »

Betreff: Mail direkt von Dr. Ron Sommer: Wir werden unsere Stärken offensiv kommunizieren
- Deutsche Version -
Information für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Telekom

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

dass unser Unternehmen immer stark im öffentlichen Scheinwerferlicht
steht, haben wir in der Vergangenheit sowohl im Positiven als auch in den
letzten Monaten in negativer Weise erfahren. Der wesentliche Grund für das
hohe zusätzliche Interesse von Seiten der Medien war und ist die sehr
unerfreuliche Kursentwicklung der T-Aktie und der T-Online-Aktie.
Wir alle wissen, dass es zwischen veröffentlichter Meinung und
Kursentwicklung Zusammenhänge gibt. Und nachdem die eher negative
Schlagzeile mehr Aufmerksamkeit und Interesse verspricht, hat ein
Unternehmen wie unseres, das verstärkt im öffentlichen Rampenlicht steht,
zusätzlich zu den Herausforderungen, die unsere ganze Branche weltweit
durch die Entwicklung an den Finanzmärkten gegenwärtig zu meistern hat,
noch Probleme in der öffentlichen Berichterstattung.
Dass wir in der Vergangenheit im positiven Sinne Objekt des öffentlichen
Interesses waren, ist kein Trost. Auch nicht, dass andere Unternehmen
unserer Branche mehr oder weniger unser Schicksal teilen. Ich bedaure
diesen Kursverlust, den unsere Aktionäre und damit ja auch die Mehrzahl
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinnehmen mussten, sehr.

Die negative Kursentwicklung der T-Aktie der letzten Tage ist durch
unternehmensbezogene Fakten nicht zu begründen.
Die Bewertung der T-Aktie befindet sich gegenwärtig auf einem Niveau, das
überhaupt nichts mehr mit dem Wert des Unternehmens, den
Entwicklungschancen und seiner aktuellen Position im Wettbewerb zu tun
hat. Gerade die Kursentwicklung der letzten Tage ist durch
unternehmensbezogene Fakten nicht zu begründen. Die positiven Stimmen, von
denen es in Wirklichkeit eine Menge gibt, gehen in dem diffusen
vielschichtigen Meinungsumfeld fast vollkommen unter.

Wir werden unsere Stärken offensiv kommunizieren.
Wir werden deshalb auch noch einmal stärker als bisher im Dialog mit der
Öffentlichkeit und der Financial Community unsere Strategie und unsere
Stärken kommunizieren und dabei mit einem professionellen Aktienmarketing
zu Werke gehen. Nähere Informationen dazu finden Sie auf der
Intranet-Startseite http://intranet.telekom.de.

Lassen Sie mich an dieser Stelle nun in kurzer Form zu den negativen
Schlagzeilen, die in den Medien wiederholt an unsere Adresse gerichtet
werden, Stellung nehmen. Hier geht es um die angeblich fehlerhafte
Unternehmensstrategie, um den enormen Stand der Verbindlichkeiten - z.B.
auch in Folge des Kaufs von UMTS-Lizenzen - oder den angeblich zu hohen
Preis für den geplanten Erwerb des US-Mobilfunkunternehmens VoiceStream.
Fachleute bestätigen: Die Entscheidung für VoiceStream war richtig.
Ich beginne mit dem letzten Punkt. Alle wirklich ernstzunehmenden
Beobachter unserer Branche sind - wie wir - der Meinung, dass die
Entscheidung für VoiceStream strategisch richtig war und ist. Die Chancen
in dem bislang vergleichsweise schwach entwickelten US-Mobilfunkmarkt sind
riesengroß. Und unser Konzept, auf GSM-Basis den ersten transatlantischen
und weltweit größten Anbieter zu schaffen, wird inzwischen praktisch von
keinem Marktteilnehmer mehr ernsthaft in Frage gestellt.

Selbstverständlich bleibt in den USA noch viel zu tun, wenn wir die
Genehmigung für den VoiceStream-Erwerb erhalten. Aber der Umsatzzuwachs
bei VoiceStream von 304 % und die Steigerung der Kundenzahl von 359 % im
zurück liegenden Geschäftsjahr sprechen eine deutliche Sprache. Ebenso wie
die Absicht von Wettbewerbern, in den USA nun auch - aber eben mit großer
Verspätung - GSM-Netze aufzubauen.
Unsere Zukunftsinvestitionen stehen auf einer stabilen finanziellen
Grundlage.
Zum Stand der Verbindlichkeiten. Fakt ist auch hier, dass wir im Gegensatz
zu manchem unserer großen internationalen Wettbewerber erheblich besser
finanziert sind. Dazu werden wir wie geplant die Erlöse nutzen, die uns
insbesondere durch den Verkauf von Aktivitäten zufließen werden, die nicht
mehr zu unserem Kerngeschäft gehören. Bereits im vergangenen Jahr haben
wir aus solchen Verkäufen erhebliche Summen erlöst. Zudem haben wir früher
und deshalb zu günstigeren Konditionen als unsere Wettbewerber unsere
Finanzbasis mit einer globalen Anleihe erweitert und abgesichert, sodass
wir hier keinesfalls den Druck verspüren, dem andere Unternehmen unserer
Branche ausgesetzt sind.
Mit kurzen Worten: unsere Zukunftsinvestitionen haben eine Menge Geld
gekostet - insgesamt rund 100 Milliarden Euro haben wir in den letzten
beiden Jahren inklusive des geplanten Erwerbs von VoiceStream investiert
bzw. projektiert. Aber wir haben diese Investitionen sehr gezielt, nicht
überhastet und immer mit Blick auf unsere finanziellen Möglichkeiten sowie
im Rahmen unserer Strategie zur langfristigen Steigerung des
Unternehmenswertes getätigt. Unsere Zukunftsplanung steht auf sicheren
Beinen und steht in keiner Weise und auch nicht in Teilbereichen zur
Disposition.
Kaum einer ist so gut positioniert wie wir, aus UMTS sehr schnell Umsätze
und Gewinne zu erzielen.
Das Thema UMTS. Selbstverständlich sind die Lizenzen sehr teuer gewesen.
Aber wir haben auch in diesem Fall wie bei allen anderen Investitionen die
Wirtschaftlichkeit sorgfältig geprüft und sind zu einem positiven Ergebnis
gekommen. Entscheidend ist, welche Chancen man hat, aus UMTS Umsätze und
Gewinne zu erzielen - und zwar schneller und in größerem Maße als seine
Wettbewerber. Und hier sind wir so gut vorbereitet wie kaum ein anderer.
Nicht zuletzt, weil wir bei den Geschäftskunden, die bei innovativen
Technologien erfahrungsgemäß als erste einsteigen, die klare Nummer 1
sind. Erst vor kurzem hat laut WirtschaftsWoche eine Umfrage ergeben, dass
59 Prozent der bis Mitte des Jahres von den Unternehmen in Deutschland
geplanten Mobilfunk-Investitionen auf das Konto von T-D1 gehen. Im übrigen
verfügen wir dort, wo wir UMTS-Lizenzen gekauft haben, über einen sehr
starken Kundenstamm - im Gegensatz zu manch anderem Wettbewerber, der sich
im harten Wettbewerb mit relativ gesättigten Märkten überhaupt erst einmal
Kunden erobern muss und praktisch bei Null anfängt.

Unsere Strategie: im Gegensatz zu anderen haben wir bereits die
notwendigen Weichenstellungen getroffen.
Schließlich das Thema Unternehmensstrategie. Mit unserer
4-Säulen-Wachstumsstrategie sind wir für die Herausforderung in den rasant
sich verändernden Märkten besser aufgestellt als jeder unserer
Wettbewerber. Insbesondere auf die dominierende Technologieentwicklung des
21. Jahrhunderts, nämlich das Verschmelzen von Telekommunikation und
Informationstechnologie zur Telematik, sind wir viel besser vorbereitet
als alle anderen. Die notwendigen Weichenstellungen, über die andere zum
Teil noch diskutieren, haben wir längst vorgenommen und arbeiten bereits
mit Hochdruck daran, die Strategie weiter voran zu treiben.
Beispielsweise mit T-Systems. Durch die Zusammenarbeit mit dem debis
Systemhaus sind wir auf einen Schlag zu Europas Nummer 2 im weltweit
boomenden Systemlösungsgeschäft aufgestiegen und gehen gerade mit einer
aggressiven Kommunikationskampagne in den Markt . Mit T-Systems haben wir
bereits unsere nächste Wachstumslokomotive auf die Schiene gesetzt: Im
Telematik-Markt, für den bis 2004 allein in Europa ein jährliches Wachstum
von 65 Prozent auf 100 Milliarden Euro vorausgesagt wird, geht T-Systems
mit klaren Vorteilen an den Start.
Fazit: Wir sind finanziell und strategisch in einer ausgezeichneten
Ausgangsposition.
Dies alles zeigt: Es ist eindeutig Fakt, dass wir sowohl finanziell als
auch strategisch in einer hervorragenden Position sind, um die uns
weltweit Telekommunikationsunternehmen beneiden. Und Fakt ist deshalb
auch, dass die T-Aktie viel mehr wert ist, als das Kursniveau, auf dem sie
zur Zeit gehandelt wird.
Rücktritts-Spekulationen sind völlig haltlos.
Selbstverständlich trage ich die Verantwortung für die Strategie des
Unternehmens. Der daran geübten Kritik habe ich mich auch als erster zu
stellen.
Daher sage ich ganz deutlich: Die Spekulationen um meine Person in den
letzten Tagen entbehren jedweder Grundlage. Und nochmals: Alle ernst zu
nehmenden Fachleute aus dem Bereich der Telekommunikation bestätigen uns,
dass unsere Strategie richtig ist. Und vor allen Dingen: dass der Weg, den
wir beschreiten, nicht nur der richtige, sondern der notwendige ist. Und
dass wir im Kreis der internationalen TK-Unternehmen vergleichsweise beste
Voraussetzungen haben.
Ich stehe weiterhin zu meiner Verantwortung -ohne Wenn und Aber. Und bin
es nicht zuletzt Ihnen allen schuldig, die in unterschiedlichen Funktionen
die Fahrt des Unternehmens steuern und mit vollem Herzen und ganzer Kraft
daran arbeiten, die Strategie zum Erfolg zu führen.

Wir haben in den letzten Jahren gemeinsam bereits sehr viel erreicht -
viel mehr, als so mancher uns noch vor wenigen Jahren zugetraut hat.
Lassen Sie uns alle daher wie bisher mit Engagement, Kraft und
Einsatzbereitschaft dafür arbeiten, unser Unternehmen im Wettbewerb weiter
voran zu bringen. Unsere Ausgangsposition dafür ist ganz ausgezeichnet,
und dies werden auch die Kapitalmärkte bald honorieren.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ron Sommer


Anm: Bild Bild Bild Bild Bild

Quelle: Top Secret. Bild
Turon

Beitrag von Turon »

Rücktrittsforderungen an Telekomchef Ron Sommer

HAMBURG (dpa-AFX) - Nach dem neuen Kurstief der T-Aktie mehren sich die Rufe nach einem Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG , Ron Sommer. Der Vorsitzende des Deutscher Verbands für Post und Telekommunikation, Manfred Herresthal, sagte der "BILD"-Zeitung (Donnerstagsausgabe): "Ron Sommer hat eindeutig Missmanagement betrieben. Er muss jetzt seine persönlichen Konsequenzen ziehen." Der Wettbewerbsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Hartmut Schauerte sagte: "Wenn er nicht aufhört, die Schuld bei anderen zu suchen, ist ein Rücktritt unausweichlich."/pi/DP/hn
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