Das folgende hat zwar nichts mit Broder zu tun.
Aber vielleicht kennt er den Bänker ?
Und in dem Moment, als ich das lese, sehe ich Gold = -54 USD - und muß in mich reinlachen.
Ich denke dabei an das Thema Sicherheiten
Der neue Porsche TPR ist da!
Gastkommentar von einem anonymen Investmentbanker
Überraschenderweise geht es gleich nicht um Zypern und die neueste Massenenteignung der EU, die übrigens im Sommer auch offiziell von Brüssel aus in Gesetzesform gegossen wird – pünktlich, bevor die Deutschen im September wieder einmal wählen werden. Was dann passiert, wenn auch im angeblichen „Euro-Wunderland Nr. 1“ Angie und Kollegen für weitere vier Jahre fest im Sattel sitzen… tja, darüber kann sich jeder selbst Gedanken machen…
Ein wenig geht es aber doch um Zypern, nämlich um die Frage, wo einer der entscheidenden Ursachen lag, warum Zyperns Banken mal schnell Pleite gegangen sind. Um dies zu beantworten muss man weit – sehr weit – hinab in die Untiefen des Finanzmarktes blicken, wo man dem Kern des Finanzsystems schon sehr nahe kommt – und sich die eigene Perspektive auf viele Geschehnisse deutlich verschiebt – in Richtung der abstrakten Realität. Wer bis zum Ende durchhält wird diese Perspektive bekommen, ob er will oder nicht.
In diesem Zusammenhang dreht es sich um die Frage:
Wie entsteht Geld?
Nun, zumindest ein Weg, Geld zu produzieren, ist auf den ersten Blick recht simpel:
Die Notenbank druckt neues Geld und händigt es den Banken aus – die im Gegenzug dies aber nur erhalten, wenn sie „notenbankfähige Sicherheiten“ in gleicher Höhe hinterlegen können. Diese Sicherheiten werden nach einem bestimmten Schema bewertet: So erhält die Bank für Top-Staatsanleihen im AAA-Bereich 100% neues Kapital – für dubiose Immobilienkredite aus Irland bspw. deutlich weniger. Die Spanne geht hier von 100% bis deutlich unter 50%. Die Qualität der Sicherheiten ist also sehr entscheidend für die Höhe der Kapitalversorgung der Bank.
Die Banken in Zypern hatten in den letzten Monaten alle ihre „Sicherheiten“ über die Notenbanken zu Geld gemacht, um die eigenen Verluste aufzufangen. Und Anleihen-Schrott, den selbst die EZB nicht akzeptiert, was schon einiges heißt, kann man in der Eurozone über das sogenannte ELA-Programm einfach bei der lokalen Notenbank abladen, gegen neues Geld selbstverständlich. So modert mittlerweile der gesamte auch nur annähernd notenbankfähige Müll, in der Notenbank Zyperns in der Schublade „Altpapier“. Um es kurz zu machen: Den Banken in Zypern sind schlichtweg die Schulden/Anleihen ausgegangen, mit denen sie neues Geld bekommen konnten. Nicht zuletzt deshalb, weil die Bürger sich weigerten viele neue Kredite für allerlei Unfug aufzunehmen. Und fertig ist die nächste Bankenkrise.
Bereits mehrfach wurde an dieser Stelle ja darauf hingewiesen, dass es mittlerweile in dieser gigantischen Schuldenkrise zu wenig gute Schulden gibt. Top-Unternehmensanleihen haben zur Jahrtausendwende einen Anteil am Gesamtmarkt von immerhin fünf Prozent gehalten 2012 war es nur noch ein niedliches Prozentpünktchen.
Allein seit 2008 sind die verfügbaren Volumen an AAA-Anleihen um 60 prozent (!) gesunken. Doch nicht nur das Angebot fällt dramatisch, sondern ebenso steigt die Nachfrage. Pensionskassen und Versicherungen kaufen, weil sie rechtlich verpflichtet sind. Private Investoren kaufen, weil sie sichere Häfen für ihr Geld suchen. Banken kaufen, na eben weil sie diese Anleihen zu 100 Prozent wieder in neues Spielgeld umtauschen können.
Und genau hier in dieser Gemengelage aus „seltenen Anleihen“, „Geldbedarf der Banken“ und „echten Spielernaturen in Vorstandspositionen“ wird es jetzt richtig lustig.
Denn es stellt sich ja zwangsweise eine Frage:
Was macht eine Bank, die noch Ansehen genießt, dringend Geld braucht, aber nicht genügend gute Sicherheiten dafür hat, um sich elegant über die Notenbank zu versorgen?
Pleite gehen wie in Zypern?
Ziemlich uncool wie wir wissen. Vor allem für die Big Boys wie die Deutsche Bank und Government, ähm…. Goldman Sachs, die sich solch eine Peinlichkeit natürlich nicht erlauben wollen. Was also tun? Nun, ganz einfach: Sie leihen sich die Anleihen.
Wer mag so fahrlässig sein, ihnen diese Anleihen zu geben?
Sehen wir uns doch mal um: Die eine oder andere Pensionskasse muss vielleicht die eine oder andere Renditelücke schließen um die Rentengarantien zu halten und freut sich auf Zusatzeinnahmen durch das eine oder andere Leihgeschäft. Der eine oder andere Manager eines öffentlichen Anleihenfonds möchte vielleicht im Jahresbericht des einen oder anderen „Fachmagazins“ ganz oben stehen und ist daher gierig auf die eine oder andere Leihgebühr.
Und schon schon sind wir im Kern.
Die Wunderwaffe, die wir hier vorfinden, heißt Tri-Party-Repo oder einfach
TPR (Abkürzungen sind in unserer Branche ohnehin beliebt).
Und so funktioniert´s
Die Banco Panico (Namen von der Redaktion geändert) in Spanien (Ort von der Redaktion geändert) braucht dringend Kapital – entweder um die Gewinne zu steigern und die Bonuszahlungen bis Dezember zu sichern oder gleich die ganze Bank zu retten. Dummerweise besitzt man an nicht anderweitig verwendeten Wertpapieren nur noch ein paar verbriefte, ausfallgefährdete Kredite für einige nicht fertig gestellte Wohnimmobilien direkt in zentraler Lage an der Autobahn im andalusischen Hinterland. Über ELA würde man davon in Madrid vielleicht bestenfalls zehn Prozent des Buchwertes bekommen. Nicht gut.
Besser ist da ein Anruf beim Broker des Vertrauens in London, vielleicfht bei einem hilfsbereiten Halbchinesen mit Namen Dschäi-Pi Morgehn mit der Frage, ob dieser nicht ein paar deutsche Staatsanleihen „besorgen“ kann. Natürlich gegen eine entsprechende Gebühr. Der Broker schreibt im Geiste bereits die Provisionsrechnung, während er herum telefoniert. Bei Dingsda Investa in Frankfurt, der Fondsgesellschaft eines italienischen Finanzriesen wird er fündig: Der Fondsmanager eines weltweiten Anleihenfonds leidet unter den geringen Zinserträgen seines konservativen Portfolios und sucht nach jedem Strohhalm, der ihm mehr Rendite – und damit weitere Privatanleger – beschert. Nicht ganz zufällig hat er auch Anleihen eines der größten Schuldner der Welt im Depot – eben Deutschland. Diese bringen zwar kaum noch Zinsen ein, sind aber ein fester Baustein seines Fondskonzepts. Da kommt der Anruf des Londoner Brokers gerade zur rechten Zeit. Dieser möchte sich gerne deutsche Staatsanleihen im Millionen-Volumen gegen eine attraktive „Miete“ ausleihen. Der Fondsmanager sagt sofort zu.
Schon wandern die betreffenden Staatsanleihen aus dem Fondsvermögen in den Bestand des Brokers von Frankfurt nach London. Direkt nach Eingang kontaktiert der Broker wieder die Banco Panico, wo die Kollegen schon sehr nervös auf ihren Designer-Stühlen hin und her rutschen. Doch die Freude ist groß, als der Broker die Lieferung der gewünschten Anleihen zusagt – ebenfalls gegen eine Gebühr. Doch dabei bleibt es nicht, denn die Gewinnspanne ist für den Broker zu gering, um das Risiko dieses Leihgeschäfts auszugleichen. Zudem braucht auch der Fondsmanager bei der italienischen Dingsda mehr als nur Vertrauen in den Broker. Ein TPR-Geschäft verlangt nach Sicherheiten.
Zum Glück hat die spanische Bank noch die Immobilien-Anleihen im Bestand. Im Austausch gegen die deutschen Staatsanleihen liefert die Bank diese beim Broker als Sicherheit ab und verspricht hoch und heilig zu einem festen Termin in der Zukunft, die deutschen Staatsanleihen wieder „zurück zu geben“. Danach braucht die Banco Panico nichts mehr anderes zu tun, als diese Staatsanleihen bei der EZB einzureichen, um im Gegenzug 100 Prozent druckfrische Euros zu erhalten (passenderweise auch aus Frankfurt).
Wer das hier jetzt alles etwas technisch und unspektakulär findet, der sollte sich nun noch mal in aller Kürze das ganze Bild betrachten: Die Banco Panico hat sich an den Rand der Pleite spekuliert, kann nun aber mit der Zockerei weitermachen, weil man wertlose Immobilienkredite auf wundersame Weise in deutsche Staatsanleihen verwandelt hat. Und obwohl diese nicht ihr Eigentum sind, hat man sie gegen neues Geld tauschen können. Der Broker kassiert die Differenz aus den Leihgebühren, sitzt aber nun auf einem Korb hochspekulativer Anleihen aus Spanien, den er seinerseits aber umgehend dem Fondsmanager der Dingsda als Sicherheit verpfändet. Der Dingsda- Fondsmanager freut sich auf seinen Teil der Leihgebühr, die die Rendite seines Fonds steigern wird. Eine perfekte Werbung. Ein ungutes Magengrummeln bleibt aber irgendwie, denn er hat nicht den blassesten Schimmer, wo die Staatsanleihen gelandet sind und was diese andalusischen Immobilienkredite eigentlich wirklich wert sind. Soll er diese weiterverpfänden? Egal, Rendite ist Rendite. Oder? Immer noch unspektakulär? Dann noch drei Ergänzungen dazu
Durch die wundersamen Bilanzregeln (die seit 2008 nochmals deutlich aufgeweicht und nicht, wie immer behauptet, strenger wurden) taucht TPR in keiner der Bilanzen der beteiligten Parteien auf:
weder bei der Banco Panico, noch bei Dingsda und schon gar nicht beim Broker. Keine Bilanzierung – kein offizielles Risiko! Übrig bleiben lediglich ein paar Gebührenzahlungen und das holde Versprechen der Spanier, die Anleihen irgendwann wieder zurück zu geben. Die Aufsichtsbehörden sind happy – und falls doch mal etwas schief geht und die Bombe platzt, dann hat wieder niemand etwas gewusst. Das stimmt dann sogar, denn ohne gleichzeitigen Einbezug aller drei an dem Deal beteiligten Finanzinstitute kann niemand wissen, wo die spanischen Immobilienkredite, vor allem aber die deutschen Staatsanleihen überhaupt gelandet sind. Jeder kennt nur seinen Teil des großen Ringel-Ringel-Reihen-Tauschgeschäfts.
Die Privatanleger, die ihr Geld dem Dingsda-Fondsmanager anvertraut haben, sehen in den Jahresberichten des Fonds u.a. die deutschen Staatsanleihen ganz hochoffiziell im Bestand. Fairerweise muss man hier sagen, dass je nach Fondsgesellschaft ein Vermerk „Verliehen“ im Bericht steht bzw. von „Einnahmen aus Wertpapierleihe“ die Rede ist, so dass zumindest bekannt ist, dass solche Geschäfte gemacht werden. Dennoch sind die Anleihen bilanziell im Bestand, obwohl sie gar nicht mehr da sind!
Das Beste zum Schluss
Wie oben bereits erwähnt, erhält die Banco Panico für Anleihen, die nicht der Bank gehören, neues Geld – während die EZB die Anleihen, die Privatanlegern des Dingsda Fonds gehören, als Sicherheit in den eigenen Bestand genommen hat, während sie zugleich dafür neues Geld erschaffen hat – für die Bank, nicht die Privatanleger.
Stellen wir uns doch nur mal für einen Moment den gleichen Vorgang im realen Leben vor:
Weil Mario D. zum wiederholten Male stolzer Besitzer des „Kunde-des-Jahrhunderts“-Abzeichens der europäischen Versandhäuser geworden ist, ist er zugleich etwas knapp bei Kasse und kann nicht einmal mehr die Löcher im Dach (so groß wie sein TV-Flachbildschirm) reparieren lassen – und das direkt vor dem Winter! Dennoch ruft er hoffnungsfroh beim Handwerker an, doch der will trotz gekonnter Schmeicheleien und dem unwiderstehlichen Angebot, die gesammelten Versandhausartikel als Pfand zu nehmen, einfach nicht vorbeikommen und seinen Job machen!
Also ruft Mario D. seinen Brok…äh…Bruder mit Namen Ben, ein passionierter Helikopterpilot an, und bittet um Unterstützung. Der weiß auch gleich Abhilfe und läuft mit dem leckeren, von Marios Frau gemachten Kuchen zu seinem Nachbar und bittet ihn um den klitzekleinen Gefallen, dessen Porsche 911 auszuleihen, da er „was zu erledigen habe“. Der Nachbar, den Mund schon voll mit Kuchen und ganz benebelt vom Zuckerschock, nuschelt tatsächlich etwas, das wie „Ja!“ klingt.
Schnell wie der Blitz rast kurz darauf Mario (der seinen Bruder währenddessen in den Versandhaussachen stöbern lässt) mit dem Porsche zum Handwerker. Dieser ist tief beeindruckt von dem überraschenden Angebot, den Porsche so lange fahren zu dürfen, bis Mario die Rechnung bezahlt hat. Und wenn sie nicht gestorben sind…dann fährt der Handwerker immer noch Porsche.
Bens Nachbar muss seiner Frau etwas erklären…
Am 15.März 2013 passierte genau das. Aufgeschreckt durch plötzlich außergewöhnlich hohe Nachfrage bei neuen US-Staatsanleihen und zugleich sehr zurückhaltenden Investmentbanken beim Verkauf bestehender US-Staatsanleihen, sah sich das Finanzministerium mal um. Und siehe da: Gleich bei mehreren TPRs kam es dazu, dass die ausgeliehenen Anleihen nicht mehr ihren Weg zu ihrem eigentlichen Besitzer fanden, da die betreffenden Banken es nicht schafften, diese Anleihen wieder als Pfand abzulösen bzw. anderweitig zu kaufen. „Fail to deliver“ nennt man das dann trocken. Die Beamten reagierten prompt, schließlich geht es bei TPR nicht um den Gegenwert eines Porsche, sondern um einen der Eckpfeiler des großen Spiels mit Namen Finanzsystem und zugleich eine wichtige Geldquelle für Aktienspekulationen.
Was dann aber folgte, war an Peinlichkeit nur schwer zu übertreffen: Eine höfliche Anfrage des Finanzministeriums an Banken, Broker und Co., wer denn von der einen oder anderen Anleihe etwas im Depot haben könnte – weil sie verschwunden wären. Wenn man sich nun überlegt, dass die Strafzahlung für Nichtlieferung im TPR bei rund drei Prozent des Nominalwertes liegen kann, dann ist das ein teuer Spaß, den man nur auf sich nimmt, wenn die Anleihen tatsächlich auf „nimmer wiedersehen“ versenkt wurden.
Bis heute sind die Anleihen nicht aufgetaucht. Irgendwo auf der Welt gibt es nun Anleger, die in den Aussendungen ihrer Pensionskasse, Versicherung oder Anleihenfonds einen Bestand an Staatsanleihen sehen, der gar nicht da ist. Stattdessen erfreut sich jemand anderes an dem Besitz. Wer? Nun, das weiß offenbar nicht mal die Regierung.
Die Geschehnisse vom 15. März zeigen, dass Risiko weit mehr ist als nur Kursschwankung – und dass Risse im Finanzsystem immer größer werden, wenn nun auch solche effektiven Geldmaschinen wie TPR ins Stottern geraten.
Bleibt noch eines festzuhalten:
Durch diese wundersame Wandlung von Altpapier in Geld Namens Tri-Party-Repo sind am Finanzmarkt bisher etwa 6 Billionen US-Dollar an Geld geschaffen worden!
Ein 6 Billionen USD hohes Risiko, dass irgendwelchen Investoren gehörende Wertpapiere sich plötzlich in „Luft auflösen“ weil sie in die Kernschmelze unseres Finanzsystems geraten sind.
6 Billionen USD, mit denen die Finanzinstitute spekulieren können – dank Wertpapieren, die ihnen nicht gehören. Wer bisher dachte, das Universum biete grenzenlose Möglichkeiten, der kennt unser Finanzsystem nicht!