Analysen/Charttechnik zu mehreren Indizes gleichzeitig

Dax Dow und Co., alle Aktien aus aller Welt sind das Thema dieses Forums.

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tibesti
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Analysen/Charttechnik zu mehreren Indizes gleichzeitig

Beitrag von tibesti »

Ich hab mir mal erlaubt, für Analysen bzw.charttechnische Kommentare, die mehrere Indizes gleichzeitig behandeln, einen eigenen Thread aufzumachen, weil solche Sachen sonst nur schwer zugeordnet werden können.

KLAUS BUHL
Tragödie oder Sommerrallye?
15.07.11

die vergangene Handelswoche erinnerte nicht im entferntesten an ein Sommerloch oder die berüchtigte „Saure-Gurken-Zeit“. Zuerst mussten sich die Marktteilnehmer „nur“ mit dem äußerst enttäuschenden US-Arbeitsmarkt auseinandersetzen. Doch dann kam es mit dem blitzschnellen Angriff auf die italienischen Anleihen knüppeldicke. Binnen Minuten schnellten deren Renditen auf unglaubliche sechs Prozent in die Höhe und erstickten dadurch die Sorglosigkeit der Optimisten, die noch die angebliche Rettung Griechenlands feierten und auf eine Sommerrallye wetteten. Reflexartig und in Sekundenschnelle lief die übliche Kettenreaktion ab. Die Aktienmärkte und der Euro knickten ein, der US-Dollar als angeblich sicherer Hafen und der Bund Future schossen in die Höhe.
Damit entpuppte sich der vorherige technische Befreiungsschlag der europäischen Börsen als gigantische Bullenfalle, in die ich mit meiner hier in der Vorwoche gezeigten Zuversicht ebenfalls getappt bin. Überraschend robust präsentieren sich dem gegenüber aber die US-Märkte und der innere Markt, die bisher noch relativ ungeschoren blieben.


Sehr deutlich zeigte sich jüngst, dass diejenigen Käufer und Trader, die zuletzt auf den Zug gesprungen sind, gar nicht schnell genug wieder abspringen konnten. Verstärkt wurde die Bewegung natürlich noch von den rasch eröffneten Shortpositionen des Bärenlagers und den zur Exekution anstehenden Stopp-Loss-Limiten. Kein Wunder also, dass der Kursverfall am hektischen Dienstag im DAX erst an der Marke von 7.000 Punkten und auf Höhe der wichtigen gleitenden 200-Tage-Linie stoppte. Obwohl die Bullen momentan nicht viel zu lachen haben, beförderten die vergangenen Tage auch drei sehr positive Dinge zu Tage. Erstens zeigen starke Hände in der Nähe der nach wie vor steigenden 200-Tage-Linie deutliches Kaufinteresse und zweitens scheinen die negativen Meldungen rund um die Verschuldungskrise nur noch kurzfristige Wirkung zu hinterlassen. Drittens ist es sehr überraschend, dass sich der von mir verfolgte innere Markt und sein Hauptindikator (der auf dem US-Markt beruht) trotz des unsicheren Umfelds sehr robust zeigt.
Gute und neue fundamentale Nachrichten, die zu Aktieninvestments anregen, sind derzeit kaum auszumachen oder werden von der politisch verstärkten Unsicherheit überlagert. In Anbetracht der prekären Lage auf beiden Seiten des Atlantiks und der drohenden Schmelze des Papiergeldsystems, aber auch angesichts des anhaltenden Medienrummels, halten sich die Indizes meiner Meinung nach sehr respektabel.

Nachrichten stumpfen ab
Die Abwärtsdynamik an den europäischen Märkten hing auch damit zusammen, dass bisher Italien nur in der zweiten Reihe der üblichen Wackelkandidaten gehandelt wurde und damit der Angriff auf dessen Schuldtitel eine echte Überraschung für die Investoren darstellte. Da Italiens Schulden zu über 50 Prozent im Inland platziert sind, gehe ich davon aus, dass die Risikospreads wieder rasch abbröckeln und sich die Angreifer wieder auf Griechenland, Spanien und Portugal konzentrieren.
Allerdings könnte die turbulente Woche aber auch etwas Positives in Bewegung setzen. Ganz langsam scheint nämlich ein Lernprozess in der Führungsgruppe der für die Währungsunion verantwortlichen Politiker einzusetzen. Das überhastet angesetzte Gipfeltreffen, welches nun natürlich von den Medien als Krisengipfel tituliert wird, nährt die Hoffnung an den Finanzmärkten, dass das ewige „Herumwurschteln“ beendet wird. Langsam wird auch den Beamten in Brüssel deutlich, dass der Einstieg in die Transferunion im Frühjahr 2010 ein unumkehrbarer Fehler war. Dieser kann zwar nicht rückgängig aber wenigsten dessen schlimmsten Auswirkungen können gemildert werden, falls nun doch noch ein radikaler Schuldenschnitt beschlossen wird. Auch wenn dieser zu heftigen Schmerzen führt, sind die Konsequenzen für die Akteure bereits eingepreist und die EU könnte sogar in der Zukunft ganz langsam wieder etwas Vertrauen zurückgewinnen. Umgekehrt würde ein weiteres Aufschieben der Thematik sogar die Handlungsfähigkeit der Europäischen Zentralbank bedrohen, da diese ja auf einem riesigen Betrag von faulen Anleihen sitzt.

FED befeuert den Minensektor
Ein anderer Grund für die respektable Gegenwehr der Bullen auf vordergründig verlorenen Posten ist meiner Meinung nach die tatkräftige Unterstützung der FED, vor allem die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Notenbanksitzung. Darin bekräftigte der FED-Chef seine Bereitschaft, bei Bedarf weitere Anleihenkäufe zu initiieren, also ein „QE3“ zu starten. Wie erwartet profitierten davon vor allem die Edelmetalle Gold und Silber, da der Bedarf sich vor Inflation zu schützen wieder stark zunimmt. Einer der Profiteure des anhaltenden Vertrauensschwundes ist fraglos der Minensektor. Ähnlich wie dieser bereits im Winter die im Frühjahr erfolgte Konsolidierung der meisten Preise von Edelmetallen antizipierte, so deutlich beendete der Sektor auch seine jüngste Korrektur kurz bevor die Preise von Gold und Silber wieder anzogen.

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Gut zu erkennen ist das deutliche Verkaufssignal im Juni im Goldminensektors HUI unterhalb von 500 Punkten, welches sich aber rasch als Verkaufssignal darstellte. Das Verkaufssignal unterhalb der wichtigen Unterstützung erkennen Sie an der an der 0-Spalte, welche unter die vorhergehende 0-Spalte wanderte. Ähnlich wie im DAX am vergangenen Freitag und Montag, hier aber mit umgekehrten Vorzeichen, mussten sich diejenigen Händler wieder eindecken, die zuvor auf fallende Kurse gewettet hatten. Folglich verstärkte sich der Kaufdruck bei steigenden Kursen, pulverisierte die fallende negative Widerstandslinie und trieb die positive X-Säule in die Höhe. Immer deutlicher wird der Goldminensektor von der Nachfrage beherrscht und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Nach einer kurzen Konsolidierung der Goldminentitel rechne ich daher mit einem Test der Seitwärtsbewegung bei 600 Punkten und sogar neuen Hochs.

NYSE BPI unbeirrt
Wie schon oben erwähnt, hat auch der Hauptindikator des inneren Marktes, der NYSE BPI nicht vor der drohenden Bullenfalle gewarnt. Aber leider muss man als Anleger akzeptieren, dass kein Indikator und kein System dieser Welt dazu in der Lage ist und dass der NYSE BPI dafür auch gar nicht konzipiert ist. Dieser Risikoindikator besticht durch seine Fähigkeit, die allmählich unter der Oberfläche der Indizes verborgenen Veränderungen im Gefüge zwischen Angebot und Nachfrage aufzudecken. Die Umschwünge zwischen den Risikozuständen entwickeln sich langsam und behutsam, zeigen aber sehr deutlich, ob das Pendel in Richtung des Bären- oder des Bullenlagers schwingt. Von außen betrachtet ist es erstaunlich, aber ich empfehle Ihnen, dies in der aktuell hektischen Marktphase zu beachten: der innere Markt litt in den vergangenen schwachen Tagen kaum unter Mittelabflüssen und die Anzahl der Kaufsignale im breiten Markt der NYSE ist praktisch unverändert. Nach wie vor ist eine genügend große Anzahl von Aktien unter der Kontrolle der Nachfrage und nicht des Angebots. Meiner Meinung nach kann das nur daran liegen, dass die starken Hände am US-Markt davon ausgehen, dass die dortigen Politiker den Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze einstellen und handeln. Ebenfalls scheint man davon auszugehen, dass die Europäer das griechische Trauerspiel abkürzen, ein sogenanntes Kreditereignis hinnehmen und die griechischen Schulden neu strukturieren. Auch wenn dies Schmerzen bereiten wird.


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Ganz rechts sehen Sie die aktuelle positive X-Spalte, die auf den Vorteil des Bullenlagers deutet. Bei fast 60 % und praktisch unverändert liegt die Zahl der gehandelten Titel, die sich in der Hand der Bullen befinden.

China besser als vermutet
Da der Shanghai Composite Index recht hoch mit dem DAX korreliert ist, lohnt es sich diesen gut im Auge zu behalten. Übergeordnet verfügt dieser nach wie vor über eine leicht steigende 200-Tage-Linie und sollte daher trotz der in den Medien gestreuten Bedenken noch nicht abgeschrieben werden. Allerdings hat sich hier vor wenigen Wochen ein ernsthaftes Warnzeichen gebildet, als der 50-Tage-Durchschnitt unter den 200-Tage-Durchschnitt fiel. Dieses deutliche Verkaufssignal habe ich im folgenden Chart rot eingekringelt.
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Seit ein paar Tagen sieht es aber danach aus, als ob sich die Bullen darum nicht kümmern und wir auch in diesem Markt ein Fehlsignal sehen würden. Da auch die Markttechnik in Form des MACD stark divergent ist und ein Kaufsignal ausgelöst hat, gehe ich von einem Test der zyklischen Hochs im April bei 3.050 Punkten aus. Diese Entwicklung könnte auch dem DAX und damit den europäischen Börsen auf die Beine helfen, obwohl derzeit die Ursachen der Kursbewegungen völlig andere sind.
Als Fazit der Woche kann festgehalten werden, dass die weltweiten Börsen überraschend robust handeln und wahrscheinlich sehr viel Negatives bereits in den Kursen steckt.
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tibesti
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Beitrag von tibesti »

Der reinkopierte Artikel war unvollständig (Eingangsteil fehlte) - ich habs korrigiert
msewc
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Euro Stoxx

Beitrag von msewc »

Warum ist der Dax so stark während alle anderen europäischen Indizes so lahm sind?
Interessiert es den deutschen Markt gar nicht mehr, wie die wirtschaftliche Situation bei unseren Nachbarn ist?
Ist ja auch egal, wir bürgen für den ihre Schulden damit wir unsere Produkte, die wir Ihnen in den Rachen werfen müssen, dann selber wieder zurückkaufen. Das nenne ich mal deutsche Binnenkonjunktur.
Diese Outperformance gegenüber den anderen Indizes ist schon bedrückend.
Einige wollen sogar noch mehr vom Dax.

Der EuroStoxx hat ein klares Zeichen gesetzt, das er müde ist und nicht mehr will!

Grüße
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Re: Euro Stoxx

Beitrag von oegeat »

welke91 hat geschrieben:Warum ist der Dax so stark während alle anderen europäischen Indizes so lahm sind?
das hat mit der Zusammensetzungzu tun wärend zB die Finnen ihr Index von Nokia dominiert sind ist beim Eurost.50 die Finanztitel Banken zu hoch gewichtet ....

Fazit der Dax ist gut aufgestellt ! Autowerte die gut liefen, aber auch Chemi und Versorger usw... man ist breit drinn und nicht wie derzeit bei anderen indices einseitig und grad das in Branchen dies stark beutelt. :wink:
Der Gewinn liegt im Einkauf. Alles wird besser, man muss nur warten können !

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danke

Beitrag von msewc »

herzlichen Dank für die Erklärung.
Wenn mein Indikator die zukünftige Entwicklung voraus ahnt, dann sollte der Haircut von einzelnen Bondhalter nicht mehr weit sein.

Zu den Autowerten:
Da sind die deutschen Autobauer sicherlich auch in China weit vorn mit dabei jedoch verliert auch das Drachenland weiter an Dynamik.
China ist momentan der Absatzmarkt Nr. 1 für Autos.

http://www.querschuesse.de/autoverkaufe ... -in-china/
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tibesti
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Beitrag von tibesti »

Zinsen: Shooting Star im Euro-Bund

Im Wochen-Candlestickchart hatte sich zuletzt ein „Bearish Engulfing Pattern“ gebildet, also eine Trendwendeformation nach unten, die aber erst wirksam geworden wäre, wenn sie durch eine nachfolgende Abwärtswoche bestätigt worden wäre. Dazu kam es nicht, da aus den Aktienmärkten abfließende Liquidität wie gewohnt in den Rentenmärkten zwischengeparkt wurde.

Aus dem Schneider ist der Euro-Bund aus charttechnischem Blickwinkel damit aber nicht. Denn auch die vergangene Woche endete aus Sicht der Candlesticks wieder mit einem unguten Omen. Denn bei der im Chart von mir rot eingekreisten Formation handelt es sich um einen. „Shooting Star“, also erneut eine potentielle Wendeformation. Auch hier gilt aber wieder: In trockenen Tüchern ist dieses Signal erst, wenn die heute begonnene Handelswoche im Minus schließt.
Kommt es tatsächlich zu einer Trendwende nach unten (= steigenden Zinsen), stellt sich natürlich die Frage, was das für uns als Aktienanleger bedeutet. Und hier lohnt sich wirklich einmal der Blick auf einen Langfristchart! Denn die von nahezu allen Marktkommentatoren gebetsmühlenartig wiederholte Aussage, dass steigende Zinsen per se „Gift“ für die Aktienmärkte seien, ist so einfach nicht wahr. Sehen Sie sich hierzu einmal den Langfristchart der US-Leitzinsen und des S&P 500 an:

Im abgebildeten Zeitraum verliefen, zumindest bis März 2009, die Trends der Leitzinsen und des S&P 500 stets parallel zueinander. Steigende Leitzinsen wurden also von anziehenden Aktienkursen begleitet, fallende Leitzinsen von einem fallenden Aktienmarkt. Es ist also schlichtweg unhaltbar, eine Zinsversteifung mit schwierigerem Fahrwasser für die Aktienmärkte gleichzusetzen.
Seit März 2009 hat sich das Bild geändert. Denn die FED beließ ihre Fund Rate nahe null (inflationsbereinigt deutlich unter null), um einen noch weitergehenden Konjunkturabsturz zu vermeiden.
Dass das bis heute nicht wirklich gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt. Den Aktienmärkten kam es zweifellos zugute, da es die Attraktivität des Bondmarktes deutlich schmälerte. Würde die FED die Zinsschraube jetzt moderat anziehen (worauf momentan aber auch rein gar nichts hindeutet), würden die Rententitel damit erst einmal auch nicht wesentlich attraktiver, bestehende Bonds jedoch im Kurs sinken. Das könnte den Aktienmärkten erneut zugute kommen. „Könnte“ aber ist Konjunktiv. Ob aus dieser Möglichkeit auch eine Wirklichkeit wird, kann uns ein viel zu wenig beachteter Indikator zeigen...

Nächster Abschnitt: Aktienkäufe auf Pump: Ein phantastischer Indikator


Anders als hierzulande, wo Aktienkäufe auf Kredit für Privatanleger ein Mauerblümchendasein fristen, ist es in den USA gang und gäbe, zum Erwerb von Dividendentiteln Kredite aufzunehmen und/oder das eigene Depot zu beleihen. Interessanterweise fallen die Hochs und Tiefs der Nachfrage nach derartigen „Börsenkrediten“ ganz exakt mit den wichtigen Wendepunkten der Wall Street zusammen.

So am Hoch des Hypes der „New Economy“, am Kurstief Anfang 2003, am Sommerhoch 2007 und zuletzt am Märztief 2009, von wo aus die derzeit noch intakte Aufwärtsbewegung einsetzte.
Aktuell zeigt sich im Chart ein kleiner Abwärtszacke. Wir tun gut daran, die Entwicklung dieser Kurve in den kommenden Wochen/Monaten im Auge zu behalten. Noch, und das ist die positive Nachricht, ist hier nichts angebrannt!

Quelle: AXEL RETZ Boerse-Online
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tibesti
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Beitrag von tibesti »

Es sieht so aus, als ob fer Andreas Hoose vom Antizyklischen Börsenbrief Recht bekommen sollte:

Wahrscheinlicher ist es da schon, dass die Märkte die politischen Äußerungen zum Anlass nehmen, um nun den Weg einzuschlagen, den wir in der Juli-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs skizziert hatten. Damals hatten wir geschrieben:

"Die Börse geht grundsätzlich den Weg des größten Schmerzes. Wer dieses Geschäfte lange genug betreibt, der erkennt im Laufe der Jahre, dass es von dieser Regel keine Ausnahmen gibt. Es ist wichtig, sich das immer wieder klar zu machen.

Deshalb halten wir es für nahezu ausgeschlossen, dass wir im Anschluss an die aktuell noch recht moderate Inflation übergangslos in eine Hyperinflation übergehen, die derzeit in vielen Kommentaren herumgeistert. Das wäre viel zu einfach: Auf Inflation haben sich die Menschen längst eingestellt. Viele Zeitgenossen haben genau aus diesem Grund ihr komplettes Vermögen in Sachwerte umgeleitet. Langfristig wird das auch richtig sein – man darf aber nicht vergessen, was in einer Deflation passiert: Die Preise fallen, und zwar drastisch – und hierzu zählen auch die Preise von Sachwerten.

Der Weg des größten Schmerzes, könnte etwa so aussehen, dass all jene, die sich jetzt auf eine Inflation vorbereitet haben, durch einen vorgeschalteten deflationären Schock um einen Großteil ihres Vermögens gebracht werden – und die von allen schon jetzt erwartete Inflation könnte erst sehr viel später einsetzen, vielleicht erst in zwei oder drei Jahren".
Unseren Lesern hatten wir in der Vergangenheit immer wieder geraten, die Anlagestrategie so zu gestalten, dass auch eine Deflation nicht zur persönlichen Katastrophe wird. In Zeiten fallender Preise ist Bargeld Trumpf, weil es beständig „mehr wert“ wird, während die Preise aller Vermögensgegenstände mehr oder weniger stark fallen.
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Beitrag von tibesti »

Ralph Goerke - Willkommen in der Baisse 5.8.11

Die technischen Signale in einzelnen Indizes, die das Ausmaß des ganzen Dramas vor Augen führen, lassen sich beispielhaft wie folgt darstellen:
Im MSCI/Welt-Aktienindex wurde vorgestern ein wichtiges charttechnisches Signal generiert. In den vergangenen Monaten hatte sich in diesem weltweit beachteten Aktienindex eine so genannte Schulter-Kopf-Schulter – Formation (SKS-Formation) herausgebildet (s. Chart). Sie gilt in der Chartanalyse als Umkehrformation. Von einer oberen Umkehrformation spricht man, wenn sie nach einem Aufwärtstrend erscheint. Bildet sie sich spiegelbildlich nach einem Abwärtstrend heraus, dann handelt es sich entsprechend um eine untere Umkehrformation.
Ein solches Kursmuster entsteht, wenn ein Markt ein neues Hoch ausbildet (K = Kopf) und die beiden Hochpunkte davor und danach (S = Schultern) etwas niedriger als das Hoch liegen. Verbindet man nun die Tiefpunkte, die sich innerhalb der Formation ausgebildet haben, miteinander, so erhält man die so genannte „Nackenlinie“. Das eigentliche Verkaufssignal entsteht, wenn der Kurs diese Nackenlinie von oben nach unten durchbricht. Das bedeutet, dass die Kräfte der Bullen nicht ausreichen, ein neues Kurshoch zu generieren. Damit ist der Aufwärtstrend am Ende. Und genau dies ist gestern im Welt-Aktienindex passiert (s. gelber Kreis Nr. 1)!
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Die vorliegende SKS-Formation kennzeichnet sich durch eine hohe Symmetrie aus, was eher selten anzutreffen ist. Außerdem hat sie zwei „Schulterpaare“. Die linke Schulter wurde Mitte Februar ausgebildet. Insgesamt hat die gesamte Formation fast ein halbes Jahr gebraucht, um sich zu vervollständigen. Dies lässt den Schluss zu, dass auch die nun anstehende Korrektur- bzw. Baisse-Phase mit einer entsprechenden zeitlichen Ausdehnung zu sehen ist.
Bis wohin können die Kurse nun fallen? Auch hierzu gibt die Chartanalyse eine Antwort. Dazu wird die Kursdifferenz zwischen der Nackenlinie und dem bisherigen Hochpunkt vom gestrigen Durchbruch nach unten abgetragen. In der Grafik ist diese Kurszielprojektion als gelber Kreis Nr. 2 zu sehen.
Das rein charttechnische Bild passt also haargenau zu der schon beschriebenen Entwicklung des Aktienklimas, vor der ich schon vor Wochen an dieser Stelle gewarnt hatte ( Indikatoren stehen auf Verkauf).

Achtung beim DAX
Auch im DAX hat sich etwas getan: Seit gestern fällt die 200-Tage-Linie wieder! Schauen Sie auf die nachfolgende Abbildung! Sie sehen hier den DAX in seiner Entwicklung der letzten fünf Jahre. Dazu ist die 200-Tage-Linie (rot) eingetragen.
Dieser gleitende Durchschnitt (GD) bildet in der technischen Analyse ein wichtiges Kriterium, ob ein Markt in einem gesunden Trend ist oder nicht. Dabei gilt, dass der Aufwärtstrend intakt ist, solange sich der Index oberhalb seines langfristig gleitenden Durchschnitts bewegt. Dies ist jedoch seit einigen Tagen nicht mehr der Fall. Am 01. August hat der DAX diesen GD von oben nach unten durchbrochen und jetzt neigt sich die Linie selbst Richtung Süden. Im unteren Fenster des Chartbildes sehen sie einen einfachen Indikator, der den Wert „1“ annimmt, solange der GD steigt. Fällt er, geht der Indikator auf Null (s. Pfeil).
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Hieran können Sie erkennen, dass ein Wechsel in diesem langfristigen Durchschnitt erstens nicht alle Tage erfolgt und zweitens auch ein Signal bildet, dass zu einer längerfristigen Kursveränderung im Index führen kann, und zwar in die Richtung, die der 200-Tage-GD vorgibt! In jedem Fall ist es ein bedenkliches Signal für unseren heimischen Markt.
A propos „heimischer Markt“. Der TecDAX hat vorgestern als erster der deutschen Aktienindizes ein so genanntes “Todeskreuz“ ausgebildet! Eine solche Formation entsteht, wenn der 50-Tage-GD die 200-Tage-Linie von oben nach unten durchbricht. Dies ist in der folgenden Abbildung gut zu erkennen (gelber Kreis). Im umgekehrten Fall spricht man übrigens von einem Gold-Kreuz. Beides soll den mittelfristigen Ausblick in einer Aktie oder einem Index verdeutlichen.
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Ein Überkreuzung dieser GDs in den anderen deutschen Teilindizes DAX, MDAX und SDAX steht nicht akut an, könnte aber durchaus in den nächsten beiden Wochen ebenfalls eintreten. Dass der TecDAX hier schon quasi „vorgeprescht“ ist, liegt daran, dass er durch die vielen schwachen Solarwerte zuletzt sehr viel schlechter gelaufen ist als die anderen Indizes.

Internationalen Märkte im Fokus
Schauen Sie auch bitte immer über den Tellerrand hinaus! Es reicht nicht – wie in der Chartanalyse leider immer wieder anzutreffen – sich nur einen Markt anzuschauen und daraus dann seine Schlüsse zu ziehen! Alle Märkte sind weltweit eingebettet und miteinander verflochten. Wir leben hier in Deutschland mit DAX & Co. nicht auf einer Insel und ein DAX wird sich einem schwachen Umfeld nicht so ohne weiteres längere Zeit entziehen können. Schauen Sie also erst immer auf die allgemeine Verfassung der Märkte, bevor sie sich einzelnen Indizes oder gar Aktien zuwenden! Aber wie sieht es nun an den Märkten im Allgemeinen aus? Ich sage es Ihnen vorweg: Grottenschlecht!
Aber bitte: Bilden Sie sich selbst eine Meinung und schauen Sie auf die folgende Grafik:
Bild
Erstmals seit vielen Monaten ist die Anzahl der fallenden 200-Tage-Linien in den wichtigsten internationalen Indizes wieder größer als die Anzahl der noch steigenden 200-Tage-Linien (s. Balken links außen). Die kurz- und mittelfristigen GDs sind sowieso schon seit einigen Tagen „unter Wasser“. Und auch bei den Gold- und Todeskreuzen gibt es derzeit weitaus mehr Todes- als Gold-Kreuze – wen wundert’s?
Die aktuelle Entwicklung verdeutlicht noch einmal sehr schön den Wert des Aktienklima-Indikators, der bereits Ende Juni ein Verkaufssignal für die Aktienmärkte ausgab (s. vorherige Analysen).
Ich hoffe, dass Sie die Signale des Indikators ernst genommen haben und bereits seit einigen Wochen in Geldmarktfonds investiert sind. Dann können Sie die aktuelle Entwicklung entspannt abwarten. Da die Dämme vorerst gebrochen sind, heißt das aber trotzdem weiter für Sie klipp und klar: Finger weg von diesen Märkten! Es sei denn, Sie gehen short.
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tibesti
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Beitrag von tibesti »

06.08.2011
Clemens Schmale: Dax - wie geht es weiter? Wie profitieren?

Jetzt noch verkaufen? Jetzt wieder einsteigen? Jetzt noch short gehen? Das sind die Fragen, die Anleger momentan bewegen, wenn sie auf die Kurszettel schauen.

Um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen muss zunächst beurteilt werden, ob der Crash vorbei ist oder ob es munter weiter nach unten geht. Die Szenarien sollen hier diskutiert werden bevor ich am Ende des Artikels darauf eingehe, wie von der derzeitigen Situation profitiert werden kann.
Es wäre vergangene Woche kein Crash gewesen, hätte ihn jemand kommen sehen. Seit Monaten schwelte die Krise vor sich hin. Die Chancen für eine Rally standen lange Zeit besser als die eines Einbruchs. Mit den US Konjunkturdaten und der Panik rund um die europäische Schuldenkrise kam die Krise beeindruckend an die Börse zurück. Obwohl sich die eigentliche Faktenlage wenig geändert hat, hat sich die Perspektive auf die Daten dramatisch gewandelt. Die europäische Schuldenkrise zieht sich seit über eineinhalb Jahren in die Länge und wird uns noch eine Weile begleiten. Das ist keine Überraschung. Ebenso wenig überrascht die Erkenntnis, dass die USA ein Schuldenproblem haben und die US Wirtschaft bisher keine dynamische Erholung vorweisen konnte. Die lahmen Reaktionen der Politik auf die Krise sind wir bereits gewohnt, ebenso wie kontraproduktive Äußerungen hochrangiger EU Politiker. Geändert hat sich also vor allem die Einschätzung der Fakten. Bis vor kurzem wurde davon ausgegangen, dass alles schon irgendwie gut gehen würde, dass sich die Volkswirtschaften durch Einsparungen, Wachstum und Reformen aus dem Desaster befreien könnten. Plötzlich aber flammte die Angst wieder auf, dass eben nicht alles irgendwie gut gehen wird. Geschuldet ist dies einer weiteren Abschwächung der US Konjunktur und wenig hilfreichen Hinweisen aus der Politik zum Rettungsschirm. Das Timing war miserabel, auch wenn es inhaltlich korrekt ist zu behaupten, der Rettungsschirm sei für Länder wie Italien oder Spanien nicht ausreichend. Kurz nach dem großen Durchbruch eben diesem zu bescheinigen, dass er unzureichend sei, grenzt an grobe Fahrlässigkeit. Trotz des fragwürdigen Umgangs einiger Politiker mit der Situation ist der Kollaps Europas sehr unwahrscheinlich. Die Gesamtverschuldung der Eurozone ist zwar hoch, aber noch nicht übermäßig ungesund. Die Neuverschuldung sinkt rapide, es wird gespart, Reformen werden eingeleitet, das Wachstum ist robust bzw. kehrt in viele Länder zurück. Die Reformen brauchen natürlich Zeit, die ihnen momentan allerdings nicht zugestanden wird. Denn solange keine sichtbaren Verbesserungen in Italien, Spanien etc. zu sehen sind, bleibt die Angst vor dem ganz großen Desaster. Dennoch ist die Situation in den USA angespannter. Dort bleibt die Neuverschuldung mit ca. 10% des BIP unerträglich hoch. Jetzt soll zwar gespart werden, was vor drei Jahren noch als maßlose Zumutung galt, aber dafür ist es nun auch wieder zu spät. Der Kompromiss im Schuldenstreit erlaubt es der Regierung nicht mehr der Wirtschaft durch Konjunkturpakete zu helfen. Gespart wird zudem an der falschen Stelle. Auf die Sozialsysteme kommen große Einschnitte zu, womit die, die wenig haben, besonders betroffen sind. Dabei sind die, die wenig Mittel zu Verfügung haben, jene, die zwangsläufig das, was sie haben, konsumieren müssen. Um es kurz zu machen: die Märkte haben in der vergangenen Woche nicht vollkommen unberechtigt begonnen ein deflationäres Szenario einzupreisen.

Es ist schon ein wenig ironisch. Vor drei Jahren begannen die USA eine nicht enden wollende Schuldenorgie, um die Deflation zu verhindern. Nun könnten eben diese Maßnahmen zur Deflation führen. Das erinnert stark an Japan. Die Frage, die die Märkte bewegt, ist die gleiche wie 2008. Kommen wir noch einmal davon? Der Aufschwung der letzten zwei Jahre hat die Frage wohl beantwortet. Wie ist es aber diesmal? Die Angst vor der Deflation ist berechtigt, denn Deflation bei hohen Schuldenbergen und erneuter Rezession lässt nicht viele Auswege offen. Es gibt eigentlich nur zwei Auswege aus einer solchen Situation. Dazu müssten die Schuldenexzesse weitergehen und die Notenbanken die Märkte weiter mit Geld fluten, um hohes Wachstum und hohe Inflation zu erzeugen. Mit etwas Glück würden die realen Schulden sinken. Dieser Ausweg ist aber im Prinzip nicht möglich. Zum einen, weil die USA nicht mehr unbegrenzt Geld ausgeben können, zum anderen, weil die Märkte auf die Geldschwemme nicht wie erhofft mit hoher Inflation reagieren. Die Alternative ist der sofortige Schuldenschnitt oder ein hinauszögern der Entschuldung bis hin zum unvermeidbaren Bankrott. Kein Wunder also, dass die Panik um sich greift. Deflation bedeutet einen langen Weg nach unten unter hoher Unsicherheit.
Meiner Meinung nach wird es nicht so weit kommen. Auch ohne Wachstumsraten von 4% in den USA ist die Welt in den letzten Jahren gut zurecht gekommen. Die Weltwirtschaft ist robust. Eine moderate Abkühlung zu diesem Zeitpunkt im Konjunkturzyklus ist nicht außergewöhnlich. Erst im Herbst wird sich zeigen, ob eine erneute Rezession droht oder nicht. Entscheidend wird sein, ob die Schwellenländer im Herbst/Winter das Wachstum wieder beschleunigen können. Die Schwellenländer haben einen Anteil von über 50% an der Weltwirtschaft, die USA noch um die 20%. Kommt der Kollaps in den USA wird das zweifellos die Welt mit sich reißen. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass die USA den längst überfälligen Prozess der Konsolidierung beginnen werden. Praktisch heißt das weiterhin hohe Arbeitslosigkeit, geringes Wachstum, teils sogar Stagnation, Schuldenabbau, Strukturreformen, höhere Sparquoten, Verkleinerung des Dienstleistungssektors und weitere Geldentwertung. Deutschland war zwar vor 10 Jahren in besserer Verfassung als die USA heute, aber auch Deutschland brauchte fast ein Jahrzehnt, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu retten. Im Zuge dieser Anpassungen sanken die Reallöhne. Eine Art Arbeitskostendeflation ohne Gelddeflation. Ein ähnlicher Prozess steht den USA bevor. Es wird Jahre dauern und so lange wird die Weltwirtschaft ohne die vierprozentigen Wachstumsraten der USA auskommen müssen. Kurzzeitig könnten sogar tatsächlich deflationäre Tendenzen aufkommen, z.B. bei den Löhnen. Alles in allem schlittern die USA einer Situation entgegen, wie sie Japan schon lange kennt. Nur die weiteren Schuldenexzesse dürften ausbleiben, da die USA im Gegensatz zu Japan einen höheren Anteil von Auslandsgläubigern hat. Zusammenfassend ergibt sich also für die Zukunft ein moderater Aufschwung für die Welt, mehr oder minder ohne die USA. Die Konsolidierung in den USA ist notwendig, für den Rest der Welt bedauerlich, weil sie nicht weiter mit den Schulden der USA wachsen können, aber dieses Szenario ist keineswegs bedrohlich, nur etwas unangenehm.

Bekanntlich wird an der Börse heißer gegessen als gekocht. Die massiven Kurseinbrüche sind der Angst vor dem denkbar schlechtesten Ausgang der Krise geschuldet. In meinem letzten Artikel hatte ich die Frage gestellt, ob der jetzige Einbruch dem Märzeinbruch gleicht oder jenem von 2008. Am Ende der Woche wurde die Frage mit 2008 beantwortet. Die Tatsache, dass fundamental alles mehr oder minder im Lot ist, sollte nicht mit dem Kursgeschehen verwechselt werden. Nach dem Hoch der Finanzkrise wurde festgestellt, dass die Welt nicht untergegangen ist. Bis zum Ende dieses Erkenntnisprozesses verloren die Indizes weltweit um die 50%. Aus heutiger Sicht ist also vor allem interessant, wie viel Prozent uns die Erkenntnis diesmal kostet. Der Crash vom September 2008 hat sich bisher nicht wiederholt. Oft wird vergessen, dass bereits Anfang 2008 das Desaster begann. Eben dieser Absturz passt zum Vergleich zum derzeitigen ausgezeichnet. Auf den unten stehenden Charts sehen Sie den Kursverlauf des Dax heute und von Beginn der Baisse 2008. Der Vergleich ist nicht perfekt, aber gut genug, um zu zeigen, wie es um den Dax bestellt ist. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass die EMA 50 den GD 200 von oben nach unten kreuzt. Viel spannender sind allerdings die Extremwerte, die die Indikatoren ausbilden konnten. Sowohl ADX als auch RSI haben nur mehr wenig Potential nach oben bzw. nach unten. Dort könnten die Werte natürlich eine Zeit verharren, ist aber höchst unwahrscheinlich. Regelkonform wäre eine Fortführung des Freitagshandels für wenige Tage, also ein Auspendeln von Tagesverlusten und Tagesgewinnen mit einer Handelspanne von 150-300 Punkten bevor eine kleine Erholung startet. Am Freitag nach Börsenschluss kam die erwartete Herabstufung der USA durch S&P. Gerüchte darüber hatten die Kurse bereits tagsüber hoch und runter springen lassen. Es ist nicht vollkommen klar, ob diese Nachricht schon vollständig eingepreist ist. Möglich sind am Montag nochmals Kursverluste, bevor die Erholung einsetzt. Am Dienstag sollten positive Signale der Fed die Märkte stützen. Bleiben Andeutungen zu QE3 aus kann das den Dax gleich unter 6.000 Punkte drücken. Das favorisierte Szenario ist jedoch eine volatile Erholung bis in den Bereich von 6.700 Punkten. Bleiben weitere Negativmeldungen aus sollte danach eine Seitwärtsbewegung zwischen 6.000 und 7.000 Punkten folgen.

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trutz
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Beitrag von trutz »

Vielen Dank für den Bericht von Clemens Schmale. Sehr gut auf den Punkt gebracht, sehe das ähnlich.
msewc
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ja danke

Beitrag von msewc »

sehe ich auch sehr ähnlich
und zwar favorisiert das schwarze Szenario. Das rote würde gleich durchstarten und in den Zielbereich von 6700 Punkte laufen.
Im Dax bildet sich eine markante Bodenbildung aus aber dennoch sollte es meiner Ansicht nach noch zum Erreichen der nächsten schwarzen Trendlinie, die einen hohen Widerstand leisten sollte, kommen. Ähnlich einem Kreuzwiderstand gehts von da aus zu 6650 und im Anschluss ähnlich zügig in Richtung 5k.
Die genannten blauen Marken sollten sich diese Woche schon abspielen.
Ende sehe ich zwischen 5980 bis max. eben 5922 gehts da drunter sind 5600 die nächste Station weil dazwischen ein Vakuum herrscht.
Das schöne ist, fraktal gesehen ist der Beginn dieser Bewegung gleich mit dem Beginn der Erholung seit 03/2009. Da hat sich aber keiner aufgeregt, warum er so heftig wäre.
Grüße welke
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Kato
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Re: ja danke

Beitrag von Kato »

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tibesti
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Beitrag von tibesti »

KLAUS BUHL
Panikglocke erneut ausgelöst
[11:00, 19.08.11]

Die vergangenen Wochen seit der Zuspitzung des Streits um die US-Schuldengrenze gehören mit Sicherheit zu den spannendsten der vergangenen zehn Jahre und leider auch zu den schweißtreibendsten – trotz des wechselhaften Wetters. In diesem Jahr kann sich also kein Investor über ein langweiliges Sommerloch mit zähem Seitwärtstrend und dünnem Volumen beklagen.
Hier hören aber dann auch schon die positiven Dinge auf, über die ich heute berichten kann – mit einer Ausnahme. Meiner Meinung nach sind die Märkte gemessen an den zyklischen und systematischen Indikatoren so stark überverkauft, dass ich von einer bald einsetzenden und wahrscheinlich sehr heftigen Erholungsbewegung ausgehe. Mit dieser Annahme lehne ich mich heute ganz bewusst nach dem gestrigen Gemetzel weit aus dem Fenster. Bitte beachten Sie aber, dass die systematischen Indikatoren des inneren Marktes kein Timing-Modell sind, sondern die Stärke der Überverkauftheit messen. Daher kann Ihnen vor allem in diesen psychologisch motivierten Märkten kein Mensch vorhersagen, wann genau ein Indikator seinen Normalzustand zurückfindet. Dennoch wird es auch diesmal so wie immer sein, und die Kurse werden wie ein Expander in die Gegenrichtung schießen und damit nach oben. Vielleicht stellen Sie sich einfach mal die Glockenkurve der Normalverteilung vor und überlegen, wie wahrscheinlich es ist, dass die Kurse lange in den äußersten Bereichen der Kurve ganz links und ganz rechts verharren. Sehr unwahrscheinlich wenn man bedenkt, dass einige zyklische Indikatoren so stark überverkauft sind wie während der heißen Phase im Herbst 2008 und als der Markt seinen Boden im März 2009 fand. Auch wenn diese Ereignisse noch nicht lange zurückliegen, können Sie davon ausgehen, dass sich derartige Marktzustände durchschnittlich etwa alle 20 Jahre ereignen.
Zyklisch extrem überverkauft
Keine Frage, aktuell bekommen die Bullen ordentlich etwas auf die Hörner. Aber hier in dieser Kolumne will ich Sie nicht mit den üblichen und meist bekannten charttechnischen Mustern und Indikatoren quälen, sondern eine andere und sehr ungewöhnliche Perspektive auf das Marktgeschehen bieten. Daher beginne ich gleich mit dem wichtigsten Indikator des inneren Marktes, der Ihnen das Risiko zeigt, mit dem Sie sich in den Märkten bewegen.
Der Indikator zeigt die Anzahl der Aktien an der NYSE in Prozent, die auf einem Kaufsignal der P & F Technik handeln. Es geht also einzig um die Frage, ob aktuell die Bullen oder die Bären eindeutig am Ball sind und wie viele der am breiten Markt gehandelten Titel eine Bewegung mittragen. Also frei nach dem demokratischen Prinzip „One Man One Vote“ und nicht gemessen an der verzerrenden Marktkapitalisierung. Innerhalb von gewissen extremen Zonen, unterhalb von 30 und oberhalb von 70 %, droht sich eine Marktbewegung zu ermüden und auszulaufen.
Gemäß verschiedener wissenschaftlicher Studien wird die Kursbewegung und damit das Risiko einer einzelnen Aktie zu etwa 80 % vom breiten Markt und nur zu 20 % vom Titel selber bestimmt. Daher ist es ein großer Unterschied, ob der Risiko-Indikator des NYSE BPI bei über 80 % wie im Frühjahr oder bei 22 % wie aktuell notiert. Trotz der widrigen äußeren Umstände bewegt man sich jetzt als Investor-Trader viel sicherer in den Märkten als noch zum Jahreswechsel, wie Sie am extrem überverkauften Indexstand erkennen. Immerhin handeln wir aktuell auf einem Niveau, wie es in den vergangenen 60 Jahren nur wenige Male erreicht wurde und dies nur in der jüngsten Vergangenheit.

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Wie Sie an der rechten Spalte sehen, befindet sich die Anzahl der objektiven Kaufsignale seit März (Ziffer 3 ) auf dem Rückzug und kontinuierlich hat sich der Verkaufsdruck verstärkt, obwohl Aktien billig erschienen und die Sorgen um die Verschuldung lange unterdrückt wurden. Aber schon damals lautete die entscheidende Frage, was sich noch verbessern könnte, um die Anzahl der Kaufsignale in noch extremere Höhen zu schieben. Immerhin werden Indexstände über 80 % ähnlich selten erreicht wie das gegenwärtig überverkaufte Niveau bei 22 Prozent.
Wann kommt die Gegenbewegung?
Vielleicht kennen Sie das zutreffende Bonmot „Oversold does not mean it is over“. Daher sollte man nicht blindlings in den Markt springen solange der NYSE BPI noch in einer negativen 0-Spalte handelt, obwohl wir uns in der unteren extremen Zone aufhalten. Da es bisher noch kein eindeutiges Kaufsignal gibt, sollte man vielmehr abwarten, bis sich wieder eine positive X-Spalte zeigt. Diese nämlich würde verdeutlichen, dass eine substanziell ansteigende Zahl von Titeln erneut von der Nachfrage bewegt wird und frisches Kapital in den breiten Markt fließt. Daher zahlt sich geduldiges Abwarten fast immer aus und man hat eine hohe Sicherheit, nicht frühzeitig eingestiegen zu sein. Falls Sie noch mehr Sicherheit wünschen als eine einfache X-Säule, die Ihnen zeigt dass die Bullen wieder am Ball sind, sollten Sie abwarten, bis diese X-Säule wieder in den Bereich oberhalb von 30 % eindringt.
Dann ist freilich der frühe und riskante Teil der Rallye bereits gelaufen, Sie aber verfügen über eine große Sicherheit, nicht in eine beliebige Bullenfalle bzw. Bärenmarkt-Rallye zu geraten. Denn sehr wahrscheinlich wird die nächste Rallye noch nicht die gesamte Korrektur beenden. Korrespondierend zu der Erfahrung, dass ein Abwärtstrend aus einer Folge von neuen Tiefs und scharfen Gegenbewegungen besteht, ist es wichtig zu wissen, dass ein Kursrutsch wie der Gegenwärtige selten schnörkellos in eine neue Hausse übergeht. Dies bedeutet, dass die von mir erwartete kommende X-Säule wahrscheinlich von Gegenbewegungen nach unten mit neuen 0-Säulen gekontert wird. Vergleichen Sie diesbezüglich die zähe Bodenbildung zwischen Herbst 2008 und Frühjahr 2009. Ähnlich aber weniger extrem übrigens verlief die Entwicklung im Sommer 2010, als nach deutlichen Kursverlusten die FED ankündigte, ein neuerliches „QE“ zu beginnen.
Das Positive an der Sache aber ist, dass man diese Reversals meist sehr effektiv auf der Shortseite handeln kann, da die Marktbewegungen in diesem Bereich sehr explosiv verlaufen.
DAX mit neuem Jahrestief
Auch in den vergangenen Tagen bewies der DAX seine Qualitäten als Krisenindikator und partizipierte vor allem an den Abwärtsbewegungen der tonangebenden US-Börsen. Der P & F Chart zeigt schnörkellos die Dynamik der Abwärtsbewegung, nachdem der Index an der bereits fallenden bärischen Widerstandslinie abprallte und dann ohne Gegenwehr durch die Unterstützung des März-Tiefs bei 6.500 Punkten rauschte. Eine 0-Spalte von 800 Punkten sieht man zum Glück nicht alle Tage.
Speziell an diesem crashartigen Abverkauf erkennen Sie deutlich das plötzliche Umdenken der Anleger. Schließlich gab es ja in den vergangenen drei Wochen keine neuen Nachrichten und alle heute relevanten Themen werden seit Monaten diskutiert. Die vergangenen Tage widerlegen eindrucksvoll die Theorie, dass Märkte rational die Preise widergeben. Vielmehr scheint es so, als ob man die Lemminge von der Leine gelassen habe. Auch die Konjunkturdaten und der vielzitierte „Philly-FED-Index“ vom gestrigen Donnerstag waren nicht besonders aufregend. Denn dieser Indikator ist ein Umfragewert und bezieht sich auf die Tage des Höhepunktes der (bisherigen) US-Schuldenkrise. Wer im Ernst erwartet denn da einen freundlichen Ausblick der Manager?

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Wie man unschwer erkennt, wird es nun in der Gegend von 5.450 Punkten sehr spannend im DAX. Da die Erholung nach dem Absturz mehr als kläglich verlief, scheinen die Bären noch über „jede Menge Puste“ zu verfügen und lassen die Bullen alt und müde aussehen. Auf der anderen Seite lauern auch unterhalb der zentralen Unterstützung von 5.450 noch einige gestaffelte Haltezonen bis etwa 5.150 Punkte. Aber vor allem wegen der oben geschilderten zyklisch überverkauften US-Märkte gehe ich davon aus, dass wir nicht sofort deutliche neue Tiefs sehen, sondern der DAX erst später neue Tiefs bei etwa 5.100 markieren wird.

Transportsektor in wichtigem Terrain
Auch der wegen seiner Konjunktursensitivität wichtige Transportsektor testet wichtige Kursmarken. Im Gegensatz zum DAX handelt dieser aber noch in Reichweite seiner aufsteigenden positiven Unterstützungsgeraden. Sollte unterhalb von 4.300 ein neues Verkaufssignal ausgelöst und gleichzeitig die Unterstützungslinie unterschritten werden, besteht die Gefahr von Kurszielen zwischen 3.100 und 3.500 Punkten, was kein gutes Licht auf die nähere Kursentwicklung von vielen internationalen Indizes und die weltweite Konjunktur werfen würde.

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Voltilität läutet erneut die Panikglocke
Ein wichtiger interner Indikator für die Verfassung der Märkte ist die Volatilität des führenden US-Marktes, die ich auch gerne mit einer Angstglocke vergleiche. Die bis gestern für einige Tage stark rückläufige Vola (Risiko) deutete auf eine frühe Einstigsgelegenheit hin, die gestern natürlich zunichte gemacht wurde.

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Das zunächst gültige Verkaufssignal wurde von einer frischen X-Säule gekontert, die die vorhergehende übersteigt und damit ein klassisches Kaufsignal auslöste. Dadurch besteht nun eine recht hohe Wahrscheinlichkeit für neue Spitzenwerte in der Schwankung der Kurse, die sogar bis über 60 % ansteigen könnte. Sollte heute die Vola ein neues zyklisches Hoch markieren, gehe ich davon aus, dass es noch einige Tage dauern wird, bis eine Bärenmarkt-Rallye beginnt.
Aber hiermit bewege ich mich natürlich wieder auf dem unsicheren Terrain von Kursprognosen, die in Zeiten von psychologisch motivierten Börsen noch weniger Sinn machen als in üblichen Marktphasen. Meiner Meinung nach genügt es völlig, wenn man in der Lage ist zu beurteilen was heute im Markt geschieht.
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Beitrag von oegeat »

wenn die Linie bricht (und das wird sie)
gehst tief ... oder dei fed und ezb kauffen den DJ Sp auf ..bzw europ indices
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Der Gewinn liegt im Einkauf. Alles wird besser, man muss nur warten können !

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Alle meine Beträge sind nur meine private Meinung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes dar oder sind Aufforderungen zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder anderen Finanzmarktinstrumenten.
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: evtl. sind besprochene Wertpapiere in meinem privaten Depot enthalten
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