Ich nenne es einmal HEUTE und SPÄTER
Verfasst: 13.04.2010 08:53
HEUTE
(das Geld wird irgendwie beschafft)
Kolumnen - Montag, 22. März 2010
Die Busch-Trommel
Hütchenspieler in Brüssel
von Friedhelm Busch
Die griechischen Probleme bringen Europa Durcheinander:
Die Euro-Finanzminister beschließen Hilfe, die deutsche Bundesregierung lehnt sie ab. In Wirklichkeit, sagt Friedhelm Busch, geht es längst um mehr.
Nun ist das Verwirrspiel perfekt: Die Finanzminister der Euro-Zone haben offiziell und ohne Gegenstimme beschlossen, den Griechen zu helfen, selbst wenn die EU-Vorschriften dies eindeutig verbieten. Auch der deutsche Finanzminister war dafür, weiß jetzt aber nicht mehr so genau wofür. Vielleicht sollte Griechenland doch die Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen und nicht deutsche Steuergelder, denkt die Bundeskanzlerin laut vor sich hin.
Das ist übrigens genau der Nothelfer, den sie eigentlich überhaupt nicht ins Spiel holen wollte.
Aber was kümmert mich heute mein Geschwätz von gestern, wenn mir morgen die Wähler in NRW den Teppich unter den Füßen wegzuziehen drohen.
Dass Europas Spitzenpolitiker dieses biblische Tohuwabohu auch noch als Demonstration europäischer Stärke verkaufen wollen, lässt nur zwei Deutungen zu:
Entweder halten die uns alle für dauerhaft pisa-geschädigt oder sie gefallen sich in der Rolle dubioser Hütchenspieler, die den verwirrten Bürger bewusst täuschen:
Keine finanziellen Opfer für diese betrügerischen Griechen auf Kosten der eigenen Wähler!
Oder doch?
Vielleicht für den Fall, dass der Bankrott Griechenlands die eigene Bankenwelt in die Knie zwingt und man selbst in ein, zwei Jahren auf EU-Hilfe angewiesen sein sollte?
Vielleicht aber braucht Griechenland jetzt gar keine Hilfe, weil die Finanzmärkte das nötige Geld geben.
Zu auf Dauer untragbar hohen Zinsen.
Aber zumindest wäre Griechenland im Moment runter von der Intensivstation und vorübergehend raus aus den Schlagzeilen.
Um derartigem Schlamassel künftig zu entgehen, soll ein noch zu gründender Europäischer Währungsfonds (EWF) die Eurozone vor Stabilitätssündern bewahren und diese notfalls sogar ausschließen.
Eine absurde Idee, dass gerade die Politiker, die bisher noch nicht einmal in der Lage waren, die bereits bestehenden Stabilitätskriterien des Maastrichtvertrages durchzusetzen, nun über einen EWF die uneinsichtigen Mitgliedsländer auf ihrem Marsch in die Schuldenfalle zur Umkehr zwingen konnen.
Ohnehin ist das unglaubwürdig.
Denn genau diese rigide Stabilität wollen doch die meisten EU-Staaten gar nicht!
Stattdessen:
Weg von dieser nervigen Debatte um Stabilität und Schuldenabbau, hin zur bequemen Entwertung langfristiger Staatsschulden durch Inflation!
Das beweist schon die jüngste Attacke der exportschwachen Franzosen gegen die deutsche Industrie, deren Vorherrschaft in Europa doch nur ihren niedrigen Löhnen geschuldet sei. Und prompt stoßen in Deutschland gewerkschaftsnahe Kreise und Sozialisten ins selbe Horn.
Es müsse endlich Schluss sein mit dieser deutschen Lohndrückerei zum alleinigen Wohl der Exportwirtschaft und zu Lasten der Binnennachfrage. Höhere Mindestlöhne und höhere Bezüge im öffentlichen Dienst als deutscher Beitrag zur europäischen Solidarität!
Ein Wundertopf zum Reingreifen
Darauf muss man erst einmal kommen! Und wenn dann hierzulande noch mehr gering qualifizierte Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn die deutschen Exporterlöse angesichts der asiatischen Billig-Konkurrenz zusammenschnurren - und damit auch die Steuereinnahmen in Deutschland -, wenn immer mehr Kommunen wegen der untragbaren Soziallasten das Handtuch werfen, was soll`s?
Dann wird das wachsende Heer der Arbeitslosen halt über zusätzliche Staatshilfen ruhig gestellt.
Eben wie in Griechenland. Und woher kommen die Mittel dazu? Vom EWF, woher sonst? Und woher bekommt der EWF das Geld? Darüber wird noch zu sprechen sein. Später. Die Finanzmärkte aber haben ihr Urteil schon heute gefällt: Euroland wird Schuldenland. Schlechte Vorzeichen für den Euro.
Mit ihren Ablenkungsmanövern werden die Politiker es schon schaffen, uns Bürger hinters Licht zu führen.
Bis wir, in unseren Fernsehsesseln ermüdet, den Tricks dieser Hütchenspieler nicht mehr folgen wollen und uns stattdessen nur noch für die wirklich wichtigen Dinge dieser Welt interessieren, z.B. für die Eskapaden unseres Außenministers.
Aber irgendwann werden wir doch aufwachen und merken, dass sich unter den meisten Politiker-Hütchen nur das Nichts verbirgt
(das Geld wird irgendwie beschafft)
Kolumnen - Montag, 22. März 2010
Die Busch-Trommel
Hütchenspieler in Brüssel
von Friedhelm Busch
Die griechischen Probleme bringen Europa Durcheinander:
Die Euro-Finanzminister beschließen Hilfe, die deutsche Bundesregierung lehnt sie ab. In Wirklichkeit, sagt Friedhelm Busch, geht es längst um mehr.
Nun ist das Verwirrspiel perfekt: Die Finanzminister der Euro-Zone haben offiziell und ohne Gegenstimme beschlossen, den Griechen zu helfen, selbst wenn die EU-Vorschriften dies eindeutig verbieten. Auch der deutsche Finanzminister war dafür, weiß jetzt aber nicht mehr so genau wofür. Vielleicht sollte Griechenland doch die Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen und nicht deutsche Steuergelder, denkt die Bundeskanzlerin laut vor sich hin.
Das ist übrigens genau der Nothelfer, den sie eigentlich überhaupt nicht ins Spiel holen wollte.
Aber was kümmert mich heute mein Geschwätz von gestern, wenn mir morgen die Wähler in NRW den Teppich unter den Füßen wegzuziehen drohen.
Dass Europas Spitzenpolitiker dieses biblische Tohuwabohu auch noch als Demonstration europäischer Stärke verkaufen wollen, lässt nur zwei Deutungen zu:
Entweder halten die uns alle für dauerhaft pisa-geschädigt oder sie gefallen sich in der Rolle dubioser Hütchenspieler, die den verwirrten Bürger bewusst täuschen:
Keine finanziellen Opfer für diese betrügerischen Griechen auf Kosten der eigenen Wähler!
Oder doch?
Vielleicht für den Fall, dass der Bankrott Griechenlands die eigene Bankenwelt in die Knie zwingt und man selbst in ein, zwei Jahren auf EU-Hilfe angewiesen sein sollte?
Vielleicht aber braucht Griechenland jetzt gar keine Hilfe, weil die Finanzmärkte das nötige Geld geben.
Zu auf Dauer untragbar hohen Zinsen.
Aber zumindest wäre Griechenland im Moment runter von der Intensivstation und vorübergehend raus aus den Schlagzeilen.
Um derartigem Schlamassel künftig zu entgehen, soll ein noch zu gründender Europäischer Währungsfonds (EWF) die Eurozone vor Stabilitätssündern bewahren und diese notfalls sogar ausschließen.
Eine absurde Idee, dass gerade die Politiker, die bisher noch nicht einmal in der Lage waren, die bereits bestehenden Stabilitätskriterien des Maastrichtvertrages durchzusetzen, nun über einen EWF die uneinsichtigen Mitgliedsländer auf ihrem Marsch in die Schuldenfalle zur Umkehr zwingen konnen.
Ohnehin ist das unglaubwürdig.
Denn genau diese rigide Stabilität wollen doch die meisten EU-Staaten gar nicht!
Stattdessen:
Weg von dieser nervigen Debatte um Stabilität und Schuldenabbau, hin zur bequemen Entwertung langfristiger Staatsschulden durch Inflation!
Das beweist schon die jüngste Attacke der exportschwachen Franzosen gegen die deutsche Industrie, deren Vorherrschaft in Europa doch nur ihren niedrigen Löhnen geschuldet sei. Und prompt stoßen in Deutschland gewerkschaftsnahe Kreise und Sozialisten ins selbe Horn.
Es müsse endlich Schluss sein mit dieser deutschen Lohndrückerei zum alleinigen Wohl der Exportwirtschaft und zu Lasten der Binnennachfrage. Höhere Mindestlöhne und höhere Bezüge im öffentlichen Dienst als deutscher Beitrag zur europäischen Solidarität!
Ein Wundertopf zum Reingreifen
Darauf muss man erst einmal kommen! Und wenn dann hierzulande noch mehr gering qualifizierte Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn die deutschen Exporterlöse angesichts der asiatischen Billig-Konkurrenz zusammenschnurren - und damit auch die Steuereinnahmen in Deutschland -, wenn immer mehr Kommunen wegen der untragbaren Soziallasten das Handtuch werfen, was soll`s?
Dann wird das wachsende Heer der Arbeitslosen halt über zusätzliche Staatshilfen ruhig gestellt.
Eben wie in Griechenland. Und woher kommen die Mittel dazu? Vom EWF, woher sonst? Und woher bekommt der EWF das Geld? Darüber wird noch zu sprechen sein. Später. Die Finanzmärkte aber haben ihr Urteil schon heute gefällt: Euroland wird Schuldenland. Schlechte Vorzeichen für den Euro.
Mit ihren Ablenkungsmanövern werden die Politiker es schon schaffen, uns Bürger hinters Licht zu führen.
Bis wir, in unseren Fernsehsesseln ermüdet, den Tricks dieser Hütchenspieler nicht mehr folgen wollen und uns stattdessen nur noch für die wirklich wichtigen Dinge dieser Welt interessieren, z.B. für die Eskapaden unseres Außenministers.
Aber irgendwann werden wir doch aufwachen und merken, dass sich unter den meisten Politiker-Hütchen nur das Nichts verbirgt