Seite 1 von 1

hinterher sind alle schlauer

Verfasst: 27.10.2008 07:56
von potter
Kurt Tucholsky - aktuell wie nie:



Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus

heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.


Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in "Die Weltbühne"

Verfasst: 17.01.2009 19:47
von Sven
Schon die Tatsache, dass Tucholsky damals von Leerverkäufen und Derivaten schrieb, sollte einen arg stutzig machen. Vom Stil ganz abgesehen. Wohl auch deswegen gingen bei der Tucholsky-Gesellschaft schon mehrere Anfragen ein, ob dieses Gedicht tatsächlich von Tucholsky stamme.

http://www.sudelblog.de/?p=378

Verfasst: 17.01.2009 20:46
von oegeat
dass Tucholsky damals von Leerverkäufen und Derivaten schrieb

Lehrverkäufe sind ein Alter Hut !

Jesse Lauriston Livermore zB hat ein vermögen gemacht als er den großen Kurssturz damals nutzte in dem er SHORTETE !!!!!!

Ab Sommer 1929 nahm J.L. in dem stark aufgeheizten Markt dann eine zunehmende Verschlechterung der Angebots- und Nachfrageverhältnisse wahr. Versuchsweise shortete er mehrfach Aktien in geringerem Umfang, mußte diese aber kurze Zeit später wieder eindecken, weil der Markt noch nicht bereit war und J.L. ausgestoppt wurde. Erst beim dritten Versuch hielten seine Positionen. Und dann baute er diese in bewährter Manier auf, er pyramidisierte. Diese Positionen brachten ihm während des "Großen Crashs" innerhalb von kürzester Zeit ein Bar-Vermögen von mehr als 100 Mio. $ ein

Quelle hier

Verfasst: 18.01.2009 10:25
von Sven
Leerverkäufe ja, aber Derivate?

Sollte auch nur zum nachdenken anregen, gelesenes selber zu hinterfragen, obs wahr oder falsch ist. :wink:

Verfasst: 18.01.2009 11:07
von papmifisch
Übrigens wird dieses Gedicht fälschlicherweise Tucholsky zugeordnet.
Es ist wesentlich später entstanden und erst vor einigen Monaten im Internet Tucholsky untergeschoben worden !

Verfasst: 18.01.2009 15:07
von oegeat
papmifisch hat geschrieben:Übrigens wird dieses Gedicht fälschlicherweise Tucholsky zugeordnet.
Es ist wesentlich später entstanden und erst vor einigen Monaten im Internet Tucholsky untergeschoben worden !
bitte belegen !

AUSSAGEN die delekat sind IMMER belegen

Verfasst: 18.01.2009 19:24
von potter
sorry, habs auch gefunden, Aufklärung unter folgendem Link:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... tlich.html