Ex-PentagonBerater: "Was haben die geraucht?"
Verfasst: 09.04.2006 09:10
SPIEGEL ONLINE - 08. April 2006, 19:13
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 51,00.html
Magazinbericht
US-Regierung soll Atomangriff gegen Iran erwägen
Im Atomstreit mit Iran sollen die USA mit der Planung von massiven Bombenangriffen begonnen haben. Das berichtet der Enthüllungsjournalist Seymour Hersh. Geprüft werde auch der Einsatz von radioaktiven Bunker-brechenden Bomben gegen die unterirdischen Uran-Anreicherungsanlagen des Mullah-Staats.
Washington - Einige Mitglieder des amerikanischen Militärs hätten erhebliche Bedenken gegen den Plan geäußert, die bedeutendste iranische Uranzentrifuge in Natans mit atomaren "Bunker Buster"-Bomben zu beschießen, hieß es in dem Bericht von Hersh in der jüngsten Ausgabe des Magazins "New Yorker". Mehrere Offiziere hätten nach Angaben eines Pentagon-Beraters sogar mit ihrem Rücktritt gedroht.
US-Präsident George W. Bush und seine Berater hielten den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad für einen potenziellen zweiten Adolf Hitler, sagte ein ehemaliger ranghoher US-Geheimdienstvertreter dem Bericht zufolge. Ein Pentagon-Berater habe berichtet, das Weiße Haus betrachte einen Regimewechsel in Iran als "einzigen Weg zur Lösung des Problems - und das bedeutet Krieg".
Mehrere frühere Geheimdienstmitarbeiter bezeichneten die Planungen laut "New Yorker" als "umfangreich" und "hektisch". Sie basierten auf der Annahme, Bombenangriffe könnten die islamische Führung in Iran "diskreditieren und zum Sturz der Regierung durch das Volk führen", zitierte das Magazin einen früheren Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums.
Der Pentagon-Berater warnte vor einer gewaltsamen "Kettenreaktion" gegen Einrichtungen und Bürger der USA in aller Welt, sollte Washington Iran bombardieren. "Ich war schockiert und habe mich gefragt: Was haben die geraucht?" wird der namentlich nicht genannte Ex-Pentagon-Experte zitiert. "Das US-Militär ist zunehmend davon überzeugt...., dass es Bush in der atomaren Auseinandersetzung mit Iran letztendlich um einen Regimewechsel geht", heißt es in den vorab veröffentlichten Auszügen des Beitrags.
Bush führte dem Bericht zufolge in den vergangenen Wochen bereits eine Reihe vertraulicher Gespräche mit einigen bedeutenden Kongress-Abgeordneten, darunter mindestens ein Mitglied der oppositionellen Demokraten.
Hersh war vor zwei Jahren der erste Journalist, der über die Gräueltaten im US-Militärgefängnis von Abu Ghureib im Irak berichtete.
Die Regierung in Teheran bestätigte heute unterdessen den bevorstehenden Besuch vom Chef der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohammed El-Baradei. Die direkten Gespräche zwischen Iran und den USA über die Lage im Irak wurden iranischen Angaben zufolge verschoben. Die Gespräche zwischen dem Iran und den USA über die Lage im Irak fänden nicht in der kommenden Woche, sondern erst später statt, sagte ein Vertreter der iranischen Botschaft in Bagdad. Von Washington gab es dafür zunächst keine Bestätigung.
Nach Angaben des Sprechers des Obersten Nationalen Sicherheitsrats in Iran, Hussein Entesami, konnten sich beide Seiten auf kein gemeinsames Datum einigen. Doch seien sie grundsätzlich weiter bereit, die Gespräche in Bagdad abzuhalten. Washington wirft dem Iran vor, Unruhen im benachbarten Irak zu schüren und nichts gegen das Eindringen von Rebellen zu unternehmen.
Baradei werde am Sonntag oder Montag in Teheran ankommen, sagte ein iranischer Atom-Unterhändler der Nachrichtenagentur Irna. Der reguläre Besuch werde zur Erörterung offener Fragen genutzt. Baradei wolle Iran klarmachen, was IAEA und Uno-Sicherheitsrat von ihm erwarten, hatte am Freitag ein IAEA-Diplomat gesagt. Fünf IAEA-Inspektoren, die am Freitag in Iran eingetroffen waren, besuchten heute die Uran-Anreicherungsanlage in Natans. Danach wollten sie die Konversionsanlage in Isfahan besichtigen.
Die USA fürchten, dass der Iran heimlich an einer Atombombe baut. Der Sicherheitsrat hatte Teheran am 29. März eine 30-tägige Frist gesetzt, um die Urananreicherung zu stoppen. Teheran und Washington unterhalten seit 1980 keine diplomatischen Beziehungen zueinander.
als/AFP/dpa
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Magazinbericht
US-Regierung soll Atomangriff gegen Iran erwägen
Im Atomstreit mit Iran sollen die USA mit der Planung von massiven Bombenangriffen begonnen haben. Das berichtet der Enthüllungsjournalist Seymour Hersh. Geprüft werde auch der Einsatz von radioaktiven Bunker-brechenden Bomben gegen die unterirdischen Uran-Anreicherungsanlagen des Mullah-Staats.
Washington - Einige Mitglieder des amerikanischen Militärs hätten erhebliche Bedenken gegen den Plan geäußert, die bedeutendste iranische Uranzentrifuge in Natans mit atomaren "Bunker Buster"-Bomben zu beschießen, hieß es in dem Bericht von Hersh in der jüngsten Ausgabe des Magazins "New Yorker". Mehrere Offiziere hätten nach Angaben eines Pentagon-Beraters sogar mit ihrem Rücktritt gedroht.
US-Präsident George W. Bush und seine Berater hielten den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad für einen potenziellen zweiten Adolf Hitler, sagte ein ehemaliger ranghoher US-Geheimdienstvertreter dem Bericht zufolge. Ein Pentagon-Berater habe berichtet, das Weiße Haus betrachte einen Regimewechsel in Iran als "einzigen Weg zur Lösung des Problems - und das bedeutet Krieg".
Mehrere frühere Geheimdienstmitarbeiter bezeichneten die Planungen laut "New Yorker" als "umfangreich" und "hektisch". Sie basierten auf der Annahme, Bombenangriffe könnten die islamische Führung in Iran "diskreditieren und zum Sturz der Regierung durch das Volk führen", zitierte das Magazin einen früheren Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums.
Der Pentagon-Berater warnte vor einer gewaltsamen "Kettenreaktion" gegen Einrichtungen und Bürger der USA in aller Welt, sollte Washington Iran bombardieren. "Ich war schockiert und habe mich gefragt: Was haben die geraucht?" wird der namentlich nicht genannte Ex-Pentagon-Experte zitiert. "Das US-Militär ist zunehmend davon überzeugt...., dass es Bush in der atomaren Auseinandersetzung mit Iran letztendlich um einen Regimewechsel geht", heißt es in den vorab veröffentlichten Auszügen des Beitrags.
Bush führte dem Bericht zufolge in den vergangenen Wochen bereits eine Reihe vertraulicher Gespräche mit einigen bedeutenden Kongress-Abgeordneten, darunter mindestens ein Mitglied der oppositionellen Demokraten.
Hersh war vor zwei Jahren der erste Journalist, der über die Gräueltaten im US-Militärgefängnis von Abu Ghureib im Irak berichtete.
Die Regierung in Teheran bestätigte heute unterdessen den bevorstehenden Besuch vom Chef der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohammed El-Baradei. Die direkten Gespräche zwischen Iran und den USA über die Lage im Irak wurden iranischen Angaben zufolge verschoben. Die Gespräche zwischen dem Iran und den USA über die Lage im Irak fänden nicht in der kommenden Woche, sondern erst später statt, sagte ein Vertreter der iranischen Botschaft in Bagdad. Von Washington gab es dafür zunächst keine Bestätigung.
Nach Angaben des Sprechers des Obersten Nationalen Sicherheitsrats in Iran, Hussein Entesami, konnten sich beide Seiten auf kein gemeinsames Datum einigen. Doch seien sie grundsätzlich weiter bereit, die Gespräche in Bagdad abzuhalten. Washington wirft dem Iran vor, Unruhen im benachbarten Irak zu schüren und nichts gegen das Eindringen von Rebellen zu unternehmen.
Baradei werde am Sonntag oder Montag in Teheran ankommen, sagte ein iranischer Atom-Unterhändler der Nachrichtenagentur Irna. Der reguläre Besuch werde zur Erörterung offener Fragen genutzt. Baradei wolle Iran klarmachen, was IAEA und Uno-Sicherheitsrat von ihm erwarten, hatte am Freitag ein IAEA-Diplomat gesagt. Fünf IAEA-Inspektoren, die am Freitag in Iran eingetroffen waren, besuchten heute die Uran-Anreicherungsanlage in Natans. Danach wollten sie die Konversionsanlage in Isfahan besichtigen.
Die USA fürchten, dass der Iran heimlich an einer Atombombe baut. Der Sicherheitsrat hatte Teheran am 29. März eine 30-tägige Frist gesetzt, um die Urananreicherung zu stoppen. Teheran und Washington unterhalten seit 1980 keine diplomatischen Beziehungen zueinander.
als/AFP/dpa