SDK: Massive Missstände bei Zertifikaten
Verfasst: 09.02.2006 08:30
Unfaire Methoden auf dem Anlagemarkt
Massive Missstände beim boomenden Handel mit Zertifikaten.
"München - Der Kapitalmarkt ist von seinem Wesen her riskantes Gelände. Er hat zudem ausgesprochene Schattenseiten, die die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in ihrem Schwarzbuch Börse jedes Jahr beleuchtet. Für 2005 haben SdK-Vorstand Klaus Schneider und Kollegen den hierzulande boomenden Handel mit Zertifikaten unter die Lupe genommen und dabei massive Missstände entdeckt, die nur noch mit denen des nicht mehr existierenden Neuen Markts vergleichbar sind. Anleger würden hier vielfach mit unfairen Methoden abgezockt. „Nur die Bank gewinnt immer“, sagt SdK- Experte Markus Straub.
Zertifikate sind ein Sammelbegriff für von Banken verbriefte Rechte zum Bezug von Finanzprodukten aller Art. Das können Aktien oder Rohstoffe sein, wobei solche Zertifikate oft auch mehrere Einzeltitel bündeln. Das macht die Sache kompliziert. Der SdK ist aber vor allem ein Dorn im Auge, dass der Zertifikate-Markt ungeregelt ist und es kaum Rechte gibt, auf die sich Anleger im Zweifelsfall berufen können. „Hier ist viel Wildwuchs entstanden“, rügt Schneider. Gestoßen ist die SdK auf die beim Zertifikate-Handel grassierenden Praktiken mehr durch Zufall, räumt sein Kollege Straub ein. Ausgangspunkt sei ein Zertifikat der Deutschen Bank zum Edelmetall Gold gewesen. Je Bezugsschein habe der Branchenprimus in einem Verkaufsprospekt dafür eine Unze Gold geboten. Dann sei das Bezugsverhältnis in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ sechs Wochen später nachträglich auf eine Zehntel Unze gesenkt worden. Rein rechtlich geht das, weil es für Zertifikate praktisch keine festen Regeln gibt, bedauert Straub. In der Folge seien immer mehr unfaire Gepflogenheiten in diesem Anlagebereich entdeckt worden. Falsche Abrechnungen und überhöhte Preise seien an der Tagesordnung - quer durch die ganze Finanzwelt. Wie bei keinem anderen Finanzprodukt sei es Banken sogar möglich, Zertifikatgeschäfte nachträglich zu stornieren, wenn es für sie wirklich einmal unrentabel zu werden droht.
Der Markt für Zertifikate sei in Deutschland in den letzten Jahren förmlich explodiert, sagt Schneider. Banken würden inzwischen rund 80 000 verschiedene Produkte anbieten und hätten so 200 Milliarden Euro eingesammelt. Damit sei der heimische Zertifikatemarkt global in jeder Hinsicht einzigartig.
Die SdK hat auch mit einem Insider der fragwürdigen Boombranche gesprochen, der bei einem führenden Emissionshaus tätig war und seinen Namen nicht nennen will. „Zu teuer sind zu Laufzeitbeginn fast alle Produkte“, bekennt dieser. Es gebe Abweichungen bei vergleichbaren Zertifikaten von 100 Prozent und mehr. Produkte absichtlich verkomplizieren, um Vergleiche zu erschweren. Im Gegensatz zu vielen anderen Anlageprodukten würde der Preis eines Zertifikats auch nicht von Angebot und Nachfrage geregelt, sondern monopolistisch von der emittierenden Bank. „Bei Zertifikaten können Banken alles machen“, fasst Straub zusammen. Sie seien eine Spielwiese, auf der die Institute derzeit viele Millionen Euro abzocken. Gesetze, die dem Wildwuchs Grenzen setzen, seien nicht in Sicht. Wer ein Zertifikat-Produkt nicht genau verstehe, sollte die Finger davon lassen."
Quelle: KStA
Spontan fällt mir diesbezgl. ein gutes Beispiel ein:
ABN28P, ein Bonuszertifikat auf den Rohstoffindex "RICI":
- 3,5% Kosten p.a. für die Währungssicherung
- weitere mehr als 3% Kosten p.a. entstehen dadurch, dass sich dieses Zertifikat auf den "Excess Return" und nicht auf den "Total Return" Index bezieht
- beachtliche interne (Management)gebühren
- Kosten und Gebühren für An- und Verkauf über die Börse
Wenn man sich dies betrachtet, dann müssen die Rohstoff-Kurse schon tatsächlich fast explodieren, damit der Anleger erst einmal sämtliche Verluste durch Kosten und Gebühren wieder aufholt!
Massive Missstände beim boomenden Handel mit Zertifikaten.
"München - Der Kapitalmarkt ist von seinem Wesen her riskantes Gelände. Er hat zudem ausgesprochene Schattenseiten, die die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in ihrem Schwarzbuch Börse jedes Jahr beleuchtet. Für 2005 haben SdK-Vorstand Klaus Schneider und Kollegen den hierzulande boomenden Handel mit Zertifikaten unter die Lupe genommen und dabei massive Missstände entdeckt, die nur noch mit denen des nicht mehr existierenden Neuen Markts vergleichbar sind. Anleger würden hier vielfach mit unfairen Methoden abgezockt. „Nur die Bank gewinnt immer“, sagt SdK- Experte Markus Straub.
Zertifikate sind ein Sammelbegriff für von Banken verbriefte Rechte zum Bezug von Finanzprodukten aller Art. Das können Aktien oder Rohstoffe sein, wobei solche Zertifikate oft auch mehrere Einzeltitel bündeln. Das macht die Sache kompliziert. Der SdK ist aber vor allem ein Dorn im Auge, dass der Zertifikate-Markt ungeregelt ist und es kaum Rechte gibt, auf die sich Anleger im Zweifelsfall berufen können. „Hier ist viel Wildwuchs entstanden“, rügt Schneider. Gestoßen ist die SdK auf die beim Zertifikate-Handel grassierenden Praktiken mehr durch Zufall, räumt sein Kollege Straub ein. Ausgangspunkt sei ein Zertifikat der Deutschen Bank zum Edelmetall Gold gewesen. Je Bezugsschein habe der Branchenprimus in einem Verkaufsprospekt dafür eine Unze Gold geboten. Dann sei das Bezugsverhältnis in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ sechs Wochen später nachträglich auf eine Zehntel Unze gesenkt worden. Rein rechtlich geht das, weil es für Zertifikate praktisch keine festen Regeln gibt, bedauert Straub. In der Folge seien immer mehr unfaire Gepflogenheiten in diesem Anlagebereich entdeckt worden. Falsche Abrechnungen und überhöhte Preise seien an der Tagesordnung - quer durch die ganze Finanzwelt. Wie bei keinem anderen Finanzprodukt sei es Banken sogar möglich, Zertifikatgeschäfte nachträglich zu stornieren, wenn es für sie wirklich einmal unrentabel zu werden droht.
Der Markt für Zertifikate sei in Deutschland in den letzten Jahren förmlich explodiert, sagt Schneider. Banken würden inzwischen rund 80 000 verschiedene Produkte anbieten und hätten so 200 Milliarden Euro eingesammelt. Damit sei der heimische Zertifikatemarkt global in jeder Hinsicht einzigartig.
Die SdK hat auch mit einem Insider der fragwürdigen Boombranche gesprochen, der bei einem führenden Emissionshaus tätig war und seinen Namen nicht nennen will. „Zu teuer sind zu Laufzeitbeginn fast alle Produkte“, bekennt dieser. Es gebe Abweichungen bei vergleichbaren Zertifikaten von 100 Prozent und mehr. Produkte absichtlich verkomplizieren, um Vergleiche zu erschweren. Im Gegensatz zu vielen anderen Anlageprodukten würde der Preis eines Zertifikats auch nicht von Angebot und Nachfrage geregelt, sondern monopolistisch von der emittierenden Bank. „Bei Zertifikaten können Banken alles machen“, fasst Straub zusammen. Sie seien eine Spielwiese, auf der die Institute derzeit viele Millionen Euro abzocken. Gesetze, die dem Wildwuchs Grenzen setzen, seien nicht in Sicht. Wer ein Zertifikat-Produkt nicht genau verstehe, sollte die Finger davon lassen."
Quelle: KStA
Spontan fällt mir diesbezgl. ein gutes Beispiel ein:
ABN28P, ein Bonuszertifikat auf den Rohstoffindex "RICI":
- 3,5% Kosten p.a. für die Währungssicherung
- weitere mehr als 3% Kosten p.a. entstehen dadurch, dass sich dieses Zertifikat auf den "Excess Return" und nicht auf den "Total Return" Index bezieht
- beachtliche interne (Management)gebühren
- Kosten und Gebühren für An- und Verkauf über die Börse
Wenn man sich dies betrachtet, dann müssen die Rohstoff-Kurse schon tatsächlich fast explodieren, damit der Anleger erst einmal sämtliche Verluste durch Kosten und Gebühren wieder aufholt!