Osteuropa-Wachstumsdynamik = Aufschwung ohne Ende?
Verfasst: 25.01.2006 12:03
Nach einem sensationellen Jahr auf den Finanzmärkten Zentral- und Osteuropas mit einem kräftigen Konjunkturschub stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit dieses Trends. Die Wachstumsdynamik sollte sich im Laufe des Jahres 2006 weiter beschleunigen, so Peter Brezinschek, Chefanalyst der RZB AG. Dabei dürfte die Dynamik in allen drei Regionen Zentraleuropa (CE), Südosteuropa (SEE) sowie der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (CIS) Bestand haben. Für CE (neue EU-Mitgliedsstaaten) erwartet Peter Brezinschek ein durchschnittliches reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,5 Prozent nach 3,8 Prozent im Jahr 2005. „Herausragen wird hier die Slowakei mit schätzungsweise 5,7 Prozent, die von dem Boom der Investitionen besonders profitiert.“ GUS-Staaten weiterhin Wachstums-Spitzenreiter In der Region ausgeglichen sieht der Experte die Wachstumsaussichten für SEE (Südosteuropa)mit 5,0 Prozent nach 4,5 Prozent im Vorjahr weiter nach oben gerichtet. Hier macht sich der europäische Integrationsprozess von Bukarest bis Tirana positiv bemerkbar. Am stärksten dürfte jedoch weiterhin die GUS-Region expandieren. Dabei würde der durchschnittliche BIP-Anstieg von rund 5,5 Prozent ohne den Sonderfall Ukraine noch kräftiger ausfallen. Insgesamt ist das Wachstum in Zentral- und Osteuropa sowohl auf Binnen- als auch Exportnachfrage breit abgestützt. Problematisch ist in den GUS-Staaten und teilweise am Balkan (Serbien, Rumänien) noch immer die Inflation. Dies gilt insbesondere für die Ukraine, die nach dem neuen Gasabkommen eine Beschleunigung der Teuerungsrate von 11,0 auf 17,0 Prozent erfahren könnte. Ukraine – Wachstumsknick nach Gasstreit „Die schlagartige Energiepreisverteuerung wirkt wie ein externer Schock auch auf die Wachstumsentwicklung negativ“, so Brezinschek. „Die hohe Energieabhängigkeit großer Industrieteile, wie Chemie, Metall und Metallverarbeitung, Maschinenbau und Stahl und die klare Exportorientierung mit 52,0 Prozent der Wirtschaftsleistung drosseln 2006 das BIP-Wachstum auf 0,5 Prozent“. Für 2007 erwartet Brezinschek wieder eine Steigerung auf 3,5 Prozent. Die auf diese Weise abnehmende Wettbewerbsfähigkeit dürfte in der Folge auch zu einer negativen Leistungsbilanz führen. Auf Grund der unklaren Aussichten ist auch ein vorüber gehender Rückgang der Auslandsinvestitionen zu befürchten. Insgesamt könnte die ukrainische Hryvnia (UAH) damit im ersten Halbjahr gegenüber dem US-Dollar von aktuell 5,05 auf 5,20 abwerten. Langfristig bietet die Energieverteuerung der Ukraine die Chance, die Energieeffizienz drastisch zu steigern – immerhin verbraucht die Ukraine 4,5-mal soviel Energie je Produktionseinheit für das Bruttoinlandsprodukt wie Österreich. Brezinschek erwartet eine deutliche Investitionsbelebung spätestens im zweiten Halbjahr 2006. Da die Realzinsen negativ sind (nominelle Zinsen bei 10,5 – 11 Prozent abzüglich jahresdurchschnittliche Inflation von 15Prozent ergibt minus 4 - 4,5 Prozent), stellt dies für die Unternehmen einen Anreiz zur Produktivitätsverbesserung dar. Das Wahlergebnis im März wird hier mitentscheidend sein. 2006 Superwahljahr in CEE Wie überhaupt 2006 ein Superwahljahr in Osteuropa sein wird, das sich im Hinblick auf die Finanzmärkte im Wesentlichen auf die Währungen auswirken wird. Denn die neuen politischen Konstellationen sind ausschlaggebend für den Euro-Fahrplan der neuen EU-Staaten. In Ungarn (April 2006) etwa wird unabhängig vom Wahlausgang eine Verschiebung der Euro-Einführung auf 2012 oder 2013 zementiert werden, da hier noch viele Reformschritte nötig sind, bevor die Währungsunion spruchreif wird. Um den Wahltermin könnte der Ungarische Forint (HUF) bis 260 zum Euro abwerten, um sich danach wieder zu stabilisieren. In Tschechien (Juni 2006) dürfte bei einem Wahlsieg der Sozialdemokraten der Beitritt zum Europäischen Wechselkursmechanismus EWS II 2007 erfolgen und damit der angepeilte Euro-Eintrittstermin 2010 halten. In der Slowakei (Herbst 2006) haben die Koalitionsparteien derzeit keine Mehrheit. Die aktuell führende linkspopulistische SMER spricht sich gegen eine rasche Euro-Einführung und möglicherweise sogar eine Revision erfolgreicher Reformen aus. Tendenziell positive Entwicklung bei Währungen Insgesamt dürften die Ostwährungen 2006 gegenüber dem Euro zulegen können, auch wenn die Zinstalfahrt der letzten Jahre beendet ist. Vereinzelt sind sogar Zinsanhebungen wahrscheinlich. Dies gilt beispielsweise für Tschechien, wo die Zinspolitik hinkt jener der EZB nachhinkt, oder der Slowakei. Bei anhaltender Aufwärtsbewegung der Währungen wird sich der Trend zur Renditeannäherung an die Eurozone insbesondere im zweiten Halbjahr 2006 verfestigen. Es dürfte zwar bessere Einstiegszeitpunkte als das aktuelle Kursniveau geben, doch auf Jahressicht bieten langlaufende PLN- (4,8 Prozent), HUF- (6,7 Prozent) und RON-Staatsanleihen (6 - 6,5 Prozent) ein attraktives Investment.
Neue Rekordstände an den Börsen
Am Aktienmarkt ist aufgrund der Fundamentaldaten ein Ende der Rekordjagd noch nicht in Sicht. Der Jahresstart hätte mit plus 5 Prozent (Polen, Tschechien) bis 14 Prozent (Russland) nicht fulminanter ausfallen können. Der generelle Gewinnwachstumstrend für die gesamte Region Zentral- und Osteuropa wird mit 15 Prozent beinahe doppelt so hoch geschätzt wie in der Eurozone (+7,9 Prozent). Dennoch hält Brezinschek die Gewinnprognosen in einigen Ländern für zu vorsichtig angesetzt, so dass positive Überraschungseffekte den Aktienkursen weiterhin Auftrieb geben sollten. Die Kursziele der RZB für März liegen beim RTSI bei 1.350 (akt.1.277), beim BUX 23.500 (akt. 22.300) beim WIG 20 bei 2.950 (akt. 2.835) und beim PX50 bei 1.580 (akt. 1.518). Parallel zu den etablierten Märkten muss ab dem Frühjahr mit einer heftigen Korrektur im Ausmaß von gut 15 Prozent von den Höchstständen gerechnet werden. Doch im Verlauf des zweiten Halbjahres sollten sich die günstigen Rahmenbedingungen wieder durchsetzen und im vierten Quartal für neue Jahreshöchststände sorgen. Die RZB-Branchenfavoriten sind Finanz, Öl/Gas sowie in Russland Telekommunikation. In der CEE-Asset Allocation der RZB werden dementsprechend Aktien mit 60 Prozent gegenüber Anleihen mit 40 Prozent deutlich übergewichtet. Die Favoriten sind dabei Russland vor Ungarn und Rumänien.
Quelle: FONDS professionell
Neue Rekordstände an den Börsen
Am Aktienmarkt ist aufgrund der Fundamentaldaten ein Ende der Rekordjagd noch nicht in Sicht. Der Jahresstart hätte mit plus 5 Prozent (Polen, Tschechien) bis 14 Prozent (Russland) nicht fulminanter ausfallen können. Der generelle Gewinnwachstumstrend für die gesamte Region Zentral- und Osteuropa wird mit 15 Prozent beinahe doppelt so hoch geschätzt wie in der Eurozone (+7,9 Prozent). Dennoch hält Brezinschek die Gewinnprognosen in einigen Ländern für zu vorsichtig angesetzt, so dass positive Überraschungseffekte den Aktienkursen weiterhin Auftrieb geben sollten. Die Kursziele der RZB für März liegen beim RTSI bei 1.350 (akt.1.277), beim BUX 23.500 (akt. 22.300) beim WIG 20 bei 2.950 (akt. 2.835) und beim PX50 bei 1.580 (akt. 1.518). Parallel zu den etablierten Märkten muss ab dem Frühjahr mit einer heftigen Korrektur im Ausmaß von gut 15 Prozent von den Höchstständen gerechnet werden. Doch im Verlauf des zweiten Halbjahres sollten sich die günstigen Rahmenbedingungen wieder durchsetzen und im vierten Quartal für neue Jahreshöchststände sorgen. Die RZB-Branchenfavoriten sind Finanz, Öl/Gas sowie in Russland Telekommunikation. In der CEE-Asset Allocation der RZB werden dementsprechend Aktien mit 60 Prozent gegenüber Anleihen mit 40 Prozent deutlich übergewichtet. Die Favoriten sind dabei Russland vor Ungarn und Rumänien.
Quelle: FONDS professionell