ÖL (Fundermentalbetrachtung)

Charttechnische Markteinschätzungen der Rohstoffe
Nicolas2308

ÖL (Fundermentalbetrachtung)

Beitrag von Nicolas2308 »

Einige Analysten sehen in den hohen Ölpreise ein spekulative Blase, die irgendawann platzen muss. Andere sehen die hohe Asien Nachfrage als Grund. Ich tendiere eher zur Balsen Theorie. Dazu kommt, die Gefahr eines Konjunturabschwungs in china, dass nicht ewig so weiter wachsen kann. Auto sales sind stark unter erwartungen. und die erwartungen für die nächsten 2 jahre wurden hier auch schon zurrückgeschraubt. dazu kommt, dass in den letzten 12 monaten viel in die erhöhung der öl-förderung und raffinerierung investiert wurde... dh sollten die förderkapazitäten im laufe des nächsten jahres steigen. dies bei fallendem verbrauch...

hinzu kommt auch noch, dass öl in Euro um ca. 37% gestiegen ist in den letzten 6 monaten. dh. öl wird teuerer für europäer, bleibt gleich teuer für usa. der preisanstieg in europa wird auf die nachfrage drücken (wenn auch nicht sehr stark wegen der rel geringen presisensibilität bei öl).

Eure Meinung?
Röckefäller

Beitrag von Röckefäller »

Glaube nicht an ne Blase. Die Nachfrage bleibt enorm hoch. Derzeit erleben wir eine kleine Übertreibung die jedoch noch weiter gehen kann. Ich plane, meine Long-Positionen erst bei 66 Dollar aufzulösen! :shock: Glaube sogar, dass wir die 70 Dollar sehen werden.

Mittelfristig wird sich der Ölpreis wohl in den hohen 50igern einpendeln.

Gruß
RF
Röckefäller

Beitrag von Röckefäller »

so, bin gestern ausgestoppt worden.

Heute wirds spannend!

• 16:30 - ! US EIA Ölmarktbericht (Woche)

Darauf wird der Markt reagieren. Vorher keine Positionen.

Gruß
RF
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oegeat
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Beitrag von oegeat »

Vorschlag wir haben 3 Öl Threads mit jeweils drei interessanten Themen bzw ansätzen lasst uns jeweils das passende rein schreiben !

* ÖL_Blase? (Fundermentalbetrachtung)


* Erdöl - Langfristansicht (Charttechnische betrachtung)

* Zertifikat oder Optionschein steigende Oilpreise?

welches Werkzeug verwendet ihr ?
also Zertis Os usw .. und auch Chart, Tool, Rieltimeusw
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Fondsfan
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Erdöl - fundamental betrachtet

Beitrag von Fondsfan »

Fundamental nur zwei Bemerkungen:

Es gab vor einiger Zeit einen Bericht von Marc Faber, in dem er seine Recherchen dahingehend zusammenfaßte, daß die Ölförderung ihre historische Spitze 2005 oder 2006 errreicht, etwa auf diesem Niveau längere Zeit verharrt, aber nicht weiter gesteigert werden kann.

Ich neige dazu, dem Mann zu glauben.


Fundamental neige ich zu der Meinung, daß die obere Grenze in den nächsten Jahren bei 80 Dollar liegen könnte.

Kurze Begründung: es gibt auf der Welt sehr viel Kohle, die Produktion wäre sehr steigerungsfähig. In China laufen seit einiger Zeit gewaltige Investitionen im Bereich Kohleverflüssigung, die wirtschaftlich bei einem Ölpreis von etwa 80 $ das Barrel erst rentabel werden. Dazu bin ich vor einiger Zeit über eine Expertise gestolpert, die mir deswegen plausibel vorkam, weil sie nicht aus dem Milieu der Ölhändler stammte.

Und noch eins: 80 Dollar heute entspricht ziemlich genau inflationsbereinigt den rd. 40 Dollar, die wir vor rd. 25 Jahren schon mal hatten.


Natürlich wird es zwischendurch vorübergehend Preisrückgänge geben, aber m.E. eben nur vorübergehend.

Meine Überlegung: vorhandene Positionen mit knappen SL absichern und bei einem eventuellen Rückschlag wieder einsteigen.
Röckefäller

Beitrag von Röckefäller »

Ich glaube dem Mann auch!

Auch kurzfristig gibt es diverse Indikatoren,
die für steigende Preise sprechen.

- Irak / anhaltender Terror :roll:

- Iran / Regierungswechsel = Unsicherheit :roll:

- Saudi-Arabien / Tod/ungeklärte Nachfolge des König Fahd :roll:
(gibt Gerüchte, er sei schon tot)

- anhaltend hohe Nachfrage :roll:

- Kapazitäten am oder in der Nähe des Limits :roll:

Bin wieder long ( ABN1EC )

Mit steigenden Ölpreisen wird klar, dass mit Nachdruck an Alternativen
gearbeitet werden muss. Hat sich jemand von Euch schon mit dem Thema
Brennstoffzellen beschäftig? Suche ein passende Langfrist-Investment für
meine Tochter (die in 14 Jahren 18 wird ) :wink:
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kaalexs
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Beitrag von kaalexs »

oegi- du bist im musterdepot long bei öl!

ich gehe davon aus das wir indiesen jahr noch eine vier als zehner beim ölpreis sehen.

die schwellenlände spüren den hohen ölpreis wesentlich stärker als die industrienationen weil dort der dinstleistungssektor noch sehr klein ist, die ölnachfrage wierd sich daher abschwächen.

die amis kaufen aufgrund von gerüchten, im winter könnten die raffinerie-kapazitäten zu wenig werden, wie wild heizöl und andere destilate.
die wöchentlichen öllagerberichte werden daher in den nächsten monaten positiv überraschen.

so oder so ähnlich müsste es kommen, würde mich wundern sollte ich irren.
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oegeat
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Beitrag von oegeat »

ja möglich ... im Depot ist eine Position aus dem Juni ! versehen mit einem SL der noch nicht erreicht wurde ......
aber dein Gedankengang ist interessant ! :idea:
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daydraderch
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Beitrag von daydraderch »

fundamentaler bericht/interview von der schweizer tageszeitung "tagesanzeiger" mit erdölexperte matthew simmons > "mit einem ölpreis von 250 $ rechnen"
zu lesen unter www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft
erfolgreicher devisenhandel bei www.finopticum.ch, besuchen sie unsere homepage & testen sie uns aus, kontaktieren sie mich direkt, mbieri@finopticum.ch
Turon

Beitrag von Turon »

Hallo daydraderch ;)

Danke für den Link. Wir haben es glaube ich schon mal im Forum soweit gehabt, daß wir sehr wohl den hohen Ölpreis als gerechtfertigt angesehen haben.

Der Einmarsch der Amerikaner in Golf war sehr wohl von fallenden Ölpreisen zu anfang begleitet. Viele glaubten, sobald in Irak die Ruhe einkehrt, geht die Förderung erneut hoch. Diesmal mit hochwertigen Öl.

Allerdings haben Geologen die sich mit diesen Thema länger beschäftigt haben bereits den Peak früher gesehen. Es wird in der Tat spannend.

Gruß von T.
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oegeat
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Beitrag von oegeat »

China ist nicht der entscheidende Faktor

„1990 exportierte China fünf Mal mehr Öl, als es einführte. Ab 1993 importierte China mehr Öl, als es ausführte. Seit 2003 importiert es mehr Rohöl als Japan. 2004 importierte das Reich der Mitte 120 Millionen Tonnen Rohöl und Ölprodukte. Die OPEC schätzt, das rund 23% des Nachfrage-Wachstums nach Öl, in den nächsten 30 Jahren, von China ausgehen wird.“ (aus Wikipedia.de)

Eine Tageszeitung rief in diesen Tagen die Deutschen dazu auf, Öl und Benzin zu sparen. Wenn die Verbraucher sich derart wehren, müssten die Ölkonzerne die Preise an unseren Tankstellen senken, so die These. Leider sind diese Zusammenhänge nicht so einfach: Die Deutschen sparen bereits massiv, ohne dass dies nennenswerte Auswirkungen auf den Weltölverbrauch hat. Der Verbrauchswert von 1979 – 3,3 Mio. Barrel pro Tag – wird nach menschlichem Ermessen nie mehr erreicht werden. Im Jahr 2004 wurden durchschnittlich 2,6 Mio. Barrel Öl pro Tag konsumiert.

Im vergangenen Jahr reduzierten 11 Länder ihren Ölverbrauch gegenüber dem Vorjahr. 8 davon – darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz – sind Teil des europäischen Kontinents. Bemerkenswert: Auch in Japan und Südkorea schrumpfte 2004 der Ölkonsum. „Auf der Anklagebank“ befinden sich hingegen Länder, deren Ölverbrauch im vergangenen Jahr deutlich stieg. Wir der folgende Chart zeigt, sind dies China, die Ukraine, Kuwait, Singapur und Venezuela.



Bei Durchsicht der Tabelle fällt auf, dass Ost- und Südosteuropa (Ukraine, Tschechische Republik, Polen, Rumänien, Frühere Sowjetunion) auf der einen Seite sowie die Erdöl produzierenden Länder (Kuwait, Venezuela, Kasachstan, Saudi Arabien, Algerien, GUS, Iran, Ver. Arab. Emirate) auf der anderen Seite die größten Verbrauchszuwächse nach China für sich verbuchen. Für den Mehrverbrauch Osteuropas dürfte der wirtschaftliche Aufschwung einen Großteil der Erklärung liefern. Doch der Konsumschub dürfte nicht von Dauer sein: Die schwache Geburtenrate in Osteuropa wird sich in den kommenden Jahren zunehmend verbrauchsmindernd auswirken.

Anders hingegen liegt der Fall in China und in den Erdöl fördernden Ländern. Die chinesische Bevölkerung wird in den kommenden 20 Jahren um etwa 150 Mio. Einwohner wachsen. Das allerdings dürfte nach Erkenntnissen der US-Census-Behörde der letzte Bevölkerungszuwachs Chinas für lange Zeit sein, da sich ab 2025/30 die Ein-Kind-Politik massiv bemerkbar machen wird.



Über China wurde in letzter Zeit so viel geschrieben, dass die genannten Zusammenhänge in breiten Teilen der Investmentgemeinde bekannt sein dürften. Weitgehend unbekannt hingegen ist die dramatische Bevölkerungszunahme in den Erdöl fördernden Ländern. Saudi-Arabien als Land mit den – angeblich – größten Ölreserven der Welt lässt sich als prominentes Beispiel anführen.

Wie der folgende Chart zeigt, dürfte sich die dortige Bevölkerungszahl in den kommenden vierzig Jahren von jetzt 27 auf dann knapp 50 Mio. Einwohner fast verdoppeln.



Und Saudi-Arabien steht nicht allein. In den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Kuwait liegt die Geburtenrate derzeit bei 3,0 und im Irak bei 4,3 Kindern pro Frau. Nimmt man Staaten wie den Iran, Yemen, Syrien, Jordanien sowie Palästina hinzu, so dürfte diese Region, die um ein einiges kleiner als China ist, im Bevölkerungswachstum mit China in den kommenden 25 Jahren gleichauf liegen und es in den anschließenden Jahren übertreffen. 2004 war der Nahe Osten bereits die wachstumsstärkste Region der Welt, was den Ölverbrauch angeht.



Hinzu kommt, dass die Intensität des Ölverbrauchs pro Einwohner in Saudi-Arabien eine andere ist als diejenige in China. Während in den kommenden Jahren Millionen von Chinesen weiterhin auf dem Land leben werden und weiterhin andere Energieformen (z.B. Kohle) nutzen, kann die Bevölkerung Saudi-Arabiens ohne den massiven Einsatz von Erdöl kaum überleben (Stichwort Meerwasserentsalzung). Der Pro Kopf Verbrauch in Saudi-Arabien befindet sich derzeit auf US-Niveau und ist damit 12mal höher als in China. Selbst wenn sich dieses Verhältnis in den kommenden Jahren reduzieren sollte: Die Hebelwirkung jedes zusätzlichen saudi-arabischen Einwohners auf den Ölpreis ist deutlich höher als die eines zusätzlichen Einwohner Chinas. Ganz zu schweigen vom pro Kopf-Verbrauch Kuwaits und den arabischen Emiraten, die das US-Niveau um jeweils das doppelte übertreffen. Betrachtet man die kommenden 20 Jahre, so dürfte klar geworden sein, dass der Bevölkerungszuwachs der Ölförderländer und dort speziell Saudi-Arabiens den Ölverbrauch stärker anstacheln sollte als derjenige Chinas.

Ein Umstand macht die Situation besonders explosiv. Nämlich die einfache Tatsache, dass die Erdöl fördernden Länder vor der vielleicht wichtigsten Entscheidung ihrer Geschichte stehen. Sie müssen die Frage beantworten, ob Sie ihre endlichen Ölreserven für ihre wachsende Bevölkerung oder für die Vermehrung ihres eigenen Wohlstands einsetzen wollen. Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Wählen die Scheichs den eigenen Wohlstand und optieren für die Beibehaltung der massiven Einnahmen aus den Ölgeschäften, so wird die eigene Bevölkerung zunehmendem Leidensdruck ausgesetzt, was sich in einer revolutionären Explosion entladen könnte. Bedienen die Scheichs zuerst die eigene Bevölkerung, werden die fehlenden Einnahmen aus dem Ölgeschäft zu einem Verlust des gewohnten Lebensstandards der Finanzelite und zu einer Erschlaffung der wirtschaftlichen Investitionstätigkeit führen. Einen Ausweg aus dieser Sackgasse wird es für die Saudis kaum geben. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind das einzige Land, das versucht, diesem Teufelskreis zu entgehen und sich mit der Tourismusindustrie ein zweites Standbein aufzubauen (siehe Wochenend-Wellenreiter vom 19. August 2005). Ob es gelingt? Die wahrscheinliche Antwort lautet nein.

Robert Rethfeld

Quelle : http://www.wellenreiter-invest.de/
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Röckefäller

Jetzt SHORT

Beitrag von Röckefäller »

Hallo!

Interessanter Artikel. Habe den Wellenreiter abonniert!

Bin jetzt short gegangen, erst bei 68 und dann nachgelegt bei 70+ :D


@kaalex

wie stehst Du zu Deinem Posting vom 11.07?

Gruß
RF
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oegeat
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50, 60, 70 oder 80 Dollar?

Beitrag von oegeat »

Der Ölpreis sollte in den kommenden Monaten unter Schwankungen zurückkommen.

Vielleicht steigt er kurzfristig in einer spekulativen Spitze noch über 80 Dollar, denn der Winter steht vor der Tür und die Menschen haben ihre Heizölvorräte nicht aufgefüllt – sie haben vergeblich auf niedrigere Preise in den Sommermonaten gewartet. So mancher Marktteilnehmer will sogar schon wissen, dass es einen besonders harten Winter an der amerikanischen Ostküste geben wird. Größeres Gewicht hat die Information, dass die Weltwirtschaft dieses Jahr um die vier Prozent wachsen sollte. Aber das alles ist an den Terminbörsen in Chicago und London bekannt, es sollte also eingepreist sein.

Gleichzeitig werden Verbraucher - vor allem in den Industrieländern – ihr Konsumverhalten den horrenden Preisen anpassen. Zudem sollten neue Kapazitäten auf die Rohölmärkte kommen. Ein Barrelpreis von über 50 Dollar macht so manches Investment in neue Förderkapazitäten rentabel (Ölsande, Bitume in Kanada, Förderung in der Nordsee). Die Ölkonzerne rechnen in ihren Planungen teilweise noch mit Barrelpreisen von 20 Dollar. Kurzum: In den nächsten 12 bis 18 Monaten wird Entspannung seitens der Angebotsseite kommen. Der hohe Preis wird seine Signalwirkung auf Explorationsgesellschaften entfalten, die in neue Förderkapazitäten investieren werden. Trotz solidem Weltwachstums sollten somit die Notierungen an den Rohölmärkten rückläufig sein.

Quelle:Bild
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Beitrag von oegeat »

Di, 13. September 2005
Godmode
Autor: Harald Weygand godmode-trader.de
China will bei Ölreserven-Aufbau pausieren


Ölpreise aktuell >zu riskant<

China plant schon seit Monaten die Bildung strategischer Ölreserven. Am Dienstag gab ein Politiker in Peking bekannt, dass der Aufbau strategischer Ölreserven zu jetzigen Preisen zu riskant sei.


Selbst wenn China aktuell mit dem Aufbau von strategischen Reserven fortfahren würde, so finde kein Kauf auf dem internationalen Markt statt, so Zhang Guobao, Direktor der chinesischen National Development and Reform Commission.

„Die Weltmarktpreise sind auf hohem Niveau, und Öl zu jetzigen Preisen zu kaufen wäre zu riskant“, so Guobao. Er bestätigte, dass die Pläne für den Ausbau strategischer Reserven fortgeführt würden. Unsicher ist sich China noch über den Umfang der Ölreserven.

„Einige halten (einen Vorrat für) 90 Tage für ausreichend, andere sind für 120 Tage; Ich bin der Meinung wir müssen das in Verbindung mit den spezifischen Bedürfnissen des Landes entscheiden“, so Guobao weiter. China habe laut ihm im Jahr 2004 175 Millionen Tonnen Rohöl selbst gefördert und 117 Millionen Tonnen importiert. Das seien 34,8 Prozent mehr als noch im Vorjahr. China überholte Japan als zweitgrößter Rohölimporteur der Welt nach den USA.

In den ersten acht Monaten des Jahres stiegen die Rohölimporte gegenüber dem Vorjahr um nur 3,9 Prozent auf 83 Millionen Tonnen an. :!:
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Beitrag von oegeat »

beim durchsehen - meiner Ortner fand ich das ! man beachte wann das geschreiben wurde

+++++++++++++++++++++++++++++++


ENERGIE
Der wichtigste Preis der Welt
Die Menschheit kommt nicht los von der schwarzen Droge: Dreißig Jahre nach der ersten Ölkrise ist die Wirtschaft abhängiger denn je
Von Wolfgang Uchatius

© Rene Burri/Magnum/Agentur Focus
Oben auf der Wiese wachsen Gras und Klee, wie sie auf Wiesen eben wachsen, aber tief unten in der Erde ist alles anders. 1800 Meter unter ostfriesischem Viehfutter lagert in großen Hohlräumen die Nahrung der deutschen Wirtschaft: 400000 Tonnen Öl, hinabgepumpt und überwacht von den Mitarbeitern des Erdölbevorratungsverbandes. Der verwaltet seit 25 Jahren mehrere hundert Tanks und unterirdische Speicher im ganzen Bundesgebiet, gefüllt mit Öl für 90 Tage, gelagert für den Notfall. Den Terrorfall. Den Kriegsfall.
Für den Fall, dass in Deutschland das Öl knapp wird.Vorkriegszeit ist Albtraumzeit. Der Horror könnte so aussehen: Ein Angriff auf den Irak, und als Antwort jagen Terroristen in Saudi-Arabien die Pipelines in die Luft. Bomben auf Bagdad, und in Rotterdam und Houston explodieren die Raffinerien. Raketen auf Saddams Palast, und in ganz Nahost brennen die Ölquellen.
Das Schlimme an solchen Schreckensszenarien ist: Sie brauchen gar nicht Wirklichkeit zu werden, um Wirkung zu zeigen.
Denn Erdöl wird an der Börse gehandelt, und dort bestimmen nicht Fakten den Preis, sondern Erwartungen, Vermutungen und Wahrscheinlichkeiten. Seit Monaten gehen Ölkonzerne, Benzinhändler und Investmentbanken von einem baldigen, aber kurzen und erfolgreichen Krieg im Irak aus. Schon das hat den Ölpreis auf über 30 Dollar je Barrel (159 Liter) steigen lassen.
Sollte es tatsächlich zum Krieg kommen, dieser aber nicht so glatt verlaufen wie ein Videospiel, dürfte Öl sehr schnell viel teurer werden. Die HypoVereinsbank rechnet mit 70 Dollar pro Barrel und mehr. Profispekulanten könnten den Preis zusätzlich in die Höhe treiben, sagt Wolfgang Wilke, Rohstoffexperte der Dresdner Bank.
Dann würde sich zeigen, was drei Jahrzehnte nach der ersten Ölkrise heute gern verdrängt wird: Die Weltwirtschaft ist noch immer eine Ölwirtschaft.
Was haben sich Professoren, Politiker und Journalisten in den vergangenen Jahren doch für hübsche Wörter einfallen lassen: Wissensgesellschaft. Dienstleistungsgesellschaft. New Economy. Begriffe, die den Eindruck erwecken, das Wohl der modernen Welt hänge an Computern, Call-Centern und klugen Konzernchefs.
Von wegen.

Amerika feiert seinen Jahrhundertboom, Wirtschaftsforscher sprechen vom Ende des Konjunkturzyklus, da meldet sich der britische Ökonom Andrew Oswald von der Universität Warwick zu Wort. Nicht das Internet habe das ungewöhnlich hohe Wirtschaftswachstum verursacht, behauptet Oswald, sondern der in den Neunzigern ungewöhnlich niedrige Ölpreis. Da der Preis aber schon seit Monaten wieder stark steigt, sagt Oswald für das Frühjahr 2001 eine Rezession voraus; so lange werde es dauern, bis das teure Öl die gesamte Wirtschaft vergiftet habe. Kaum jemand nimmt Notiz davon.
März 2001. Die US-Wirtschaft rutscht in die Rezession, wenig später beginnt auch in Deutschland die Krise.
Es war wie eine Reise in die Vergangenheit.
Auch Mitte der siebziger sowie Anfang der achtziger und neunziger Jahre brach die Weltwirtschaft ein. Jedes Mal war ein bis anderthalb Jahre zuvor der Ölpreis stark gestiegen. Aber damals war das kein Wunder. Damals, so schien es, war Öl viel wichtiger als heute.
Für jeden Dollar, den die Industrieländer erwirtschaften, verbrauchen sie heute 40 Prozent weniger Öl als Anfang der siebziger Jahre. Die Hypothese von der gestiegenen Bedeutung von Diensten und Daten ist also gar nicht so verkehrt. Rein rechnerisch sind die Unternehmen heute weniger auf Öl angewiesen als früher.
Trotzdem schreibt die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs in einer aktuellen Studie, es gebe „keinen Grund zu glauben, dass ein Ölpreissprung heute weniger schädlich wäre als in der Vergangenheit“.
Trotzdem prophezeit der amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz eine Weltwirtschaftskrise wie in den Siebzigern, sollte der Ölpreis infolge eines Krieges im Irak tatsächlich nach oben schnellen.
Es spricht einiges dafür, dass er Recht hat.
Erstens haben die großen Raffinerien ihre Ölvorräte in den vergangenen Jahren drastisch reduziert. Sie sparen einerseits Lagerkosten, können andererseits aber einen Preisschock nicht mehr durch gehortetes Billigöl ausgleichen. „Dadurch bekommen Unternehmen und Verbraucher die Preissteigerung schneller zu spüren“, sagt Bernhard Hillebrand, Energieexperte vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen.
Zweitens haben zwar viele Industrieländer ihre Heizöfen und Kraftwerke auf andere Energieträger wie Gas, Kohle oder Kernspaltung umgestellt. Aber der Preis dieser Energieträger, vor allem der des Erdgases, orientiert sich wiederum am Ölpreis. Wird Öl teurer, wird Energie allgemein teurer. Und egal, ob Autos oder Software, Druckereimaschinen oder Cheeseburger – „letztlich besteht alles, was der Mensch produziert, aus zwei Dingen: Arbeit und Energie“, so Ökonom Andrew Oswald.
Drittens hat Öl in einem Wirtschaftsbereich immer noch beinahe ein Monopol: im Transport. Der moderne Mensch arbeitet womöglich nicht mehr in der Industrie, aber in ihre Büros fahren die Programmierer, Designer und Controller jeden Morgen in mit Öl betriebenen Autos. Ihre Computer haben mit Öl betriebene Lastwagen aus dem Nachbarland angeliefert, und die Spielsachen ihrer Kinder kamen auf mit Öl betriebenen Schiffen aus Ostasien. Abends lassen sie sich auf mit Öl betriebenen Motorrollern eine Pizza bringen, und am ersten Urlaubstag steigen sie in ein mit Öl betriebenes Flugzeug. Kurz, fast alles von Menschen Geschaffene, das sich auf dieser Erde mit mehr als 40 Kilometern pro Stunde bewegt, bewegt sich mithilfe von Öl. Da aber Transport und Bewegung in der modernen Wirtschaft eine noch größere Rolle spielen als früher, könnte eine plötzliche Verteuerung von Benzin, Diesel und Kerosin noch schlimmere Auswirkungen haben als vor 20 oder 30 Jahren, schreiben die Ökonomen von Goldman Sachs.
Die Stein-, Bronze- und Eisenzeit sind vorüber, aber es scheint, die Wissens- und Dienstleistungswelt hat noch nicht so recht begonnen. Der Mensch lebt immer noch im Kohlenwasserstoff-Zeitalter. Der Preis der wichtigsten aller Kohlenwasserstoff-Verbindungen, des Erdöls, bestimmt über den Wohlstand ganzer Länder. Und wer wiederum über den Ölpreis bestimmt, hat mitunter mehr Macht als Konzernchefs, Finanzminister und Notenbankpräsidenten zusammen.
März 1999. Der Ölpreis liegt knapp über zehn Dollar pro Barrel, so niedrig wie selten, da treffen sich in Wien die Vertreter der elf Mitgliedsländer der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und beschließen, weniger Öl zu fördern. Bis September 2000 steigt der Preis auf 37 Dollar (die Grafik Teures Öl bremst die Wirtschaft zeigt jeweils Jahresdurchschnitte).
Ungefähr 27 Dollar zu viel. Würde jedes Ölland so viel Öl fördern und verkaufen, wie es kann, kostete ein Barrel Rohöl etwa acht bis zwölf Dollar, schätzt RWI-Experte Hillebrand. Es wäre das Ergebnis des Zusammenspiels von Angebot und Nachfrage.
Aber der Ölpreis wird nicht vom Markt bestimmt, sondern von Strategie und Absprache – von den Mitgliedern der Opec, vor allem von Saudi-Arabien und den übrigen vier Staaten am Persischen Golf. Indem sie das Angebot künstlich reduzierten, haben sie den Ölpreis immer wieder nach oben getrieben und damit für eine ökonomische Rarität gesorgt. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Weltmarktpreise der meisten Rohstoffe gesunken. Viele Entwicklungsländer warfen unkoordiniert auf den Markt, was ihre Erde hergab, und versorgten so den Norden mit billigem Rohmaterial. Nur Öl blieb teuer, und die Opec-Länder machten Gewinne.
Zwar hielten sich manche von ihnen nicht an die Vereinbarungen und verkauften mehr Öl als abgesprochen, um zusätzlichen Umsatz zu machen. Zwar verschätzten sie sich manchmal und erhöhten etwa ausgerechnet kurz vor der Asienkrise die Fördermenge, als die Nachfrage nach Öl nicht stieg, sondern sank – woraufhin der Preis einbrach. Aber wenn es darauf ankam, wie im März 1999, dann funktionierte das Kartell, dann stiegen die Preise und die Einnahmen. „Die Opec ist heute mächtiger denn je“, sagt Manfred Horn, Rohstoffexperte vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin.
Wahrscheinlich wird ihre Macht noch wachsen.
Zwar ist Öl keineswegs knapp; unter der Erde gibt es genug davon, um die Räder, Turbinen und Schiffsschrauben dieser Welt noch ein paar Jahrzehnte anzutreiben. Aber schon jetzt liegen 80 Prozent der bekannten und kostengünstig auszubeutenden Reserven auf dem Hoheitsgebiet der Opec-Länder. Dieser Anteil wird wohl noch steigen. Um den Einfluss der Opec zu mindern, haben die Industrieländer aus eigenem Boden Öl gepumpt, wo immer sie es fanden. Sie finden immer weniger. Die britischen und norwegischen Quellen reichen bei den gegenwärtigen Fördermengen noch für acht Jahre, die amerikanischen noch für elf Jahre. Die Staaten am Kaspischen Meer hoffen auf neue Ölquellen, aber den Machtzuwachs der Opec-Länder werden sie kaum aufhalten können.
Damit wächst den Golfstaaten eine ökonomische Bedeutung zu, die alle Berliner Reformdebatten zur Marginalie degradieren kann. Bisher hielt die Geldgier die Ölländer davon ab, ihren einzigen Rohstoff dauerhaft vom Markt zu nehmen, statt ihn teuer zu verkaufen. Sollte ein Krieg im Irak jedoch den Fundamentalisten am Golf Auftrieb verleihen und etwa in Saudi-Arabien ein Regime an die Macht befördern, das mit einer Politik des knappen Öls die vermeintlichen Feinde des Islam zu bestrafen sucht, dann helfen keine neuen Steuer- und Arbeitsmarktgesetze. Dann verlieren in Amerika, Europa und Japan Millionen Menschen ihren Job.
Am Golf hingegen floss in den vergangenen Jahren ein Teil der Öleinnahmen auch in die Finanzierung des Terrorismus. Und auch die Reaktion darauf wäre ohne Öl nicht möglich. Britische Panzer und amerikanische Bomber brauchen Sprit – so viel, dass manche Ökonomen im Kriegsfall schon allein deshalb einen Preisanstieg erwarten.
Höchste Zeit, dass sich die Welt aus der Abhängigkeit vom Öl befreit.
Der Atomausstieg lässt sich von oben verordnen, der Ölausstieg kaum. Ihre Ölkraftwerke haben die meisten Industrieländer längst abgeschaltet. Die Entscheidung pro Öl aber fällt jeden Tag zigmillionenfach an den Tankstellen der Welt. Allein zehn der täglich verbrannten 70 Millionen Barrel Öl fließen als Benzin und Diesel in die Motoren amerikanischer Autos. Um das zu ändern, hilft es wohl nur, den Preis zu erhöhen. Nicht sprunghaft und plötzlich wie im Krisenfall, sondern schleichend und geplant. Die Entwicklung sparsamerer Motoren und neuer Treibstoffe, die Befreiung vom Öl, würde dann lukrativ (siehe Kasten). Der beste Weg zu mehr ökonomischer Sicherheit in der Welt sei eine Steuer auf Öl und Energie, schrieb der britische Economist schon wenige Monate nach dem 11. September. Eine Steuer, die bisher „ökologisch“ heißt, die man aber auch „ökonomisch“ nennen könnte.
Die Abkürzung bliebe ja dieselbe: Ökosteuer.


(c) DIE ZEIT 08/2003
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Bill25

Von den Us Zinsen hängt viel ab

Beitrag von Bill25 »

Von den Us Zinsen hängt viel ab !?
Öl im Depot

Werner Hedrich | 2005-09-09 Quelle Morningstarsfund
Der externe Schock der Naturkatastrophe Katrina war das i-Tüpfelchen auf die ohnehin angespannte Lage am Rohölmarkt. Welche Auswirkungen hat der Anstieg auf Fondsportfolios gehabt?
Zum Anfang ein paar nüchterne Zahlen: Der Ölpreis ist 2003 um 15%, 2004 um 33% und 2005 um 50% gestiegen. Raffinierte Produkte wie Benzin sind noch stärker angezogen. Die Gründe für die Hausse des schwarzen Goldes liegen auf der Nachfrageseite: Globales Wirtschaftswachstum und der zunehmende Energiehunger Asiens und Indiens. Das Angebot und die Förderkapazitäten an Öl sind hingegen konstant geblieben.

Wie sollen nun Anleger auf die Veränderung an den Rohstoffmärkten reagieren? Dies hängt davon ab, wie Marktteilnehmer künftiges Wachstum und Inflation in Anbetracht steigender Energiepreise sehen. Grundsätzlich sollte die Hausse des schwarzen Goldes einen bremsenden Effekt auf die Weltwirtschaft haben. Aus diesem Grund könnte der US-Notenbankchef unter Berücksichtigung der nationalen Katastrophe Katrina den Zinserhöhungszyklus für ein oder zwei Monate aussetzen, um zu sehen, wie die US-Wirtschaft auf den externen Schock reagiert. Dieses Szenario ist gut für Anleihen und wegen der unsicheren Wachstumsaussichten leicht negativ für Aktien. Auch die EZB und japanische Notenbank sollten ähnlich räsonieren.

Die Aktienmärkte signalisieren aktuell: Die Weltwirtschaft steckt den Ölpreisanstieg weg. Der gestiegene Ölpreis wird seine Signalwirkung auf die Wirtschaftsakteure entfalten und zu einer Anpassung der Nachfrage- und Angebotsquantitäten führen. An den Anleihemärkten wird hingegen die konjunkturhemmende Wirkung mit der Folge von tendenziell stagnierenden Leitzinsen eingepreist. Die zehnjährige Bundesanleihe rentiert nahe der 3%-Marke, in den USA werfen Treasuries leicht mehr als 4% ab.

Gewinner der Ölhausse

Es erstaunt nicht, dass vom Anstieg des schwarzen Golds seit Jahresanfang die Aktien im Energiebereich profitieren konnten. Reine Ölwertefonds wie der Merrill Lynch World Energy Fund und Fortis Fund Equity Energy Europe konnten zwischen Januar und August diesen Jahres ordentlich zulegen. Während der Fortis in europäische Öltitel investiert und einen Zuwachs seit Jahresanfang von 42% erzielen konnte, schnitt der vorwiegend in US-Konzerne anlegende Fonds aus dem Hause Merrill Lynch dank Dollaraufwertung noch besser ab: Plus 59%.

Taktisches Market Timing ist gefährlich

Investoren, die von einem fortlaufenden mittelfristigen Anstieg des Ölpreises ohne negative Auswirkungen auf Wachstum ausgehen, sind hier unter taktischen Gesichtspunkten richtig. Wer mit der Idee spielt, jetzt noch in reine Energiefonds einzusteigen fährt eine heisse Wette. Trends hinterherzulaufen ist gefährlich, Market Timing äußerst schwierig – selbst die Profis liegen hier meist daneben. Wer taktische Positionen hält, sollte auf dem jetzigen Niveau an Gewinnmitnahmen denken und sein Übergewicht im Energiesektor abbauen. Zur Beruhigung: Der MSCI Europe beinhaltet zu 11,2% Energiewerte wie die BP, die französische Total, italienische Eni oder spanische Repsol. Anleger sollten in ihren Europafonds somit den Energiesektor mit einem Zehntel in ihrem Aktienanteil abgedeckt haben.

Schwellenländer und Energiewerte

Ein sehr aggressiv gemanagtes globales Aktienportfolio, das überproportional von Ölaktien profitieren konnte, ist der Carmignac Investissement. In der benchmarkunabhängigen Anlagestrategie setzt der französische Vermögensverwalter auf Rohstoffe/ Energie (40% Sektoraufteilung) und Schwellenländer (40% der Anlagen).

Die gestiegenen Marktpreise für fossile Brennstoffe wie Öl, Gas oder Kohle, aber auch Metalle haben die Schwellenländerbörsen seit Jahresanfang haussieren lassen. Der russische, brasilianische und mexikanische Aktienmarkt verzeichnen seit Jahresanfang Gewinne zwischen 20 bis 40%. An den osteuropäischen Börsen Budapest, Prag und Warschau legten Raffineriegesellschaften stark zu. Mit Ölwerten aus Kasachstan und Brasilien schaltet der französische Fondsmanager einen Turbolader. Die Risiken in dieser Strategie liegen in einer restriktiven US-Geldpolitik und dem möglichen Kollaps des US-Verbrauchers. Beide Impulse sollten einen negativen Einfluss auf das Wachstum der Schwellenländer und damit Rohstoffnachfrage haben. Dieser Fonds ist nur etwas für risikofreudige Anleger.

Staatsschulden der Emerging Markets

Gleichzeitig tut den Haushalten aufstrebender Ökonomien der warme Geldsegen aus den „Ölexportsteuern“ und Staatsanteilen im Ölsektor gut. Die Auslandsschulden der Rohstoffexporteure sind an den globalen Zinsmärkten begehrt, bieten sie doch einen Mehrertrag gegenüber Zinsscheinen der OECD Länder. In der Folge sind die Kurse dieser Emerging Market Bonds gestiegen, weil Investoren das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit niedriger einstufen. Die russische und brasilianische Volkswirtschaft zeichnen sich durch solide Zahlungsbilanzen und steigende Devisenreserven dank Öl- und Rohstoffexporten aus. Der von JP Morgan verwaltete Schwellenländerfonds DekaTeam EM Bond gewichtet Brasilien mit 20%, russische Anleihen machen 15% und venezuelanische Staatsschulden 15% des Portfolios aus. Damit sind mindestens 30% in Erdöl exportierenden Ländern allokiert. Brasilien profitiert von der Ausfuhr von Metallen, Kohle, Eisenerz und Stahl. Eine Alternative zu diesem Fonds ist der ähnlich positionierte dit-Emerging Markets Bond Fund. Es ist wahrscheinlich, dass der Rohölpreis in den nächsten Jahren nicht wieder unter 30 Dollar fällt. Auch ein Niveau von 40/50 Dollar je Fass sollte den positiven Trend auf der Einnahmeseite von Schwellenländern stützen. Negativ für Schwellenländerbonds wäre ein signifikanter Anstieg des US-Zinsniveaus.

Pessimisten Wette

Das schlimmste Szenario wäre eine durch den Ölpreis induzierte globale Rezession und ansteigende Inflationsdaten. In dieser Situation wären Notenbanken in einem Dilemma. Um der Inflation Einhalt zu gebieten, müssten sie die Leitzinsen anheben. Andererseits wären in Anbetracht des Wirtschaftsabschwungs niedrige Refinanzierungssätze angemessen. In einem solchen Kapitalmarktumfeld sollte der Goldpreis (DWS Gold Plus) und möglicherweise Goldminenaktien (Merrill Lynch World Gold Fund) profitieren. Aktien würden weltweit unter der Rezession leiden. An den Bondmärkten sollten Anleger zu Anleihen kurzer Laufzeit greifen. Es ist wahrscheinlich, dass die Notenbank der Bekämpfung der Inflation Vorrang gegenüber konjunkturellen Erwägungen geben würden. Das Doom-Szenario sollte eher unwahrscheinlich sein.
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oegeat
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Beitrag von oegeat »

Das Öl reicht noch 5000 Jahre.

Fakten statt Mythen:

Heute steht der Menschheit mehr Öl zur Verfügung als je zuvor. Wie kann es sein, dass wir immer mehr Öl verbrauchen und trotzdem immer mehr davon haben ?

Die Antworten auf diese Frage entsprechen den drei Hauptargumenten gegen den pessimistischen Hinweis auf die Begrenztheit der Ressourcen.

1. Die „bekannten Reserven“ sind keine endliche Größe. Ständig werden neue Ölfelder entdeckt und erschlossen, aber da dies Geld kostet, geschieht es nie in allzu großem zeitlichen Abstand zur Produktion. Mit wachsender Nachfrage kommen also im Laufe der Zeit immer mehr Ölquellen hinzu. Dies ist einer der Gründe dafür, dass die Reserven, gerechnet in Verbrauchsjahren, zu- und nicht abnehmen.
2. Die Ausbeutung der Ressourcen verbessert sich ständig: Neue Technologien ermöglichen es uns, mehr Öl zu fördern, neue Vorkommen zu finden und auch solche zu nutzen, deren Ausbeutung früher zu teuer oder zu schwierig war. Eine erste Bohrung macht nur etwa 20 Prozent des vorhandenen Öls zugänglich. Selbst bei Einsatz modernster Technologien, die mit Hilfe von Wasser, Dampf oder chemisches Fluten zusätzliches Erdöl gewinnen, verbleibt mehr als die Hälfte ungenutzt im Boden. Es wird geschätzt, dass die zehn größten amerikanischen Ölfelder immer noch 63 Prozent ihrer ursprünglichen Reserven besitzen werden, wenn die Arbeit auf ihnen eingestellt wird. Der letzte Bericht des US Geological Survey verspricht sich von technologischen Fortschritten eine mehr als 50-prozentige Steigerung der Ausbeute bereits bekannter Ölreserven. Hinzu kommt natürlich auch, dass wir heute den Liter Öl viel effizienter nutzen. z.B. haben Spülmaschine und Waschmaschine ihren Energieverbrauch seit den frühen 80-er Jahren um ca. 50 Prozent gesenkt. Auch in anderen Bereichen wie Raumheizungen und Automobilen hat sich die Energieeffizienz in den letzten Jahren deutlich verbessert. Dieses Sparpotenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft. Wir wissen inzwischen, dass es möglich ist, sichere Autos zu bauen, die nur 2 Liter Sprit auf 100 km verbrauchen. Wenn diese Einsparungsgewinne bisher nicht realisiert wurden, dann lediglich deshalb, weil sich dies bei dem gegenwärtigen Energiepreis und Stand der Technik nicht lohnt.
3. Es geht uns nicht ums Erdöl als solches, sondern um die Dienste, die es uns leistet. In erster Linie benötigen wir Heizung, Energie und Treibstoff, und das können wir auch aus anderen Quellen beschaffen, sobald diese sich als besser oder billiger erweisen. Auf längere Sicht werden wir unseren Energiebedarf eher mit Hilfe von Kernkraft, Wind- und Sonnenenergie, Biomasse und SCHIEFERÖL decken.

Alternativen zum Erdöl:

Zunehmend richtet sich das Augenmerk auch auf Teersände und Schieferöl. Beide enthalten Öl, das jedoch schwer zu extrahieren und entsprechend teuer ist. In Kanada allerdings, wo seit 1978 Öl aus Teersänden gewonnen wird, sind die Kosten so stark gesunken, dass sie nun als wirtschaftlich nutzbar eingestuft werden. Dies führte unter anderem dazu, dass Kanada nun hinter Saudi-Arabien auf Platz 2 der ölfördernden Länder aufgestiegen ist.

Nach Berechnung der US Energy Information Agency wäre es bereits heute möglich, ca. 550 Milliarden Barrel Öl aus Teersänden und Schieferöl zu einem Preis von ca. 35 US-Dollar pro Barrel zu produzieren und damit die gegenwärtigen Ölreserven um 50 Prozent aufzustocken.

Was das SCHIEFERÖL angeht, so ist schon der schiere Umfang der Ressourcen beeindruckend. WELTWEIT DÜRFTE ES 242-MAL MEHR SCHIEFERÖL ALS KONVENTIONELLE ERDÖL- UND ERDGASRESSOURCEN GEBEN. ZUDEM ENTHÄLT SCHIEFERÖL MEHR ALS ACHTMAL SOVIEL ENERGIE WIE ALLE ANDEREN ENERGIERESSOURCEN ZUSAMMEN- ÖL, GAS, KOHLE, TORF UND TEERSÄNDE.

DIESE UNFASSBARE MENGE ENTSPRICHT UNSEREM HEUTIGEN GESAMTEN ENERGIEVERBRAUCH, FORTGESCHRIEBEN AUF MEHR ALS 5000 JAHRE !

Höchstwahrscheinlich wird die Menschheit aber schon in 200 Jahren gar nicht mehr auf das Verbrennen von Erdöl angewiesen sein. „Kein Rohstoff ist jemals wirklich aufgebraucht worden“, sagte Jane Shaw vom Forschungszentrum für Ökonomie in Montana. „Wir finden die Reserven schneller, als wir sie verbrauchen“, meinte Paul Aplleby, Chefökonom bei BP.

aus: http://gegenstimme.blogg.de/eintrag.php?id=230
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kaalexs
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Beitrag von kaalexs »

öl fällt in den nächsten monaten, spätestens bis mitte nächsten jahres bis auf 45 dollar.

auch die aktien und rohstoffmärkte (besonders energiewerte) werden in den nächsten monaten doch ziemlich häftig korregieren.diese korrektur wierd relativ schnell gehen.
grund ist ein overkill bei den amerikanischen zinsen.

spätestens mitte des nächsten jahres wird die amerikanische notenbank, regierung wieder zu stimmulierenden maßnahmen greiffen.

dies sei eine einmalige kaufgelegenheit für rohstoffe, auch aktien sollten davon profitieren.
öl wird bis zum ende dieses jahrzehntes bis auf 100 dollar steigen.
rohstoffe werden in den beiden letzten jahren dieses jahrzehtes senkrecht nach oben gehen.
danach siehts allgemein düster aus.
die erholung des dollars ist von der zeit und vom preis weitgehenst abgeschlossen. 1,15 sind natürlich noch möglich.
spätestens wenn die zinsen wieder sinken wird der dollar wieder schwach.

worte von felix zulauf, freitag 21.10.05, salzburg
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kaalexs
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Beitrag von kaalexs »

mein öl-short läuft prächtig-wo ist der vorläufige wendepunkt?
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oegeat
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lesenswert ! man muß sich zeit nehmen !!

Beitrag von oegeat »

Ein kleiner Liter Öl auf großer Fahrt

Noch nie war Benzin so teuer wie heute. Warum? Unser Reporter begleitete einen Liter Rohöl auf seiner Reise von der Quelle in Kuwait durch den Sueskanal nach Rotterdam und weiter zur Tankstelle in Wesseling bei Köln. Die Stationen einer kolossalen Preissteigerung

Von Reiner Luyken

Tag 1. Muhammad Almulla, ein Mann mit orangefarbenem Helm, blauem Kittel und weißen Handschuhen, schraubt einen Druckmesser auf ein Rohrgebilde, das er christmas tree nennt. 500 psi zeigt das Gerät an. Psi steht für pound per square inch, »Pfund pro Zoll im Quadrat«. Was das bedeutet, kann man erahnen, wenn man die Hand auf einen Ast des »Weihnachtsbaums« legt. Er vibriert wie ein Schienenstrang, auf dem sich ein Schnellzug nähert.

Almulla öffnet ein Ventil. Mit Gas vermischtes Öl zischt heraus. Er füllt eine Probe in eine Flasche – unserer Geschichte kann beginnen. Es ist die Geschichte eines Liters Öl auf seiner Reise von der Quelle 473 im kuwaitischen Ölfeld Burgan bis zur Tankstelle in Wesseling bei Köln, von seiner Entstehung vor Äonen bis zu seinem Dasein als Grundstoff unserer Zivilisation.

Hält man, für einen ersten Eindruck, die Flasche mit dem Öl aus der Quelle 473 gegen die Sonne, dann zeigt sich, dass es nicht schwarz ist, sondern tiefbraun mit einem oszillierenden Stich Dunkelrot. Umso eindeutiger ist der Geruch der Flüssigkeit. Sie riecht jetzt schon schmutzig, wie ein undichter Tanklaster. Ein Tropfen des Liters kommt als Probe ans Tageslicht, der Rest wird im Rohr mit dem Druck fortgerissen und pulsiert durch eine Leitung zur Sammelstation 19, in der das Öl aus knapp 100 Quellen im Umkreis von fünf Kilometern zusammenläuft. Die Temperatur beträgt am Vormittag schon fast 50 Grad im Schatten. Wenn eine Windböe den Wüstenstaub aufwirbelt, bleibt der wie grauer Dunst in der Luft hängen.

Burgan ist das zweitgrößte Ölfeld der Welt, fünfmal so groß wie das Fürstentum Liechtenstein. Ohne Sondergenehmigung kommt kein Besucher an den freundlichen, ihrer Pflicht aber genau nachkommenden Wachmännern vorbei, die die Papiere bei der Einfahrt penibel überprüfen. Hinter dem Sicherheitsposten beginnt ein weites, konturloses Gelände, in dem man träge wippende Ölpumpen oder Bohrtürme vergeblich sucht. Das erste Öl wurde hier 1938 von der zur BP gehörigen Anglo-Persian Oil Company und der amerikanischen Gulf Oil Company entdeckt. Die Förderung begann 1948, bis heute ist dafür großes technisches Gerät nicht erforderlich. Das Öl dringt seit 56 Jahren wie Lava an die Oberfläche.

In der Sammelstation 19 drängt sich ein zweites Mal ein Vergleich mit der Welt der Eisenbahn auf. Wie in einem übergroßen Stellwerk legen Arbeiter in blauen Overalls Hebel um, dirigieren die Flüssigkeit durch Ventile mal hierhin, mal dorthin. Wasser wird abgeschieden, Gas abgefackelt, der Druck heruntergefahren. Öldunst würzt die Luft. Drei, vier Arbeiter, die Köpfe in helle Tücher gehüllt, hantieren im Schatten einer Zeltplane mit Schneidbrenner und Schweißapparat. Eine lebensgefährliche Arbeit, Sicherheitsvorkehrungen sind nicht zu erkennen. Ein Betriebsleiter weist die Männer schließlich an, den Boden aus Gründen des Feuerschutzes einzuwässern. Gerade ist es zwei Jahre her, dass bei einer Explosion eine Sammelstation wie diese in die Luft flog. Vier Mann kamen dabei ums Leben.

In Schulbüchern aus aller Welt steht in etwa dergleiche Lehrsatz: Erdöl ist in Millionen von Jahren aus organischer Materie entstanden. Unter Luftabschluss und unter Einwirkung von Druck und Hitze hat es sich aus Mikroorganismen und Pflanzen gebildet, die sich auf dem Meeresboden ablagerten. Zu Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte der Russe Dimitrij Mendeléjew die so genannte abiotische Theorie, die russische und ukrainische Geologen in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts zur Standardlehre der sowjetischen Erdölwissenschaft ausbauten. In der Wissenschaft konkurrieren heute sich widersprechende Hypothesen: die abiotische und die organische. Der abiotischen Theorie Mendeléjews zufolge besteht Öl nicht aus organischer Materie, sondern formt sich tief unter der Erdoberfläche ständig neu und drängt von dort nach oben. Demnach ist Öl keine endliche, sondern wie Wind und Sonnenenergie eine sich erneuernde, im Überfluss vorhandene Ressource. Die abiotische Theorie macht seit drei Jahren im westlichen Europa und vor allem in Amerika die Runde und ist äußerst umstritten.

Khalaf al-Anzi belächelt die in Mode geratene Sowjettheorie. Er ist leitender Reservoirgeologe der Kuwait Oil Company (KOC), eines regierungseigenen Betriebs, der die 1975 verstaatlichten Ölfelder des Landes verwaltet. »Ich kann mir vorstellen, dass Öl immer weiter entsteht«, sagt er. »Aber sicher nicht ohne organische Materie. Und ganz sicher nicht so schnell, wie wir es ausbeuten.« Al-Anzis Büro ist in einem schmucklosen Barackenbau in Achmadi untergebracht. Achmadi ist eine mittelgroße Industriestadt in der kuwaitischen Wüste, in der sich alles nur um Öl dreht. Aus der Zeit von British Petroleum von 1938 bis 1975 sind ein Rugbyclub und wunderschöne Villen im Kolonialstil geblieben. Gerade entsteht eine imposante, moderne Hauptverwaltung der KOC mit einer wie Dünen gewellten Fassade aus grünem Glas. Die Angestellten lassen ihre wüstengängigen Allradwagen an Tanksäulen auffüllen, die keinen Preis anzeigen. Treibstoff ist für sie kostenlos.

Woher kommt der Druck, der unseren Liter Öl mit 500 psi aus dem Wüstenboden trieb? Tief unter dem Burganfeld, erklärt al-Anzi, liege eine wassergetränkte Bodenschicht, eine Art unterirdischer See. Der erzeuge, durch den ganz natürlichen Wasserdruck, den Auftrieb. Auf dem Ölfeld ließe sich ein »natürlicher Entleerungsmechanismus« beobachten. Dabei dringt das unter Hochdruck stehende Wasser ins Ölreservoir ein. Das Reservoir wird ständig kleiner. Sehr langsam, aber doch unauhaltsam. Auf einer Karte des geologischen Untergrundes kann man das sehen. Al-Anzi deutet auf einen kleinen weißen Rand. Da war früher Öl. Jetzt ist da nur noch Wasser.


Tag 2. Unser Liter fließt aus der Sammelstation 19 in das Öllager Süd, eine kaum zu überblickende Ansammlung riesiger Tanks in der Nähe von Achmadi. Zusammen mit einer weiteren Tankfarm besitzt das Öllager Süd ein Fassungsvermögen von 16 Millionen Tonnen. Das entspricht fast einem Sechstel des Jahresbedarfs der Bundesrepublik an Öl, des immerhin viertgrößten Erdölmarktes der Welt.

Öl ist nicht gleich Öl. Jede Sorte hat bestimmte Eigenschaften – wie Wein, der aus verschiedenen Anbaugebieten stammt. Neben dem mittelschweren Burganöl, das 80 Prozent der Produktion Kuwaits ausmacht, gibt es schweres Öl aus Minagisch, leichtes Öl aus South Maqua und ein very light crude, ein sehr leichtes Öl mit dem schönen Namen Kara’a al-Mara Nadschmah Nargelu. Im Öllager vor den Toren der Stadt Achmadi wird unser Liter mit den obigen Sorten zu Kuwait Export Crude (KEC) gemixt, einer durch ein spezifisches Gewicht von 30,5 API (kurz für American Petroleum Institute) und einen Schwefelgehalt von 2,65 Prozent definierten Tunke. Einen Tag lang wird das verpanschte Öl gelagert, damit sich letzte Wasserreste am Boden der riesigen Tanks absetzen können.


Tag 3. Fragt man den Geologen Khalaf al-Anzi, was die Produktion unseres Liters bisher gekostet hat, kann er mit einem Barrelpreis weiterhelfen: »So um einen Dollar.«

Ein Barrel, ein Fass von 159 Litern, ist die Einheit, in der Öl auf der ganzen Welt unverändert gehandelt wird, so, wie man es vor der Erfindung der Pipelines 1865 getan hat. ExxonMobil beispielsweise hat für seine weltweiten Operationen Förderkosten von durchschnittlich 3,33 Dollar pro Barrel errechnet. Bei komplizierten Bohrungen im offenen Atlantik oder der teuren Erschließung von Ölsand im kanadischen Alberta schnellen die Kosten, wer immer da fördert, bis auf 20 Dollar pro Barrel hoch. Kuwait produziert das billigste Öl der Welt. Rechnen wir den Dollar für unseren Liter in Euro um, kommen wir auf 0,6 europäische Cent.

Unser Liter fließt in einer Überlandpipeline ein paar hundert Meter meerwärts und dann weiter zur Al Salheia, einem Supertanker der Kuwait Oil Tanker Company (KOTC), in der Nähe des ausgedienten Verladeterminals Sea Island, wo das Wasser tief genug ist. Mit 300.000 Tonnen voll beladen, schleppt ein solcher, wie er in der Fachsprache heißt, very large crude carrier (VLCC) einen 25 Meter tiefen Bauch unter sich her. Im relativ flachen Gewässer des Persischen Golfs kann er nicht näher als zwanzig Kilometer unter Land navigieren. Die Al Salheia, jetzt noch leer, hat an einer roten Boje festgemacht. Sie ist durch Unterwasserrohre mit dem Festland verbunden. Zwei auf dem Wasser schwimmende Schläuche verbinden sie mit dem Schiff.

Als unser Liter in einem dieser Ladeschläuche an der Bordwand emporklettert, ist er, wie gesagt, 0,6 europäische Cent wert. Dann geschieht ein Wunder. Als er über Bord flutscht, kostet er plötzlich 16 Cent. 26-mal so viel. So viel hat der Händler, der die Al Salheia für den Transport gechartert hat, für ihn bezahlt. Warum? Die Erklärung ist in einem komplizierten Prozedere zu finden.

Das finanzielle Schicksal unseres seinen Wert märchenhaft vervielfachenden Liters hatte schon zwei Monate, bevor er aus ölschwammiger Tiefe in die Steigleitung der Burganquelle 473 gerissen wurde, seinen Lauf genommen. In Wesseling bei Köln ist eine von drei Raffinerien der deutschen Shell angesiedelt. Der Raffinerie lag ein Großauftrag von einer Straßenbaugesellschaft für Bitumen vor, den Grundstoff zur Herstellung von Asphalt. Bei der Destillation von Öl entstehen nicht nur Benzin und Diesel, sondern über ein Dutzend andere Produkte, vom Flugbenzin bis zu Methylalkohol, von Flüssiggas bis zu Ammoniak. Und eben Bitumen. Aus dem Öl des Nahen Ostens lässt sich aufgrund seines spezifischen Gewichts besonders viel Bitumen gewinnen.

Susanne Schuetze-Kayser, Economics & Scheduling Manager des Kölner Unternehmens, bestellte bei der für den Einkauf zuständigen Shell Trading and Shipping Company (Stasco) in London einen Posten, mehrere hunderttausend Tonnen arabisches Rohöl. Die bekannten Namen im Geschäft – Shell, BP, ExxonMobil, Chevron und TotalFinaElf – fördern selbst nur knapp über 14Prozent des weltweit gewonnenen Rohstoffs. Sie sind in erster Linie Ölhändler und Ölveredler. Sie kaufen den größten Teil ihres Bedarfs ein. Der Preis wird an drei Börsen fixiert, der New Yorker Nymex, der SGX in Singapur und der International Petroleum Exchange (IPE) in London. Hier besorgte die Stasco das Nahostöl für Wesseling, genau genommen besorgte sie an der Londoner Börse ein Papier mit Preis- und Lieferdatum.

Merkwürdigerweise steht auf diesem Papier »Brent«, als ob unser Öl das Öl aus einem durch die Brent Spar zu Berühmtheit gelangten Feld in der Nordsee sei, das den Höhepunkt seiner Produktivität schon lange überschritten hat. Jackie Bulliemore, die für die Marktanalysen der IPE verantwortlich ist, erklärt den verwirrenden Umstand so: Öl wird je nach Bestimmungsort als Brent für Europa, als Dubai für Asien und als West Texas Intermediate für Amerika bezeichnet, ganz gleich, von welcher Sorte es ist. »Bei uns geht es um virtuelles Öl. Mit physischem Öl hat das nichts zu tun.«

Als die Stasco die Ladung übernimmt, zahlt sie also 16 Cent für unseren Liter, der an diesem Tag an der Londoner Ölbörse für 22 Cent gehandelt wird. Das hat zwei Gründe. Kuwait Export ist um 17 Prozent billiger als das leichtere, bessere Nordseeöl. Das minderwertigere Öl zu raffinieren kostet mehr als das leichte, deswegen hat es von vornherein einen geringeren Preis. Nach dem Preisabschlag von 17 Prozent hat die Stasco die Ladung immer noch billiger bekommen, als sie an diesem Tag in London gehandelt wurde – eine Differenz von 2,26 Cent pro Liter. Die hat Stasco gespart, weil sie ihn vor zwei Monaten als virtuelles Öl erwarb, zum damaligen Preis für den jetzigen Liefertermin. Man nennt das ein Termingeschäft.

Termingeschäfte sind ein unverzichtbares Elixier des internationalen Rohstoffhandels. Vor allem in unsicheren Zeiten beugen Großabnehmer damit einem Kollaps vor. So wie die Stasco mit steigenden Ölpreisen spekulierte und unseren Liter frühzeitig einkaufte, sicherte sich beispielsweise die Lufthansa 90 Prozent ihres Treibstoffverbrauchs für 2004 im Voraus und kaufte ihn fast ein Viertel billiger ein als zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da der Rohölpreis jetzt viel höher steht. Die British Airways besorgte sich 72 Prozent ihres Bedarfs bis März 2005 sogar noch günstiger. Dazu sind allerdings große Mengen flüssigen Geldes erforderlich.


Tag 4. Die Al Salheia hängt noch an der Boje. Das rote Unterteil ihres riesigen Leibes versinkt langsam im Wasser, bis nur der obere schwarze Rand zu sehen ist. Sie ragt nicht mehr aus dem Meer, sondern mutet jetzt fast wie ein überdimensionales U-Boot an. Wenn die Tanks bis oben voll sind, bleiben gerade noch zwei Meter Freiraum zwischen Kiel und Meeresboden. Insgesamt dauert die Beladung des Schiffs mit den 300.000 Tonnen 36 Stunden.

Unser Liter Öl, der dank des Börsengeschäfts so stolz an Wert zugesetzt hat, hat einen Anteil am Wohlstand in seinem Ursprungsland Kuwait. Die knapp eine Million Staatsbürger genießen eine familienfreundliche Sozialpolitik, jedes Paar erhält nach der Hochzeit 70.000 Dinar, etwa 190.000 Euro, als zinsloses Darlehen zur Abzahlung eines vom Staat gebauten Hauses. Erziehung und Gesundheitsversorgung sind frei, inklusive eventuell nötig werdender Behandlung in Londoner Privatkliniken. Steuern jeglicher Art sind unbekannt.

Kuwait ist ein zuverlässiger Öllieferant. Soziale Spannungen werden subtil überbrückt, politischer Streit ebenso subtil unterdrückt. Ein »Höherer Ölrat« unter Vorsitz des Ministerpräsidenten Scheich Saba Al-Achmed al-Saba trifft alle wichtigen Geschäftsentscheidungen. Die al-Sabas regieren das Land seit 200 Jahren.


Tag 5. Die Al Salheia legt ab. Fährt durch einen engen Tiefwasserkanal in den Persischen Golf hinaus, dann mit 15 Knoten parallel zur Küste Saudi-Arabiens nach Südost. Reisegeschwindigkeit und Anlieferdatum sind im Chartervertrag genau festgeschrieben, weil der Charterer den Treibstoff bezahlen muss und exakt kalkuliert. Die Al Salheia biegt in das Rote Meer ein, und unser Liter schwappt irgendwo in ihrem großen Bauch.

An der Londoner Ölbörse wird unterdessen immer weiter um sein virtuelles Dasein gefeilscht. Täglich, stündlich, oft minütlich klettern die Preise. Jeder Zeitungsbericht, jedes Gerücht, jede Agenturmeldung treibt die Fieberkurve nach oben. Die Meldungen flackern als Laufschrift unter der Leuchttafel mit gerade ausgehandelten Kontrakten vorbei: Sabotageakte an Pipelines im Irak; die Äußerung eines irakischen Ministers, dass die von der amerikanischen Besatzungsverwaltung vor einem Jahr für 100 Millionen Dollar zum Schutz der Pipelines angeheuerte Privatarmee ihrer Aufgabe nicht gewachsen sei; neue Verwicklungen in der Finanzkrise des russischen Ölgiganten Yukos; ein Streik der Ölarbeiter in Nigeria; politische Unsicherheit in Venezuela; eine Erklärung des Generalsekretärs der Organisation der Erdöl exportierenden Länder Opec, er sähe in seinen Mitgliedsländern keine Möglichkeiten zur Ausweitung der Förderung.

Saudi-Arabiens Ölminister widerspricht. Sein Land wolle jeden Tag 1,3 Millionen Barrel mehr fördern, sichert er zu. Das sollte den Preisdruck stoppen. Die Notierungen geben tatsächlich nach, aber nur für kurze Zeit. Schon wiegen neue Hiobsbotschaften schwerer. Ein sich im Golf von Mexiko zusammenbrauender tropischer Sturm, ein Brand in einer amerikanischen Raffinerie. Vor allem aber der drohende Kollaps der öffentlichen Stromversorgung Chinas, das Deutschland als drittgrößten Ölimporteur der Welt überholt hat. Immer mehr Haushalte versorgen sich mit Dieselgeneratoren. Wo soll all der Sprit für die Chinesen herkommen?

Noch wird das kapitalistische Spektakel wie auf einer Bühne aufgeführt, die Londoner Makler und Händler fuchteln mit den Armen, schreien sich heiser und machen dabei kryptische Handzeichen. Aber geplant ist bereits, die Londoner Börse auf elektronischen Handel umzustellen. Sie gehört der Tochterfirma einer im amerikanischen Bundesstaat Delaware registrierten Intercontinental Exchange Inc., als deren größte Anteilseigner die BP und die Geschäftsbanken Goldmann Sachs und Morgan Stanley eingetragen sind.

In dem Zeitraum von seinem Einkauf als virtuelles Handelsgut ist der Wert unseres damals noch in der Erdtiefe ruhenden Liters von 16 auf 22 Cent hochgeschossen. Die Financial Times sieht für ihn einen Preis von 25 Cent zum Jahresende voraus, also einen Barrelpreis von 50 Dollar. Die Kuwait Times zitiert einen Marktanalytiker, der meint, die kritische Schwelle könne schon in den nächsten Wochen überschritten werden. Mit allem, was das für die Verbraucherländer bedeutet. Pleiten, Einbruch der Aktienmärkte, Rezession.

Angesichts solcher Nachrichten wird schnell vergessen, dass erst vor drei Jahren alle Welt über den scheinbar unaufhaltsamen Kollaps der Ölpreise jammerte. Im November 2001 kostete der Liter Rohöl an der Börse in London 10 Cent. 1997 waren es weniger als 6 Cent. Die als Kartell gegründete Opec war damals so hilflos, wie sie es auch heute ist: Damals drosselten die Mitgliedsstaaten, die 40 Prozent des weltweit verbrauchten Öls liefern und die auf knapp 80 Prozent aller nachgewiesenen Reserven sitzen, die Produktion. Ohne Erfolg. Jetzt fördern sie mit ebenso wenig Effekt 16,5 Prozent mehr als ihre selbst auferlegten Quoten. Der Ölpreis bewegt sich unabhängig von dem, was die Opec tut. Der wahre Grund für die Preisschwankungen liege darin, meint ein Kolumnist der New York Times, dass die mit Öl zusammenhängende Infrastruktur, Transport und Verarbeitung also, zu unflexibel sei, um den Finten der Märkte zu folgen. Öl gibt es gegenwärtig im Überfluss, auch wenn man Lomonossows konventionelle Theorie des »endlichen Öls« zur Grundlage nimmt. Zwar machen meistens pessimistische Vorhersagen die Schlagzeilen. Selbst die Ölmultis trauen ihrer Zukunft nicht: BP veröffentlichte in den siebziger Jahren eine Analyse, die davon ausging, dass die weltweite Förderung 1985 ihren Höhepunkt überschreiten würde. Shell setzte auf das Jahr 1999.

Tatsächlich aber sind die nachgewiesenen Reserven heute fast doppelt so hoch wie damals, trotz einer jährlichen Zunahme der Förderung um 1,5 bis 2 Prozent. Das jedenfalls ergab eine Aufstellung der englischen Universtät Plymouth, wonach der Bestand der Reserven seit 1945 kontinuierlich schneller wuchs als der Verbrauch. Manche Fachleute glauben, das Ölzeitalter werde lange vor einem Versiegen der Quellen zu Ende gehen, wie das Kohlezeitalter lange vor einer Erschöpfung der Reserven zu Ende ging. Andere bevorzugen das Krisenszenario.

Eins ist jedoch unbestritten: Der Ölhahn lässt sich nicht, wie so oft gefordert, einfach »aufdrehen«. Fachleute sprechen von Reservoir-Development, das heißt jedes Ölvorkommen muss bei der Nutzung über Jahrzehnte behutsam entwickelt werden. Sonst wird das sensible Gleichgewichtsverhältnis von Öl, Gas und Wasser dauerhaft zerstört. Dazu kommen die anderen Engpässe, die es auf dem Weg von der Quelle bis zur Tankstelle zu überwinden gilt. Der Durchmesser der Pipelines beschränkt den Ölfluss; die Ladekapazitäten sind beschränkt – und dann ist da noch der Sueskanal.


Tag 15. Voll beladen kommt die Al Salheia nicht durch den viel zu flachen, 135 Jahre alten Schifffahrtsweg, der nur einspurig mal in die eine, mal in die andere Richtung zu benutzen ist. Vor der Einfahrt wird ein Großteil der Fracht gelöscht und durch eine Rohrleitung auf die Mittelmeerseite gepumpt. In Port Said kommt die Ladung zurück an Bord. Ob es wirklich dasselbe Öl ist, da ist sich Kapitän Masoud Ali nie ganz sicher. Hauptsache, es hat die gleichen Eigenschaften: spezifisches Gewicht, Schwefel- wie Wassergehalt. Hauptsache, es fehlen nicht 400 Tonnen, was auch schon vorgekommen ist. Hauptsache die Ladepapiere sind in Ordnung.

Kapitän Ali ist ein würdevoller Herr, dessen natürlicher Autorität sich jeder beugt. Er spricht von dem komplizierten Beziehungsgeflecht von Händlern, Mittelsmännern und Maklern und der Schlüsselrolle, die sie in der Bewegung des Liters Öl von A nach B spielen. So viel ist schnell klar. Die umständliche Passage durch den Sueskanal kommt trotz der einmaligen Gebühr von 305.000 Dollar pro Durchfahrt billiger als eine monatelange Reise um die Südspitze von Afrika. Während Wirtschaftsflauten, wenn Schiffstreibstoff billig, die Nachfrage nach Öl flau und Chartergebühren niedrig sind, ist das manchmal umgekehrt.

Doch derzeit kostet die Charter eines solchen Schiffes wie der Al Salheia 180.00 bis 23.000 Dollar am Tag. Die Reeder, in unserem Fall die Kuwait Oiltanker Company, verdienen prächtig, weil ihre Kosten nur zwischen täglich 11.000 bis 14.000 Dollar liegen. Für die Reise nach Rotterdam verlangen sie rund eine halbe Million Dollar. Der Charterer muss neben der Kanalgebühr den Treibstoff, etwa 315.000 Dollar, und später noch 130.000 Dollar Hafengebühr in Rotterdam bezahlen. Mit dem Transport addieren sich 1,25 Millionen Dollar, etwas über eine Million Euro, zu den Kosten der Ladung. Für unseren Liter schlägt die große Zahl mit gerade 0,3 Cent zu Buche. Der legt sein kommerzielles Fett anderswo an.

Tag 30. Die Al Salheia macht nach 25-tägiger Reise zum festgelegten Zeitpunkt am Maasvlakte Olie Terminal in Rotterdam fest. Die kolossale Anlage an der Ausfahrt des 35 Kilometer langen Hafens ist ein Gemeinschaftsunternehmen von BP, ExxonMobil, Kuwait Petroleum, Shell, Total und Vopak, letztere eine holländische Reederei. Alles ist auf Masse und Größe ausgerichtet. Zwei Anleger für Supertanker. 36Tanks, jeder so hoch wie ein siebenstöckiges Haus mit einem Durchmesser von 85 Metern. Über vier Millionen Kubikmeter passen in alle zusammen hinein, mehr als das Ladevermögen der gesamten Tankerflotte Kuwaits. In 36 Stunden wird das Schiff leer gepumpt.

Hafenmeister Leo Koet, ein kerniger Holländer und ehemaliger Tankerkapitän, sagt: »Schwarz ist schwarz, Öl ist Öl.« Damit deutet er an, dass in den Tanks das Öl nach Herzenslust zwischen den Firmen ausgetauscht und oft auch vermischt wird. Er lässt bei der Entladung drei Proben ziehen, die er, in Flaschen abgefüllt, säuberlich sortiert und etikettiert, in einem dunklen Nebengebäude wie in einem Weinkeller aufbewahrt. Als flüssige Belege, dass, solange er zuständig ist, alles mit rechten Dingen zuging.


Tag 32. Unser Liter verschwindet ordnungsgemäß in der Rotterdam-Rhein-Pipeline (RRP), um in vier Tagen nach Wesseling bei Köln zu kommen. Rotterdam hängt fast wie ein arabisches Sultanat am Öltropf. Ein Drittel der Hafeneinnahmen fließt in den Etat der Stadt. Den Unterlauf der Maas säumt ein Konglomerat von Raffinerien und Tanklagern. Diese Tanklager sind der Ausgangspunkt eines internationalen Rohrnetzes. In Deutschland reicht es bis nach Hamburg und Ludwigshafen (Ostdeutschland wird aus dem russischen Samava versorgt, Süddeutschland aus Triest und dem französischen Lavéra).

Auch das Ölrohr nach Wesseling gehört einem Konsortium von Multis, in diesem Falle Shell, BP und Texaco. Der Pipelinetransport kostet drei bis vier Euro pro Tonne. Ebenfalls eine kaum merkliche Größe in unserem Liter, weitere drei Zehntel hinter dem Komma, die seinen Wert aufgerundet auf 17 Cent springen lassen. Er treibt im Spaziergängertempo unter holländischen Wiesen und der norddeutschen Tiefebene rheinwärts. Der Transport auf einem Rheintanker würde nicht viel mehr kosten, einen halben Cent für den Liter. In einem Eisenbahnkesselwagen wären es neun, in einem Straßentankwagen 30-mal so viel wie in dem unterirdischen Rohr. Pipelines sind die Arterien der Energieversorgung der Republik. Nicht nur Öl wird in ihnen transportiert, auch Flüssiggas, Benzin und andere Ölprodukte. Aus der Zeit des Kalten Krieges gibt es ein eigenes, weit verästeltes Rohrleitungsnetz der Nato, das mittlerweile auch zivil genutzt wird. Sichtbar wird das unterirdische Geflecht nur an wenigen Stellen, an Pumpstationen und Abzweigungen zum Beispiel.

Die Bundesrepublik hängt heute zu 97 Prozent von Importen ab. Doch ein Drittel kommt mittlerweile aus der Nordsee, 40 Prozent aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Mitglieder der Opec lieferten 2003 nur 20 von insgesamt 106 Millionen eingeführten Tonnen. Der Anteil des Nahen Ostens ging von 83 Prozent 1950 auf 9,6 Prozent zurück.

Für den Notfall wird Öl auf Vorrat gehalten, ein Viertel des Jahresverbrauchs, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Ein Großteil ist unterirdisch in Salzstöcken bei Wilhelmshaven, Bremen, Hamburg und Heide eingelagert. Alle Ölfirmen müssen sich daran beteiligen. Der am Hamburger Jungfernstieg ansässige »Erdölbevorratungsverband« treibt zur Finanzierung eine Zwangsabgabe ein, die sich mit 0,005 Cent beim Preis jedes, also auch unseres Liters Öl niederschlägt.


Tag 36. Ankunft in Wesseling, heute eine trostlose Trabantenstadt. Auf dem Raffineriegelände, unter den Nazis eine Braunkohleverflüssigungsanlage für Wehrmachtsbenzin, erinnern nur noch einige Bunker an die braune Vergangenheit. In der Raffinerie und dem nördlich von Wesseling gelegenen Schwesterwerk Godorf destilliert Shell jährlich 16 Millionen Tonnen Rohöl, ein knappes Sechstel des deutschen Gesamtverbrauchs. Das zwei Quadratkilometer große Gelände reicht von der A555 bis ans Rheinufer. Es erweckt den Eindruck einer gewissen Verwahrlosung. Nur gelegentlich radeln behelmte Arbeiter durch fast verkehrslose Werkstraßen. Überall sprießt Unkraut. Viele Rohre und Kessel sind rostig.

Der Betrieb ist so hoch automatisiert, dass 48Arbeiter die Kernfunktionen der acht Produktionsanlagen steuern können, gerade drei Mann mehr, als in der Betriebsfeuerwehr beschäftigt sind. Sie sitzen vor bunten Bildschirmen, beobachten, was in den Kesseln und Rohrleitungen vor sich geht, und betätigen elektronisch gesteuerte Klappen und Ventile. Die Raffinerie scheffelt zurzeit Geld wie nie zuvor. In einem Monat verdient sie so viel wie im ganzen letzten Jahr. Die Preise für ihre Erzeugnisse sind noch schneller gestiegen als der Rohölpreis. Die USA und China, beides Länder, die nicht über genug Raffinerie-Kapazitäten verfügen, um ihren Bedarf zu decken, kaufen, was sie können.

Vom Öl sieht man keine Spur. Unser Liter ist irgendwo in den Destillationskolonnen, Hydrocrackern, Entschwefelungs- und Olefinanlagen verschwunden. Das »wilde Gemisch aus verschiedenen Stoffen«, wie einer der in Backsteinbaracken untergebrachten Manager es nennt, wird in für einen Laien ziemlich rätselhaften Prozessen in Flüssiggas, Gasöl, Mittelöl und Schweröl verwandelt. Aus Gasöl und den Mitteldestillaten entstehen Treibstoff, Heizöl und Flugbenzin. Das dauert nicht länger als einige Minuten. Ruck, zuck entsteht aus dem Öl das Benzin. Andere Bestandteile werden in »kostbare Verkaufsprodukte« wie Naphta, Benzol und Propylen verwandelt.

Und wieder ereignet sich ein Wunder. An einer Shell-Tankstelle vor dem Firmentor kostet unser Liter aus Burgan als Benzin 112 Cent. Er hat fast einen Euro, genau 95 Cent, angesetzt und seinen Wert mehr als versechsfacht. Shell zufolge ist das nicht die Schuld des Unternehmens: Diesmal schlage vor allem die Bundesregierung zu. Zwar nicht so heftig wie der Staat Kuwait, aber immerhin. Steuern machen 75 Prozent des Benzinpreises aus. Sechs Prozent zahlt der Endverbraucher für Transport, Vertrieb und Kapitalverzinsung. Ganze 19 Prozent spiegeln den Produktpreis wider. Nach dieser Kalkulation bleiben bei der Shell 4,24 Cent pro Liter hängen. Der Liter hat in der Raffinerie knapp 20 Prozent Wert zugesetzt.

Alle zwei Minuten rollt ein Tankwagen aus Tor9 der Wesselinger Raffinerie. Auf den meisten Lastern steht nicht Shell, sondern Aral, Jet Conoco oder Esso. Das Benzin ist überall das Gleiche. Die Mineralölfirmen nehmen es sich gegenseitig ab. Austausch nennen sie das. In Bayern gibt es an so gut wie jeder Zapfsäule Esso-Benzin aus Ingolstadt. Im Einzugsbereich von Wesseling verkauft jede Tankstelle Shell, ganz gleich, in welchen Firmenfarben sie angepinselt ist. Was ja auch vernünftig ist. Das verringert die Transportkosten.

Nur ein Drittel unseres kuwaitischen Liters wird als Benzin oder Diesel Autos, Lastwagen und Busse antreiben. Dieses Drittel treibt beispielsweise einen C-Klasse-Mercedes Diesel mit 220 Kubikmeter Hubraum, die sparsamste Limousine aus Stuttgart, sechs Kilometer weit voran. Bei einer Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde ist es in drei Minuten verblasen.

Das zweite Drittel unseres Liters wird in der Industrie verfeuert, oft auch zum Betrieb werkinterner Kraftwerke. Eigentlich eignet sich Öl dazu nicht besonders. In der Gesamtstromerzeugung spielt es deshalb eine untergeordnete Rolle. In der Hauptsache hält es Räder am Laufen, Schwungräder in Stahlwerken zum Beispiel und Traktorenräder auf dem ökologischen Bauernhof. Jetzt, da der Herbst naht, bestellen Privatleute Heizöl für den Winter. Sie kaufen 18,5 Prozent unseres Liters ein. Sechs Prozent gehen als Kerosin an Fluggesellschaften oder werden als Nebenprodukte wie Kohlendioxid oder Schwefel aus der Raffinerie abtransportiert.

Die Ölfirmen versuchen mit an die Emotionen appellierenden Mitteln, den Preis des Endprodukts zu puschen. Vor einer Shell- Tankstelle flattern Fahnen, die einen neuen »V-Power«-Diesel anpreisen. Der kostet satte 35 Cent mehr als Normaldiesel. Die Marketingleute wollen mit dem teuren Saft »einen anspruchsvollen Nischenmarkt bedienen«. In der Wesselinger Tankstelle steht eine Verkäuferin mit Shell- und Ferrari-Emblem auf dem T-Shirt an der Kasse. Auf die Frage, ob der besonders teure Sprit viel gekauft werde, antwortet sie zögernd: »Ja, doch, schon.« Ob der wirklich besser sei? Sie gibt kryptisch zurück: »Das muss jeder selber wissen. Die einen glauben, ihr Wagen läuft ruhiger, andere, dass sie mehr aus ihren Motoren herausholen können, wieder andere, er optimiere den Verbrauch.« – Es ist also hauptsächlich Einbildung? – »Deshalb sage ich ja, jeder muss es selber wissen.«


Tag 37. Im Büro des Werkleiters Jürgen Kerth im petrochemischen Unternehmen Basell begegnen wir dem Liter Öl aus Burgan zum letzten Mal in sichtbarer, wenn auch kaum mehr wiedererkennbarer Form. Er ist jetzt weiß wie Schnee, riecht nach nichts und hat die Form kleiner Kügelchen. »Ein reines Naturprodukt«, schwärmt Kerth. »Da ist nichts als Kohlenstoff und Wasserstoff drin.«

Der Chemiker sieht saubere Molekülketten, die unter Markennamen wie Lupolen, Moplen und Hostalen in den Handel kommen. Der Besucher verliert die Orientierung in einer schier endlosen, von unsichtbarer Hand gesteuerten Fabrikanlage, 610 Kilometer Rohrleitungen, 22 Kilometer Straßen, 12 Kilometer Eisenbahnschienen. 1,76 Millionen Tonnen im Jahr, die aus monumentalen Silotürmen in eine nicht abreißende Kolonne Lastwagen rieseln.

Basell ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Shell und der BASF. Weil Raffinerieprodukte jetzt so teuer sind, macht das Werk Verluste. Man fragt sich natürlich, warum die Shell-Raffinerie ihrer verschwisterten Petrochemie nicht mit Preisnachlässen unter die Arme greift. Aber so läuft das nicht im Geschäftsleben. Die Raffineriegewinne gehen voll auf die Firmenbilanz. Die Verluste in der Petrochemie teilt der Ölmulti sich mit der BASF.

Geht man auf dem Marktplatz von Wesseling spazieren und sieht sich um, was aus den weißen Kügelchen geworden ist, wird man allenthalben fündig. Im Musikladen sind es die CDs, im Brillenstudio die Brillen. Der Metzger Osenau, ein traditionsbewusster Handwerker, presst seine Spitzenleberwurst zwar in Naturdarm. Aber die Bierwurst steckt in Kunstdarm, und der, sagt er, »ist aus Plastik, und das ist aus Erdöl gemacht«. Der Obst- und Gemüsemarkt bietet im Sonderangebot eine Reihe von Ölprodukten an. Gerolsteiner Wasser, deutschen Gouda und Hühnchenschenkel. Das Hühnchen wurde mit Futter gemästet, das ohne Kunstdünger so preiswert nicht hergestellt werden könnte. Der Käse ist in aus Öl gewonnenem Wachs eingeschlagen. Kohlendioxid für den »quelleigenen« Sprudel im Gerolsteiner Wasser wurde aus der Raffinerie Wesseling geliefert.

Auf die Frage, wie viel Öl er verkaufe, holt der Apotheker Josef Rau erst einmal eine Flasche Benzin und einen Topf Vaselin aus dem Regal. Aus Öl gewonnene Lippensalbe habe er seiner Kundschaft schon »ausgetrieben«, sagt er. Die schade mehr, als dass sie helfe. Dann setzt sich Rau an seinen Computer und stellt fest, dass seine Apotheke eine Art Tankstelle ist.

Im Computer kann er die Zusammensetzung von 330.000 Medikamenten abrufen. Jedes Medikament besteht aus den Wirkstoffen und zahlreichen Hilfsstoffen, die entweder die Rieselfähigkeit im Herstellungsprozess, die Haltbarkeit, die Dosiergenauigkeit oder die zeitlich und lokal erwünschte Lösung der Tablette im Körper sicherstellen. Bei der Durchsicht der Hilfsstoffe stellt Rau immer wieder fest: »Das ist mit Sicherheit Öl, das ist wahrscheinlich aus Öl und das vermutlich auch.« Er findet gerade zwei Mittel, die mit Sicherheit keine Spur unseres Liters aus der Burganquelle 473 in Kuwait enthalten: Aspirin und Togal.



(c) DIE ZEIT 26.08.2004 Nr.36
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lodo
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Beitrag von lodo »

Ahmadinedschad zückt die Öl-Waffe
Irans Präsident verunsichert vor den Treffen der Opec und der Atomenergiebehörde den Westen. Die Furcht vor stark steigenden Ölpreisen nimmt zu
von Manfred Fischer


Irans Staatspräsident Ahmadinedschad
Foto: AP
Wien im Winter. Doch in diesem Jahr zieht der kalte Wind weniger aus dem Wienerwald im Westen in die Stadt. Die Eisluft kommt eher aus dem Nahen Osten. In der nächsten Woche werden in der österreichischen Hauptstadt die Weichen für die Ölpreisentwicklung in diesem Jahr gestellt. Möglicherweise auf freie Fahrt.


Denn am Dienstag treffen sich dort die Ölminister der Opec-Staaten, um über Förderkürzungen in ihren Ländern zu beraten. Am Donnerstag dann will die Internationale Atomenergiebehörde in Wien entscheiden, ob sie den UN-Sicherheitsrat zu Sanktionen gegen den Iran und seine Atompolitik auffordern soll.


Beides wäre schlecht für die Wirtschaft des Westens, könnte es doch den Ölpreis, der ohnehin auf Rekordniveau liegt, ungebremst weiter nach oben treiben. Dabei ist die zweite Sitzung für die längerfristige Preisentwicklung beim Rohöl die entscheidende.


"Die Lage wird sehr ernst, wenn der Iran seine Lieferungen einstellt. Alles kann dann mit dem Ölpreis passieren", sagt Manouchehr Takin vom Centre for Global Energy Studies (CGES) in London, das vom ehemaligen Ölminister Saudi-Arabiens, Ahmed Yamani, geleitet wird. Der Iran liefert täglich 2,5 Millionen Barrel Öl auf die Weltmärkte, diese Lücke ist durch andere Ölländer nicht zu schließen, sagt Takin.


Das ist auch BP-Chef John Browne klar. "Es gab bis jetzt keine Ölknappheit", sagt er. Der Grund für die Preissteigerungen liege vielmehr in der "niedrigen Reservekapazität". Diese Reservekapazität, also jenes Öl, das schnell zusätzlich gefördert und auf die Weltmärkte gebracht werden kann, liegt nach Brownes Einschätzung bei "weniger als zwei Millionen Barrel pro Tag." Das ist, sagt der Lord, "wesentlich weniger als der historische Durchschnitt von drei Millionen Barrel pro Tag". Fällt der Iran als Lieferant aus, oder wird er boykottiert, sehen US-Analysten den Ölpreis zum Jahresende bei über 100 Dollar für das 159-Liter-Faß.


Passieren kann das. Der Iran erbittert die westliche Welt zum einen durch die radikale Anti-Israel-Rhetorik seines Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad, zum andern durch seine Absicht, ein eigenes Urananreicherungsprogramm zu verfolgen. Mit um fünf Prozent angereichertem Uran können Reaktoren betrieben, mit zu 80 bis 90 Prozent angereichertem Uran Atombomben gebaut werden. Zu allem Überfluß verfügt das Land auch noch über eigene Uranvorkommen.


Keine beruhigenden Aussichten. Schon jetzt werden die Ölpreise von Nervosität bestimmt. Die Notierungen liegen wieder bei 70 Dollar, so hoch wie Ende August 2005, als der Wirbelsturm "Katrina" Förderanlagen im Golf von Mexiko zerstört hatte und deshalb eine Million Barrel Öl täglich weniger zur Verfügung stand. Wer Öl verbraucht, wie etwa Raffinerien und Fluggesellschaften, kauft jetzt über den aktuellen Bedarf hinaus ein, um für Zeiten vorzusorgen, in denen das Öl tatsächlich knapp, vor allem aber noch teurer wird. Und auch wer kein Öl braucht, sondern nur auf steigende Preise spekuliert, deckt sich jetzt mit Terminkontrakten ein, den sogenannten Papier-Barrel. "Tatsächlich wird zur Zeit mehr Öl gefördert als gebraucht wird", sagt CGES-Experte Taikin, "doch die Nachfrage steigt stärker als der Verbrauch."


Der tatsächliche Ölkonsum wird in den kommenden Monaten eher zurückgehen. Das zweite Quartal des Jahres, wenn es in den meisten Industrieländern Frühling wird, ist erfahrungsgemäß eine Zeit sinkender Ölnachfrage und deshalb nachgebender Ölpreise.


Peter Davies, BP-Chefökonom, prognostizierte den durchschnittlichen Ölpreis in diesem Jahr bei einem Vortrag am 24. Januar in London auf 50 bis 60 Dollar. Notierungen von 50 Dollar für das Faß oder sogar noch weniger etwa hält Enno Harks in diesem Frühjahr für vorstellbar. Harks beobachtet die Szene für die Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.


Er sieht die Ursache für die Nervosität an den Ölmärkten auch in den zu geringen Investitionen in die Förderanlagen der Opec. "Die Produktionskapazität dort liegt auf dem gleichen Niveau wie vor 20 Jahren", sagt er. Der Westen müsse darauf drängen, daß sich die Opec für Investitionen aus dem Westen öffnet.


Danach sieht es vorerst nicht aus. Die großen Ölkonzerne sind äußerst vorsichtig mit Investitionen in politisch unsicheren Regionen, selbst wenn sie ausdrücklich erwünschst sind. Das gilt nicht nur für den Nahen Osten, sondern auch für Südamerika.


Politisch sichere Quellen allerdings werden rar. Das Nordseeöl geht langsam aber sicher zur Neige, die USA haben ihre traditionellen Quellen zunehmend erschöpft und müssen auch schwierigen Fördermethoden zu Land und zu Wasser nähertreten. Der britisch-niederländische Ölmulti Shell etwa experimentiert mit Ölschiefer-Vorkommen im US-Bundesstaat Colorado und in der kanadischen Provinz Alberta.


Doch fürchten die westlichen Ölmanager mit zu hohen Förderkosten für ihr Öl allzu leicht in die Hand der Opec zu geraten. Deren durchschnittliche Förderkosten liegen unter zwölf Dollar für das Barrel. Es wäre "sehr unklug, für langfristige Planungen von den aktuellen Ölpreisen auszugehen", sagt BP-Chef Browne.


Wegen dieser betriebswirtschaftlichen Kalkulation der westlichen Ölkonzerne gibt es jetzt auch keine Reservekapazitäten, die im Bedarfsfall schnell hochgefahren werden könnten. Über den Ölpreis entscheiden allein die Opec und ihr Mitgliedsland Iran.


Artikel erschienen am 29. Januar 2006 WamS
membran

Beitrag von membran »

Dreieck Bildung!

MACD erstmals negativ gekreuzt.
Stoch RSI vor großem Wiederstand.
Der WTIC hat Luft bis 68,25 USD.
In dieser region warte ich auf eine short Gelegenheit.



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Beitrag von oegeat »

Charttechnische auswertungen gehören eigendlich da rein !

:lol: hier
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Beitrag von oegeat »

Die iranische Ölbörse - der Todesstoß für den US-Dollar?
Für Krassimir Petrov haben die aktuellen außenpolitischen Spannungen mit dem Iran einen handfesten ökonomischen Hintergrund. Die geplante iranischen Ölbörse könnte den unausweichlichen Kollaps des Dollars auslösen und hat damit das Potential, der Sargnagel für das amerikanische Imperium zu werden. Der Autor erwartet weiters, daß die FED unter ihrem neuen Vorsitzenden Ben Bernanke die drohende Finanzkrise mit der Notenpresse bekämpfen werde. Nach einer hyperinflationären Phase sieht er Gold als neue, alte Weltwährungsreserve.

I. Ökonomie der Imperien

Während ein Nationalstaat seine eigenen Bürger besteuert, kann ein Imperium andere Nationalstaaten besteuern. Die Geschichte der Imperien, von den Griechen und den Römern, bis zu den Osmanen und den Briten lehrt uns, daß das wirtschaftliche Fundament jedes einzelnen Imperiums die Besteuerung anderer Staaten ist. Der Fähigkeit andere Staaten zu besteuern, lag immer die größere Wirtschaftskraft des Imperiums zugrunde, und als dessen Folge, die größere Militärkraft. Ein Teil der vom unterworfenen Staat eingetriebenen Steuern diente der Erhöhung des Lebensstandards des Imperiums, während der andere Teil in die Stärkung des Militärs floß, um die Steuereintreibung durchzusetzen.

Historisch gesehen erfolgte die Besteuerung des unterworfenen Staates in verschiedenen Formen. Normalerweise wurde dort Gold und Silber verlangt, wo Gold und Silber als Geld fungierten, aber auch Sklaven, Soldaten, Getreide, Rinder oder andere landwirtschaftliche Güter oder Rohstoffe, bzw. was auch immer für Güter das Imperium verlangte und der unterworfene Staat liefern konnte, wurden als Steuer eingehoben. Historisch gesehen war die Besteuerung durch ein Imperium immer direkt: der unterworfene Staat lieferte die Güter dem Imperium direkt ab.

Zum ersten Mal in der Geschichte konnte Amerika im 20. Jahrhundert die Welt indirekt durch Inflation besteuern. Es brauchte keinen Anspruch auf direkte Zahlungen erheben wie es alle Vorgänger-Imperien zu tun pflegten, sondern die USA verteilen statt dessen ihr eigenes Papiergeld, den US-Dollar, an andere Länder und erhalten dafür reale Güter. Das alles geschieht mit der Absicht, den US-Dollar durch Inflationierung abzuwerten und damit jeden Dollar später mit weniger Gütern zurückzuzahlen – die Differenz entspricht der US-amerikanischen imperialen Steuer. Und so spielte sich der Prozeß ab.

Im frühen 20. Jahrhundert begann die amerikanische Wirtschaft die Weltwirtschaft zu dominieren. Der US-Dollar war an Gold gebunden, d.h. weder erhöhte noch reduzierte sich der Wert eines Dollars, sondern er entsprach fortwährend derselben Menge Gold. Die Weltwirtschaftskrise, mit der in den Jahren 1921 bis 1929 vorausgehenden Inflation [d.h. Ausweitung der Geldmenge; Anm. d. Ü.] und den nachfolgenden explodierenden Budgetdefiziten, erhöhte die im Umlauf befindlichen Banknoten signifikant, was die Deckung des Dollars mit Gold unmöglich machte. Folglich entkoppelte Roosevelt [US-Präsident Franklin D. Roosevelt, Anm. d. Ü.] 1932 den Dollar vom Gold. Bis zu diesem Punkt mögen die USA wohl die Weltwirtschaft dominiert haben, aus einer ökonomischen Perspektive waren die USA jedoch kein Imperium. Die Bindung an das Gold erlaubte es den Amerikanern nicht, sich auf Kosten anderer Länder zu bereichern.

Seine ökonomische Geburtsstunde erlebte das amerikanische Imperium mit dem Bretton-Woods Abkommen im Jahre 1945. Der US-Dollar war nicht mehr voll in Gold konvertierbar, sondern nur mehr für ausländische Regierungen in Gold konvertierbar. Das begründete den Status des Dollars als Weltwährungsreserve. Dies war möglich, weil die Vereinigten Staaten während des 2. Weltkrieges gegenüber ihren Verbündeten darauf bestanden, dass Güterlieferungen mit Gold bezahlt werden mußten, wodurch die USA einen Großteil des weltweit verfügbaren Goldes akkumulieren konnten. Die Ausbildung eines Imperiums wäre niemals möglich gewesen, wenn, wie im Bretton Woods Abkommen festgeschrieben, die Geldmenge des Dollars derart begrenzt geblieben wäre, sodaß eine Rückwechslung des Dollars in Gold möglich geblieben wäre. Allerdings entsprach die „Butter und Kanonen“–Politik der 1960er Jahre bereits einer imperialen Politik: die Geldmenge des Dollars wurde schonungslos erweitert, um den Vietnamkrieg und Lyndon B. Johnsons [US-Präsident von 1963 – 1968; Anm. d. Ü.] „Great Society“ zu finanzieren. Der Großteil der Dollar floß im Austausch für Güter ins Ausland, ohne daß die USA jemals ein ehrliches Interesse gehabt hätten, die US-Dollar zum selben Wert zurückzukaufen. Die ständigen Handelsbilanzdefizite führten zu einem Anstieg der Beteiligungen in US-Dollar von Ausländern und das ist gleichbedeutend mit einer Steuer – die klassische Inflationssteuer, die ein Land seinen eigenen Bürgern auferlegt, hoben dieses Mal die Vereinigten Staaten vom Rest der Welt ein.

Als die Ausländer 1970-1971 ihre Dollarbestände in Gold wechseln wollten, bezahlte die amerikanische Regierung per 15. August 1971 ihre Schulden nicht mehr. Während die vox populi die Geschichte von der „Trennung der Verbindung von Dollar und Gold“ erzählt, ist die Weigerung der amerikanischen Regierung Dollar in Gold einzulösen, in der Realität eine Form des Bankrotts. Im Wesentlichen erhoben sich damit die USA zum Imperium. Die USA konsumierten eine Unmenge an ausländischen Gütern, ohne jemals die Absicht oder die Fähigkeit zu haben, diese Güter eines Tages zurückzusenden und die Welt hatte nicht die Macht, ihre Ansprüche durchzusetzen – die Welt wurde besteuert und konnte nichts dagegen tun.

Um das amerikanische Imperium aufrecht zu erhalten und um den Rest der Welt weiter zu besteuern, mußten die Vereinigten Staaten seither die Welt dazu zwingen, den beständig an Wert verlierenden Dollar im Austausch für Güter zu akzeptieren und immer größere Menge des beständig an Wert verlierenden Dollar zu halten. Die USA mußten eine ökonomische Begründung finden, warum die Welt Dollar halten sollte und diese Begründung war das Rohöl.

1971 wurde es immer offensichtlicher, daß die amerikanische Regierung nicht mehr imstande war, ihre Dollar mit Gold zurückzukaufen, und so traf sie 1972/73 mit Saudia Arabien die unumstößliche Vereinbarung, daß die USA das Königshaus Saud fortan unterstützen würden, wenn dieses als Gegenleistung nur mehr US-Dollar für ihr Rohöl akzeptiert. Die restlichen Mitglieder OPEC taten es Saudi Arabien gleich und akzeptierten ebenfalls nur mehr Dollar. Weil die Welt Öl von den Arabischen Ländern kaufen mußte, bestand ein Grund, Dollar für die Bezahlung des Öls zu halten. Weil die Welt immer größere Mengen an Öl benötigte, konnte die Nachfrage nach Dollar nur steigen. Auch wenn Dollar nicht mehr länger in Gold gewechselt werden konnte, waren sie nun gegen Öl wechselbar.

Die ökonomische Quintessenz dieser Vereinbarung war, daß der Dollar nun von Öl gedeckt wurde. Solange dies der Fall war, mußte die Welt Unmengen an Dollar akkumulieren, weil sie diese Dollar für den Einkauf von Öl benötigten. Solange der Dollar die einzig akzeptierte Währung im Ölgeschäft war, war die Dominanz des Dollars in der Welt gesichert und das amerikanische Imperium konnte den Rest der Welt besteuern. Falls, aus welchem Grund auch immer, der Dollar seine Öldeckung verlöre, würde das amerikanische Imperium untergehen. Der Überlebensdrang des Imperiums diktiert daher, daß Öl nur für Dollar verkauft werden darf. Er diktiert auch, daß die verschiedenen Länder mit Ölreserven nicht stark genug sein dürfen, politisch oder militärisch, um für die Bezahlung des Öls etwas Anderes als Dollar zu verlangen. Falls jemand ein anderes Zahlungsmittel verlangte, mußte er entweder mit politischem Druck oder militärischen Mittel überzeugt werden, seine Meinung zu ändern.

Der Mann, der tatsächlich Euro für sein Öl verlangte, war Saddam Hussein im Jahr 2000. Zunächst wurde seine Forderung mit Spott und Hohn begegnet, später mit Gleichgültigkeit, aber als es klarer wurde, daß er es ernst meinte, wurde politischer Druck ausgeübt, damit er seine Meinung ändert. Als andere Länder, wie der Iran, die Bezahlung in anderen Währungen, insbesondere in Euro und Yen, verlangten, war die Gefahr für den Dollar offensichtlich und gegenwärtig und eine Strafaktion stand an. [George W.] Bushs Operation „Schock und Ehrfurcht“ [shock and awe] im Irak drehte sich nicht um Saddams nukleares Potential, nicht um die Verteidigung der Menschenrechte, nicht um die Verbreitung der Demokratie und auch nicht darum, die Ölfelder zu erobern; es ging allein darum, den Dollar zu verteidigen, sprich das amerikanische Imperium. Es sollte ein mahnendes Exempel statuiert werden, daß jeder, der andere Währungen als den US-Dollar akzeptieren wollte, auf die selbe Art bestraft würde.

Viele kritisierten Bush für seinen Angriff auf den Irak, weil sie glaubten, daß es Bush um die Eroberung der irakischen Ölfelder ging. Allerdings können diese Kritiker nicht erklären, warum Bush es überhaupt nötig hätte, diese Ölfelder zu erobern – er könnte ja einfach kostenfrei Dollar drucken und mit diesen soviel Öl kaufen, wie er benötig. Er muß daher andere Gründe für seine Invasion gehabt haben.

Die Geschichte lehrt uns, daß ein Imperium aus zwei Gründen in den Krieg ziehen soll: (1) um sich zu verteidigen oder (2) um vom Krieg zu profitieren; falls nicht, wie Paul Kennedy in seinem richtungweisenden Werk „The Rise and Fall of the Great Powers“ ausführt, die militärische Überdehnung die ökonomischen Mittel erschöpft und den Kollaps des Imperiums herbeiführt. Ökonomisch betrachtet muß der Nutzen eines Krieges dessen militärische und soziale Kosten übersteigen, damit ein Imperium einen Krieg vom Zaun bricht. Der Gewinn aus den irakischen Ölfeldern ist kaum die Kosten über viele Jahre hinweg wert. Nein, Bush mußte den Irak angreifen, um sein Imperium zu verteidigen. Genau das ist in der Tat der Fall: zwei Monate nachdem die Vereinigten Staaten in den Irak einmarschierten, wurde das „Oil for Food“ Programm beendet, die auf Euro lautenden irakischen Konto in Dollar-Konten rückgewandelt und das Öl wurde wieder nur für US-Dollar verkauft. Die Welt konnte nun nicht mehr irakisches Öl mit Euro erwerben. Die globale Vormachtstellung des Dollars war wiederhergestellt. Siegreich stieg Bush aus einem Kampflugzeug aus und erklärte die Mission für vollendet – er hatte den US-Dollar erfolgreich verteidigt und damit das amerikanische Imperium.


II. Die iranische Ölbörse

Die iranische Regierung hat schlußendlich die ultimative “nukleare” Waffe entwickelt, die über Nacht das Finanzsystem zerstören kann, auf dem das amerikanische Imperium aufgebaut ist. Diese Waffe ist die iranische Ölbörse, die laut Plan im März 2006 starten soll. Die Börse wird auf einem Euro-Öl-Handelssystem basieren, was natürlich die Bezahlung in Euro impliziert. Dies stellt eine viel größere Bedrohung für die Hegemonie des Dollars dar als seinerzeit Saddam, weil es jedermann ermöglicht, Öl für Euro zu kaufen und zu verkaufen und damit den US-Dollar völlig zu umgehen. Es ist wahrscheinlich, daß fast jeder das Euro-Öl-System übernehmen wird:

- Die Europäer bräuchten keine Dollar mehr zu kaufen und zu halten, um Öl zu kaufen, sondern würden statt dessen mit ihrer eigenen Währung bezahlen. Die Einführung des Euro für Öltransaktionen ließe die europäische Währung den Status einer Reservewährung einnehmen, was den Europäern auf Kosten der Amerikaner zum Vorteil gereichen wird.

- Die Chinesen und Japaner werden mit besonderem Eifer die neue Börse annehmen, weil es ihnen erlaubt, ihre enormen Dollarreserven drastisch zu reduzieren und mit Euro zu diversifizieren, womit sie sich gegen die Abwertung des Dollars schützen können. Einen Teil ihrer Dollar werden sie auch in Zukunft halten wollen; einen zweiten Teil ihrer Dollarreserven werden sie vielleicht sofort auf den Markt werfen; einen dritten Teil werden sie für spätere Zahlungen verwenden, ohne diese Dollarbestände je wieder aufzufüllen, denn sie werden dafür ihre Eurobestände erhöhen.

- Die Russen haben ein inhärentes ökonomisches Interesse an der Einführung des Euro – der Großteil ihres Handels ist mit europäischen Ländern, mit ölexportierenden Ländern, mit China und mit Japan. Die Einführung des Euro würde mit sofortiger Wirkung den Handel mit den ersten beiden Blöcke abdecken, und im Laufe der Zeit den Handel mit China und Japan erleichtern. Darüber hinaus verabscheuen die Russen offensichtlich das weitere Halten von an Wert verlierenden Dollar, weil sie seit kurzem wieder auf Gold setzen. Die Russen haben außerdem wieder ihren Nationalismus belebt, und falls die Übernahme des Euros die Amerikaner umbringen kann, werden sie ihn mit Freude übernehmen und selbstgefällig den Amerikanern beim Sterben zu schauen.

- Die arabischen erdölexportierenden Länder werden den Euro begierig übernehmen, um auf diese Weise den Anteil ihrer steigenden Mengen an an Wert verlierenden Dollar zu senken. Wie die Russen handeln sie vornehmlich mit europäischen Ländern, weswegen sie die europäische Währung sowohl wegen ihrer Stabilität als auch als Schutz gegen Währungsrisiken präferieren, ganz zu schweigen von ihrem Jihad gegen den ungläubigen Feind.

Nur die Briten befinden sich in der Zwickmühle. Sie haben bereits seit Ewigkeiten eine strategische Partnerschaft mit den USA, aber sie verspüren auch eine natürlich Anziehungskraft zu Europa. Bislang hatten sie viele Gründe, sich an die Seite des Siegers zu stellen. Wenn sie allerdings ihren alten Verbündeten fallen sehen, werden sie dann standhaft hinter ihm stehen oder ihm den Gnadenstoß versetzen? Wir sollten nicht vergessen, daß im Augenblick die beiden führenden Ölbörsen die New Yorker NYMEX und die in London ansässige „International Petroleum Exchange“ (IPE) sind, auch wenn beide de facto im Besitz der Amerikaner sind. Es ist wahrscheinlicher, daß die Briten mit dem sinkenden Schiff untergehen werden, denn andernfalls würden sie ihrem nationalen Interesse an der Londoner IPE zuwiderhandeln und sich ins eigene Knie schießen. Es darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, daß das gesamte Gerede über die Gründe für die Beibehaltung des Britischen Pfund die wahre Ursache verkennt; es ist sehr wahrscheinlich, daß die Briten dem Euro nicht beitraten, weil die Amerikaner sie zu diesem Verzicht drängten: ansonsten hätte die IPE den Euro übernehmen müssen, was den Dollar und Englands strategischen Partner tödlich verwundet hätte.

Unabhängig davon wie die Briten entscheiden, sollte die iranische Ölbörse erfolgreich starten, sind in jedem Fall die Eigeninteressen der bedeutenden Mächte – die der Europäer, Chinesen, Japaner, Russen und Araber – so gelagert, daß diese Länder den Euro auf schnellstem Wege übernehmen werden und damit das Schicksal des Dollars besiegeln. Die Amerikaner können es niemals erlauben, daß das passiert und, falls notwendig, werden sie auf eine Vielzahl an Strategien zurückgreifen, um die Inbetriebnahme der Börse zu stoppen oder zu behindern:

- Sabotageakte gegen die Börse – das könnte ein Computervirus sein, eine Attacke gegen ein Netzwerk, gegen die Kommunikationseinrichtungen oder gegen den Server, verschiedenartige Angriffe auf die Serversicherheit oder eine Attacke nach dem Muster von 9/11 gegen das Haupt- oder ein Nebengebäude.
- ein Staatsstreich – die mit Abstand beste langfristige Strategie, die den Amerikanern zur Verfügung steht.
- Verhandlung von akzeptablen Konditionen – eine andere exzellente Lösung für die Amerikaner. Gewiß ist ein Staatsstreich die bevorzugte Strategie, weil dieser die Nichtinbetriebnahme der Börse garantiert und daher die amerikanischen Interessen nicht mehr gefährdet wären. Falls jedoch ein Sabotageversuch oder ein Staatsstreich scheitern sollte, dann sind Verhandlungen eindeutig die zweitbeste verfügbare Option.
- eine gemeinsame UN Kriegsresolution – das wird ohne Zweifel schwierig zu erreichen sein, angesichts der nationalen Interessen der anderen Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrates. Die hitzige Rhetorik über das iranische Atomwaffenprogramm dient zweifelsohne der Vorbereitung dieser Vorgehensweise.
- Unilater Angriff mit Atomwaffen – das ist aus denselben Gründen, die mit der nächsten Strategie, dem unilateralen totalen Krieg verbunden sind, eine fürchterliche strategische Wahl. Die Amerikaner werden wahrscheinlich für ihren schmutzigen nuklearen Job auf Israel zurückgreifen.
- Unilateraler Totaler Krieg – das ist offensichtlich die schlechteste strategische Wahl. Erstens, weil die amerikanischen Streitkräfte von zwei Kriegen bereits erschöpft sind. Zweitens, weil sich die Amerikaner damit weiter von den anderen mächtigen Nationen entfremden. Drittens, weil Länder mit bedeutenden Dollarreserven entscheiden könnten, still und leise Vergeltung zu üben, indem sie ihre eigenen Berge an Dollars auf den Markt werfen, um auf diese Weise die USA von der weiteren Finanzierung ihrer militärischen Ambitionen abzuhalten. Und schließlich hat der Iran strategische Allianzen mit anderen mächtigen Staaten, die bei einem Angriff auf Seiten des Irans in den Krieg eintreten könnten; angeblich hat der Iran solche Allianzen mit China, Indian und Rußland, besser bekannt als die „Shanghai Cooperative Group“, auch bekannt als „Shanghai Coop“ und einen separaten Pakt mit Syrien.

Welche strategische Option auch immer gewählt wird, von einem rein ökonomischen Standpunkt aus gesehen, wird die iranische Ölbörse, sollte sie jemals den Betrieb aufnehmen, von den bedeutenden Wirtschaftsmächten rasch angenommen werden und wird so den Untergang des Dollars einläuten. Der kollabierende Dollar wird die amerikanische Inflation dramatisch anheizen und einen starken Druck auf die Erhöhung der Zinsen am langen Ende auslösen. An diesem Punkt wird sich die FED zwischen Scylla und Charybdis wiederfinden – zwischen Deflation und Hyperinflation – sie wird entweder dazu gezwungen sein, die „klassische Medizin“ – Deflation – einzunehmen, indem sie die Zinssätze erhöht und die FED wird so eine größere Wirtschaftskrise, den Kollaps des Immobilienmarktes und eine Implosion des Anleihen- und Aktienmärkte, sowie des Marktes für Derivate, kurz den totalen Zusammenbruch des Finanzsystems, auslösen. Alternativ kann sie den Weg der Weimarer Regierung wählen und inflationieren, indem sie die langfristigen Zinsen festschraubt, die Helikopter aufsteigen läßt und das Finanzsystem in Liquidität ertränkt, inklusive dem bailing out von zahlreichen LTCMs und der damit einhergehenden Hyperinflationierung der Wirtschaft.

Die österreichische Theorie des Geldes, des Kredits und des Konjunkturzyklus lehrt uns, daß es keine Alternative zu Scylla und Charybdis gibt. Früher oder später muß sich das Geldsystem in die eine oder andere Richtung bewegen und die FED damit zu einer Entscheidung zwingen. Ohne Zweifel wird der Oberbefehlshaber Ben Bernanke, ein renommierter Kenner der „Great Depression“ und ein versierter Black Hawk – Pilot, die Inflation wählen. „Helicopter Ben“, der Rothbards „America’s Great Depression nicht kennt, hat trotzdem die Lehren aus der „Great Depression“ und der vernichtenden Kraft der Deflation gezogen. Der Maestro [Alan Greenspan, Anm. d. Ü.] klärte ihn über das Allheilmittel für jedes einzelne Problem des Finanzsystems auf – die Inflationierung, egal was auch passieren mag. Er hat sogar die Japaner seine geniale und unkonventionelle Methode gelehrt, wie sie die deflationäre Liquiditätsfalle bekämpfen sollen. Wie sein Mentor träumte er vom Kampf gegen einen Kondratieff-Winter. Um eine Deflation zu vermeiden, wird er auf die Notenpresse zurückgreifen; er wird alle Hubschrauber von den 800 amerikanischen Militärbasen im Ausland zurück beordern; und falls notwendig wird er alles, was ihm über den Weg läuft, monetisieren. Seine endgültige Leistung wird die Zerstörung der amerikanischen Währung durch eine Hyperinflation sein und aus ihrer Asche wird die nächste Reservewährung der Welt emporsteigen – das barbarische Relikt Gold.

Über den Autor
Krassimir Petrov (Krassimir_Petrov@hotmail.com) erhielt seinen Ph. D. in Volkswirtschaftslehre von der Ohio State University und unterrichtet im Augenblick Makroökonomie, International Finance und Ökonometire an der “American University” in Bulgarien. Er strebt eine Karriere in Dubai oder den Vereinigten Arabischen Emiraten an.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich unter dem Originaltitel " The Proposed Iranian Oil Bourse" am 18. Januar auf www.EnergyBulletin.net.

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zu dem http://www.goldseiten.de/content/kolumn ... oryid=2137
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Beitrag von BOERSEN-RAMBO »

hmmmmmh, demnach haben Terror-Attacken den Oil-Price ueberhaupt nicht in die Hoehe, sondern eher in den Keller getrieben?

cu, RAMBO

Quelle: http://www.wtrg.com/oil_graphs/crudeoilprice01_05.gif
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Beitrag von quickborn »

membran, hast du ein gescheites Instrument für olio short gefunden?


Ich noch nicht, leider, aber ich hab die letzten Tage keine rechte Börsenaufmerksamkeit, mein Mann ist seit letzter Woche sehr krank, und das erlaubt mir z.Zt. fast nur Nachtarbeit, was die Börse angeht.


Was ich gefunden habe, da hat alles den ko viel zu eng sitzen, da reicht ein Wuscher-Spike und weg ist die KOhle.
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Beitrag von quickborn »

Es wird keine kriegerische Auseinandersetzung geben, das ist alles medienmäßig derartig aufgeauscht worden, daß wir ganz schnell ganz locker mind. 10 dollares nach unten sehen können.


Entsprechend wird der SPX dann fallen.
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Beitrag von oegeat »

als Zwischenablage die vom hohen Ölpreis profitieren

hier der Chart


TOT: Total
E: Eni
XOM: ExxonMobil
RDS: Royal Dutch - Shell
BP: BP
COP: ConocoPhillips
CVX: ChevronTexaco
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Beitrag von oegeat »

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membran

Beitrag von membran »

Ich möchte nicht für Konfusion sorgen aber in Europa wird der hohe Ölpreis erst später auf die Inflation durchschlagen.
In den USA geschieht das aktuell im Vorlauf,wie auch die steigende FED Found Rate.
Das steht hier noch aus,die USA sind uns um zwei Jahre voraus das ist meine Meinung.
Deshalb meine ich ja das Industrierohstoffe konsolidieren sollten.
Gerade auch bei gerade einbrechenden Indices.
Muskalowski

Beitrag von Muskalowski »

14.03.2006 - 10:00 Uhr Meldung drucken
IEA senkt Prognose für Ölnachfragewachstum 2006
PARIS (Dow Jones)--Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognose für das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage im laufenden Jahr wegen des anhaltend hohen Preisniveaus und Anzeichen für eine etwas schwächere Nachfrage in Südostasien gesenkt. In dem am Dienstag veröffentlichten Monatsbericht der IEA heißt es, für 2006 werde nur noch mit einem Nachfrageanstieg um 1,49 Mio bpd gerechnet, während im vorigen Monat noch ein Zuwachs von 1,78 Mio bpd veranschlagt worden war.

Allerdings würde damit die Nachfrage im laufenden Jahr immer noch stärker zunehmen als 2005, als der Zuwachs 1,02 Mio bpd betragen hat. Die Nachfrage wird 2006 weltweit auf 84,7 Mio bpd veranschlagt nach 83,3 Mio bpd im Vorjahr. Im ersten Quartal 2006 wird mit einer Nachfrage von 85,1 Mio bpd gerechnet, im zweiten Quartal wird ein Rückgang auf 83,3 Mio bpd gesehen. Im vierten Quartal wird die Nachfrage nach IEA-Schätzung bei 86,3 Mio bpd liegen.

DJG/sgs/apo


Mit einem konservativem Anlagehorizont müßten doch auf Jahresfrist im Ölsektor Gewinne drin sein,kann mir nicht vorstellen wenn die Nachfrage höher ist als 2005,das der Ölpreis sinkt :roll:
Gruß Muslalowski
Bill25

Beitrag von Bill25 »

Last Update: 3:04 PM ET Mar 20, 2006

SAN FRANCISCO (MarketWatch) -- Crude-oil futures dropped almost 4% Monday to close at a more than one-week low under $61 a barrel as above-average U.S. crude supplies and lower global demand estimates outweighed concerns over the latest violence in Nigeria. April crude fell $2.35 to finish at $60.42 a barrel, its lowest close since March 10. April natural gas also fell 21.8 cents, or 3.1%, to end at $6.835 per million British thermal units, also its weakest level in over a week.
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Beitrag von oegeat »

warum die Chartauswertung in den fundermental Thread :shock: bitte rüber verschieben
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jö .. da gibts ja genug Öl auf einmal !

Beitrag von oegeat »

DIE ZEIT 23.03.2006 Nr.13

Energie aus dem Eismeer
In der russischen Arktis lagern gigantische Öl- und Erdgasvorräte. Lange Zeit galten sie als unerreichbar. Mit Hilfe der EU entwickelt Russland jetzt neue Techniken, um die Schätze zu heben Von Henning Sietz

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Alle Welt redet vom Klimawandel – vom Eis der Arktis, das immer dünner wird, vom schwindenden Lebensraum, der den Eisbären unter den Tatzen wegschmilzt. Manche Klimaforscher sehen sogar den Nordpol Ende des Jahrhunderts eisfrei. In Murmansk, St. Petersburg und Helsinki zuckt man da nur mit den Schultern. Hier überholen Fachleute die alten, nuklear betriebenen russischen Eisbrecher, damit sie auch künftig durch die Arktis stampfen können. Schiffbauingenieure konstruieren Tanker mit hoher Eisklasse. Andere bereiten eine neue Generation atomarer Eisbrecher vor. Warum das?

Russland beginnt, seine riesigen Öl- und Gasvorräte im arktischen Schelf abzubauen. Sie umfassen ein Viertel aller weltweit bekannten Lagerstätten fossiler Energieträger und liegen vor allem in der Barentssee, rund tausend Kilometer östlich von Norwegen, und weiter östlich in der Karasee. Doch das brennbare Gold ist hier extrem schwierig zu gewinnen. Fördern von Öl und Gas im arktischen Eis ist technisches Neuland, kein Ölkonzern dieser Welt hat darin Erfahrungen. Vor allem der Transport der fossilen Energie stellt höchste Anforderungen an Mensch, Material und Technik. Zudem setzt die Strategie der zentralistischen Energiepolitik Moskaus der Entwicklung in der Arktis enge Grenzen: In erster Linie sollen westliche Ölfirmen keinen Einfluss gewinnen – und die Macht des Staates soll wachsen. Daher werden dringend notwendige Milliardeninvestitionen in große Pipelines oder westliches Know-how immer wieder hinausgeschoben.

Wer nur darauf hofft, der Klimawandel werde die Probleme bald lösen, das eisige Nordmeer freischmelzen und so die jahrhundertealten Hoffnungen auf den direkten Seeweg nach Ostasien verwirklichen, der ist auf dem falschen Dampfer. Dünneres Eis bedeutet nicht, dass die Gefahren für die Schifffahrt entsprechend abnehmen, sie verlagern sich nur. »Dickes Eis hält dem Wind länger stand, dünnes Eis hingegen bricht bei Wind leichter und türmt sich zu Eisbarrieren auf«, sagt Karl-Heinz Rupp, Ingenieur bei der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt. Es entstehen bis zu zwanzig Meter hohe Barrieren. Selbst für große Eisbrecher sind sie eine Herausforderung. Während sich mancherorts eisfreie Wasserflächen bilden, können die Gefahren in der Arktis bei wärmerem Klima durch Eisbewegungen sogar zunehmen. »Es ist auf jeden Fall erforderlich, Eisbrecher zu bauen. Denn im Winter wird es immer Eis in der Arktis geben, auch noch in hundert Jahren«, versichert Christian Haas, Glaziologe beim Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.

Eine Beinahe-Havarie brachte die Entscheidung für die Pipeline

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In zwanzig Meter Tiefe leigen, vor dem Eis geschützt, die Ladevorrichtungen. Die Tanker können sie akustisch orten. Sie nehmen den Ladeschlauch auf, der gleichzeitig als Ersatz für die Ankerkette dient. Mit dem Heck können so genannte Double-Acting-Tanker Eis brechen. Mit dem Bug voraus nehmen sie dann in freien Gewässern Fahrt auf.

Russland müsste die Förderung im Eis keineswegs allein wagen. Schon lange hofft die Europäische Union darauf, ihren Energiebedarf teilweise mit Öl aus der russischen Arktis zu decken. So finanzierte Brüssel eine »arktische Entwicklungs- und Erkundungsfahrt«, die im April 1998 von Murmansk in die Ob-Bucht führte. Die Fahrt in der Karasee zeigte zwar, dass von Eisbrechern begleitete Tanker Öl transportieren können. Aber allein die Transportkosten von 11 US-Dollar pro Barrel waren fast so hoch wie der damalige Preis von 12 Dollar für Nordseeöl. Inzwischen kostet ein Barrel das Fünffache, und die EU hat Ende vergangenen Jahres ihr Folgeprogramm zur Probefahrt in der Karasee abgeschlossen: Es heißt Arctic Operational Platform (Arcop) und sollte vor allem die Bedingungen eines sicheren Transportsystems klären. Die meisten Ergebnisse sind im Internet veröffentlicht (www.arcop.fi). Doch zufrieden sind die Beteiligten damit nicht, zu viele Fragen sind ungeklärt.

Beispielsweise entwerfen Ingenieure eisgehende Tanker, die als Eisbrecher einen Konvoi anführen können – auf dem Bildschirm. Tatsächlich hat es bisher jedoch nur eine einzige Fahrt eines großen eisbrechenden Tankers in der Arktis gegeben. Er hieß Manhattan und fuhr 1969 von der Ostküste der Vereinigten Staaten durch die Nordwestpassage nach Alaska. Das Experiment endete fast in einer Katastrophe, als die Manhattan vom Presseis erfasst und gegen die Küste getrieben wurde. Politisch war der Fall damit klar: Kurz darauf fiel die Entscheidung gegen eine Eistankerflotte, für den Bau der Alaska-Pipeline.

Meterstarke Presseisrücken durchpflügen den Meeresboden

Heute aber spricht alles dafür, dass die Entwicklung in der russischen Arktis umgekehrt verläuft: Schiffs- statt Röhrentransport. Eine seit Jahren projektierte 1800 Kilometer lange Ölleitung sollte ursprünglich von Westsibirien bis nach Murmansk führen. Doch dann schrumpfte sie, bis nur noch ein Teilstück von 500 Kilometern übrig blieb. Selbst diese Variante hätten LUKoil und Gasprom, die größten Firmen im russischen Öl- und Gasgeschäft, zähneknirschend akzeptiert. Doch Ende 2004 fiel in Moskau die Entscheidung für den Bau einer anderen, rund 4000 Kilometer langen Pipeline, die völlig andere Felder in Mittelsibirien mit dem Pazifik verbindet. Diese Riesenleitung soll vor allem China und Japan beliefern und bindet gegenwärtig die Kräfte des Pipeline-Monopolisten Transneft. Jedenfalls verkündete das Unternehmen, die Arktis-Ölleitung werde nicht mehr in diesem Jahrzehnt gebaut. Also entwickeln die Ölgesellschaften nun eigene kleine Transportsysteme in der Arktis. Wie diese konkret aussehen, zeigen die folgenden Beispiele:

Warandej an der Küste der Petschorasee. LUKoil hat hier massiv in einige auf dem Land gelegene Lagerstätten des Timan-Petschora-Beckens investiert, die zu den ältesten Ölfördergebieten der russischen Arktis gehören. Damit Tanker in den flachen, im Winter häufig von Eis geradezu belagerten Küstengewässern Öl laden können, musste eine Pipeline etwa zwanzig Kilometer in die See hinaus verlegt werden. »Das Problem sind die zehn bis zwanzig Meter starken Presseisrücken, die den Meeresgrund regelrecht durchpflügen«, sagt Joachim Schwarz, ehemaliger Leiter der Eistechnik der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA). Die Pipelines müssen daher unter den Meeresgrund verlegt oder mit einem Betontunnel geschützt werden. An bestimmten Anlegepunkten sind unter dem etwa zwanzig Meter tief gelegenen Meeresboden tonnenschwere Ladevorrichtungen vergraben, die sich akustisch orten lassen. Nachdem der 60000-Tonnen-Tanker den Ladeschlauch vom Meeresgrund über das Heck übernommen hat, kann das Füllen beginnen, ohne dass das Schiff festmacht oder ankert: Der schwere Ladeschlauch dient auch als Leine. 2003 lag die Ölförderung von Warandej bei 400000 Tonnen, Ende dieses Jahres will man fünf Millionen Tonnen erreichen.

Finnische Schiffbauingenieure haben vor einigen Jahren spezielle Tanker für Eisfahrten entwickelt, die Double-Acting-Tanker. Ihr Wulstbug dient nur der Fahrt in freiem Wasser. Zum Eisbrechen fährt das Schiff rückwärts, also mit dem Heck voran, das wie der Bug eines Eisbrechers geformt ist. Diese Tanker verfügen als Antrieb über eine oder zwei Außenbordgondeln mit Elektromotoren und Stahlpropellern. Die drehbaren Gondeln dienen auch zur Lenkung, das Ruder entfällt. Solche Tanker sollen künftig von Warandej nach Murmansk fahren und dort ihre Ölladung an einen schwimmenden Speichertank übergeben. Diese Rolle spielt zurzeit der Supertanker Belokamenka, der 340000 Tonnen Rohöl fasst. Andere Tanker transportieren das Öl dann nach Rotterdam. Fachleute halten das Umladen in Murmansk für unwirtschaftlich und fordern eisbrechende Tanker von 120000 Tonnen Tragfähigkeit, die direkt nach Rotterdam fahren. Sie übertreffen allerdings mit 46 Meter Breite die größten Atomeisbrecher um 16 Meter. In schwierigen Eislagen müssten dann zwei Eisbrecher gemeinsam vorausfahren und eine hinreichend breite Rinne freilegen.

Vor jedem Strömungswechsel muss der Tanker um 180 Grad drehen

Mit großem Aufwand soll es auch bald nördlich von Warandej losgehen. Dort liegt vor der Ostküste der Petschorabucht das Offshore-Ölfeld Priraslomnoje. Es wird von einer Tochter von Gasprom betrieben, Sevmorneftegas. 2007 soll hier ein kombinierter Förder-, Lager- und Ladeterminal in Betrieb gehen. Die Konstruktion ruht auf einem mit Sand gefüllten Senkkasten, der in 20 Meter Tiefe auf dem Meeresboden verankert ist. Die Tanker legen mit dem Bug oder Heck am Terminal an und übernehmen eine Ölleitung. »Wegen der Tide ändert das Treibeis alle sechs Stunden seine Richtung«, kritisiert Joachim Schwarz das Konzept. Vor jedem Strömungswechsel muss der Ladevorgang unterbrochen werden. Der Tanker legt ab und muss auf der anderen, eisgeschützten Seite des Terminals, um 180 Grad gedreht, wieder festmachen. »Dazu sind zwei Eisbrecher nötig, und selbst die haben damit oft Probleme.« Das Beladen eines 60000-Tonnen-Frachters erfordert mindestens viermaliges Verlegen. Wie schwierig ein größeres Schiff im Packeis zu drehen ist, das weiß Lauri Vuorinen, Kapitän des 100000 Tonnen tragenden Double-Acting-Tankers Tempera, aus Erfahrung: »Dabei bildet das Eis auf der gegenüberliegenden Seite eine Barriere. Man muss also in Etappen drehen.« Das kann bis zu einer Stunde dauern. »110 Tage im Jahr sind eisfrei«, verkündet Sevmorneftegas auf seiner Homepage (www.sevmorneftegaz.ru). Also ist an 255 Tagen mit Eis zu rechnen. In Priraslomnoje will man 2015 etwa sieben bis acht Millionen Tonnen Öl im Jahr fördern.

Auch auf der Halbinsel Jamal an der Ob-Bucht macht sich das Fehlen einer großen Pipeline bemerkbar. Die Erdgaslagerstätten hier gehören zu den größten der Welt. Seit Jahren wird bereits Gaskondensat gefördert, eine ähnliche Substanz wie Rohöl, jedoch wesentlich wertvoller. Bisher aber hat Russland keine große Gaspipeline auf Jamal verlegt. Neben dem Staatskonzern Gasprom wollen hier zwei weitere Firmen Erdgas fördern: Novatek und die private Tambeineftegas. Deren Chef Nikolaj Bogatschew wirbt für eine große Gasverflüssigungsanlage auf Jamal. So möchte er das lästige Pipelinemonopol von Transneft umgehen. Doch die erforderlichen Investitionen sind astronomisch hoch – auch für das Transportsystem. Der Abtransport durch die Ob-Bucht und die Karasee erfordert eisbrechende Tanker für Flüssiggas (LNG). Ein Tanker ohne Eisklasse (mit 150000 Kubikmeter Ladekapazität) kostet bereits 230 Millionen US-Dollar. »Kein einziger der zurzeit im Bau befindlichen LNG-Tanker hat eine Eisklasse«, sagt Dieter Terno von der Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas in Hamburg. Würde ein eisgängiger Tanker jetzt in Auftrag gegeben, wäre er frühestens 2009 einsatzbereit.

Noch ist völlig offen, welches System sich in der Arktis durchsetzen wird: Tanker mit geringer Eisklasse, die, von Eisbrechern begleitet, im Konvoi fahren, oder moderne, aber teure Double-Acting-Tanker hoher Eisklasse, die meist allein operieren können. Sicher ist schon jetzt, dass die derzeit eingesetzten zehn russischen Atomeisbrecher nicht ausreichen. Somit droht ein wirtschaftspolitisches Problem ähnlich wie beim Pipelinenetz: Weil sie Teil der strategischen Infrastruktur Russlands sind, darf kein privater Betreiber Eisbrecherdienste in der russischen Arktis anbieten. Dennoch haben Vertreter der Murmansk Shipping Company, die den Einsatz der Eisbrecher auf dem Nördlichen Seeweg regelt, und der Verwaltung des Nördlichen Seeweges angeregt, Ölfirmen sollten Versorgungseisbrecher für die eigenen Transporte bereitstellen.

Ein heikles Unterfangen. Negativen Anschauungsunterricht bietet hier die legendenumwobene Nordostpassage, also just der Seeweg, auf dem die Öltransporte stattfinden. Jahrhundertelang haben Engländer und Holländer nördliche Seewege nach Asien gesucht, ihre Schiffe blieben stets im Eis stecken. Erst 1878/79 gelang dem Schweden Erik Nordenskiöld auf der Vega die Passage von Norwegen bis zur Beringstraße. Stalin ließ die Route zu einem funktionierenden Schifffahrtsweg ausbauen, dem Nördlichen Seeweg. Technisch war dies zu bewältigen, auch dank der atomaren Eisbrecher, die von 1975 an gebaut wurden. Wirtschaftlich war es ein Fiasko. Das höchste Frachtaufkommen verzeichnete die Sowjetunion 1987 mit bescheidenen 6,6 Millionen Tonnen. Heute liegt es unter zwei Millionen Tonnen jährlich – ohne Öl.

Nun soll der Transport des arktischen Rohöls den Nördlichen Seeweg beleben. Im Jahr 2003 wurden immerhin acht Millionen Tonnen über die arktischen Häfen verschifft, Tendenz steigend. Russland möchte den Nördlichen Seeweg künftig bereits in der Barentssee beginnen lassen, um auch dort für die aufblühenden Öltransporte Frachtgebühren kassieren zu können. Und die sind notorisch hoch, dafür ist die Eisbrecherbegleitung inbegriffen.

Russlands Stolz ist es, die Arktis auf dem Seeweg bezwungen zu haben

Trotz der geringen Transportleistung auf dem Nördlichen Seeweg ist der Stolz Russlands ungemindert, die Arktis bezwungen zu haben. Entsprechend streng sind auch die Vorschriften der Moskauer Verwaltung des Nördlichen Seewegs. Jedes Schiff, das die Route befahren will (sie beginnt an der Karischen Pforte bei Nowaja Semlja), wird zuvor im Hafen von Murmansk von einer Kommission auf seine Eistüchtigkeit, vorhandene Seekarten und Lebensmittelvorräte inspiziert. Schon seit Jahren kritisieren Reedereien die hohen Gebühren, insbesondere, dass sich die Frachtgebühren ausschließlich nach den Kosten für den Unterhalt der gesamten Eisbrecherflotte richten – jährlich 120 Millionen US-Dollar. Sinkt das Frachtaufkommen, steigen die Gebühren. Im Jahr 2015 soll eine neue Flotte atomarer Eisbrecher bereitstehen.

Alle Experten sind sich einig, dass die jetzt neu entstehenden Transportsysteme im westlichen Teil den gesamten Seeweg beleben werden. Dies gilt vor allem für die Eisaufklärung, den vermutlich wichtigsten Faktor der Seefahrt in der Arktis. Noch kommen die Satellitenbilder zeitlich verzögert, und es fehlt die Bestimmung der Eisdicken. Der europäische Satellit Cryosat sollte diese Lücke schließen, doch er ist Ende 2005 ins Eismeer gestürzt. Die Esa hat inzwischen einen Nachbau beschlossen, Cryosat2 soll 2009 abheben.

Im vergangenen September hat sich in Hamburg eine deutsch-russische Expertengruppe zusammengefunden, um gemeinsam den Nördlichen Seeweg zu einer sicheren und wirtschaftlichen Schifffahrtsroute auszubauen. Vielleicht gelingt es ja endlich, unterstützt vom Klimawandel und arktischen Ölfieber, vom intensivierten globalen Handel und von moderner Eistechnik, den uralten Traum vom kürzesten Seeweg nach Japan und China zu realisieren.

© DIE ZEIT 23.03.2006 Nr.13

http://www.zeit.de/2006/13/U-Arktis-l?page=4
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Caligular

Re: jö .. da gibts ja genug Öl auf einmal !

Beitrag von Caligular »

Hallo, :D

wie sieht dennhier jetzt eure Einschätzung zum weiteren Verlauf beim Oilpreis aus ? :lol:

Grüßi
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Beitrag von oegeat »

Benzin
Shell führt verbrauchsgünstigeres Super ein

04.04.06, 10:25 Uhr |
Der Mineralölkonzern Shell führt offenbar an seinen deutschen Tankstellen ein neues Superbenzin ein, das den Kraftstoffverbrauch der Autos senken soll.

Wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ am Dienstag berichtete, ziele das vor allem auf Kunden, die Normalbenzin tanken. Durch geringeren Verbrauch könnten aber auch jene Kunden sparen, die bereits Super tanken.

„Wir bringen ein neues Superbenzin auf den Markt", bestätigte ein Sprecher der Deutschen Shell. „Es ist ein Angebot an alle Autofahrer, die ihren Kraftstoffverbrauch senken und damit sparen wollen", sagte er. Der Preis entspreche dem des bisherigen Supers.

Verbrauch bei vier Litern

Der Markteinführung seien umfangreiche Testreihen vorausgegangen. Dazu gehörte ein 30 000 Kilometer langer Prüflauf eines VW Golf (1,6 Liter). Der Verbrauch habe nur wenig über vier Liter pro 100 Kilometer gelegen, berichtet die Zeitung.
(hei/dpa)

http://focus.msn.de/finanzen/geldanlage ... 27120.html

++++++++++++++++++++++++++


da trägen sich nun fragen auf ?

4 Liter was braucht der Kübel davor ? wer weiß das ?

Zu dem was ist wenn nun der Verbrauch generell zurück geht und schell und KO weniger verdienen?

drehen die dann hin und her ?

Wie weit lasst sich der Verbrauch noch verringern ?
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Beitrag von oegeat »

"Der Ölpreis wird auf 40 bis 50 Dollar fallen"
VON JAKOB ZIRM (Die Presse) 13.05.2006
Energie. In eineinhalb Jahren gibt es wieder ausreichend Raffineriekapazitäten, meint Ölhändler Benigni.

Baden. Vor drei Wochen erreichte der Ölpreis seinen bisherigen Höchststand. 74,66 Dollar kostete ein Barrel (159 Liter) Öl der Nordseemarke Brent. Inzwischen gab der Preis wieder ein wenig nach. "Ein Preis von über 70 Dollar ist jedoch immer noch Wahnsinn", meinte Johannes Benigni, Geschäftsführer des Ölhändlers PVM bei einer Tagung der Wirtschaftskammer zum Thema Energie. Doch Entspannung sei in Sicht: "Wenn im Iran nichts passiert, wird der Ölpreis in 18 Monaten auf 40 bis 50 Dollar fallen."

Denn in diesem Zeitraum würden die derzeit fehlenden Raffineriekapazitäten neu geschaffen. Und damit sei der am stärksten preistreibende Faktor beseitigt, erklärt Benigni seinen Optimismus. Die derzeit knappen Raffineriekapazitäten führen zu steigenden Preisen bei den Produkten wie Benzin. Und diese Preissteigerungen schlagen auf den Preis des Rohöls durch. "1992 lag die Auslastungsrate bei den globalen Raffinerien bei 82 Prozent. Heute sind wir bei 95 Prozent", so Benigni. Ausfälle wie nach dem Hurrikan Katrina oder derzeit in den USA wegen der Umstellung auf schwefelfreien Diesel, seien daher kaum zu verkraften.

In Zukunft dürfte sich diese Situation jedoch drastisch verändern. "Es sind so viele Raffinerieprojekte angekündigt, dass es ab 2008 zu einer Überkapazität von zehn Mill. Barrel pro Tag kommen könnte", meint Benigni. Derzeit werden weltweit rund 85 Mill. Barrel pro Tag raffiniert. Diese Überkapazität würde jene Raffinerien unter Druck bringen, die zu wenig in bessere Technik investieren und unwirtschaftlich arbeiten. Für ihn ist es daher auch nicht verwerflich, dass die Ölkonzerne derzeit so hohe Gewinne schreiben. "Dieses Geld müssen sie ohnehin investieren, und die Investitionskosten sind jetzt dreimal so hoch wie vor ein paar Jahren", so Benigni.

Entscheidend für den Preisrückgang sei jedoch, dass der Iran nicht als Exporteur ausfällt. "Wenn das passiert, haben wir ein riesiges Problem", so Benigni. Denn das iranische Exportvolumen von 2,5 Mill. Barrel pro Tage könne von den anderen Ölproduzenten nicht abgefangen werden. "Außerdem hat Venezuela angekündigt, bei einem Exportstopp mit zu ziehen", sagt Benigni.

Dass der Ölpreis unter die Grenze von 40 Dollar fällt, würde jedoch von der Opec verhindert werden. "Man hat sich bereits an die höheren Preise gewöhnt", meint Benigni. Dies sorgt jedoch auch in Zukunft dafür, dass alternative Energiequellen interessanter werden. Die Ölnachfrage werde daher in Zukunft schwächer steigen und im Jahr 2025 108 Mill. Barrel pro Tag betragen. "Diese Menge sollte um einen Preis von 40 Dollar je Fass förderbar sein."

haben die meine Chart gesehen ?
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kaalexs
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Beitrag von kaalexs »

es ist mir ein grosses rätsel das ein ölhändler derart naiv sein kann!
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oegeat
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Beitrag von oegeat »

ist doch einfach die Künstliche verknappung wird enden zu dem die charttechnick und damit viele hedgefonds spekulanten usw .. werden den Kurs wieder nach unten drücken
es ist alles ein blase - jeder Lulu kaufte die letzten Monate ein Ölzertifikat usw wodurch er indirekt den Ölpreis hoch trieb und nun fehlen dann in kürze die Anschlußkäufe und runter gehts wieder :!:
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Beitrag von oegeat »

ENERGIE: Wiener Ölhändler Benigni (PVM) ist optimistisch
"Ölpreis unter 50 Dollar möglich"
Obwohl die Lagerbestände derzeit sehr hoch sind, verharrt der Ölpreis auf hohem Niveau. Verantwortlich dafür sind laut Johannes Benigni, Geschäftsführer des Wiener Ölbrokers PVM Associates, zwei Faktoren: Die explosive politische Lage im Nahen Osten (Iran-Konflikt) und die zu geringen Raffineriekapazitäten.

"Eskaliert die Lage im Iran und Teheran stoppt Ölexporte, fallen schlagartig 2,5 Millionen Barrel Erdöl pro Tag weg. Die Lagerbestände reichen nicht aus, diesen Ausfall zu kompensieren", sagte Benigni gestern beim Journalistenseminar der Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer in Baden. Komme es zu einem Crash mit dem Iran, "dann sind 100 US-Dollar und mehr pro Fass möglich".

Sollte sich das politische Risiko entschärfen, wovon Benigni ausgeht, rechnet der Ölexperte in 18 Monaten mit einem Ölpreis von 50 Dollar oder leicht darunter. Benignis Optimismus nährt sich aus der Tatsache, dass die Ölmultis massiv in den Ausbau der Raffineriekapazitäten investieren. "Man darf nicht alles glauben, was angekündigt wird. Bis 2008 werden wir jedoch mehr Raffineriekapazitäten haben als wir benötigen."

Derzeit sind die Raffinerien laut Benigni zu 95 Prozent ausgelastet, 2002 lag dieser Wert noch bei 82 Prozent. Für die Ölkonzerne bedeute eine Ausweitung der Raffineriekapazitäten jedoch einen enormen finanziellen Aufwand. "Die Investitionskosten für eine Raffinerie sind heute doppelt so hoch wie noch vor drei Jahren", betonte Benigni. Daher seien auch die hohen Gewinne der Ölkonzerne in einem anderen Licht zu sehen.

Walter Boltz, Geschäftsführer der e-control, sagte in Baden, dass die fossilen Energieträger auch weiterhin ausreichend vorhanden sein werden. Erdöl (Reserven und Ressourcen) werde noch 110 Jahre, Erdgas 213, Steinkohle 1632 und Braunkohle 1462 Jahre lang reichen. "Erdöl und Gas werden uns nicht ausgehen - auch unseren Kindern nicht."

Ölexperte Benigni betonte in diesem Zusammenhang, dass der Schlüssel im Ausbau der Fördertechnik liege. "Aktuell kann man nur 30 Prozent der Ölreserven fördern."

QUELLE = OÖnachrichten vom 13.05.2006
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