
Aus N24.de:
09.06.2005 - 09:58 Uhr
Dresdner Bank eröffnet den Handel mit CO² - Emissionsrechten
Es gibt nur wenige Handelsgüter, die nicht früher oder später auch am Zertifikatemarkt auftauchen. Und weil das so ist, wartet die Dresdner Bank jetzt mit den ersten „Tracker-Papieren“ auf die an der Leipziger Strombörse EEX gehandelten Spotpreise für Emissionsrechte des bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzten „Treibhausgases“ Kohlendioxid – kurz CO² - auf (WKN: DR0FNP).
Hintergrund sind die im vielzitierten Kyoto-Protokoll festgeschriebenen Regeln zur Reduktion des CO²-Ausstosses (Emission). Sie sehen unter anderem vor, dass ein Unternehmen nur dann das ihm gewährte Kontingent überschreiten darf, wenn es sich zusätzliche Anspruchszertifikate für die Erzeugung des „Treibhausgases“ Kohlendioxid – kurz CO² - besorgt. Zum Beispiel von einem anderen Unternehmen, dass aufgrund energieeffizienterer Anlagen sein eigenes Kontingent nicht ausschöpft.
Im Prinzip soll dies dazu führen, dass Anlagen mit hohem CO²-Ausstoss sukzessive durch effizientere Anlagen ersetzt werden, beziehungsweise dass Produktionsprozesse auf ihre Einspar-Potenziale beim Verbrauch fossiler Brennstoffe überprüft werden. Und da dies allein über moralische Appelle kaum zu erreichen ist, gibt es nun den Handel mit Emissionsanrechten bei dem Angebot und Nachfrage einen klar quantifizierbaren „Preis“ für das Weiterführen weniger effizienter Anlagen ergeben, der auch buchhalterisch in die Gewinn- und Verlustrechnung einfließen kann.
Hinzu kommt, dass die vom Gesetzgeber zugebilligten „Frei“-Kontingente in den kommenden Jahren sukzessive reduziert werden, um die eigentliche Zielvorgabe von Kyoto zu erreichen – nämlich die Rückführung des CO²-Ausstosses bis unter das Niveau von 1990. Damit scheinen Preissteigerungen im Grunde vorprogrammiert, was sich auch Anbieter von Aufforstungsprojekten zu nutze machen, die darauf spekulieren, dass die ihnen für die Baum-Pflanzung gewährten – aber nicht benötigten – Anspruchsrechte ordentliche Renditen einbringen werden.
Und scheinbar geht dieses Kalkül sogar auf. Denn in den ersten Monaten des CO²-Rechtehandels haben sich die Preise bereits mehr als verdoppelt und liegen derzeit bei knapp 20 Euro je Tonne. Und wie der heutigen Ausgabe der „Financial Times Deutschland“ zu entnehmen ist, sehen Analysten das „faire“ Bewertungsniveau erst bei 25 Euro. Somit kann ein Engagement in dem von der Dresdner Bank gerade aufgelegten CO²-Zertifikat durchaus zum Volltreffer werden.
Oder zumindest zu einer Art Versicherung gegen anziehende Stromkosten, denn deren Preise ziehen derzeit mit den Emissionspreisen gemeinsam nach oben und verschaffen den Versorgern – und dies ist das eigentliche Thema der FTD – eine Sonderkonjunktur. Denn eigentlich verteuert der Preis der CO²-Anrechte nur den zusätzlich über das freie Kontingent hinausgehenden Strom, faktisch gelte der erhöhte Marktpreis aber für die gesamte Menge. Also auch für den weit überwiegenden Teil, der aufgrund der Gratis-Kontingente ohne Zusatzkosten vertrieben werden kann. Bei RWE, so heißt es in dem Bericht, werde daher für 2005 mit einem zusätzlichen Ertrag von bis zu 350 Mio. Euro kalkuliert ...
Ralf Andreß