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Die krummen Machenschaften der Investmentbanken

Verfasst: 26.04.2002 22:30
von oegeat
schein bar wacht man drüben auch schon auf !

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Nachdem die Investmentbank Merrill Lynch bereits vor zwei Wochen durch die Ermittlungen des New Yorker Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer infolge mangelnder Objektivität ihrer Analysten unter Beschuss geraten ist, droht der Branche nun neues Unheil. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC kündigte an, man werde eine nationale Kommission zur Untersuchung derartiger Interessenkonflikte bilden.

Die Äußerungen des SEC-Vorsitzenden Harvey Pitt legen nahe, dass eine Verschärfung der SEC-Regeln nicht ausgeschlossen ist, sofern sich die Anschuldigungen bestätigen sollten. Grundsätzlich sei er zwar der Meinung, dass der Gesetzgeber auf nationaler Ebene klare Richtlinien erlassen sollte. Pitt sehe jedoch das Problem, dass es Schwierigkeiten mit der Rechtssprechung der einzelnen Bundesstaaten geben könne, denen die SEC mit einer Veränderung ihres Regelwerks zuvorkommen könne, so Pitt.

Er habe Spitzer bereits um seine Unterstützung für die SEC-Untersuchung gebeten, die dieser auch zugesagt habe, so Pitt weiter. Allerdings ist er nicht der Meinung, dass der Interessenskonflikt der Analysten eine der "ganz großen Angelegenheiten der heutigen Zeit" sei. Anders als Spitzer müsse er sich auch keiner Wiederwahl stellen.

Strafrechtliche Verfolgung möglich

Das amerikanische Justizministerium sieht dies offensichtlich anders. Der Vorsitzende der Strafkammer Michael Chertoff sieht in der Art und Weise, wie die Banken mit Informationen über börsennotierte Unternehmen umgehen, eines der wichtigsten Themen, das in den kommenden Jahren gelöst werden müsse. Sollte sich herausstellen, dass an den Vorwürfen, Analysten ließen sich bei ihren Kaufempfehlungen von den finanziellen Interessen ihrer Arbeitgeber leiten, etwas dran ist, sei auch eine strafrechtliche Verfolgung möglich, sagte Chertoff.

Darüber hinaus gehe es nicht nur um die von den Analysten ausgesprochenen Empfehlungen, sondern um die Berichterstattung im Allgemeinen, so Chertoff weiter. So ist denn auch die Justizbehörde nicht durch die Machenschaften Henry Blodgets, sondern durch die Rolle der Banken bei der Enron-Pleite auf das Problem aufmerksam geworden.

Zudem wurde am Donnerstag ein weiterer möglicher Bankenskandal bekannt. Der amerikanische Verband der Wertpapierhändler, National Association of Security Dealers, verdächtigt Broker der Investmentbanken J.P. Morgan und Robertson Stephens, zu Zeiten des Internetbooms Ende der 90er-Jahre bei Börsengängen nebenbei noch kräftig dazu verdient zu haben: So seien als Gegenleistung für die Zuteilung großer Kontingente mehrfach überzeichneter Aktien reichlich Bestechungsgelder kassiert worden.

© 26.04.2002 http://www.stock-world.de