Ich lache mich schief - Gold und Al Qaida
Verfasst: 20.02.2002 17:35
TERRORFINANZEN
Der Goldschatz der al-Qaida
Von Michael Kröger
Mit dem Einmarsch der US-Streitkräfte und ihrer Alliierten in Afghanistan setzte sich ein regelrechter Goldtreck der Bin-Laden-Organisation al-Qaida in Bewegung. Hunderte von Kurieren schlüpften bei Nacht und Nebel über die Grenze nach Pakistan. Sie hatten schwere Goldbarren und dicke Bündel von Dollarnoten im Gepäck.
Damit spielte die Terrororganisation ihre letzte Trumpfkarte im Kampf gegen die verhassten westliche Demokratien aus: Sie brachte unzählige Millionen von Dollars in Sicherheit - Experten befürchten, dass das Geld schon auf dem Weg zu seinem nächsten Einsatzort ist. Es dient zur Organisation neuer Anschläge.
Den Weg des Geldes zu verfolgen, wächst sich für die Fahnder zu einer Sisyphos-Arbeit aus. Doch nach Monaten der Kleinarbeit haben sie inzwischen ein Bild von den Finanzierungsmethoden der Terrororganisation zusammengepuzzelt. In einem Punkt sind sie sich bereits völlig sicher: Das Finanzrückgrat der al-Qaida besteht aus purem Gold.
In unzähligen Befragungen in Pakistan, den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Europa und den USA spürten die Fahnder dem Goldtreck nach. Die Informationen kamen von Geheimdienst-Mitarbeitern, Polizisten, Goldhändlern und nicht zuletzt von verdeckten Ermittlern, die genaue Kenntnisse über das System der al-Qaida besitzen.
Tatsächlich, so scheint inzwischen festzustehen, spielte Gold in der Terrororganisation schon vor den Anschlägen vom 11. September die zentrale Rolle. Die Gründe dafür erscheinen im Nachhinein einleuchtend: Gold ist eine weltweit gültige Währung, kann eingeschmolzen und zu unauffälligem Schmuggelgut verarbeitet werden - und niemand stellt Fragen, woher es kommt.
Die wertvolle Fracht wurde von den Taliban und al-Qaida-Kämpfern auf verschiedenen Wegen quer durch Pakistan bis nach Karatschi geschleust. Mit dem bewährten Hawala-Verfahren war der Weg frei von der pakistanischen Hafenstadt in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Hawala ist so simpel, dass es die Fahnder zur Verzweiflung bringt. Nach diesem System wandert Geld nicht mehr von Hand zu Hand, sondern wird sozusagen bargeldlos transferiert. Anders als bei Banken, wo Formulare Rechtssicherheit geben, basiert das System auf unbedingtem Vertrauen. Verschiedene Händler in Karatschi erhalten Geld und telefonieren mit Freunden in dem Land, wo das Geld ausgezahlt werden soll. Ausgeglichen werden die Schulden erst später oder wenn eine Überweisung in die umgekehrte Richtung erfolgt. Auf diese Weise gelangte das Gold der al-Qaida in alle Welt - auch zu Kämpfern in den Vereinigten Staaten.
Die Fahnder schätzen, dass täglich zwei bis drei Millionen Dollar nach Dubai verschoben werden. Allein in der letzten Novemberwoche 2001 seien rund zehn Millionen Dollar aus Afghanistan herausgeschleust wurde. Die Kuriere waren beileibe nicht nur einfache Eseltreiber. Zu ihnen gehörte etwa auch der Generalkonsul der Taliban in Kraratschi, Kaka Zada. Zwei Zeugen, die ihm bei der wertvollen Fracht halfen, sagten aus, er haben mindestens 600.000 Dollar bei sich gehabt.
"Ein Paradies für Schmuggler und Geldwäscher ist Dubai, weil dort eine besonders willfährige Blindheit herrscht", sagt ein US-Ermittler gegenüber der "Washington Post". In Dubai sei einer der größten und am wenigsten regulierten Goldmärkte angesiedelt. Ermittler hätten da kaum eine Chance, eine Spur direkt zu verfolgen.
Auch die Bankenszene kann sich in Dubai frei entfalten. Im Vergleich zu den übrigen Scheichtümern in den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es hier fast kein Regeln für die Dokumentierung von Geldbewegungen. So entwickelte sich die Hafenstadt zum zentralen Umschlagplatz für die al-Qaida-Millionen. Ermittler sind überzeugt, dass auch die 500.000 Dollar, die schätzungsweise für die Anschläge auf das World Trade Center benötigt wurden, ihren Weg über Dubai genommen haben. "Alle Wege führen nach Dubai, jeder machte seine Geschäfte hier", sagt Patrik Jost, einer der Finanzfachleute in der Fahndungsabteilung des US-Finanzministeriums.
Zu den größten Geschäftemachern mit der al-Qaida gehört nach Überzeugung der Fahnder die Firma ARY-Gold, einer der größten und geheimnisumwittertsten Gold- und Juwelenhändler in ganz Dubai. Deren Chef Abdul Razzak streitet das natürlich energisch ab: "Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, aber mein ganzes Leben habe ich große Angst vor den Gotteskriegern wie den Taliban gehabt." Doch dann ergänzt er: "Wenn Sie hundert Kilo Gold haben wollen, besorge ich Sie Ihnen innerhalb von zwölf Stunden. Was Sie damit machen, ist Ihre Sache."
So, jetzt weiß ich warum Gold wohl weiter fallen wird. Wer Gold hat, der hat aus Washington schlimmes zu befürchten. Noch schlimmer sind Leute mit Goldzähnen drauf. Da kommen wohl Zahnärzte von FBI und CIA auf einen Sprung vorbei.
Mit Metalbohrern, einer Hilti und ohne Betäubung. 
Gruß.
Der Goldschatz der al-Qaida
Von Michael Kröger
Mit dem Einmarsch der US-Streitkräfte und ihrer Alliierten in Afghanistan setzte sich ein regelrechter Goldtreck der Bin-Laden-Organisation al-Qaida in Bewegung. Hunderte von Kurieren schlüpften bei Nacht und Nebel über die Grenze nach Pakistan. Sie hatten schwere Goldbarren und dicke Bündel von Dollarnoten im Gepäck.
Damit spielte die Terrororganisation ihre letzte Trumpfkarte im Kampf gegen die verhassten westliche Demokratien aus: Sie brachte unzählige Millionen von Dollars in Sicherheit - Experten befürchten, dass das Geld schon auf dem Weg zu seinem nächsten Einsatzort ist. Es dient zur Organisation neuer Anschläge.
Den Weg des Geldes zu verfolgen, wächst sich für die Fahnder zu einer Sisyphos-Arbeit aus. Doch nach Monaten der Kleinarbeit haben sie inzwischen ein Bild von den Finanzierungsmethoden der Terrororganisation zusammengepuzzelt. In einem Punkt sind sie sich bereits völlig sicher: Das Finanzrückgrat der al-Qaida besteht aus purem Gold.
In unzähligen Befragungen in Pakistan, den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Europa und den USA spürten die Fahnder dem Goldtreck nach. Die Informationen kamen von Geheimdienst-Mitarbeitern, Polizisten, Goldhändlern und nicht zuletzt von verdeckten Ermittlern, die genaue Kenntnisse über das System der al-Qaida besitzen.
Tatsächlich, so scheint inzwischen festzustehen, spielte Gold in der Terrororganisation schon vor den Anschlägen vom 11. September die zentrale Rolle. Die Gründe dafür erscheinen im Nachhinein einleuchtend: Gold ist eine weltweit gültige Währung, kann eingeschmolzen und zu unauffälligem Schmuggelgut verarbeitet werden - und niemand stellt Fragen, woher es kommt.
Die wertvolle Fracht wurde von den Taliban und al-Qaida-Kämpfern auf verschiedenen Wegen quer durch Pakistan bis nach Karatschi geschleust. Mit dem bewährten Hawala-Verfahren war der Weg frei von der pakistanischen Hafenstadt in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Hawala ist so simpel, dass es die Fahnder zur Verzweiflung bringt. Nach diesem System wandert Geld nicht mehr von Hand zu Hand, sondern wird sozusagen bargeldlos transferiert. Anders als bei Banken, wo Formulare Rechtssicherheit geben, basiert das System auf unbedingtem Vertrauen. Verschiedene Händler in Karatschi erhalten Geld und telefonieren mit Freunden in dem Land, wo das Geld ausgezahlt werden soll. Ausgeglichen werden die Schulden erst später oder wenn eine Überweisung in die umgekehrte Richtung erfolgt. Auf diese Weise gelangte das Gold der al-Qaida in alle Welt - auch zu Kämpfern in den Vereinigten Staaten.
Die Fahnder schätzen, dass täglich zwei bis drei Millionen Dollar nach Dubai verschoben werden. Allein in der letzten Novemberwoche 2001 seien rund zehn Millionen Dollar aus Afghanistan herausgeschleust wurde. Die Kuriere waren beileibe nicht nur einfache Eseltreiber. Zu ihnen gehörte etwa auch der Generalkonsul der Taliban in Kraratschi, Kaka Zada. Zwei Zeugen, die ihm bei der wertvollen Fracht halfen, sagten aus, er haben mindestens 600.000 Dollar bei sich gehabt.
"Ein Paradies für Schmuggler und Geldwäscher ist Dubai, weil dort eine besonders willfährige Blindheit herrscht", sagt ein US-Ermittler gegenüber der "Washington Post". In Dubai sei einer der größten und am wenigsten regulierten Goldmärkte angesiedelt. Ermittler hätten da kaum eine Chance, eine Spur direkt zu verfolgen.
Auch die Bankenszene kann sich in Dubai frei entfalten. Im Vergleich zu den übrigen Scheichtümern in den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es hier fast kein Regeln für die Dokumentierung von Geldbewegungen. So entwickelte sich die Hafenstadt zum zentralen Umschlagplatz für die al-Qaida-Millionen. Ermittler sind überzeugt, dass auch die 500.000 Dollar, die schätzungsweise für die Anschläge auf das World Trade Center benötigt wurden, ihren Weg über Dubai genommen haben. "Alle Wege führen nach Dubai, jeder machte seine Geschäfte hier", sagt Patrik Jost, einer der Finanzfachleute in der Fahndungsabteilung des US-Finanzministeriums.
Zu den größten Geschäftemachern mit der al-Qaida gehört nach Überzeugung der Fahnder die Firma ARY-Gold, einer der größten und geheimnisumwittertsten Gold- und Juwelenhändler in ganz Dubai. Deren Chef Abdul Razzak streitet das natürlich energisch ab: "Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, aber mein ganzes Leben habe ich große Angst vor den Gotteskriegern wie den Taliban gehabt." Doch dann ergänzt er: "Wenn Sie hundert Kilo Gold haben wollen, besorge ich Sie Ihnen innerhalb von zwölf Stunden. Was Sie damit machen, ist Ihre Sache."
So, jetzt weiß ich warum Gold wohl weiter fallen wird. Wer Gold hat, der hat aus Washington schlimmes zu befürchten. Noch schlimmer sind Leute mit Goldzähnen drauf. Da kommen wohl Zahnärzte von FBI und CIA auf einen Sprung vorbei.


Gruß.