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Alan Greenspan: Signifikante Risiken bleiben

Verfasst: 13.01.2002 01:44
von sed
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11.01. 20:31
Alan Greenspan: Signifikante Risiken bleiben
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(©BörseGo - http://www.boerse-go.de)

Alan Greenspan hat in seiner viel erwarteten Rede mitgeteilt, dass er Zeichen für ein Ende der Rezession sehe, allerdings sei die US-Wirtschaft weiterhin "signifikanten Risiken" ausgeliefert.

Greenspan, der das erste Mal seit der Zinssenkung im Dezember in der Öffentlichkeit sich zu der US-Wirtschaft äußerte, sieht "vorläufige Indikationen" dass der Wirtschaftsabschwung vorbei sein könnte , aber die Signale seien weit davon entfernt, als dass man sie als endgültig und richtungsweisend betrachten könne.

"Ich möchte betonen, dass wir kurzfristig mit signifikanten Risiken konfrontiert sind ," so Greenspan während seiner Rede in San Francisco.

Risiken seien die schwache Ertragssituation der Unternehmen, anhaltend schwache Investitionen der Firmen und die drohende Gefahr, dass der Immobilienmarkt zusammenbrechen könnte, da die Arbeitslosigkeit rapide steigt.
"Wenn die kürzlich eingetretenen Entwicklungen weiterhin Bestand haben, dann werden die Unsicherheiten verschwinden," so Greenspan weiter.

Die US-Zentralbank hat den Leitzins im Dezember zum elften Mal im Jahr 2001 gesenkt, die Fed Funds Rate ist nun auf einem 40 Jahrestief angelangt.

Die Anmerkungen des Zentralbankpräsidenten scheinen laut Expertenmeinung die Möglichkeit offen gelassen zu haben, dass zum nächsten Treffen am 29. und 30. Januar eine weitere Zinssenkung durchgeführt werden könnte.

Die aktuelle Rezession, die eine 10 Jahre dauernde florierende Wirtschaft abrupt in einen Abschwung riss, startete offiziell im März 2001. Doch Greenspan betont, dass die Wirtschaft schon seit Sommer 2000 an schwachem Wachstum litt.

Greenspan sagte, dass die Gefahr weiterer Terroranschläge wie ein Damoklesschwert über der Entwicklung der US-Konjunktur hinge. Es gebe "ernstzunehmende Unsicherheit, der wir uns in diesen Tagen alle stellen müssen. Die Gefahr weiterer Terror Ereignisse auf amerikanischem Boden. Es ist einfach nicht möglich vorauszusagen, ob es solche Ereignisse erneut geben wird und wie sich diese auf die weitere Entwicklung der Konjunktur auswirken würden."

Die Märkte haben die Rede negativ aufgefasst. Nachdem die US-Hauptindices während des heutigen Handelsverlaufs um Null tendierten, fielen sie im Vorfeld der Rede. Der Dow verliert zur Stunde um 0.38 Prozent, der Nasdaq tickt um 0.94 und der S&P 500 um 0.58 Prozent in den roten Bereich.

Verfasst: 13.01.2002 19:18
von Fred vom Jupiter
Nettes Bildchen:

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Verfasst: 13.01.2002 19:49
von sed
Ich mag Ihn immernoch:D

Zweifel an Maestro Greenspan

Alan Greenspan galt über Jahre hinweg als geheimnisvoll und unangreifbar. Doch der Mythos des US-Notenbankchefs bröckelt.

New York - Alan Greenspan hat den Börsencrash besser überstanden als andere Helden des New-Economy-Booms. Er sitzt noch auf dem Thron, den ihm die Börsianer in den goldenen Neunzigern errichtet haben. Doch auch sein Image hat gelitten. Vorbei sind die Zeiten, als die Leute ihn "Maestro" oder "Magier" nannten. Seine Überzeugung, dass neue Technologien für ewiges Wirtschaftswachstum sorgen könnten, hat sich als Irrglaube erwiesen. Das hat Spuren hinterlassen.

REUTERS

Das Denkmal bröckelt: Alan Greenspan


In diesem Jahr wurde er vollends entlarvt. Neunmal hat er die Leitzinsen gesenkt. Der Hauptzinssatz ist mit 2,5 Prozent so niedrig wie seit 1962 nicht mehr. Bei jeder Zinssenkung hat Greenspan versichert, die langfristigen Aussichten für die US-Wirtschaft seien gut. Doch jedes Mal ist die Wirtschaft noch ein bisschen fester in die Bremsen getreten. Und die Aktienmärkte gähnen nur noch. "Greenspan ist die Magie ausgegangen", kommentierte der "San Francisco Chronicle" nach der letzten Zinssenkung vom 2. Oktober.

Warum verpuffen Greenspans Handlungen derart wirkungslos? Eine Erklärung ist, dass die Federal Reserve unter Greenspan so durchsichtig geworden ist, dass Zinssenkungen die Märkte nicht mehr überraschen. Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Doch es gibt noch einen anderen Grund. Den Börsianern, die noch vor zwei Jahren an Greenspan nicht zu zweifeln wagten, wird langsam klar: Der Greis kocht auch nur mit Wasser. Er weiß auch nicht mehr als wir. Der Lack ist ab.

Als es aufwärts ging, ritt Greenspan wie ein Triumphator vorneweg. Doch im Absturz erscheint der Notenbank-Chef genauso ohnmächtig wie jeder Trader. Seine einzige Waffe, die Zinskeule, schwingt er zwar gewaltig, aber anscheinend immer ins Leere. Natürlich muss man anmerken, dass Zinssenkungen erst nach sechs bis achtzehn Monaten ihre Wirkung entfalten. Doch nach neun Monaten fragen sich inzwischen die ersten, wo die versprochenen Resultate bleiben.

Nun hat die Attacke auf das World Trade Center die Wirtschaftskrise noch verschlimmert. Und die Fragen an Alan Greenspan werden drängender. Was, wenn den USA das gleiche Schicksal droht wie Japan? Dort sind die Zinsen auf Null - und trotzdem will niemand Geld leihen und investieren. Die Rezession dauert bereits Jahre.

US-Politiker beider Parteien sind es leid zu warten. Man ist sich einig: Zinssenkungen allein werden die Wirtschaft nicht aus der Rezession holen. Der Staat soll mit mindestens 100 Milliarden Dollar stimulieren. Und was tut Greenspan? Er empfiehlt, mit dem Stimulierungspaket erstmal zu warten. Vielleicht würden die Zinssenkungen ja doch noch wirken. Und überstimulieren wolle man die Wirtschaft ja nicht.

Für diese Einmischung in die Haushaltspolitik erntete er einen Sturm der Empörung. "Greenspans Vorsicht ist grotesk", schäumte Robert Reich, Ex-Arbeitsminister unter Clinton. Sie sei unfair gegenüber all denen, die beim Warten auf den Aufschwung ihren Job verlieren würden. Andere kritisierten, dass Greenspan zu viel Einfluss auf die Wirtschaftspolitik habe. Mit seinem Veto könne er faktisch jedes Gesetz zu Fall bringen, monierte ein Republikaner gegenüber der "New York Times". Es fehle nur noch, dass er auch militärische Ziele in Afghanistan auswähle, murrte ein anderer.

Auch das "Wall Street Journal" nahm Anstoß daran, dass ein nicht gewählter Beamter überdurchschnittlichen Einfluss auf die nationale Politik ausübt. Die Unabhängigkeit der Notenbank sei in Gefahr. Die Zeitung forderte Greenspan auf: "Lassen Sie die Politiker ihren Job machen, und machen Sie den Ihren".

Bei aller Kritik wird Greenspan weiterhin respektiert. Nicht umsonst sollte er den Vorstand der Kommission für die Rettung der Flugzeugindustrie übernehmen. Doch er ist nicht mehr unangreifbar.

Verfasst: 21.01.2002 15:04
von sed