rasterfahndung an den hamburger unis
Verfasst: 02.10.2001 20:21
Quelle: Hamburger Abendblatt - 2. Oktober 2001
Hamburg: 10 000 Studenten in der Rasterfahndung
In Deutschland ist die größte Fahndung aller Zeiten angelaufen.
Von Holger Wuchold und Christoph Rind
Berlin/Hamburg - Hamburger Hochschulen haben in den vergangenen zehn Tagen die Daten von mehr als
10 000 Studenten in die Rasterfahndung gegeben, um
weitere mögliche islamistische Terroristen aufspüren zu können. Betroffen sind nach Informationen des Hamburger Abendblattes Studierende der Universität, der Fachhochschule und der Technischen Universität Hamburg-Harburg, die in den vergangenen acht Jahren in der Hansestadt studiert haben.
Die Anordnung zu der Fahndungsaktion, die in Hamburg bereits seit dem 21. September läuft, kam von Innensenator Olaf Scholz (SPD). Anhand der Daten sollen islamistische Terroristen aufgespürt werden, die als so genannte "Schläfer" unerkannt hier leben oder gelebt haben. An der TU Harburg beliefern eigens für diese Aufgabe abgestellte Mitarbeiter des Rechenzentrums die Ermittlungsbehörden mit entsprechenden Informationen.
Immerhin hatten drei der mutmaßlichen Terrorpiloten in Hamburg studiert. Unterdessen ist gestern die größte Polizei-Aktion der deutschen Kriminalgeschichte angelaufen. Um islamistische Terroristen aufzuspüren, wird seit Montag die
sogenannte Rasterfahndung bundesweit eingesetzt.
Zudem ist eine 500 Mann starke Sonderkommission des Bundeskriminalamtes (BKA) rund um die Uhr im Einsatz. Sie wird je nach Bedarf von Beamten der Landeskriminalämter unterstützt. Das Hamburger LKA hat dafür rund 50 Beamte abgestellt. Zusätzlich stehen dem BKA Agenten des amerikanischen FBI zur Seite.
Die beiden wichtigsten Ziele der breit angelegten
Aktion: Zum einen versucht man weitere Komplizen der Attentäter, die die Anschläge vom 11. September in Washington und New York verübten, zu fassen; zum anderen will man Terroristen, die weitere Anschläge planen, rechtzeitig das Handwerk legen.
Wie ein BKA-Sprecher dem Abendblatt sagte, gibt es
derzeit "keine konkreten Hinweise" auf Terroranschläge in Deutschland. "Wir müssen aber auch sagen, dass sich die Sicherheitslage sofort ändern kann, falls es zu militärischen Aktionen kommt."
Mit der Rasterfahndung werden Merkmale von
Menschen auf etwaige Übereinstimmungen abgeglichen
und der Kreis um die Verdächtigen damit immer enger gezogen. Genutzt und abgeglichen werden Daten von Einwohnermeldeämtern, Universitäten, Krankenkassen, Stromversorgern und polizeiliche Erkenntnisse. Das ist sonst nicht erlaubt. In den 70er-Jahren konnten mehrere RAF-Terroristen mittels der Rasterfahndung festgenommen werden.
Nach Abendblatt-Informationen konzentriert sich die Überprüfung an der Uni auf Männer eines bestimmten Alters islamischer Herkunft in den technischen und naturwissenschaftlichen Fachbereichen. Doch gelangen offenbar nicht nur Daten ausländischer Studenten in die
Fahndung. Auch der im Emsland geborene Said Bahaji
(26), der für die Terrorpiloten Pässe, Visa und Wohnungen besorgt haben soll, besitzt einen deutschen Ausweis.
Die meisten Daten kommen aus dem Rechenzentrum
der Universität, Hamburgs größter Hochschule mit derzeit rund 38 000 Studenten, unter ihnen 3500 aus dem Ausland. Neben der Uni Hamburg werden auch an den Hochschulen in Hessen und Bayern die für die Rasterfahndung angeforderten Daten zusammengestellt.
Studentenvertretungen protestierten bereits gegen die Weitergabe der Daten von Studenten arabischer Herkunft und islamischen Glaubens und riefen die Unileitungen zum Boykott auf.
Bedenken äußerte auch der Vorsitzende des
Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas. Zu befürchten sei eine Diskriminierung aller in Deutschland lebenden Moslems. Laut dem letzten Verfassungsschutzbericht des Bundesinnenministers gehören 31 450 Personen in Deutschland islamistischen Organisationen an. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte mehr Personal. Zahlreiche Bundesländer haben auch schon
beschlossen, ihre Staats- und Verfassungsschutzbehörden personell und materiell besser auszustatten. Auf einer Konferenz in Schwerin vereinbarten die Innenminister der norddeutschen Länder gestern eine engere Zusammenarbeit bei der Terrorbekämpfung.
Hamburg: 10 000 Studenten in der Rasterfahndung
In Deutschland ist die größte Fahndung aller Zeiten angelaufen.
Von Holger Wuchold und Christoph Rind
Berlin/Hamburg - Hamburger Hochschulen haben in den vergangenen zehn Tagen die Daten von mehr als
10 000 Studenten in die Rasterfahndung gegeben, um
weitere mögliche islamistische Terroristen aufspüren zu können. Betroffen sind nach Informationen des Hamburger Abendblattes Studierende der Universität, der Fachhochschule und der Technischen Universität Hamburg-Harburg, die in den vergangenen acht Jahren in der Hansestadt studiert haben.
Die Anordnung zu der Fahndungsaktion, die in Hamburg bereits seit dem 21. September läuft, kam von Innensenator Olaf Scholz (SPD). Anhand der Daten sollen islamistische Terroristen aufgespürt werden, die als so genannte "Schläfer" unerkannt hier leben oder gelebt haben. An der TU Harburg beliefern eigens für diese Aufgabe abgestellte Mitarbeiter des Rechenzentrums die Ermittlungsbehörden mit entsprechenden Informationen.
Immerhin hatten drei der mutmaßlichen Terrorpiloten in Hamburg studiert. Unterdessen ist gestern die größte Polizei-Aktion der deutschen Kriminalgeschichte angelaufen. Um islamistische Terroristen aufzuspüren, wird seit Montag die
sogenannte Rasterfahndung bundesweit eingesetzt.
Zudem ist eine 500 Mann starke Sonderkommission des Bundeskriminalamtes (BKA) rund um die Uhr im Einsatz. Sie wird je nach Bedarf von Beamten der Landeskriminalämter unterstützt. Das Hamburger LKA hat dafür rund 50 Beamte abgestellt. Zusätzlich stehen dem BKA Agenten des amerikanischen FBI zur Seite.
Die beiden wichtigsten Ziele der breit angelegten
Aktion: Zum einen versucht man weitere Komplizen der Attentäter, die die Anschläge vom 11. September in Washington und New York verübten, zu fassen; zum anderen will man Terroristen, die weitere Anschläge planen, rechtzeitig das Handwerk legen.
Wie ein BKA-Sprecher dem Abendblatt sagte, gibt es
derzeit "keine konkreten Hinweise" auf Terroranschläge in Deutschland. "Wir müssen aber auch sagen, dass sich die Sicherheitslage sofort ändern kann, falls es zu militärischen Aktionen kommt."
Mit der Rasterfahndung werden Merkmale von
Menschen auf etwaige Übereinstimmungen abgeglichen
und der Kreis um die Verdächtigen damit immer enger gezogen. Genutzt und abgeglichen werden Daten von Einwohnermeldeämtern, Universitäten, Krankenkassen, Stromversorgern und polizeiliche Erkenntnisse. Das ist sonst nicht erlaubt. In den 70er-Jahren konnten mehrere RAF-Terroristen mittels der Rasterfahndung festgenommen werden.
Nach Abendblatt-Informationen konzentriert sich die Überprüfung an der Uni auf Männer eines bestimmten Alters islamischer Herkunft in den technischen und naturwissenschaftlichen Fachbereichen. Doch gelangen offenbar nicht nur Daten ausländischer Studenten in die
Fahndung. Auch der im Emsland geborene Said Bahaji
(26), der für die Terrorpiloten Pässe, Visa und Wohnungen besorgt haben soll, besitzt einen deutschen Ausweis.
Die meisten Daten kommen aus dem Rechenzentrum
der Universität, Hamburgs größter Hochschule mit derzeit rund 38 000 Studenten, unter ihnen 3500 aus dem Ausland. Neben der Uni Hamburg werden auch an den Hochschulen in Hessen und Bayern die für die Rasterfahndung angeforderten Daten zusammengestellt.
Studentenvertretungen protestierten bereits gegen die Weitergabe der Daten von Studenten arabischer Herkunft und islamischen Glaubens und riefen die Unileitungen zum Boykott auf.
Bedenken äußerte auch der Vorsitzende des
Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas. Zu befürchten sei eine Diskriminierung aller in Deutschland lebenden Moslems. Laut dem letzten Verfassungsschutzbericht des Bundesinnenministers gehören 31 450 Personen in Deutschland islamistischen Organisationen an. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte mehr Personal. Zahlreiche Bundesländer haben auch schon
beschlossen, ihre Staats- und Verfassungsschutzbehörden personell und materiell besser auszustatten. Auf einer Konferenz in Schwerin vereinbarten die Innenminister der norddeutschen Länder gestern eine engere Zusammenarbeit bei der Terrorbekämpfung.