Es wäre nicht schlecht, wenn die Schreiberlinge ENDLICH einmal den Unterschied zwischen Bargeld und Giralgeld erfassen würden.
Bleibt die Frage - Absicht - oder - die wissen es nicht besser.
The Wall Street Journal
Von E.S. BROWNING
Charles de Vaulx hat eine Investmentidee: Bargeld.
Das scheint eine merkwürdige Wahl und ist eher ein Vorschlag zum Geldverlieren, erzielt man mit Bargeld doch nur eine Rendite unterhalb der Inflationsrate. Doch de Vaulx, der bei International Value Advisers in New York Chefinvestor für ein Vermögen von 17,8 Milliarden US-Dollar ist,
hat seine Cashposition zuletzt ausgebaut.
Denn er findet keine günstigen Aktien und will auch keine überteuerten Papiere kaufen. Anleihen hält er für noch stärker überbewertet als Aktien. Und somit sitzt er auf einem dicken Bargeldpolster.
Andere wertorientierte Investoren tun es ihm gleich, vor allem die Gesellschaft Berkshire Hathaway von Warren Buffett.
Der legendäre Investor sitzt mit 49 Milliarden Dollar auf dem größten Bargeldbatzen, den er je hatte, wie aus dem jüngsten Quartalsbericht von Berkshire hervorgeht.
Da würde ich mein Geld mal langsam abziehen und IMMER NOCH in physisches Gold tauschen.
Den 49 Mrd - die sind nicht wirklich da.
Das wäre was für einen Bail in
Immer mehr Investoren sitzen auf einem Haufen Bergeld - auch Warren Buffett.
Es ist ein sonderbares Spektakel. Teams angesehener Investmentprofis durchstreifen die Welt auf der Suche nach preiswerten Aktien und Anleihen – und kehren mit leeren Taschen zurück. Anlegern und Aktionären erklären sie, dass sie es vorziehen, derzeit geringere Erträge in Kauf zu nehmen statt Verluste zu riskieren, indem sie zu einem Preis nahe der Spitze kaufen.
Andere Vermögensverwalter – wahrscheinlich die meisten – spotten darüber. Sicher, sagen sie, Aktien sind teuer, aber die Wachstumsaussichten sind weiterhin gut. Um Alternativen wie Anleihen und Gold sei es schlechter bestellt. Jene, die Quartal um Quartal besser abschneiden wollen als der Markt, können es nicht glauben, dass sich jemand mit unterdurchschnittlichen Renditen zufriedengibt und auf eine Trendwende wartet.
Aber wertorientierte Investoren wie de Vaulx wollen Aktien nicht nur aufgrund eines Versprechens kaufen. Beeinflusst vom Vater der modernen Aktienanalyse, Benjamin Graham, zählen für sie die Vermögenswerte und die messbare Entwicklung in der Vergangenheit. Versprechen für die Zukunft bedeuten ihnen wenig.
Für de Vaulx ist Bargeld "Trockenpulver", und das sei mehr wert als manch einer glaube. Denn er könne jederzeit zuschlagen, wenn der Kurs sinke. Dies sei bei überbewerteten Aktien oft der Fall. Ähnlich denkende Investoren realisieren, dass sie darauf viele Monate warten müssen. Ähnlich wie Ende der 1990er Jahre, als breit angelegte Aktienindizes Anlauf auf Höchststände nahmen, die die meisten Tech-Aktien nie wieder erreicht haben.
Anliehen machen mehr Sorgen als Aktien
Weder de Vaulx noch Buffett gehen von einem unmittelbar bevorstehenden Kollaps aus. Verhindern dürfte ihn vor allem auch die Zusage der US-Notenbank, die Finanzmärkte zu stimulieren. Einige Investoren sind allerdings sauer auf die Fed. Ihre lockere Geldpolitik sei für den Anstieg der Aktienkurse verantwortlich, kritisieren sie. Dennoch halten sie sich nicht zurück, sondern kaufen weiter.
Buffett war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Allerdings hat er zuletzt öffentlich beklagt, wie schwierig es sei, preiswerte Investments zu finden. Gleichzeitig forderte er die Anleger auf, Aktien nicht zu vernachlässigen." Buffett-Fan Matt Pauls, der einen kleinen Hedgefonds verwaltet, sagte, Buffett habe das gleiche Problem wie de Vaulx.
"Derzeit gibt es nur wenige günstige Gelegenheiten", und Buffett wolle nichts zu einem Preis kaufen, den er für zu hoch halte, erklärte Paul. Das dürfte auch in nächster Zeit das größte Problem sein.
Einen Maßstab für den Anstieg der Aktienkurse hat der Yale-Wirtschaftsprofessor Robert Shiller entwickelt. Er vergleicht den Kurs des Standard & Poor's 500-Index mit den Ergebnissen der in ihm repräsentierten Unternehmen. Dabei legt er Daten der vergangenen zehn Jahre zugrunde, um kurzzeitige Schwankungen zu eliminieren. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt derzeit bei 23,8. Es ist der höchste Stand seit Januar 2008 - vor der Finanzkrise. Der historische Durchschnitt liegt bei 16,5. Bei vorherigen Zusammenbrüchen am Markt war der Abstand noch größer geworden, was nahelegt, dass die Aktien bei weitem nicht preiswert sind.
De Vaulx zufolge sind die Aktien nicht so stark überteuert wie 1998 und 2000. Ihm machen Anleihen mehr Sorgen. Aktien bezeichnet er als "bestes Haus in schlechter Nachbarschaft".
Allerdings ist er auch bei Aktien besorgt genug, um sich bei seinen Kunden für die Anhäufung von Bargeld zu rechtfertigen. „Um den Großteil unserer Barmittel loszuwerden, bräuchten wir weltweit Aktienkurse, die mindestens 15 Prozent niedriger sind", sagte er.
Sein Benchmark-Fonds, der IVA Worldwide Fund, hat seinen Aktienanteil in den zwölf Monaten bis Mai von 70 Prozent auf 52 Prozent reduziert. Gleichzeitig wuchs der Barmittelanteil von 10 Prozent auf 29 Prozent.
Das Timing war allerdings unglücklich. Zwar stieg der Fonds in der Periode um 12 Prozent, der Leitindex der Wall Street, der Dow Jones Industrial Average, kletterte indes um 22 Prozent und der MSCI All Country World Index um 17 Prozent.
Beim Aktienkursrückgang im Juni investierte de Vaulx eine kleine Menge Bargeld, der Barmittelanteil liegt aber weiterhin bei noch rund einem Viertel.
Wertorientierte Investoren verkaufen üblicherweise zu früh und verpassen daher spätere Gewinne.
Aber ihre Botschaft ist es wert, gehört zu werden. Vor allem vor dem Hintergrund einer strauchelnden Weltwirtschaft und der Aussichten, dass die Fed ihre Marktstimuli zurückfährt, ist es derzeit wahrscheinlich riskanter Aktien zu kaufen als 2009.
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