Der Euro: Europas Papiergeldexperimentvon Ralph Bärligea
Prof. Polleit spricht an der Universität Passau: „2 bis 3 Jahre bis zum Zusammenbruch“
Am 28. Oktober sprach Professor
Thorsten Polleit, Chefvolkswirt von Barclays Capital Deutschland, im Auditorium Maximum der Universität Passau über die „Zukunft“ des Euros und der Papierwährungen weltweit zum Thema „Der Euro – Europas Papiergeldexperiment“.
Der Vortrag wurde von der Fachschaft der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Kooperation mit dem Hayek-Gesprächskreis Passau der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft e.V. organisiert.
Professor Polleit zeichnet sich unter den Vertretern der Österreichischen Schule der Nationalökonomie dadurch aus, dass er eine Denkschule, die in der Ökonomen-Zunft noch eine sogenannte „Minderheitenmeinung“ darstellt,
nicht nur akademisch an einer der renommiertesten Hochschulen Deutschlands, sondern auch praktisch als Chefvolkswirt einer Großbank erfolgreich vertritt und überdies hinaus in der Aufklärung der Öffentlichkeit über das herrschende Zwangsgeldsystem sehr großes soziales Engagement unentgeltlich einbringt.
Mit diesen Worten wurde Herr Prof. Polleit den Gästen vorgestellt, unter denen sich hauptsächlich Studenten, Dozierende und einige Professoren der Universität Passau befanden. Vereinzelt waren auch Bürger der Stadt Passau anwesend.
Für die allermeisten Leser hier dürften die Theorie des Geldes der Österreichischen Schule und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für unser Papiergeldsystem bereits selbstverständlich sein, sodass ich diese wie von Professor Polleit vorgetragen nur kurz zusammen fassen und eher auf einige Besonderheiten seines Vortrags und auf die Stimmung unter den Hörern eingehen werde.
Da es sich bei Professor Polleits Vortrag um eine ehrenamtlich-private wissenschaftliche Informationsveranstaltung handelte, werde ich abschließend aus ökonomischer Sicht auf die staatliche „Wissenschaft“ und die Staats-Medien eingehen, die im Interesse von sogenannten Pressure Groups überwiegend konträr zur Wahrheit stehen.
Eigentlich erstaunlich viele Gäste, etwa 15 im ganzen 600 Personen fassenden Saal, kannten die Österreichische Schule schon.
Hoch interessant waren auch die Fragen und Kommentare der Hörer.
Zur einen Hälfte stellten diese nur noch eine schon vollkommen pragmatische Verhandlung über den genauen Zeitpunkt des Zusammenbruchs des Euros und der möglichen Hintermänner dieser Katastrophe dar.
Zur anderen Hälfte widerspiegelten die Kommentare aber auch eine schon fast trotzige Uneinsichtigkeit gegenüber der vorgetragenen Tatsache des kommenden Euro-Zusammenbruchs.
Das Verstehen der Logik und Sehen aber Nicht-Glauben-Wollen der Konsequenzen eines bisher über geldtheoretische Inhalte völlig „unbelasteten“ Publikums war bezeichnend für eine psychologische Starre gegenüber harten Fakten und sich daraus zwingend logisch ableitenden, geradezu offensichtlichen Ergebnissen, über die man bisher einfach noch nicht durch selbständiges Nachdenken gestolpert ist.
Prof. Polleit beschrieb diese surreal anmutende psychologische Beklommenheit anhand eines Beispiels aus der Literatur.
In „Biedermann und die Brandstifter“ haben alle Menschen Angst vor Brandstiftern, bis dann jemand welche auf seinem Dachboden hört, so Polleit. Der Hausbesitzer Herr Biedermann sieht dann irgendwann die Brandstifter Benzinfässer auf seinen Dachboden rollen und fragt sie, ob diese Brandstifter seien. Nein, antworten die Brandstifter immer wieder und fragen nach einem Streichholz. Herr Biedermann nimmt die Brandstifter sogar freundlich in sein Haus auf.
Der Hausbesitzer kann auf Grund der offensichtlichen Wahrheit, dass es sich um Brandstifter handelt, einfach nicht glauben, dass die Szenerie real sein kann. Er überreicht das Streichholz und dann steht sein Haus in Flammen.
So ähnlich sei dies mit unserer Zentralbank, die vorgibt durch Gelddrucken und Aufkauf von Staatsanleihen unser Geld zu retten.
„Früher, da waren Sie wenigstens noch ehrlich“, so Polleit, „da haben sie gesagt, wir drucken, heute nennt man es beschönigend Quantitative Lockerung“.
Für jedes Kind ist ohne Vorbildung klar, dass mehr Geld den Geldwert mindert.
Dennoch erzählen uns Politiker das Gegenteil;
mehr Geld rettet angeblich den Euro.
So hat sich die Geldmenge M3 im Euroraum laut offiziellen Angaben der Zentralbank seit der Euroeinführung mehr als verdoppelt, wie Professor Polleit es auch grafisch verdeutlichte.
Führende Neo-Keynesianer wie Professor Johann Graf Lambsdorff bestreiten heute allerdings, dass es einen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Kaufkraft des Geldes überhaupt gibt.
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verbreiten diesen Unsinn ebenfalls, und er wird geglaubt.
Um diese zunächst mittelalterlich anmutenden Verhältnisse zu verstehen, muss man nur ökonomisch denken, also nach dem menschlichen Handeln fragen. Die Theorie des Rent-Seeking - wie in Prof. Polleits Buch „Geldreform“ erwähnt - sucht dabei nach Interessensgruppen (sog. Pressure Groups), die durch politisch erwirkte Privilegien versuchen,
dauerhaft leistungslose Einkommen auf Kosten der produktiven Gesellschaftsteile zu erwirken.
Es handelt sich dabei also nicht nur um organisierten, sondern auch legalisierten Diebstahl.
Der Vorteil zum klassischen organisierten Diebstahl ist, dass man das staatliche Gewaltmonopol wegen der Legalität nicht gegen sich, sondern auf seiner Seite hat.
So ist es heute z.B. unter Androhung von Gefängnisstrafe verboten, anderes Geld zu verwenden, als das gesetzlich bestimmte Zahlungsmittel, um wertstabiles Geld als Konkurrenten für die Billig-Geld-Mafia auszuschalten. Die Profiteure im Falle der Geldpolitik sind die Erstempfänger des neuen Geldes, da diese noch zu alten Preisen reale Güter erwerben können, da das Preisniveau ja erst dann steigt, wenn das neue Geld allmählich in Umlauf gekommen ist (Cantillon-Effekt).
Zu diesen Erstgeldempfängern gehören eindeutig die politische Klasse, die Großbanken, sowie alle staatlich auf Kosten produktiver Unternehmen subventionierten „systemrelevanten“ Verlustkonzerne.
Nur mal die Bilanzen der DAX 30 ansehen, wie da dauernd aufgeschuldet wird, obwohl man doch Gewinne macht - SONDERBAR :lol:
So hat sich beispielsweise das reale Vermögen der Banken nach der Aufhebung der Golddeckung des internationalen Währungssystems 1971 als Anteil am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland seit 1980 mehr als verdoppelt, wie Professor Polleit seinen Zuhörern zeigte.
Ähnlich krasse Zahlen ergeben sich für USA, Japan, die EU und Großbritannien. Auch die Staatsquote ist in der BRD von einst 0 Prozent direkt nach dem Krieg auf heute real über 70 Prozent geklettert, während die staatlichen Leistungen immer mehr sinken und die Infrastruktur verfällt.
Gleichzeitig verarmt der Mittelstand in Deutschland immer mehr, und auch die ärmsten der Armen leben trotz und wegen der Geldmengenverdoppelung durch den Euro und der Staatsquotenexplosion schlechter.
Die staatliche Auftragswissenschaft, zu der wir den Keynesianismus zählen dürfen, spielt eine der Schlüsselrollen dieser Wohlstandsvernichtungspolitik und dieses organisierten Diebstahls, da sie die umverteilenden Auswirkungen der Inflation von „Unten“ nach „Oben“ verschweigt.
Nicht vorhandene Vorteile, wie etwa die „Ankurbelung der Wirtschaft“ werden ideologisiert, obwohl gerade das Gegenteil, die Verschwendung von Vermögen (Fehlallokation von Kapital), der Fall ist.
Fakt ist, dass der Kultusminister in den einzelnen Bundesländern jeweils in letzter Konsequenz per Gesetz darüber entscheidet, wer an einer staatlichen Hochschule Professor wird und wer nicht.
Politisch nicht linientreue Wissenschaftler werden einfach nicht angestellt, selbst wenn bereits ein OK der Hochschule vorliegt.
Die Herrschaft der politischen Klasse, die von der Geldschöpfung aus dem Nichts profitiert, über die Wissenschaft ist also gesetzlich zementiert und wird auch tatsächlich ausgeführt, wie ich es selbst aus etlichen Fällen (z.B. in der Klimawissenschaft) weiß.
Die Folge ist die Politisierung der Wissenschaft und Verblödung der Volkswirtschaft.
MBA + Bachelor
Die vielfach geforderten mehr staatlichen Investitionen in Bildung verschlimmern das Problem.
Prof. Polleit von der privaten Frankfurt School of Finance and Management stellte richtig fest:
„Die Geldmenge hat sich verdoppelt, mein Kontostand aber nicht.“
So geht es fast allen Bürgern, auch den schwächsten, die auf staatliche Armenhilfe angewiesen sind.
Nur eine kleine räuberische Elite grabscht uns mit immer mehr Geldfluten die realen Güter weg, während sich gleichzeitig unsere fixen Einkommen und Ersparnisse entwerten.
Auch hierzu zeigte Professor Polleit eine Grafik:
Allein in der Krise seit 2008 wurde in den USA die Zentralbankgeldmenge (Monetäre Basis) um 150 Prozent erhöht!
Wenn jetzt in Dollar gehandelte Agrarrohstoffe wieder massiv im Preis steigen und deswegen Kinder verhungern, ist das in erster Linie also natürlich die Schuld der amerikanischen Zentralbank unter Leitung von Ben Bernanke.
„Reportagen“ der zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten darüber, dass an diesem „Geschäft mit dem Hunger“ Spekulanten schuld seien, kann man in Anlehnung an die Theorie des Rent Seeking getrost als dreiste Propaganda bezeichnen.
Ein Vermögensverwalter aus München und Förderer des Hayek-Gesprächskreis Passau fragte Prof. Polleit nach dem Zeitpunkt des Eurozusammenbruchs.
„Zwei bis drei Jahre“, antwortet Prof. Polleit.
Das ist schon fast eine selbstverständliche Einschätzung, wenn man auf die exponentielle Geldmengenentwicklung blickt, die sich auf Grund des Zinseszinseffekts im System „Geld als Schuld“ ergibt.
Smart Investor, das Pflichtblatt der Börsen München und Düsseldorf, spricht von der „finalen Senkrechte“ und schreibt seit Jahren darüber, dass eine Währungsreform bevorsteht.
An vielen Zeitgenossen rauschen diese Tatsachen aber vorbei, eingelullt durch die öffentlichen Medien und Bildungsanstalten und beschäftigt damit Zinsen und Steuern für das politische Establishment zu erarbeiten.
Polleit, danach müsse es zu Schuldenerlassen kommen,
oder wieder neues Geld gedruckt werden.
Angesichts der Ausmaße der durch die Billiggeldpolitik bereits erzeugten Fehlinvestitionen wird dies in eine noch größere Wirtschaftskrise führen, entweder zu einer Pleitewelle von bisher durch Kreditgeldschöpfung am Leben erhaltenen Staaten und Unternehmen,
oder zu Hyperinflation, was dasselbe sei.
Das ist schon fast eine selbstverständliche Einschätzung, wenn man auf die exponentielle Geldmengenentwicklung blickt, die sich auf Grund des Zinseszinseffekts im System „Geld als Schuld“ ergibt.
Wenn allerdings die Währungsreform kommt, werden viele, die bisher an den Staat und die Sicherheit ihrer mühsam erarbeiten Ersparnisse glaubten, sehr enttäuscht sein.
Die damit verbundenen ökonomischen, politischen und sozialen Umwälzungen sind spannend und werden die Mehrheit als noch schlafenden Riesen endlich aufwecken und so das Feld für den Wettbewerb der Ideen eröffnen.
Wer hier nicht das Heft in die Hand nimmt, überlässt anderen das Schreiben der Geschichte.
Für die Aufklärungsarbeit in Deutschland scheint sich noch großteils ein Dilemma zu ergeben, das der napoleonische Staatsmann Charles Maurice de Talleyrand sogar als Tugend beschreibt:
„Wer eine Wahrheit verbergen will, braucht sie nur offen auszusprechen - sie wird einem ja doch nicht geglaubt.“