US-Manager glauben nicht an den Börsenaufschwung

Alles was "Off-Topic" ist oder die Märkte ganz allgemein betrifft. Hier findet Ihr Gelegenheit, euch in Form von Grundsatzdiskussionen, Glückwünschen, Streitereien oder Flirts auszutauschen.

Moderator: oegeat

Antworten
modschegiebchen

US-Manager glauben nicht an den Börsenaufschwung

Beitrag von modschegiebchen »

US-Manager glauben nicht an den Börsenaufschwung

Viele US-Manager verkaufen derzeit die Aktien eigenen Firma. Einige Bankexperten werten dies als Verkaufssignal im Vorfeld der nächsten Quartalssaison, denn niemand kennt die Lage der Firmen besser als die Manager selbst. Öffentlichkeitswirksame Aktienkäufe einiger Konzernchefs bewerten die Experten indes als Werbe-Aktionen.


tmo FRANKFURT/M. Kaufen, Halten oder Verkaufen? Nicht nur Privatanleger stellen sich diese Frage, sondern auch die Manager börsennotierter Unternehmen. Und deren Entscheidungen verraten viel über den künftigen Börsentrend. Derzeit liefert das Insider-Barometer kein positives Börsensignal – da sind sich die Londoner Experten der renommierten Bankhäuser Merrill Lynch und Société Générale einig. „Die jüngsten Zahlen von der New Yorker Börse deuten darauf hin, dass die nahende US-Quartalssaison eher Enttäuschungen als positive Überraschungen bringt“, sagt Anlagestratege Dhaval Joshi. Er beobachtet die Manager für die französische Société Générale (SG).

Mit Skepsis sieht Joshi die öffentlichkeitswirksamen Aktienkäufe einiger Top-Unternehmensführer. „Das sind oft nur Marketing-Aktionen, um die Investoren zu beruhigen“. Stephen Case, Chef des Mediengiganten AOL Time Warner, und Dennis Kozlowski, Chef des angeschlagenen Mischkonzerns Tyco International, investierten jüngst mehrere Millionen Dollar in Aktien der eigenen Unternehmen.

Viele Experten achten auf das Verhalten der Firmeninsider

Entscheidend sei nicht das Verhalten einzelner, sagt der Experte. Es komme darauf an, wie die Masse der Top-Manager agiere. Und da sieht die Lage nicht rosig aus: Zuletzt kamen auf einen Käufer, der Aktien des eigenen Unternehmens erwarb, fast vier Verkäufer (siehe Grafik). Dieser Wert liegt deutlich über dem langjährigen Schnitt. „In der Regel haben die Manager ein feines Gespür dafür, wie die wahre Lage ihrer Unternehmen im Vergleich zu den Erwartungen der Analysten aussieht“, erklärt Joshi. Da überdurchschnittlich viele Firmeninsider derzeit Aktien abstoßen, seien die Prognosen der Bankexperten womöglich mal wieder zu optimistisch. Der SG-Stratege rät: „Ich würde Aktien neutral oder unterdurchschnittlich im Depot gewichten.“

Allerdings gibt es auch Lichtblicke. So bestätigt Anlagestratege Khuram Chaudhry vom Investmenthaus Merrill Lynch zwar die skeptische Einschätzung zu US-Standardaktien. „Aber in Großbritannien sieht der Insider-Indikator viel besser aus“. Auf der britischen Insel sind die Manager derzeit sehr kauffreudig: Dort standen zuletzt sieben Käufer einem Verkäufer bei Aktien des eigenen Unternehmens gegenüber. Grund für die Differenz zu den USA dürfte sein, dass die Londoner Börse als „defensiver“ gilt. Soll heißen: Britische Schwergewichte wie die Energieriese BP und Shell sowie der Pharmakonzern Glaxo-Smithkline sind weniger abhängig von der wackligen Konjunkturlage als die US-Konkurrenz.

Noch geben die britischen Manager kein klares Kaufsignal. Sollte sich das Verhältnis aber noch ein Stück in Richtung der Käufer bewegen, dann sollten Anleger einsteigen, meint Chaudhry: „Seit 1986 hat der britische Insider-Indikator 26 Kaufsignale gegeben, und in 24 Fällen davon stand der Markt zwölf Monate danach höher“.

Viele Experten achten auf das Verhalten der Firmeninsider. „Die Geschäftsführung kennt die Auftragsbücher so gut wie niemand sonst“, sagt SG-Stratege Joshi. Deshalb liefere der Insider-Indikator wertvolle Informationen. Allerdings gibt es verschiedene Verfahren, die Kaufdaten zu verarbeiten. So erfasst der US-Finanzdienst Washington Service den Gesamtwert aller Aktien, die Manager kaufen und verkaufen. Die Experten von Merrill Lynch und SG messen dagegen einfach, wie viele Manager auf der Käufer- bzw. Verkäuferseite stehen – egal, wie hoch die Aufträge jeweils sind.

Washington Service kam mit seiner Methode zuletzt zu einer positiveren Einschätzung für die USA, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet. Doch Joshi warnt: „Wie viele Aktien ein Manager verkauft, hängt von persönlichen Faktoren ab, vor allem vom Einkommen.“ Dadurch würden die Top-Manager mit besonders hohen Bezügen stärker gewichtet. „Die wissen aber nicht unbedingt mehr als Manager aus der zweiten Reihe“. Im Langfristtest habe sich das ungewichtete Verfahren als überlegen erwiesen. Und das zeigt derzeit eher auf „Verkaufen“.

Für Deutschland steht noch kein Insider-Indikator bereit. Anders als in den USA und Großbritannien, wo Manager größere Transaktionen den Aufsichtsbehörden melden müssen, schreibt die Deutsche Börse hier zu Lande solche Mitteilungen nur für Neuer-Markt-Firmen vor. Mit dem für Inkrafttreten des Vierten Finanzmarktförderungsgesetzes – voraussichtlich noch in diesem Jahr – werden die Meldungen aber auch für deutsche Standardwerte obligatorisch. Merrill Lynch arbeitet bereits daran, diese Daten dann für den deutschen Markt auszuwerten.


Quelle

--------------------------------------------------------------------------------

Diesen Artikel habe in der Wirtschaftswoche gefunden. Ich finde ihn interessant und deshalb steht er hier. :)

Gibt es diesen "Insider-Indikator" auch für andere Euro-Länder? :confused:
sed

Beitrag von sed »

Von WO kopiert

Short-Positionierung an der Nasdaq auf Rekord-Niveau


Favoriten-Branchen der Leerverkäufer bleiben gleich, die Kandidaten wechseln

Die Short-Positionierung an der amerikanischen Technologie-Börse Nasdaq ist im März wieder stärker geworden. Die Gesamtzahl der leerverkauften Aktien stieg um fast 150 Millionen auf 4,588 Milliarden. Der Februar zeigte noch eine leichte Abnahme um 17,5 Millionen gegenüber dem Januar-Wert von 4,458 Milliarden.

Im Februar führte die Aktie der Betreibers von Glasfaser-Netzen Metromedia Fiber Network die Rangliste an. Ein "Verwandter", der Telekommunikations-Serviceprovider Worldcom ist auf Platz 5 zu finden. Auf den Rängen vier und acht lagen mit Applied Materials und KLA-Tencor zwei Anbieter von Chip-Equipment. Mit Riverstone und Network Appliance belegten im weit gefassten Sinne zwei Vertreter aus dem Telekommunikations-Equipment die Plätze 12 und 15. Das Biotechnologie-Unternehmen Amgen bekleidete Platz 7. Der Betreiber von TV-Netzen Comcast kommt auf Rang 9.

Im März wandelte sich das Bild deutlich: Jetzt führte der Anbieter von drahtlosen Kommunikationsdiensten Nextel das Feld an. Der Handy- und Infrastruktur-Hersteller Ericsson folgt mit einer im Monatvergleich verdoppelten Anzahl an leerverkauften Titeln. Chip-Weltmeister Intel belegt den dritten Platz. Die Anbieter von Telekommunikations-Equipment Ciena, Juniper Networks und Sonus belegen die Plätze 4, 6 und 8. Ordnet man im weiteren Sinne auch Network Appliance wieder hier zu, wird auch noch Platz 15 durch diesen Industriesektor belegt. Altera und PMC-Sierra tauchen als weitere Vertreter der Halbleiter-Zunft auf Rang 9 und 12 auf. Amgen rückt auf Platz 5 vor. Comcast fällt auf Rang 11 zurück. Der Nasdaq-Tracking-Stock belegt Platz 7.

Die von Leerverkäufern bevorzugten Branchen sind weiterhin die Telekommunikation samt Equipment und der gesamte Halbleiterbereich, einschließlich der Anbieter von entsprechenden Produktionssystemen.

Aus den Gesamtzahlen auf historischem Rekord-Niveau lässt sich einerseits ableiten, dass ein bedeutender Teil der Anlegerschaft auch im März noch nicht ernsthaft an eine Renaissance der Technologie-Aktien glaubte. Andererseits zeigt der allmählich häufigere Wechsel der Favoriten eine gewisse Unsicherheit an. Noch findet die Rotation allerdings im wesentlichen innerhalb der gleichen Sektoren statt.

Wo Schatten ist, ist auch Licht: Mit der zunehmenden Short-Positionierung baut sich Aufwärtspotenzial auf. Wenn Leerverkäufer durch nachhaltig steigende Kurse zum Eindecken ihrer Positionen gezwungen werden, gibt das einen Nachbrenner-Effekt. Solange allerdings die Lage über eine Strecke von einigen Tagen bis Wochen hinaus unklar bleibt und insbesondere immer wieder externe, poltisch-militärische Schocks drohen, dürften Leerverkäufer das Feld kaum in größerem Stile räumen.

Ein weiterer Schluss aus dem längerfristigen Verlauf der Shortpositionierung dürfte nahe liegen: Wenn branchenmäßig gesehen die Favoriten dauerhaft wechseln, könnte das ein wichtiges Zeichen dafür sein, dass eine Klimawende an der Börse ansteht.
sed

Beitrag von sed »

Anscheinend sind die Wirtschaftsmanager nicht alleine:(

12.04.2002 21:51 Uhr: Meinung von Steffen Christ

US-Verbraucher kochen auf Sparflamme


Die Krise im Nahen Osten und der Ölpreisanstieg scheint nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch die US-Konsumenten zu belasten. Der vorläufige Index des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan ist im April von 95,7 Punkten auf 94,4 Punkte gesunken. Erwartet hatten Analysten einen Anstieg auf 96,5 Punkte. Die Konsumlaune der Verbraucher scheint zu sinken, dafür sprechen auch die schwachen Einzelhandels-Umsätze im März. Ein Wachstumsschub für die Wirtschaft ist von der Nachfrageseite vorerst nicht zu erwarten.


Nachdem sich der private Verbrauch in der Rezession des vergangenen Jahres ungewöhnlich robust gezeigt hat, ist das Wachstumspotential der Konsumausgaben inzwischen nur noch gering. Dafür spricht nicht nur das sinkende Verbrauchervertrauen. Auch die Einzelhandelsumsätze sind in den vergangenen beiden Monaten hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Verbraucher ächzen unter einem beachtlichen Schuldenberg, mit 105 Prozent des verfügbaren Einkommen liegt die Verschuldung der US-Haushalte auf ihrem historischen Höchststand. Große Sprünge sind deshalb von der privaten Nachfrage in den kommenden Monaten kaum zu erwarteten.

Damit sollte auch die Erholung der US-Wirtschaft nur langsam voran kommen. Selbst die Industrie hat die in sie gesetzten Erwartungen bislang nicht erfüllen können. Zwar fiel der US-Einkaufsmanagerindex ISM im März mit einem Anstieg auf 55,6 Punkte besser als erwartet aus. Die realen Zahlen lassen aber noch keinen Wachstumsschub erkennen : Im Februar sind die Auftragseingänge in der Industrie um 0,1 Prozent gefallen, während Analysten mit einem Orderschub von einem Prozent gerechnet hatten.

Ein Trost bleibt den Aktienmärkten: Wenigstens mit Zinserhöhungen der Notenbanker müssen sie vorerst nicht rechnen. So lange das Erholungstempo der US-Konjunktur nicht anzieht und die Inflationsgefahr gering bleibt, werden die Währungshüter abwarten. Selbst die Explosion der Ölpreise scheint die Preisstabilität bislang nicht zu gefährden
, in der Kernrate legten Erzeugerpreise ist im März nur um 0,1 Prozent zu.

Die Wachstumsträume der US-Anleger sind nach den enttäuschenden Konjunkturzahlen vorerst geplatzt. Für eine schnelle Erholung der US-Wirtschaft gibt es zur Zeit wenig Anhaltspunkte. Eine Enttäuschung für die Anleger, auch wenn damit die Zinserhöhungs-Ängste vorerst aus dem Markt genommen wurden.

© 2002 sharper.de
Antworten