Wirtschaft,Zinssätze..die weitere Entwicklung/Auswirkungen!&

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membran

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Beitrag von membran »

Die USA wieder zurück auf dem Weg der Deflation?



von Jochen Steffens



Die gestern genannten US-Verbraucherpreise mit einem Anstieg um 0,1 % (auch in der Kernrate) wurde von den Märkten als Hinweis aufgefasst, dass die Inflation in den USA nicht weiter ausufert. Wie ich gestern beschrieben hatte, stieg damit die Hoffnung, dass die Fed nun die Zinsen doch nicht weiter anheben müsse.



Wo ist die Inflation? Alles eitler Sonnenschein?

Natürlich nicht. Aber man sollte bei diesen Zahlen schon beachten, dass gerade die gesunkenen Energiepreise mitverantwortlich für den niedrigen Anstieg der Verbraucherpreise gewesen sind. Es ist damit ein letzter klarer Hinweis, wie sehr die Inflation in den USA durch den hohen Ölpreis, die hohen Rohstoffpreise getrieben war/ist – ich hatte davon oft berichtet.


Der Ölpreis ist deutlich gesunken, beziehungsweise steigt nicht mehr weiter. Das führt dazu, dass auch die Energiepreise in den USA nicht mehr weiter steigen. Damit werden wir erst jetzt erfahren, wie es mit der Inflation in den USA wirklich bestellt ist.



Und da ist es wieder das alte Thema: Deflation oder Inflation

Vielleicht sind Sie schon so lange dabei, dass Sie sich noch erinnern. In 2003 hatte ich der USA den altbekannten Trick unterstellt: Vor Deflation zu warnen, um durch niedrige Zinsen eine Inflation zu generieren. Genauso ist es auch gekommen. Damals gingen alle davon aus, dass die USA in eine Deflation verfällt, wie Japan nach dem Crash 1990. Jetzt gehen wieder viele Menschen von einer weiter steigenden Inflation aus, welche die Fed bald nicht mehr kontrollieren kann.



Immer hübsch antizyklisch bleiben!

Sie kennen mich, für mich ist das ein Zeichen, sich so langsam wieder mit dem Thema "Deflation" zu beschäftigen. Natürlich noch etwas früh, wie gewohnt aber vor allen anderen. Aber diese These hat natürlich auch einen Grund:



Die Inflation in den USA ist offenbar durch die hohen Öl- und Rohstoffpreise mitverursacht. Wenn diese sinken, dann wird das einen ganz erheblichen dämpfenden Einfluss auf die Inflation in den USA haben. Doch nicht nur das.



Was passiert, wenn der Immobilienmarkt sich weiter abkühlt? Davon müssen wir ausgehen. (Ein Zusammenbruch, wie meine amerikanischen Kollegen seit über drei Jahren erwarten, wird wie oft schon geschildert, nicht erfolgen). Gleichzeitig ist die private Sparquote niedrig und die private Verschuldung hoch. Eine Abkühlung im Immobilienmarkt würde sofort dazu führen, dass den US-Bürgern weniger Geld zur Verfügung steht, um den US-Konsum weiter anzutreiben. Da die Löhne zwar langsam ansteigen, aber sicherlich nicht stark genug, um diesen Effekt auszugleichen, ist von dieser Seite keine Hilfe zu erwarten. (Einschub: Wenn den Verbrauchern nicht genug Geld zur Verfügung steht, dann können die Produzenten keine Preiserhöhungen durchsetzten, gleichzeitig wird bei geringerem Konsum der Konkurrenzkampf und damit der Preiskampf größer, beides führt zu stagnierenden oder fallenden Preisen.)



Verlangsamung der Geldumlaufgeschwindigkeit durch steigende Zinsen

Jetzt wird zusätzlich die ehemals durch niedrigen Zinsen angetriebene Geldumlaufgeschwindigkeit durch die vielen Zinserhöhungen in den USA nach und nach verlangsamt. Eine solche Verlangsamung begünstigt ebenfalls deflationäre Tendenzen. Das könnte also dazu führen, dass die Inflationssorgen sehr bald wieder durch Deflationssorgen ersetzt werden.



Die USA im Vergleich zu Japan

Die USA stand 2003 in Gefahr eine ähnliche deflationäre Entwicklung zu erleiden, wie Japan nach dem 1990er Crash. Eine dramatische Absenkung der Zinsen und eine enorme Ausweitung der Geldmenge sollte diesen Effekt verhindern. Die Fed wollte die gleichen Fehler, die Japan gemacht hatte, nicht auch machen und reagierte noch vehementer als damals Japan.



Die niedrigen Zinsen und die Ausweitung der Geldmenge führten zu einer Abwertung des Dollars. Wenn der Dollar weniger wert ist, muss man für die gleiche Menge Ware mehr von diesen Dollar hinlegen – kurz der Preis in Dollar steigt an. Das passierte auch. Alle Rohstoffpreise, einschließlich Öl, stiegen bei fallendem Dollar an. Diese deutlich anziehenden Rohstoffpreise bewirkten, wie gesagt, dass die deflationären Tendenzen in den USA "verdeckt" wurden.



Die Fed hatte eine bessere Ausgangsituation

Dann begann die Fed die Zinsen anzuheben, der Dollar erholte sich zwar etwas, aber aufgrund geopolitischer Unsicherheiten und massiver Käufe der USA (!) (Lagerbestände wurden erhöht) stieg der Ölpreis immer weiter. Aber auch die anderen Rohstoffe wurden aufgrund der hohen Nachfrage und diverser Selbstläufereffekte immer teurer. So konnten die USA die Zinsen anheben und der Dollar weiter steigen, ohne dass die deflationäre Tendenzen in den USA wieder sichtbar wurden. Damals sagte Alan Greenspan, dass die Situation in den USA eine andere sei als in Japan, weil den USA aufgrund ihrer Position ganz andere Mittel zur Verfügung stehen. So sehr mancher auch gegen diese Aussage gewettert hat, aus heutiger Sicht hat Alan Greenspan Recht behalten. Japan konnte nicht diesen Einfluss auf die Rohstoffpreise und daneben auch den Ölpreis nehmen, wie USA und war somit nicht in der Lage allein durch niedrige Zinsen die Deflation zu bekämpfen. (Hinweis: Erst jetzt, vielleicht auch als Folge der hohen Rohstoffpreise, kommt Japan so langsam aus dem deflationären Umfeld heraus.)



Die rohstoffgetriebene Inflation in den USA neigt sich dem Ende zu

Nun passiert aber folgendes: Der Ölpreis fällt, einige Rohstoffpreise zeigen Anzeichen von Schwäche. Die Preissteigerungsraten (es geht hier schließlich um "immer höhere Preise" und nicht um gleichbleibend hohe Preise) werden also nicht mehr über steigende Öl- und Rohstoffpreise angetrieben (zurzeit).



Gleichzeitig führen die höheren Zinsen in den USA zu einer Abschwächung der US-Wirtschaft. Da die USA als Konjunktur-Lokomotive der weltweiten Wirtschaftskraft gilt, wird sich damit auch die weltweite Wirtschaftskraft abschwächen. Das wiederum wird die Rohstoffnachfrage abflachen lassen und so kann es sein, dass die Rohstoffpreise noch viel weiter ins Trudeln kommen oder zumindest erst einmal nicht weiter steigen.



Und nun kommt die Deflationsgefahr wieder ins Spiel

Das alles natürlich nur, wenn die USA die Zinsen zu weit anheben. Dann würden diese beiden Effekte: "Starker Dollar gleich fallende Rohstoffpreise" und "Schwächere Wirtschaft gleich weniger Rohstoffnachfrage und damit fallende Rohstoffpreise" dazu führen, dass die Rohstoffpreise in Dollar deutlich einbrechen werden. Damit würde ein großer Teil der "inflationstreibenden" Faktoren wegfallen. Mit der Abkühlung des Immobilienmarktes und der niedrigen Sparquote und den hohen Schulden (die durch steigende Zinsen zudem höher belasten) würde das dazu führen, dass wir schnell wieder mit dem Thema Deflation in den USA konfrontiert werden.



Auf Deflation würde die Fed mit sinkenden Zinsen reagieren.

Das Ende des Zinserhöhungszyklus ist auf jeden Fall nahe, schließlich besteht sogar die Gefahr, dass die Fed die Zinsschraube bereits "überdreht" und aus oben genannten Gründen vielleicht früher als allgemein erwartet mit sinkenden Zinsen auf die ersten Anzeichen von Deflation reagieren müsste. Ich gehe aber davon aus, dass der Fed dieser Umstand durchaus bewusst ist, denn offenbar ist es ihr auch sehr geschickt gelungen, die Deflationsgefahren 2003 einzudämmen (etwas das diverse Kollegen vor gar nicht so langer Zeit als unmöglich (mit dem Beispiel Japans) bezeichnet haben, die gleichen übrigens, die jetzt die Inflation für unvermeidlich halten ...)


Wenn die Zinsen konstant bleiben oder sogar fallen, werden die USA-Märkte überproportional reagieren. Es kann also sein, dass wir gerade den langsamen und verholperten Start einer deutlichen Aufwärtsbewegung in den USA erleben.



Bullish?

Ich bin nach wie vor, wie seit Ende letzten Jahres bullish für die USA, und wäre noch viel bullisher, wenn nicht dieser Irankonflikt über den Märkten schweben würde. Gestern hat die USA einer der größten Offensiven im Irak gegen Aufständische gestartet. Kann es sein, dass die USA den Irak mit Gewalt befrieden will, um den Rücken frei zu haben, den Iran anzugreifen? Wer weiß.



Also, die Fundamentals sind bullish, die Märkte reagieren bereits. Schauen Sie sich den Dow an, er kletterte auf knapp 11.300 Punkte. Die 11.750 Punkte, das Allzeithoch im Dow zieht und zieht, man erkennt es daran, dass der Dow immer wieder zu den stärksten der drei Indizes S&P, Nasdaq und Dow gehört.



Aber denken Sie auch immer wieder an die dieses Mal von mir stammende Börsenweisheit: An den Börsen dauert alles länger, als man meistens denkt ...
membran

Beitrag von membran »

FOMC erhöht Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,75% an
28.03.2006, 21:35:42

WASHINGTON (Dow Jones)--Der Offenmarktausschuss (FOMC) der Federal Reserve hat seinen Leitzins am Dienstag wie erwartet um 25 Basispunkte auf 4,75%angehoben und seine Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen angedeutet. Wie es in dem am Abend veröffentlichten Statement zur Zinsentscheidung heißt, geht das FOMC davon aus, dass die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im vierten Quartal 2005 auf vorübergehenden Faktoren beruht hat. Im laufenden Quartal habe sich das Wachstum stark erholt, werde sich aber wohl wieder auf eine moderateres und nachhaltigeres Tempo verlangsamen.

Nach Einschätzung des FOMC hat der Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise bisher nur einen moderaten Einfluss auf die Kernteuerung gehabt. Dank anhaltender Produktivitätsgewinne sei der Anstieg der Lohnstückkosten unter Kontrolle geblieben und die langfristigen Inflationserwartungen seien eingedämmt. Allerdings sahen die Geldpolitiker das Risiko, dass mögliche Anstiege bei der Ressourcenauslastung im Verein mit hohen Preisen von Energie und Rohstoffen den Inflationsdruck erhöhen könnten.

Das FOMC ging unter den gegebenen Bedingungen davon aus, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich sein könnte, um die Risiken für das Erreichen von nachhaltigem Wachstum und Preisstabilität ausgewogen zu halten. Auf jeden Fall werde das FOMC auf Änderungen im Konjunkturausblick reagieren, falls dies für das Erreichen dieser beiden Ziele erforderlich sein sollte.
DJG/hab
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