Und ich sag noch, mach das nicht.....

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lodo
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Und ich sag noch, mach das nicht.....

Beitrag von lodo »

Millionengewinne durch Tippfehler an der Börse Tokio sollen in Notfallfonds fließen

Seoul/Tokio - Geschäft ist Geschäft. Auch wer wußte, daß er gerade Millionen wegen des dummen Fehlers eines anderen verdient, muß das Geld nicht zurückzahlen. So sind eben die Regeln an der Tokioter Börse. Ein Tippfehler kostete das Brokerhaus Mizuho Securities rund 300 Mio. Euro, eine Summe, die - abzüglich Gebühren - in anderen Handelsbüchern als Gewinn auftaucht. Jetzt könnten diese Profite auch noch steuerfrei bleiben.

Dies entschied nach längeren Überlegungen die Nationale Steuerverwaltung. Doch nur unter einer Bedingung: Wenn das Geld an einen neu gegründeten Fonds der Vereinigung Japanischer Wertpapierhändler überwiesen wird. Dieser Fonds ist eigentlich nicht gemeinnützig, doch in diesem Fall wollen die Steuerbehörden eine Ausnahme machen, denn der Fonds soll helfen, ein Notfall-Handelssystem zu finanzieren. Wie die vergangenen zwei Wochen zeigten hätte die Tokioter Börse ein solches auch nötig. Der Börsenchef hat wegen des Lapsus schon seien Hut nehmen müssen, im Topmanagement wurde der neue Posten eines Vorstands für Technik und Informatik geschaffen.


Neue Investitionen und Programme sind offensichtlich für das Haupthandelssystem in Tokio nötig. Zum einen stößt es gerade an Kapazitätsgrenzen, zum anderen kann es keine klar ersichtlichen Fehler erkennen - und deren Folgen minimieren. So geschehen am 8. Dezember 2005 in Tokio. Ein Händler von Mizuho vertippt sich. Ein Kunde ordnete den Verkauf einer J-Com-Aktie für 610 000 Yen an. Der Aktienhändler gab in das elektronische System aber den Befehl "verkaufe 610 000 J-Com-Aktien für 1 Yen" ein.


Nach ersten Untersuchungen erkannte das Computersystem der Tokyo Stock Exchange (TSE) durchaus eine Merkwürdigkeit. Der Verkaufspreis von 1 Yen lag deutlich unter dem für einen Tag zugelassenen Schwankungslimit. Automatisch setzte das System in sekundenschnelle diesen zulässigen Minimalwert - 572000 Yen - in die Rubrik "Verkaufspreis" ein. Als bei Mizuho der Fehler entdeckt wurde, versuchten die Händler den Auftrag, mit dem alten Datensatz, zu stornieren, doch diese existierten nicht mehr: einen Auftrag mit dem Preis von 1 Yen gab es nicht.


Der falsche Auftrag jedenfalls mußte ausgeführt werden, andere Handelspartner begriffen schnell, daß sie damit ein Schnäppchen machten. Die Mizuho-Finanzgruppe pocht inzwischen auf Schadenersatz von der Börsengesellschaft. Sechs Tokioter Brokergesellschaften, die wesentlich von dem Tippfehler profitiert haben, erklärten sich schon bereit, das unerwartet schnelle Geld aus dem Mißgeschick an den neuen Fonds zu überweisen. bew




Artikel erschienen am Do, 26. Januar 2006
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