Yale-Vermögensverwalter: in 20 Jahren 16 Prozent pro Jahr

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The Ghost of Elvis
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Yale-Vermögensverwalter: in 20 Jahren 16 Prozent pro Jahr

Beitrag von The Ghost of Elvis »

Der Vermögensverwalter der Yale-University

Schade, daß man sein Geld nicht an amerikanischen Privat-Unis investieren kann: Deren Finanzmanager erzielen regelmäßig eine traumhafte Performance. David Swensen von der Elite-Universität Yale ist einer der erfolgreichsten Vermögensverwalter. Gegenüber FundResearch erklärt er sein Rezept.

Swensen schaffte in 20 Jahren 16 Prozent pro Jahr

Bei einem Cocktailempfang im vergangenen Frühjahr hatte der Präsident der amerikanischen Elite-Universität Yale ein Plakat an die Wand gehängt. Es listete auf, wer wieviel zum Vermögen der Universität beigetragen hat: Auf den vorderen Plätzen landeten erwartungsgemäß Stiftungen von Investmentbanken wie Harkness und Mellon oder altehrwürdigen Industriellen-Clans. Die Wohltäter spendeten eindrucksvolle Summen von mehreren hundert Millionen Dollar. Auf Platz 1 jedoch stand ein weniger bekannter Name: David Swensen. Sein Beitrag: 7,8 Milliarden Dollar.

Swensen ist weder edler Spender noch Multimilliardär. Der 51jährige öffentlichkeitsscheue Ökonom legt hauptberuflich das Vermögen der Universität an. Mit weniger als 20 Mitarbeitern verwaltet er in einer viktorianischen Villa auf dem Yale-Campus in Connecticut das mittlerweile auf über 15 Milliarden Dollar angewachsene Kapital. Und zwar höchst erfolgreich. In seiner 20jährigen Amtszeit brachte es Swensen auf die beachtliche Performance von 16 Prozent pro Jahr. Verglichen mit dem durchschnittlichen Return anderer Unis heimste Yale in dieser Zeit zusätzliche 7,8 Milliarden Dollar ein.

An Amerikas Spitzenuniversitäten arbeiten extrem fähige Finanzjongleure

Das sind Zuwachsraten, von denen die meisten Privatanleger nur träumen können. Tatsächlich stehen hinter zahlreichen amerikanischen Privatuniversitäten extrem fähige Finanzjongleure. Zum Beispiel wuchs Harvards Vermögen im vergangenen Jahr um mehr als 21 Prozent. Im Durchschnitt kletterte der Kontostand der 25 reichsten US-Bildungsinstitute 2004 um 17 Prozent.

Kein Wunder, daß die Wall Street den Universitäten schon so manchen Manager abgeworben hat. Zuletzt verließen sechs Investmentspezialisten die Elite-Schmiede Harvard, darunter auch der Chief Investment Officer Jeff Larson, der einen eigenen Hedgefonds gründete. Ihnen war vorgeworfen worden, unverhältnismäßig hohe Honorare bezogen zu haben – jeder kassierte rund 20 Millionen pro Jahr.

Swensens Mantra lautet "Diversifikation, Diversifikation, Diversifikation" :!:

Dieser Betrag dürfte am neuen Arbeitsplatz eher die unterste Grenze des Gehaltsspektrums ausmachen. Aber ob die Spezialisten als "normale" Fondsmanager ihre Performance-Rekorde halten können? Schwerlich. Denn die Anlagestrategie, die sich die meisten Uni-Manager – was sie auch offen zugeben – von Yales David Swensen abgeguckt haben, ist alles andere als populär und läuft in mancher Hinsicht traditionellem Fondsmanagement entgegen.

Als Swensen 1985 seinen Posten in Yale antrat, waren drei Viertel des Vermögens in amerikanischen Aktien und Anleihen investiert. Für den neuen Anlagechef ein Unding: Ein viel zu großer Teil des Portfolios war damit vom Auf und Ab des US-Markts abhängig. Swensens Mantra dagegen lautet "Diversifikation, Diversifikation, Diversifikation". Heute sind nur noch 22,5 Prozent der Gelder in US-Papieren angelegt. 17,5 Prozent steckt Swensen in Private Equity. 15 Prozent gehen in ausländische Aktien, 20 Prozent in Immobilien, Öl, Gas und Holzwirtschaft. Die übrigen 25 Prozent setzt er auf "Absolute Return"-Strategien – mit anderen Worten: Hedgefonds.

Für Swensen zählt das Gesamtrisiko im Depot

Diversifikation ist heilig. :!: Swensen interessieren nur Marktsegmente, die für sich genommen ein durchaus hohes Verlustrisiko mit sich bringen. :!: Denn das ist der Preis für die hohe Renditechance. Doch innerhalb eines gut diversifizierten Depots verschwindet ein Teil des Risikos, ohne daß der Ertrag im gleichen Ausmaß gemindert wird. Für Swensen zählen Renditechancen und Risiken einzelner Anlagen nur im Hinblick auf das Gesamtrisiko im Depot. Die Verteilung der Gelder auf verschiedenste Marktsegmente ist deshalb sein oberstes Gebot.

Aktien und direkte Beteiligungen prägen das Depot, und da ist alles erlaubt, was das Risiko mindert – ohne die Rendite runterzuziehen. "Ich mag auch illiquide, ineffiziente Marktsegmente, alles abseits vom Mainstream", gibt der als leicht exzentrisch verschrieene Manager zu.

Swensen rebalanciert sein Portfolio regelmäßig :!:

Sein Anlagehorizont liegt bei drei bis fünf Jahren. Am wichtigsten ist ihm jedoch, daß die Anteile der verschiedenen Marktsegmente am Portfolio konstant bleiben. Das bedeutet: konsequentes Rebalancieren. Steigt beispielsweise der Wert des ausländischen Aktienportfolios auf Grund von Kursgewinnen auf mehr als 15 Prozent des Gesamtvermögens, muß verkauft werden – bis das Verhältnis wieder stimmt.

Genauso gilt: Fallen die Werte, heißt es nachkaufen. :!: Das sind oft "schmerzhafte" Entscheidungen – die kaum jemand so durchzieht wie Swensen. Die Wettbewerber geben zähneknirschend zu: "Er ist einfach verdammt besser als wir."

"Ich glaube, Swensen hat sogar Schulkameraden von mir angerufen"

Mit der konkreten Investition beauftragt Swensens Team externe Manager. Wer die Yale-Millionen, etwa für seinen Hedgefonds, erhält, ist Ergebnis eines harten Auswahlprozesses. Swensens Nachforschungen über das Können der Kandidaten sind berüchtigt. "Ich glaube, er hat sogar Schulkameraden von mir angerufen", scherzt Doug Shorenstein, Chef einer Immobilieninvestment-Firma, die für Yale arbeitet.

Einen derartigen Aufwand kann der private Anleger kaum treiben, um den richtigen Fondsmanager für sein Vermögen zu finden. Für David Swensen ein wichtiger Grund, warum sich seine Anlagestrategien nicht ohne weiteres übertragen lassen. "Individuelle Anleger haben überhaupt keinen Zugang zu qualitativ hochwertigem aktivem Vermögensmanagement", konstatiert der erfolgsverwöhnte Investor.

Gewinner verkaufen, Verlierer kaufen :!:

Auch Private müssen streuen. Wer seiner Meinung nach kein "qualitativ hochwertiges Vermögensmanagement" leistet, darüber nimmt der Finanzexperte kein Blatt vor den Mund. In Swensens neuem Buch "Unconventional Success",gibt es kaum eine Seite, auf der er nicht gegen das milliardenschwere Investmentfondsgeschäft wettert.

"Über 80 Prozent aller Fonds schlagen den Markt nicht", sagt Swensen. Doch mit einem guten Fonds ist es noch nicht getan. Auch Privatinvestoren sollten regelmäßig neu diversivizieren, wenn sie ansehnliche Renditen bei reduziertem Risiko wollen. Ob vierteljährlich oder nur einmal pro Jahr – Gewinner verkaufen, Verlierer kaufen :!: – eine Prozedur, die ganz sicher nicht jedem liegt. "Aber sonst machen Sie denselben Fehler wie viele Kleinanleger: bei hohen Kursen einsteigen, bei fallenden Kursen verkaufen", sagt Swensen.

Viele Freunde kann sich der Yale-Manager mit seinen Aussagen im Fondsbusiness nicht gemacht haben. Einige pensionierte Investment-Veteranen hätten ihm allerdings schon recht gegeben, erzählt Swensen. "Bei den anderen", setzt er locker hinzu, "warte ich eben, bis sie in Rente gehen."

Universität Yale
Zehn US-Präsidenten (u.a. Bill Clinton und Bush senior und junior) sowie 16 Nobelpreisträger haben hier studiert. Im Foyer der Bibliothek ist ein Original der Gutenberg-Bibel ausgestellt. Derzeit haben u.a. Robert J. Shiller und William D. Nordhaus eine Professur in Yale.


Die Yale –Philosophie: Immer wieder neu mischen :!:
Meßbare Minderung des Risikos bei vorgegebener hoher Renditeerwartung – daß man dieses Ziel durch konsequente Streuung der Investments erreicht, ist seit der Portfoliotheorie von Henry Markowitz :!: in den 50er Jahren Standardwissen der Finanzmanager. Doch kaum jemand arbeitet wohl so intensiv an der Risikominderung seiner Anlagen bei so hohen Renditezielen wie Swensen.

Der Yale-Guru empfiehlt Privatanlegern Indexfonds. Die bilden den Markt preiswert ab. Darüber hinaus legt er Anlegern eine ebenso strenge Depotaufteilung ans Herz, wie er sie bei seinem Portfolio durchsetzt. Allerdings ist die Version für Kleinanleger um Längen konservativer: So rät er zu einem Drittel an festverzinslichen Papieren – eine Kategorie, die er selbst kaum einsetzt. Die scheinbar langweilige Verteilung des Portfolios ist jedoch keine Aufforderung an Privatanleger, zu kaufen und sich dann gemütlich zurückzulehnen. Auch von ihnen erwartet Swensen diszipliniertes Rebalancieren :!: , um unerwünschte Anhäufungen von Risiken aus dem Depot zu entfernen.

Yale-Depot
1. Absolute Return / Hedgefonds: 25% :!: :!:
2. US-Aktien und US-Bonds: 22,5%
3. Immobilien: 20%
4. Private Equity: 17,5
5. Aktien ex USA: 15%

(fundresearch.de)
Papstfan
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Beitrag von Papstfan »

Gewinner verkaufen, Verlierer kaufen – eine Prozedur, die ganz sicher nicht jedem liegt.


Den Satz kann man sicher ganz dick unterstreichen!
ora et labora!
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Fondsfan
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Beitrag von Fondsfan »

Von der früer so hochgelobten Yale-Vermögensverwaltung habe
ich aber schon lange nichts mehr gehört.

Sind die immer noch so erfolgreich und wenn ja, womit?
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lloyd bankfein
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Beitrag von lloyd bankfein »

Durchschn. Rendite von Swensen(Yale) in den letzten 20 Jahren ca 14%.
Im Geschäftsjahr 2008/2009 (Stichtag 30.6.) aber -25%. Das vor der Krise erreichte Vermögen von ca 23 Milliarden Euro hat der Yale-Fonds noch nicht wieder erreicht.
Lesenswerter Artikel vor einigen Monaten bei der Faz. Dabei wird der Yale- mit dem norweg. Staatsfonds verglichen:
faz.net
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Beitrag von Fondsfan »

Danke für den Hinweis - ein lesenswerter Artikel.
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MHeinzmann
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Beitrag von MHeinzmann »

Swenson erzielt seine Überrendite in Anlage in illiquiden Asserts. Weil nach der Finanztheorie die eine erhöhte Risikorendite haben.
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Fondsfan
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Beitrag von Fondsfan »

MHeinzmann hat geschrieben:Swenson erzielt seine Überrendite in Anlage in illiquiden Asserts. Weil nach der Finanztheorie die eine erhöhte Risikorendite haben.
Finanztheorie hin oder her: den Erfolg illiquider Anlagen kann man
immer erst beurteilen, wenn die Anlage verkauft und das Geld
zurückgekommen ist.
Zwischenergebnisse haben den Geruch der Schönrechnerei.

Als eines von vielen Beispielen denke man nur an die "offenen"
Immofonds.
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