Herrn Bushs Kriegsgrund

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Moderator: oegeat

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Alexandra

Herrn Bushs Kriegsgrund

Beitrag von Alexandra »

Jeder wusste, dass es nur und ausschließlich ums Öl ging. Jetzt wird das immer offensichtlicher:

SPIEGEL ONLINE vom 23. November 2005

Geheimverhandlungen über irakische Ölreserven

Einige britische und amerikanische Ölkonzerne sind auf dem besten Wege, die lukrative Ölförderung im Irak unter ihre Kontrolle zu bringen. Das ergab eine Studie mehrerer politischer Organisationen. Für den Irak könnte das Einnahmenverluste in Milliardenhöhe bedeuten.

Hamburg - Bereits vor einiger Zeit hatte die irakische Regierung angekündigt, ausländische Investoren für die Förderung irakischen Öls suchen zu wollen. Allerdings wollten die Verantwortlichen damit eigentlich bis nach den Parlamentswahlen im Dezember warten. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass eine offene Debatte über die Konditionen für die lukrativen Investitionen stattfinden kann.

AP
Brennende Ölpipeline im Irak: Durch Krieg und Sanktionen völlig zerstört
Einer Studie zufolge verhandeln Vertreter des Ölministeriums in Bagdad jedoch längst im Geheimen mit ausländischen, vor allem britischen und amerikanischen Ölkonzernen wie BP und ChevronTexaco. Der Report wurde gemeinsam von mehreren Organisationen wie War on Want, Platform und die New Economics Foundation veröffentlicht.

Derzeit würde über sogenannte Production Sharing Agreements (PSA) verhandelt - Verträge, die die Nutzungsrechte für die Reserven für 20 bis 40 Jahre den Konzernen überlassen. In den Gesprächen gehe es um rund 60 bisher noch nicht erschlossene Ölfelder, die fast 64 Prozent der irakischen Ölreserven bergen. Der Irak sei kurz davor, die noch nicht erschlossenen Erdölfelder für Jahrzehnte in die Kontrolle der großen Ölmultis zu geben. Das Land tappe in eine "alte koloniale Falle", warnt der Bericht.

Man habe zahlreiche Beweise, dass die amerikanische und die britische Regierung massiven Druck auf den Irak ausübten, erklären die Verfasser des Reports. "Unter dem Einfluss der USA und Großbritanniens machen mächtige irakische Politiker und Technokraten Druck, damit alle noch nicht erschlossenen Ölfelder an multinationale Ölkonzerne übergeben werden", sagte der Autor des Reports, Greg Muttitt von der Gruppe Platform.

Sollten die Verträge über die Nutzungsrechte tatsächlich wie geplant abgeschlossen werden, würde der Irak der Studie zufolge auf Einnahmen zwischen 74 und 194 Milliarden Dollar verzichten - bei einem angenommenen Weltmarktpreis von 40 Dollar pro Fass Öl. Derzeit kostet ein Fass fast 20 Dollar mehr. Die PSA zur Nutzung der irakischen Ölreserven habe das US State Department bereits vor der amerikanischen Invasion vorgeschlagen.

"Wir brauchen solche Verträge"

"Die Menschen werden sich immer stärker darüber bewusst, dass es beim Irakkrieg um Öl, Profite und Plünderung ging. Obwohl Politiker das als Verschwörungstheorie bezeichnen, zeigt unser Report detailliert, dass die Profite gut in die Pläne der Öl-Multis passen", erklärte Louise Richard, Geschäftsführerin der Organisation War on Want.

Ein Sprecher des britischen Außenministeriums erklärte dagegen, die irakische Ölindustrie benötige dringend zahlungskräftige Investoren. Schließlich habe sie jahrelang unter der Herrschaft Saddam Husseins, unter den Sanktionen der Uno und unter Plünderungen und Anschlägen gelitten. "Die irakischen Autoritäten haben klargemacht, dass die Entscheidung über diese Angelegenheit in ihrer Hand liegt, aber sie verstehen, dass eine Menge an Investitionen nötig ist." Es sei nicht überraschend, dass der Irak ausländische Fachleute zu Rate ziehe, um die Schlüsselindustrie des Landes wieder auf Vordermann zu bringen.

Auch der irakische Vize-Premier Ahmed Tschalabi verwies auf die Notwendigkeit des Know-how-Imports: "Um die Ölförderung in großen Ausmaß zu steigern, brauchen wir Production Sharing Agreements."

Die angeblichen Beweise des Reports über Geheimverhandlungen mit den Konzernen seien aus dem Zusammenhang gerissen, erklärte zudem Shamkhi Faraj, einer der für die irakische Ölindustrie Verantwortlichen: "Wir sind längst nicht so weit in den Verhandlungen, und wenn wir es sind, dann wird alles für offene Ausschreibungen und Diskussionen getan werden. Jeder, der will, wird daran teilnehmen können."


Anmerkung: vor dem Krieg hatten allerdings die Franzosen die besten Karten für einen Deal mit Saddam in der Hand. Ja, ja. Wie sich die Dinge ändern.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,386488,00.html
Turon

Beitrag von Turon »

Nein, das ist falsch. Der Kriegsgrund war wie schon immer seit dem Beginn der Menschheitsgeschichte irgendetwas. Zum Beispiel Terror, zum Beispiel Al-Qaida, zum Beispiel Rache oder zum Beispiel auch Angst vor einem Gegenangriff, wo der angebliche Feind zuerst angreift.

Erklärt wurde die Kriegsnotwendigkeit nur mit Notwendigkeit des Beschützens eigene Lebensgewohnheiten (Raum,Sprache) bzw beänstigender Wehrhaftigkeit eines potentiellen Gegners, der aufgrund seiner Stärke/Übermacht eine echte Bedrohung sei.

In der Tat ging es aber bei den allermeisten Kriegen nur um eine einzige Sache: um Kriegsbeute, Machtausdehnung, Machtdemonstration aus eigener Stärke und Schwäche heraus.

Beispiel Amerika: Usa ist militärisch eine absolute Übermacht, am weitesten
entwickelt, gleich nach Rußland. Gleichzeitig aber ist USA ein Staat, der ohne wirtschaftliche Dynamik und ihrer Entwicklung wirtschaftlich vor dem Aus steht. Um hier entgegenzuwirken, muß man die eigene Abhängigkeit
von anderen reduzieren, bzw. andere Staaten von sich selbst abhängig machen.

Aufgrund dieser Tatsache war es vorhersehbar im Jahre 2000-2001, daß es zu einer drastischer Umwälzung kommt, die radikal, völlig unerwartet über die Menscheheit einbrechen wird. Es ging dann los mit einem Paukenschlag
WTC - die Nation die Welt das Gute wurde angegriffen, beleidigt und entwürdigt. Seit diesem Zeitpunkt sind die Tore für die Zustimmung einer
Invasion sonst wo auf der Welt sperrweit offen.

Was wirklich interessant ist: die Motive sind dabei in aller Regel völlig nebensächlich, Hauptsache ist doch - das man für einen bestimmten
Moment vollkommene Rückendeckung als Staatsführer hat, der dann
seinen Plan vorab schon einmal legalisieren kann, was im Falle von G.Bush ebenfalls der Fall ist. Unter dem Vorwand des Schutzes des christlichen Glaubens, der Freiheit und Demokratie - im Moment der völliger Vernebelung der Sinne, könnte Bush jedem Amerikaner jeden Schrott verkaufen, Waschmaschine, defektes Auto etc. - den Kaufvertrag würde schlicht und einfach jeder unterzeichnen - wenn man ihm suggeriert hätte es sei zu seinem eigenen Schutz vor den bösen Terroristen.

Aber im Grunde genommen stimmt der Artikel sehr wohl. Wer die Hände am Ölhahn hat, kontrolliert alle Abtrünnigen wie auch die Zielscheiben - auch künftige. Ich glaube aber, daß das irakische Erdöl nur eine Etappe ist.

Gruß.
Alexandra

Beitrag von Alexandra »

Hallo Turon! Stimme voll mit Dir überein. Ohne semantische (Haar)spaltereien betreiben zu wollen: Der Grund für Herrn Bush, warum er im Irak interveniert hat war die Kontrolle über das Öl, also die Kriegsbeute, wie Du richtig schreibst.

Derr Grund, den man genannt und dem eigenen Volk verkauft hat war und ist (vermeintliche) Sicherheit.

Das von Dir erwähnte "Irgendwas" (Terror 09/11) war der Anlaß. Dieser Anlaß hätte jedoch nicht gereicht, also brauchte man noch dazu eine Lüge: illegale Waffendepots.

Schade ist nur, dass die Amerikaner das nicht begreifen (wollen?)
Turon

Beitrag von Turon »

Hallo Alexandra
Schade ist nur, dass die Amerikaner das nicht begreifen (wollen?)
Diejenigen die es begreifen, wissen auch, daß sie dann gar keine Chance haben Ihr Guthaben zu verteidigen. Diejenigen die es partout nicht begreifen wollen, sind diejenigen die aus purer Existenzangst eigener Familien zum Beispiel als freiwillige Söldner in den Irak ziehen, oder aus purer Existenzangst sich mit diesem Thema überhaupt nicht beschäftigen, weil sie 3 Jobs machen müssen.

So ist das zum Beispiel bei uns in PL. Die allermeisten Menschen begreifen was los ist, daß Niemand dem Herr Bush gebeten hat, den Erdball zu verwalten und Polizisten zu spielen. Allerdings sind auch die meisten darum besorgt, daß Rußland immer noch eine Macht ist, die militärisch aufrüstet.
Und dann sieht man auch die Problematik Deutschlands ebenfalls - es gibt durchaus schon sehr viele Menschen, die glauben die europäischen Verhältnisse werden sich in absehbarer Zeit drastisch zuspitzen, deswegen
macht Polen lieber bei den Amis mit.

Offensichtlich sieht man darin schlichten Opportunismus. Was wirklich unschön ist, ist die Tatsache, daß die daraus entstandenen Kollateralschäden die man in Kauf zu nehmen bereit ist sehr wohl an einen
3. Weltkrieg hinreichen. Zwar macht sich jeder Hoffnung, so weit wird es ja nicht kommen; aber wie man im Falle USA sehr schön sieht - nach Afghanistan und Irak ist das Ende der anzüglichen Bemerkungen noch lange nicht das Ende. Sehe Iran-Frage, sehe Syrien-Frage.

SPÄTESTENS JETZT wäre damit der Demokrat dazu aufgerufen sich umzuorientieren, derart argumentierende Regierungen abzuwählen.
Aber genau das geschieht eben überhaupt nicht.


Gruß von T.
lodo
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Beitrag von lodo »

"Dieses Land war ein einziges Konzentrationslager"
Kanan Makiya zum Überlebenskampf im Irak


DIE WELT: Viele Deutsche bangen um das Schicksal der im Irak entführten Archäologin Susanne Osthoff. Wie sehen Sie ihre Lage?


Kanan Makiya: Die Entführungen sind nicht, wie im Westen oft vermutet wird, Teil eines Aufstands. Mit Bezeichnungen wie "Widerstand" wird das fälschlich geadelt. Es geht bei diesem Aufstand nicht so sehr um den Kampf gegen die Besatzung. Es ist ein Kampf der alten gegen die neue Ordnung, der Zusammenbruch der zentralen staatlichen Autorität. Die übergroße Mehrzahl der Entführungen betrifft Iraker. Sie haben mehr mit Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Misere zu tun als mit Politik, obwohl beides ineinandergreift und die Kriminellen sich mit den politischen Gruppen oft um Entführungsopfer streiten.


DIE WELT: Susanne Osthoff betrachtet sich, ähnlich wie die von ihren Entführern ermordete Margret Hassan, als Freundin des irakischen Volkes, als Unterstützerin im Kampf gegen eine Besatzungsmacht. Wie sehen Sie diese Form der Solidarität?


Makiya: Es gibt eben Leute, die fast völlig blind sind für die Situation, in der sie sich bewegen. Frau Osthoff hat geglaubt, sie sei eine Verbündete der Aufständischen. Jetzt muß sie feststellen, daß die sie gnadenlos ausnutzen und es ihnen völlig gleichgültig ist, auf wessen Seite sie steht. Ihr Fall erinnert mich an den der italienischen Journalistin Giuliana Sgrena, die noch nach ihrer Freilassung behauptet hat, das Ganze sei ein Produkt der amerikanischen Willkürherrschaft.


DIE WELT: Alles scheint immer schlimmer zu werden, jeden Tag Entführte, Tote, Bomben. Müssen wir uns auf einen permanenten Krieg gefaßt machen?


Makiya: Das Problem ist, daß der Krieg, der 2003 hätte stattfinden müssen, eigentlich nicht stattgefunden hat. Saddams Armee ist nicht besiegt worden, sie hat sich nur in Luft aufgelöst. Es gab beim Vorrücken auf Bagdad ja praktisch keinen Widerstand. Sie müssen sich das so vorstellen, als hätten die Amerikaner nach 1945 die Waffen-SS und die Gestapo unbehelligt gelassen. Man hat kaum jemanden verhaftet, man hat eine Art Appeasement versucht. Die Rhetorik der Amerikaner war immer eine von "Befreiung" - wahrscheinlich aus Rücksicht auf die eigene Bevölkerung -, dabei hätte man von "militärischer Niederlage" sprechen und diese auch erkämpfen müssen.


DIE WELT: Viele glauben, es gäbe zwei Iraks: den der westlichen Medien, in denen nur die brennenden Autos gezeigt werden, und den Irak, in dem es aufwärts geht.


Makiya: Es ist eben nicht so schwarzweiß. Man muß sich einfach klarmachen, daß diese Leute hier nicht nur 30 Jahre unter einem Regime hinter sich haben, das selbst nach den Maßstäben des Nahen Ostens unfaßbar brutal war. Obendrein haben sie zwölf Jahre unter Sanktionen durch die Weltgemeinschaft gelebt, die das Regime vielleicht gegenüber den Nachbarländern, aber nicht nach innen geschwächt haben. Sie hatten Angst, Haß, Wut, Mißtrauen gegen den Nachbarn oder den eigenen Sohn, denn jeder, der eine Stelle wollte, mußte erst jemanden denunzieren - egal mit welchem Vorwurf, egal mit welchem Wahrheitsgehalt. Dieses Land war ein einziges Konzentrationslager. Man hat es mit einer von Grund auf verrohten Gesellschaft zu tun. Und Sie können uns alles vorhalten: daß es keine Sicherheit auf den Straßen gibt, daß es Gewalt gibt, daß es Arbeitslosigkeit gibt. Aber daß die Situation nicht besser geworden ist als unter Saddam: das sagen Sie uns bitte nicht.


DIE WELT: Als kürzlich ein Folterkeller in einem Gebäude des Innenministeriums gefunden wurde, in dem eine schiitische Miliz ihren sunnitischen Gefangenen die Haut abzieht, fühlte sich sogar der Ex-Präsident Allawi an Saddam erinnert.


Makiya: Aber heute werden solche Dinge angesprochen, aufgeklärt und, hoffentlich, so bald wie möglich abgeschafft. Die Zeitungen berichten darüber, die Leute sprechen darüber. Das wäre früher undenkbar gewesen. Es gibt mehr Autos, überall wird gebaut, die Leute kommen zurück aus Kanada und kaufen sich ein Haus in Bagdad. Der große Unterschied ist: Es gibt jetzt Hoffnung.


DIE WELT: Manche Hoffnung auf die Verfassung hat sich aber nicht erfüllt: Sie basiert auf der Scharia (islamische Rechtsordnung), und sie scheint dem Zerfall des Landes zuzuarbeiten.


Makiya: Gut, es ist kein besonders schönes Dokument. Es spiegelt eben die Lage, in der es verfaßt worden ist. Rechte der einzelnen und islamisches Recht stehen da nebeneinander. Mir macht vor allem das Paradox Sorgen, daß man sich - aus lauter Angst vor einer erneuten Unterdrückung von Minderheiten - dazu entschlossen hat, den Zentralstaat so zu schwächen. Indem man aber die Rechte der Regionen stärkt, stärkt man auch die Aufständischen.


DIE WELT: Was könnte Deutschland tun, um Ihnen zu helfen?


Makiya: Ich habe mit meinen Freunden von der Iraq Memory Foundation zwei Millionen Dokumente aus der Saddam-Ära gesammelt, denn das Regime war erfreulicherweise sehr erpicht darauf, alles festzuhalten: Verhörprotokolle, Denunziationsschreiben, Einsatzbefehle. Wenn wir Iraker miteinander leben wollen, muß die Architektur dieser Republik der Angst jedermann vor Augen stehen. Wir suchten Rat und Hilfe beim Umgang mit diesen Dokumenten und stießen auf die ehemalige Gauck-Behörde. Was helfen würde, sind nicht Soldaten oder Krankenschwestern, sondern vor allem ein neuer Ton: ein Verständnis dafür, daß wir mehr sind als eine Kolonie, daß im Irak der Kampf gegen den Terror gewonnen werden muß, der auch Deutschland etwas angeht. Daß wir ein Land im Übergang zu einem besseren Leben sind.


Der irakische Architekt Kanan Makiya (55) schrieb unter Pseudonym 1989 das Buch "Republik der Angst" über Saddams Herrschaft. Seit 1986 lebt er im US-Exil, lehrt unter anderem in Harvard. Nach dem Krieg gründete er in Bagdad die Iraq Memory Foundation, um die Diktatur aufzuarbeiten. Mit ihm sprach Mariam Lau.


Artikel erschienen am Die, 6. Dezember 2005
Turon

Beitrag von Turon »

Hallo Lodo!

Ich möchte nicht unfair erscheinen, daher will ich Dein Rechtsbewußtssein einwenig schärfen.

1) Wann ist die USA in den Irak einmarschiert?
2) Wann wurde der Sieg über den irakischen Regime verkündet?
3) Warum gibt es immer noch massivste und nicht aufhörende Attacken
der irakischen Guerillia-Kämpfern hauptsächlich auf amerikanische
Soldaten?
.

Daß Besatzer eines Landes nicht zwingend gehaßt werden, weil sie Besatzer sind, dafür gibt es mehr Beispiele als genug. Sie sind selbst ein Teil der deutscher Geschichte.

Ist Dir denn bewußt, daß die unterdrückte Bevölkerung von Ukraine, als Hitler Rußland angegriffen hat, die SS und die Wehrmacht als BEFREIER und Freunde angesehen haben? Daß sie sofort solidarisch gegen das Regime Sowjets gekämpft haben? Daß sie bereitwillig die Deutschen mit allem möglichen versorgt haben?

Kanan Makiya kann von mir aus erzählen was er will. Es kommt kein Stückchen Realität dabei heraus. Die Realität erlebst permanent wenn Du wieder mal eine Meldung erfährst, daß wieder mal ein Kamikaze-Mensch
vollgespickt mit Sprengstoff, Anschlag auf ein US-Stützpunkt verübt hat. Um wirtschaftliche Misere geht hier überhaupt nicht, oder um den Elend. Ein toter Vater ist noch weniger für die Familie vom Nütze, als ein Vater der
arbeitslos ist, dennoch irgendetwas in der ist jederzeit zumindest zu essen zu besorgen.
Fragen wir mal anders? wer hat ihn letztendlich verursacht?

Wenn USA den Irakis hätte helfen wollen, hätte sie Saddam Hussein bereits im ersten Golfkrieg eliminieren müssen, was sehr sicher auf in der breiter Öffentlichkeit Zustimmung fände. Sie tat es nicht. Dabei waren die Zeichen damals absolut günstig.

Was den Widerstand angeht:
Manche nennen das Unsinn. Manche andere sehen darin offenkundig
Mut der Verzweiflung unter den Irakis, die sich ausdrücklich die Amerikaner in ihrem Land absolut nicht wünschen, was ich generell nicht nur
verstehen, aber auch unterstützen kann. Sie haben kein Recht da zu sein.


Die Amis haben im zweiten Golfkrieg mit Irak angeblich drei mal soviel uranangereichtertes Uran verschossen, daß kaum abzusehen ist, daß sich die Lage der kriegsverwundenen Betroffenen Irakis jemals ändern wird.

Ich kann mir schlecht vorstellen, ob das Regime unter Hussein schlimmer als das gewesen ist.

Gruß von T.
lodo
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Registriert: 05.09.2005 13:28
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Beitrag von lodo »

SPIEGEL ONLINE - 07. Dezember 2005, 18:50
URL: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/ ... 58,00.html
Eklat bei Nobelpreisrede

Pinters Frontalangriff auf die USA

Wer altersmilde Dankesworte erwartet hatte, wurde von einem Donnerschlag überrascht: Der diesjährige Literaturnobelpreisträger Harold Pinter nutzte seine heute veröffentlichte Rede für eine massive Amerika-Kritik. Fazit: Die USA sind "brutal, verächtlich und skrupellos".

Letztes Jahr hatte sich Elfriede Jelinek noch in ausladende Sprachartistik eingesponnen, von Politik oder gar Gesellschaftskritik kein Ton. Ganz anders der britische Dramatiker Harold Pinter, der in seiner gerade veröffentlichten Literaturnobelpreisrede die Gelegenheit nutzte, über die Suche des Schriftstellers nach Wahrheit zu sprechen - und wie diese Suche von korrupten Machthabern immer mehr erschwert wird.

Durchgespielt wurde diese These am Beispiel der USA, die Pinter systematischer Verbrechen in aller Welt beschuldigte. So erklärte er in der in Stockholm auf Video abgespielten Rede, Amerika zerstöre souveräne Staaten mittels Korruption und verdeckter Gewalt. Man verfahre so, "dass man das Herz des Landes infiziert, dass man eine bösartige Wucherung in Gang setzt und zuschaut wie der Faulbrand erblüht. Ist die Bevölkerung unterjocht worden oder totgeprügelt - es läuft auf dasselbe hinaus - und sitzen die eigenen Freunde, das Militär und die großen Kapitalgesellschaften bequem am Schalthebel, tritt man vor die Kamera und sagt, die Demokratie habe sich behauptet".

Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten die USA außerdem "jede rechtsgerichtete Militärdiktatur auf der Welt" unterstützt oder sie in vielen Fällen erst hervorgebracht. "Ich verweise auf Indonesien, Griechenland, Uruguay, Brasilien, Paraguay, Haiti, die Türkei, die Philippinen, Guatemala, El Salvador und natürlich Chile", so Pinter. "Die Schrecken, die Amerika Chile 1973 zufügte, können nie gesühnt und nie verziehen werden. In diesen Ländern hat es Hunderttausende von Toten gegeben. Hat es sie wirklich gegeben? Und sind sie wirklich alle der US-Außenpolitik zuzuschreiben? Die Antwort lautet ja, es hat sie gegeben, und sie sind der amerikanischen Außenpolitik zuzuschreiben. Aber davon weiß man natürlich nichts."

Den Irak-Krieg geißelte der Autor als niedrigste Aggressionsform eines Landes, das "brutal, gleichgültig, verächtlich und skrupellos" seine Interessen durchsetze. "Die Invasion des Irak war ein Banditenakt, ein Akt von unverhohlenem Staatsterrorismus, der die absolute Verachtung des Prinzips von internationalem Recht demonstrierte", erklärte Pinter. "Die Invasion war ein willkürlicher Militäreinsatz, ausgelöst durch einen ganzen Berg von Lügen und die üble Manipulation der Medien und somit der Öffentlichkeit."

Gerecht wäre deshalb, wenn US-Präsident George W. Bush und der britische Premier Tony Blair vor den Internationalen Gerichtshof kämen. "Aber Bush war clever. Er hat den Internationalen Strafgerichtshof gar nicht erst anerkannt", folgerte der Autor bitter. Dennoch, so das Fazit Pinters, müsse man, "den existierenden, kolossalen Widrigkeiten zum Trotz", die Entschlossenheit bewahren, "als Bürger die wirkliche Wahrheit unseres Lebens und unserer Gesellschaften zu bestimmen".

"Wenn sich diese Entschlossenheit nicht in unserer politischen Vision verkörpert, bleiben wir bar jeder Hoffnung, das wiederherzustellen, was wir schon fast verloren haben - die Würde des Menschen."
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