Google die Suchmaschine
Verfasst: 20.11.2006 18:26
Hallo Trader Freunde
Ich habe früher einmal intensive Aktienanalyse betrieben und bin auf diesen hervoragenden Artikel von Andreas Hoose gestoßen den man sich einmal vor Augen führen sollte.
In diesem Thread werde ich nun weiterhin die Bilanz des Unternehmens hinzuziehen/verfolgen um aus dieser unter Berücksichtigung der TA und der Makroökonomischen Verfassung des intermarkets ein short Timing zu finden!
Es ist durchaus mögl. das dies noch etwas länger auf sich warten lassen könnte und der Kurs noch höher steigen wird.
Das ist kein Problem,denn Zeit spielt keine Rolle.... bei diesem Wert wird man über kurz oder lang seine 100% auf der short Seite machen können.... und dafür scheue ich keine Arbeit!
Geachtet wird auch auf Insider Seeling (nach Bekanntgabe der SEC) und auf das short interest.
Hier die besagte Analyse:
Google: "Diesmal ist alles anders!"
Kennen Sie diesen Spruch: "Diesmal ist alles anders"? Nur wenige Börsen-Bonmots haben unzählige Anleger derart viel Geld gekostet, wie diese vier scheinbar so harmlosen Worte. Sie finden immer dann Anwendung, wenn erfahrene Börsianer mit ihrem Latein am Ende sind, und keine Erklärung mehr finden, warum dieser oder jener Wert derart stark und unaufhaltsam steigt. Am Ende stehen dann jene vier schlichten Worte als Ausdruck der Hilflosigkeit und letzte mögliche Erklärung, warum gerade besagter Wert unaufhörlich weiter steigen wird. Diesmal ist eben alles anders. Das gilt selbstredend für Aktien, wie für Indizes, Währungen, Zinsen oder Rohstoffe.
Ich bin wirklich gespannt, wann wir beim Online-Vermarkter und Internet-Suchdienst Google (US-Kürzel GOOG) besagte Worte hören werden. Allzu lange dürfte es nicht mehr dauern. Und wenn man in die Börsengeschichte blickt, dann weiß man auch, was dann zu tun ist. "Diesmal ist alles anders", heißt übersetzt ja nichts anderes, als dass hier ein Titel derart zulegt, dass es einem schon vom Zusehen schwindlig wird. Und da von solchen Ereignisse vor allem unerfahrene Anleger angelockt werden, wie die Motten vom Licht, ist klar, was in schöner Regelmäßigkeit folgt. Wenn alle rationalen Erklärungsversuche versagen, sind kostspielige Zusammenbrüche nicht mehr weit.
In der Oktober-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs hatten wir im ersten Teil einer Serie zum Thema Value Investing angedeutet, welche zentrale Rolle die Bewertung von Aktien für die langfristige Kursentwicklung spielt. Die theoretischen Aspekte des Themas werden wir im Rahmen dieser Serie weiter vertiefen. In der aktuellen Ausgabe haben wir einen Beitrag veröffentlicht, der sich mit dem Buchwert befasst.
Was die meisten Anleger jedoch noch mehr interessieren dürfte, ist die Umsetzung der theoretischen Erkenntnisse in die Praxis. Wir werden daher immer wieder versuchen, anhand von Beispielen näher zu erläutern, worauf es ankommt, wenn man an der Börse antizyklisch vorgeht und dabei wichtige Grundsätze des Value-Investing beachtet. Womit wir wieder bei Google wären.
Blick voraus
Zur Erläuterung einige Vorbemerkungen: Ein zentrales Wesensmerkmal der Börse ist die Tatsache, dass sie künftige Entwicklungen vorweg nimmt. Diesen Punkt muss man sich immer wieder vor Augen halten. Vorwegnahme künftiger Entwicklungen bedeutet, dass Dinge, die in der Zukunft liegen, etwa Erwartungen, Wünsche und Hoffnungen der Anleger, schon heute in den Kursen eingepreist sind. Was erst viel später kommt, ist heute bereits Realität. Dieser Punkt ist zum weiteren Verständnis wichtig.
Aus diesem Grund weisen wachstumsstarke Unternehmen in der Regel sehr hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf – die Anleger rechnen schon heute mit einer Fortsetzung des Trends und billigen solchen "Wachstumstiteln" eine hohe Bewertung zu.
Und jetzt kommt die Krux an der Geschichte: Langfristig kann es unter diesen Voraussetzungen nur dann zu Kursteigerungen kommen, wenn ein Unternehmen sich noch besser entwickelt als dies von den Anlegern erwartet wird, wenn es also die ambitionierten Ziele auch noch übertrifft. Klar ist aber auch: Je höher die Erwartungen, desto schwieriger wird es, mit einer Überraschung aufzuwarten, die weitere Kurssteigerungen nach sich zieht. Genau diese Tatsache ist auch der Grund dafür, warum Unternehmen, die in der Gunst der Anleger stark gefallen sind, in der Folge häufig sehr gut abschneiden:
Unternehmen, die niemand mehr haben will, haben es leicht, die sehr niedrigen Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern sogar zu übertreffen. Und genau solche Aktien suchen Antizykliker. Doch zurück zu Google:
Die Entwicklung der Internet-Suchmaschine ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte. Doch was da in letzter Zeit passiert ist, geht durchaus in eine Richtung, die alte Börsenhasen ratlos werden lässt.
Sehen wir einmal genauer hin:
Die jüngsten Quartalszahlen hatten eine Welle der Begeisterung ausgelöst: Der Nettogewinn wurde fast verdoppelt, und stieg auf stattliche 733,4 Millionen Dollar oder 2,36 US-Dollar je Aktie. Analysten hatten mit 2,13 US-Dollar Gewinn gerechnet. Der Brutto-Umsatz des Suchmaschinen-Betreibers stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 70 Prozent auf 2,69 Milliarden US-Dollar. Erwartet worden war ein Anstieg um 66 Prozent auf 2,62 Milliarden US-Dollar. Bei den Umsätzen hätte also nicht viel gefehlt, und sie wären "nur" im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Dem Kurs hätte das vermutlich eine gehörige Backpfeife verpasst, denn auch für Google gilt: Künftige Gewinnzuwächse werden in erster Linie über eine Steigerung der Umsätze zu erzielen sein. So aber starrten die Anleger wie gebannt auf die Gewinne und jubelten: Die Google-Aktie schoss um weitere sechs Prozent nach oben – und erreichte damit Bewertungs-Kategorien, die an die Internet-Sause im Frühjahr 2000 erinnern:
Aktuell wird das Online-Geschäft mit fast 150 Milliarden US-Dollar bewertet. Das ist mehr als das Börsengewicht von DaimlerChrysler (56 Milliarden US-Dollar) und Allianz (74 Milliarden) zusammengenommen. Oder weit mehr als die Marktkapitalisierung von Intel (123 Milliarden) oder von "Big Blue" IBM (139 Milliarden), die in Ihrer Branche jeweils die unangefochtenen Schwergewichte sind. Die Internet-Konkurrenten Ebay (45 Milliarden), Yahoo (32 Milliarden) oder Amazon (14 Milliarden) hat Google bereits weit hinter sich gelassen.
Ganz nett ist auch folgende Rechnung: Die Aktien des Internet-Suchdienstes sind derzeit rund 60 Milliarden US-Dollar mehr wert als die der drei Autobauer DaimlerChrysler (56 Milliarden), General Motors (20 Milliarden) und Ford (15 Milliarden) zusammen...
Doch das ist noch längst nicht alles: Aktuell wird Google zum 16fachen seines Umsatzes und zum zehnfachen Buchwert gehandelt; das Kurs-Gewinn-Verhältnis notiert bei über 60.
Giganten unter sich...
Rechnen wir weiter: Quartalsumsätze in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar. Das sind aufs Jahr grob gerechnet zehn Milliarden US-Dollar. Und nun sehen wir uns zum Vergleich einmal an, was der Klassiker unter den Wachstumswerten aufs Parkett legt: Der Software-Gigant Microsoft erzielte im vergangenen Jahr Umsätze von etwa 50 Milliarden US-Dollar, hat also etwa das fünffache Google-Potential - "wiegt" dabei aber nur etwa doppelt soviel: Aktuell wird Microsoft an der Börse mit rund 290 Milliarden US-Dollar bewertet.
Und nun wird es richtig spannend: In 2006 haben alle Unternehmen weltweit für Werbung 391 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Unterstellt man einen langfristigen Wachstumstrend wie bei Microsoft, müsste Google in den kommenden Jahren von großzügig gerechnet 400 Milliarden US-Dollar an Werbeausgaben 12,5 Prozent oder 50 Milliarden einsammeln. Das klingt nicht viel, ist es aber. Der Löwenanteil der Umsätze wird nämlich mit Fernsehwerbung (rund 40 Prozent ) und Werbung in Printmedien (rund 30 Prozent) erzielt. Internet-Werbung kommt trotz rasanter Wachstumsraten derzeit auf einen Anteil von nur vier Prozent.
Mit anderen Worten: Nur wenn es Google gelingen sollte, auch den Markt für Fernseh- und Zeitschriftenwerbung aufzurollen, besteht eine geringe Chance, dass das Unternehmen in die Schuhe hineinwächst, die es schon heute an den Füßen trägt. Was allerdings passieren würde, käme Microsoft eines Tages auf die Idee, eine pfiffige Suchmaschine in seine weltweit verbreitete Standard-Software zu integrieren, sollten sich Google-Aktionäre lieber nicht ausmalen. Technisch wäre so etwas sicher heute schon machbar. Das neue Microsoft-Betriebssystem soll übrigens im Frühjahr 2007 erscheinen...
Lahme Peking-E(r)nte
Ein anderes Problem scheinen einige Analysten in ihrer Begeisterung derzeit völlig zu übersehen: Auf dem wichtigsten Zukunftsmarkt der Welt bekommt das Unternehmen bislang keinen Fuß auf die Erde. Zwar hat man sich kürzlich in "Gu Ge" umbenannt, was auf chinesisch soviel heißt wie "Lied der reichen Ernte". Geholfen hat es nichts: Wie kürzlich bekannt wurde, hat Google in China zuletzt zwölf Prozent Marktanteil verloren. 20 Prozent sind noch übrig, von vormals 32. Platzhirsch Baidu.com kann sich über komfortable 65 Prozent freuen. Bei den bekanntermaßen traditionsbewussten Chinesen könnte das auf längere Sicht ein echter Stolperstein für Google werden.
Horror-Szenarien dieser Art könnte Google allerdings vorbeugen, indem das Unternehmen kurzerhand die Sparte wechselt. Genügend Geld für Zukäufe wäre ja in der Kasse – 10,4 Milliarden US-Dollar sind es im Moment. Dass davon eher abzuraten ist, dürfte aber auch in der Vorstandsetage von Google bekannt sein. Was aus derartigen Versuchen wird, lässt sich an vielen Beispielen illustrieren. Die verkorkste Übernahme von Time Warner durch den Online-Dienst AOL ist wohl das prominenteste. Anfang 2001 kam es zur größten Fusion in der Wirtschaftsgeschichte. Nach Abschreibungen und Wertberichtigungen bei AOL wies der Gesamtkonzern nur ein Jahr später einen Verlust von 99 Milliarden (!) US-Dollar auf. Der Rest ist Geschichte.
Großzügig
Auch bei Google waren in jüngster Zeit Anstrengungen erkennbar, die darauf hindeuten, dass weitere Wachstumsfelder dringend gebraucht werden. Neuerdings gehen die beiden Firmen-Gründer Sergey Brin und Larry Page recht großzügig mit ihrem dicken Cash-Polster um. Nach anfänglichen Gerüchten wurde kürzlich die Katze aus dem Sack gelassen: Google übernimmt Youtube, eine Onlinevideo-Seite, die noch nie Gewinne erwirtschaftet hat. Der Kaufpreis in Höhe von 1,65 Milliarden US-Dollar wird nicht in bar, sondern in Google-Aktien beglichen. Für Google ist es die mit Abstand teuerste Übernahme in der achtjährigen Firmengeschichte.
Der Vorgang erinnert an vergangene Zeiten. Übernahmen defizitärer Unternehmen waren während der Schlussphase der Internet-Blase Ende 1999 und Anfang 2000 an der Tagesordnung. Ist die Kaufpanik zurück? Tatsächlich sind gewisse Parallelen nicht zu übersehen:
Wachstum gesucht
Für Google geht es mit der Übernahme nicht um Sachwerte. Vielmehr steht die Jagd nach Marktanteilen im Vordergrund. Und zwar in einem Segment, Internet-Videos, das den Nachweis erst noch erbringen muss, dass hier profitabel gewirtschaftet werden kann.
Es gibt aber auch gewisse Unterschiede. Anders als während der rasanten Entstehungsphase des Internets, als heillos überschuldete Firmen mit Hilfe der Banken großzügige Übernahme-Offerten auf den Tisch legen konnten, handelt es sich bei Google um ein rentables Unternehmen mit einem Geschäftsmodell, dem eine gewisse Nachhaltigkeit nicht abzusprechen ist. Google gilt als Marke. Das ist im Anzeigengeschäft nicht unwesentlich, wo Kunden ganz besonders auf einen Namen achten, der Vertrauen und Sicherheit symbolisiert. Zudem ist nachvollziehbar, dass Google über Youtube zusätzlich Filme für das eigene Video-Portal an Bord holen möchte.
Was aber macht die Anziehungskraft von Youtube aus?
Der Erfolg des Unternehmens erklärt sich mit einer aktuellen Mode, die für die Werbeindustrie zweifellos nicht uninteressant ist: Sogenannte "Web-2.0-Anwendungen", wie sie bei Youtube zu finden sind, zeichnen sich dadurch aus, dass interaktive Elemente dominieren, traditionell eine Stärke des Internets: Ein Großteil der Inhalte stammt von den Nutzern selbst, und wer Filme und Videos hochlädt, wird auf dem Weg dorthin von Werbung begleitet. Außerdem betrachtet er sein Werk selbstredend immer wieder aufs Neue und reicht die Seite Freunden und Bekannten weiter. Gut für die Werbeindustrie. Hinzu kommt, dass über Portale wie Youtube vor allem jugendliche Nutzer erreicht werden, die sich klassischen Medien wie Fernsehen oder Zeitungen zunehmend verweigern.
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Aber genau hier liegt der Hund begraben: Die kaufkräftigste Konsumentengruppe wird traditionell nicht von den Teenagern, sondern von den 30- bis 50jährigen gestellt. Diese Bürger im "gesetzten Alter" werden daher auch weiterhin die wichtigste Zielgruppe für die Werbeindustrie bleiben. Auch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass 40- oder 50jährige Internet-Anwender künftig verstärkt dazu übergehen sollten, von Laien erstellte Internet-Videos zu betrachten, auf denen zu sehen ist, wie der Nachbar seinen Garten bewässert oder die Schwiegermutter in der Küche Schweinebraten und Semmelknödel zubereitet.
Doch nicht nur aus diesem Grund ist die Fernsehindustrie bislang misstrauisch: Viele Youtube-Inhalte sprudeln aus urheberrechtlich höchst dubiosen Quellen. Den Nachwuchsfilmern ist es meist völlig egal, ob die eingespielten Szenen aus der Tagesschau, einem Spielfilm oder aus dunklen Internet-Kanälen stammen. Viele der Eigenproduktionen sind nicht selten mit urheberrechtlich geschützter Musik untermalt oder zeigen Dinge, für deren Veröffentlichung eine Erlaubnis erforderlich wäre, etwa wenn Privatpersonen oder Innenräume von Wohnungen gezeigt werden. Sollten also Film- und Fernsehindustrie Youtube nicht als Marketing-Instrument, sondern als Konkurrenz wahrnehmen, dann könnte aus der erhofften Umsatzsteigerung kurzerhand eine gigantische Klagewelle werden.
Heimkino für Langweiler?
Einstweilen wettet Google mit seinem Engagement darauf, die Film- und Fernsehindustrie für Youtube begeistern zu können. Das ist für weiteres Wachstum auch dringend nötig. Ob die Übernahme des defizitären Video-Spezialisten dafür jedoch der richtige Schachzug war, darf zumindest bezweifelt werden. Sollte sich herumsprechen, dass die meisten der von Laienhand "produzierten" Filmchen schlicht langweilig sind, und dazu noch durch urheberrechtliche Hürden gebremst werden, könnte der Schuss leicht nach hinten los gehen.
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Wie praktisch: Ein Gürtel mit eingebautem Fernseher! Vor allem Anhängerinnen des Video-Spezialisten Youtube werden jubeln: Endlich können sie ihre selbst gebastelten Videos immer vor sich hertragen...was es nicht alles gibt!
Doch Spaß beiseite:
Ein weiterer Punkt gibt ebenfalls zu denken: Warum wir ganz besonders auf Insider-Käufe achten, haben wir in früheren Ausgaben des Antizyklischen Börsenbriefs immer wieder erläutert: Nach aller Erfahrung lassen sich daraus wertvolle Hinweise auf die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens ableiten. Bei Verkäufen der Unternehmenslenker liegen die Dinge jedoch etwas anders. Grundsätzlich sollte man es nicht überbewerten, wenn die Führungsriege eines Unternehmens eigene Aktien verkauft, das kann die unterschiedlichsten Gründe haben.
Allerdings muss man hier differenzieren: Treffen Insider-Verkäufe in auffallend hohem Umfang mit einer offensichtlichen Überbewertung eines Unternehmens zusammen, sollte man diesen Verkäufen durchaus Beachtung schenken.
Die Unternehmenslenker jedenfalls scheinen sich einig zu sein: In den vergangenen Monaten war die Google-Führungsetage durch massive Insider-Verkäufe aufgefallen, die in diesem Umfang selten zu sehen sind: Allein in diesem Jahr haben Insider Google-Papiere im Wert von fast fünf Milliarden US-Dollar verkauft, davon entfiel rund eine halbe Milliarde auf das abgelaufene Quartal. Erst vor wenigen Tagen hat ein besonders prominenter Insider Kasse gemacht: Finanzchef George Reyes trennte sich von Aktien im Wert von 2,3 Millionen US-Dollar.
Hervorragend ins Bild passt auch die Tatsache, dass es zuletzt zahlreiche Kaufempfehlungen der Analystenriege gegeben hat: Ob Banc of America, Goldman Sachs, UBS, Lehman Brothers oder Merrill Lynch – durch die Bank sind sich die Experten einig, dass man die Google-Aktie jetzt unbedingt haben muss. Antizykliker wissen, was sie von derartiger "Meinungsvielfalt" zu halten haben.
Man könnte es so sagen: Wer an der Börse erhebliche Risiken eingeht, der sollte dies nur dann tun, wenn er auch Aussichten auf außerordentliche Gewinne hat. Eine mögliche Verzehnfachung des eingesetzten Kapitals etwa sollte dann zumindest denkbar sein (lesen Sie dazu auch unsere neue Rubrik "High Risk"). Wer heute jedoch Google-Aktien kauft, der nimmt ähnliche Risiken in Kauf, wie ein Anleger, der bei einem kleinen Wachstumstitel einsteigt – verzichtet aber auf entsprechende Renditechancen.
Vermutlich wird das Ganze so ähnlich enden, wie bei den Internet-Größen Ebay, Yahoo oder Amazon. Auch deren Geschäftsmodell wurden während der Blütezeit als so überlegen, unantastbar und verheißungsvoll gefeiert, wie kein anderes jemals zuvor. Inzwischen sind die Anleger allesamt wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.
Doch Vorsicht vor übereilten Aktionen: Charttechnisch präsentiert sich der Titel derzeit noch in recht guter Verfassung: Nach dem Kurssprung im Anschluss an die Quartalszahlen, stoppte der Kurs erst knapp unterhalb von 500 US-Dollar, wie die folgende Abbildung verdeutlicht:
Höhenluft: Die Aktien von Google haben nach den jüngsten Quartalszahlen nochmals deutlich zugelegt. Ziemlich luftig ist es dort oben...
Ich habe früher einmal intensive Aktienanalyse betrieben und bin auf diesen hervoragenden Artikel von Andreas Hoose gestoßen den man sich einmal vor Augen führen sollte.
In diesem Thread werde ich nun weiterhin die Bilanz des Unternehmens hinzuziehen/verfolgen um aus dieser unter Berücksichtigung der TA und der Makroökonomischen Verfassung des intermarkets ein short Timing zu finden!
Es ist durchaus mögl. das dies noch etwas länger auf sich warten lassen könnte und der Kurs noch höher steigen wird.
Das ist kein Problem,denn Zeit spielt keine Rolle.... bei diesem Wert wird man über kurz oder lang seine 100% auf der short Seite machen können.... und dafür scheue ich keine Arbeit!
Geachtet wird auch auf Insider Seeling (nach Bekanntgabe der SEC) und auf das short interest.
Hier die besagte Analyse:
Google: "Diesmal ist alles anders!"
Kennen Sie diesen Spruch: "Diesmal ist alles anders"? Nur wenige Börsen-Bonmots haben unzählige Anleger derart viel Geld gekostet, wie diese vier scheinbar so harmlosen Worte. Sie finden immer dann Anwendung, wenn erfahrene Börsianer mit ihrem Latein am Ende sind, und keine Erklärung mehr finden, warum dieser oder jener Wert derart stark und unaufhaltsam steigt. Am Ende stehen dann jene vier schlichten Worte als Ausdruck der Hilflosigkeit und letzte mögliche Erklärung, warum gerade besagter Wert unaufhörlich weiter steigen wird. Diesmal ist eben alles anders. Das gilt selbstredend für Aktien, wie für Indizes, Währungen, Zinsen oder Rohstoffe.
Ich bin wirklich gespannt, wann wir beim Online-Vermarkter und Internet-Suchdienst Google (US-Kürzel GOOG) besagte Worte hören werden. Allzu lange dürfte es nicht mehr dauern. Und wenn man in die Börsengeschichte blickt, dann weiß man auch, was dann zu tun ist. "Diesmal ist alles anders", heißt übersetzt ja nichts anderes, als dass hier ein Titel derart zulegt, dass es einem schon vom Zusehen schwindlig wird. Und da von solchen Ereignisse vor allem unerfahrene Anleger angelockt werden, wie die Motten vom Licht, ist klar, was in schöner Regelmäßigkeit folgt. Wenn alle rationalen Erklärungsversuche versagen, sind kostspielige Zusammenbrüche nicht mehr weit.
In der Oktober-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs hatten wir im ersten Teil einer Serie zum Thema Value Investing angedeutet, welche zentrale Rolle die Bewertung von Aktien für die langfristige Kursentwicklung spielt. Die theoretischen Aspekte des Themas werden wir im Rahmen dieser Serie weiter vertiefen. In der aktuellen Ausgabe haben wir einen Beitrag veröffentlicht, der sich mit dem Buchwert befasst.
Was die meisten Anleger jedoch noch mehr interessieren dürfte, ist die Umsetzung der theoretischen Erkenntnisse in die Praxis. Wir werden daher immer wieder versuchen, anhand von Beispielen näher zu erläutern, worauf es ankommt, wenn man an der Börse antizyklisch vorgeht und dabei wichtige Grundsätze des Value-Investing beachtet. Womit wir wieder bei Google wären.
Blick voraus
Zur Erläuterung einige Vorbemerkungen: Ein zentrales Wesensmerkmal der Börse ist die Tatsache, dass sie künftige Entwicklungen vorweg nimmt. Diesen Punkt muss man sich immer wieder vor Augen halten. Vorwegnahme künftiger Entwicklungen bedeutet, dass Dinge, die in der Zukunft liegen, etwa Erwartungen, Wünsche und Hoffnungen der Anleger, schon heute in den Kursen eingepreist sind. Was erst viel später kommt, ist heute bereits Realität. Dieser Punkt ist zum weiteren Verständnis wichtig.
Aus diesem Grund weisen wachstumsstarke Unternehmen in der Regel sehr hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf – die Anleger rechnen schon heute mit einer Fortsetzung des Trends und billigen solchen "Wachstumstiteln" eine hohe Bewertung zu.
Und jetzt kommt die Krux an der Geschichte: Langfristig kann es unter diesen Voraussetzungen nur dann zu Kursteigerungen kommen, wenn ein Unternehmen sich noch besser entwickelt als dies von den Anlegern erwartet wird, wenn es also die ambitionierten Ziele auch noch übertrifft. Klar ist aber auch: Je höher die Erwartungen, desto schwieriger wird es, mit einer Überraschung aufzuwarten, die weitere Kurssteigerungen nach sich zieht. Genau diese Tatsache ist auch der Grund dafür, warum Unternehmen, die in der Gunst der Anleger stark gefallen sind, in der Folge häufig sehr gut abschneiden:
Unternehmen, die niemand mehr haben will, haben es leicht, die sehr niedrigen Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern sogar zu übertreffen. Und genau solche Aktien suchen Antizykliker. Doch zurück zu Google:
Die Entwicklung der Internet-Suchmaschine ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte. Doch was da in letzter Zeit passiert ist, geht durchaus in eine Richtung, die alte Börsenhasen ratlos werden lässt.
Sehen wir einmal genauer hin:
Die jüngsten Quartalszahlen hatten eine Welle der Begeisterung ausgelöst: Der Nettogewinn wurde fast verdoppelt, und stieg auf stattliche 733,4 Millionen Dollar oder 2,36 US-Dollar je Aktie. Analysten hatten mit 2,13 US-Dollar Gewinn gerechnet. Der Brutto-Umsatz des Suchmaschinen-Betreibers stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 70 Prozent auf 2,69 Milliarden US-Dollar. Erwartet worden war ein Anstieg um 66 Prozent auf 2,62 Milliarden US-Dollar. Bei den Umsätzen hätte also nicht viel gefehlt, und sie wären "nur" im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Dem Kurs hätte das vermutlich eine gehörige Backpfeife verpasst, denn auch für Google gilt: Künftige Gewinnzuwächse werden in erster Linie über eine Steigerung der Umsätze zu erzielen sein. So aber starrten die Anleger wie gebannt auf die Gewinne und jubelten: Die Google-Aktie schoss um weitere sechs Prozent nach oben – und erreichte damit Bewertungs-Kategorien, die an die Internet-Sause im Frühjahr 2000 erinnern:
Aktuell wird das Online-Geschäft mit fast 150 Milliarden US-Dollar bewertet. Das ist mehr als das Börsengewicht von DaimlerChrysler (56 Milliarden US-Dollar) und Allianz (74 Milliarden) zusammengenommen. Oder weit mehr als die Marktkapitalisierung von Intel (123 Milliarden) oder von "Big Blue" IBM (139 Milliarden), die in Ihrer Branche jeweils die unangefochtenen Schwergewichte sind. Die Internet-Konkurrenten Ebay (45 Milliarden), Yahoo (32 Milliarden) oder Amazon (14 Milliarden) hat Google bereits weit hinter sich gelassen.
Ganz nett ist auch folgende Rechnung: Die Aktien des Internet-Suchdienstes sind derzeit rund 60 Milliarden US-Dollar mehr wert als die der drei Autobauer DaimlerChrysler (56 Milliarden), General Motors (20 Milliarden) und Ford (15 Milliarden) zusammen...
Doch das ist noch längst nicht alles: Aktuell wird Google zum 16fachen seines Umsatzes und zum zehnfachen Buchwert gehandelt; das Kurs-Gewinn-Verhältnis notiert bei über 60.
Giganten unter sich...
Rechnen wir weiter: Quartalsumsätze in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar. Das sind aufs Jahr grob gerechnet zehn Milliarden US-Dollar. Und nun sehen wir uns zum Vergleich einmal an, was der Klassiker unter den Wachstumswerten aufs Parkett legt: Der Software-Gigant Microsoft erzielte im vergangenen Jahr Umsätze von etwa 50 Milliarden US-Dollar, hat also etwa das fünffache Google-Potential - "wiegt" dabei aber nur etwa doppelt soviel: Aktuell wird Microsoft an der Börse mit rund 290 Milliarden US-Dollar bewertet.
Und nun wird es richtig spannend: In 2006 haben alle Unternehmen weltweit für Werbung 391 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Unterstellt man einen langfristigen Wachstumstrend wie bei Microsoft, müsste Google in den kommenden Jahren von großzügig gerechnet 400 Milliarden US-Dollar an Werbeausgaben 12,5 Prozent oder 50 Milliarden einsammeln. Das klingt nicht viel, ist es aber. Der Löwenanteil der Umsätze wird nämlich mit Fernsehwerbung (rund 40 Prozent ) und Werbung in Printmedien (rund 30 Prozent) erzielt. Internet-Werbung kommt trotz rasanter Wachstumsraten derzeit auf einen Anteil von nur vier Prozent.
Mit anderen Worten: Nur wenn es Google gelingen sollte, auch den Markt für Fernseh- und Zeitschriftenwerbung aufzurollen, besteht eine geringe Chance, dass das Unternehmen in die Schuhe hineinwächst, die es schon heute an den Füßen trägt. Was allerdings passieren würde, käme Microsoft eines Tages auf die Idee, eine pfiffige Suchmaschine in seine weltweit verbreitete Standard-Software zu integrieren, sollten sich Google-Aktionäre lieber nicht ausmalen. Technisch wäre so etwas sicher heute schon machbar. Das neue Microsoft-Betriebssystem soll übrigens im Frühjahr 2007 erscheinen...
Lahme Peking-E(r)nte
Ein anderes Problem scheinen einige Analysten in ihrer Begeisterung derzeit völlig zu übersehen: Auf dem wichtigsten Zukunftsmarkt der Welt bekommt das Unternehmen bislang keinen Fuß auf die Erde. Zwar hat man sich kürzlich in "Gu Ge" umbenannt, was auf chinesisch soviel heißt wie "Lied der reichen Ernte". Geholfen hat es nichts: Wie kürzlich bekannt wurde, hat Google in China zuletzt zwölf Prozent Marktanteil verloren. 20 Prozent sind noch übrig, von vormals 32. Platzhirsch Baidu.com kann sich über komfortable 65 Prozent freuen. Bei den bekanntermaßen traditionsbewussten Chinesen könnte das auf längere Sicht ein echter Stolperstein für Google werden.
Horror-Szenarien dieser Art könnte Google allerdings vorbeugen, indem das Unternehmen kurzerhand die Sparte wechselt. Genügend Geld für Zukäufe wäre ja in der Kasse – 10,4 Milliarden US-Dollar sind es im Moment. Dass davon eher abzuraten ist, dürfte aber auch in der Vorstandsetage von Google bekannt sein. Was aus derartigen Versuchen wird, lässt sich an vielen Beispielen illustrieren. Die verkorkste Übernahme von Time Warner durch den Online-Dienst AOL ist wohl das prominenteste. Anfang 2001 kam es zur größten Fusion in der Wirtschaftsgeschichte. Nach Abschreibungen und Wertberichtigungen bei AOL wies der Gesamtkonzern nur ein Jahr später einen Verlust von 99 Milliarden (!) US-Dollar auf. Der Rest ist Geschichte.
Großzügig
Auch bei Google waren in jüngster Zeit Anstrengungen erkennbar, die darauf hindeuten, dass weitere Wachstumsfelder dringend gebraucht werden. Neuerdings gehen die beiden Firmen-Gründer Sergey Brin und Larry Page recht großzügig mit ihrem dicken Cash-Polster um. Nach anfänglichen Gerüchten wurde kürzlich die Katze aus dem Sack gelassen: Google übernimmt Youtube, eine Onlinevideo-Seite, die noch nie Gewinne erwirtschaftet hat. Der Kaufpreis in Höhe von 1,65 Milliarden US-Dollar wird nicht in bar, sondern in Google-Aktien beglichen. Für Google ist es die mit Abstand teuerste Übernahme in der achtjährigen Firmengeschichte.
Der Vorgang erinnert an vergangene Zeiten. Übernahmen defizitärer Unternehmen waren während der Schlussphase der Internet-Blase Ende 1999 und Anfang 2000 an der Tagesordnung. Ist die Kaufpanik zurück? Tatsächlich sind gewisse Parallelen nicht zu übersehen:
Wachstum gesucht
Für Google geht es mit der Übernahme nicht um Sachwerte. Vielmehr steht die Jagd nach Marktanteilen im Vordergrund. Und zwar in einem Segment, Internet-Videos, das den Nachweis erst noch erbringen muss, dass hier profitabel gewirtschaftet werden kann.
Es gibt aber auch gewisse Unterschiede. Anders als während der rasanten Entstehungsphase des Internets, als heillos überschuldete Firmen mit Hilfe der Banken großzügige Übernahme-Offerten auf den Tisch legen konnten, handelt es sich bei Google um ein rentables Unternehmen mit einem Geschäftsmodell, dem eine gewisse Nachhaltigkeit nicht abzusprechen ist. Google gilt als Marke. Das ist im Anzeigengeschäft nicht unwesentlich, wo Kunden ganz besonders auf einen Namen achten, der Vertrauen und Sicherheit symbolisiert. Zudem ist nachvollziehbar, dass Google über Youtube zusätzlich Filme für das eigene Video-Portal an Bord holen möchte.
Was aber macht die Anziehungskraft von Youtube aus?
Der Erfolg des Unternehmens erklärt sich mit einer aktuellen Mode, die für die Werbeindustrie zweifellos nicht uninteressant ist: Sogenannte "Web-2.0-Anwendungen", wie sie bei Youtube zu finden sind, zeichnen sich dadurch aus, dass interaktive Elemente dominieren, traditionell eine Stärke des Internets: Ein Großteil der Inhalte stammt von den Nutzern selbst, und wer Filme und Videos hochlädt, wird auf dem Weg dorthin von Werbung begleitet. Außerdem betrachtet er sein Werk selbstredend immer wieder aufs Neue und reicht die Seite Freunden und Bekannten weiter. Gut für die Werbeindustrie. Hinzu kommt, dass über Portale wie Youtube vor allem jugendliche Nutzer erreicht werden, die sich klassischen Medien wie Fernsehen oder Zeitungen zunehmend verweigern.
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Aber genau hier liegt der Hund begraben: Die kaufkräftigste Konsumentengruppe wird traditionell nicht von den Teenagern, sondern von den 30- bis 50jährigen gestellt. Diese Bürger im "gesetzten Alter" werden daher auch weiterhin die wichtigste Zielgruppe für die Werbeindustrie bleiben. Auch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass 40- oder 50jährige Internet-Anwender künftig verstärkt dazu übergehen sollten, von Laien erstellte Internet-Videos zu betrachten, auf denen zu sehen ist, wie der Nachbar seinen Garten bewässert oder die Schwiegermutter in der Küche Schweinebraten und Semmelknödel zubereitet.
Doch nicht nur aus diesem Grund ist die Fernsehindustrie bislang misstrauisch: Viele Youtube-Inhalte sprudeln aus urheberrechtlich höchst dubiosen Quellen. Den Nachwuchsfilmern ist es meist völlig egal, ob die eingespielten Szenen aus der Tagesschau, einem Spielfilm oder aus dunklen Internet-Kanälen stammen. Viele der Eigenproduktionen sind nicht selten mit urheberrechtlich geschützter Musik untermalt oder zeigen Dinge, für deren Veröffentlichung eine Erlaubnis erforderlich wäre, etwa wenn Privatpersonen oder Innenräume von Wohnungen gezeigt werden. Sollten also Film- und Fernsehindustrie Youtube nicht als Marketing-Instrument, sondern als Konkurrenz wahrnehmen, dann könnte aus der erhofften Umsatzsteigerung kurzerhand eine gigantische Klagewelle werden.
Heimkino für Langweiler?
Einstweilen wettet Google mit seinem Engagement darauf, die Film- und Fernsehindustrie für Youtube begeistern zu können. Das ist für weiteres Wachstum auch dringend nötig. Ob die Übernahme des defizitären Video-Spezialisten dafür jedoch der richtige Schachzug war, darf zumindest bezweifelt werden. Sollte sich herumsprechen, dass die meisten der von Laienhand "produzierten" Filmchen schlicht langweilig sind, und dazu noch durch urheberrechtliche Hürden gebremst werden, könnte der Schuss leicht nach hinten los gehen.
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Wie praktisch: Ein Gürtel mit eingebautem Fernseher! Vor allem Anhängerinnen des Video-Spezialisten Youtube werden jubeln: Endlich können sie ihre selbst gebastelten Videos immer vor sich hertragen...was es nicht alles gibt!
Doch Spaß beiseite:
Ein weiterer Punkt gibt ebenfalls zu denken: Warum wir ganz besonders auf Insider-Käufe achten, haben wir in früheren Ausgaben des Antizyklischen Börsenbriefs immer wieder erläutert: Nach aller Erfahrung lassen sich daraus wertvolle Hinweise auf die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens ableiten. Bei Verkäufen der Unternehmenslenker liegen die Dinge jedoch etwas anders. Grundsätzlich sollte man es nicht überbewerten, wenn die Führungsriege eines Unternehmens eigene Aktien verkauft, das kann die unterschiedlichsten Gründe haben.
Allerdings muss man hier differenzieren: Treffen Insider-Verkäufe in auffallend hohem Umfang mit einer offensichtlichen Überbewertung eines Unternehmens zusammen, sollte man diesen Verkäufen durchaus Beachtung schenken.
Die Unternehmenslenker jedenfalls scheinen sich einig zu sein: In den vergangenen Monaten war die Google-Führungsetage durch massive Insider-Verkäufe aufgefallen, die in diesem Umfang selten zu sehen sind: Allein in diesem Jahr haben Insider Google-Papiere im Wert von fast fünf Milliarden US-Dollar verkauft, davon entfiel rund eine halbe Milliarde auf das abgelaufene Quartal. Erst vor wenigen Tagen hat ein besonders prominenter Insider Kasse gemacht: Finanzchef George Reyes trennte sich von Aktien im Wert von 2,3 Millionen US-Dollar.
Hervorragend ins Bild passt auch die Tatsache, dass es zuletzt zahlreiche Kaufempfehlungen der Analystenriege gegeben hat: Ob Banc of America, Goldman Sachs, UBS, Lehman Brothers oder Merrill Lynch – durch die Bank sind sich die Experten einig, dass man die Google-Aktie jetzt unbedingt haben muss. Antizykliker wissen, was sie von derartiger "Meinungsvielfalt" zu halten haben.
Man könnte es so sagen: Wer an der Börse erhebliche Risiken eingeht, der sollte dies nur dann tun, wenn er auch Aussichten auf außerordentliche Gewinne hat. Eine mögliche Verzehnfachung des eingesetzten Kapitals etwa sollte dann zumindest denkbar sein (lesen Sie dazu auch unsere neue Rubrik "High Risk"). Wer heute jedoch Google-Aktien kauft, der nimmt ähnliche Risiken in Kauf, wie ein Anleger, der bei einem kleinen Wachstumstitel einsteigt – verzichtet aber auf entsprechende Renditechancen.
Vermutlich wird das Ganze so ähnlich enden, wie bei den Internet-Größen Ebay, Yahoo oder Amazon. Auch deren Geschäftsmodell wurden während der Blütezeit als so überlegen, unantastbar und verheißungsvoll gefeiert, wie kein anderes jemals zuvor. Inzwischen sind die Anleger allesamt wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.
Doch Vorsicht vor übereilten Aktionen: Charttechnisch präsentiert sich der Titel derzeit noch in recht guter Verfassung: Nach dem Kurssprung im Anschluss an die Quartalszahlen, stoppte der Kurs erst knapp unterhalb von 500 US-Dollar, wie die folgende Abbildung verdeutlicht:
Höhenluft: Die Aktien von Google haben nach den jüngsten Quartalszahlen nochmals deutlich zugelegt. Ziemlich luftig ist es dort oben...