Edelmetallnachfrage
Chinas Goldreform löst Preisfantasien aus
Die Goldpreisschwäche der vergangenen Wochen könnte schon bald vergangen sein.
Die chinesische Zentralbank will den Goldmarkt liberalisieren, um die Versorgung sicherzustellen.
Dazu gehören auch Übernahmen von Minen.
von Tobias Bayer Frankfurt
China sorgt sich um eine ausreichende Goldversorgung - und liberalisiert den Goldmarkt grundlegend.
Die Zentralbank People's Bank of China (Pboc) teilte mit, heimischen Banken die Absicherung von Goldpositionen durch Hedging-Geschäfte im Ausland zu gestatten.
Gleichzeitig forderte sie die Banken auf, Goldminengesellschaften bei der Expansion ins Ausland mit Krediten zu unterstützen.
Zudem kündigte sie an, mehr auf Renminbi lautende Goldderivate zu entwickeln.
Die Volksrepublik ist der weltgrößte Goldproduzent und, nach Indien, der zweitgrößte Goldverbraucher.
Die Nachfrage des Landes könnte weiter zunehmen, weil die Chinesen nach einem Schutz vor Inflation und einem Dollar-Verfall suchen.
Zwar hatte sich die Devisenbehörde Safe des Landes, die 2500 Mrd. Dollar an Devisenreserven verwaltet, zuletzt eher skeptisch zur Diversifizierung in Gold geäußert.
Allerdings fragen mehr und mehr chinesische Privatanleger das Edelmetall nach, was zu einer Knappheit führen könnte.
"Daten zur Nachfrage zeigen, dass die Chinesen nicht über genügend Gold verfügen", sagte Ellison Chu, Managing Director für Edelmetalle bei Standard Bank in Hongkong, der Nachrichtenagentur Reuters.
"Die Nachfrage wird zunehmen, wenn künftig mehr Investmentprodukte auf Gold lauten."
Schon jetzt spiegelt sich die gespannte Situation an den Preisen wider: Hongkong-Gold notiert derzeit mit einem Aufschlag von knapp 160 Dollar zum Londoner Kassapreis. Am Dienstag lag der Goldpreis bei 1186 Dollar.
Die Ankündigung Chinas dürfte Übernahmen und Fusionen im Goldminensektor wahrscheinlicher werden lassen.
Dieses Jahr gab es laut der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits 38 Transaktionen mit einem Gesamtwert von 32 Mrd. Dollar.
Das entspricht 38 Prozent aller Deals unter Minengesellschaften.
Die jüngste Transaktion findet in Kanada statt.
Dort entsteht durch die Milliardenfusion zweier Bergbauunternehmen einer der weltweit größten Goldproduzenten.
Kinross Gold gab am Montag bekannt, für rund 7 Mrd. Dollar Red Back Mining zu übernehmen.
Mit der Fusion verschafft sich der Konzern Zugang zu Lagerstätten in Westafrika, da Red Back Minen in Mauretanien und Ghana betreibt.
Der neue Goldkonzern wäre damit insgesamt im Besitz von zehn Minen und vier Entwicklungsprojekten in acht Ländern.
Kinross hatte bereits im Mai einen neunprozentigen Anteil an Red Back erworben und übernimmt nun die übrigen 91 Prozent.
Dabei zahlt das Unternehmen einen Aufschlag von rund 17 Prozent auf den aktuellen Aktienkurs von 26,02 Kanadischen Dollar.
Der neue Konzern wäre weltweit die Nummer vier der Branche hinter Barrick Gold , Goldcorp und Newmont Mining .
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)