Vivendi: Allianz mit Sony ?
Verfasst: 13.02.2001 08:52
Musikkonzerne planen Konkurrenzangebot zu Bertelsmann und Napster
Vivendi strebt Allianz mit Sony an
von Axel Postinett
HB CANNES. Der Machtkampf der großen Musikkonzerne im Internet steht bevor. Der nach eigenen Angaben hinter AOL/Time Warner „zweitgrößte Kommunikationskonzern der Welt“, die französische Vivendi Universal S.A., will eine aggressive Wachstumsstrategie im Internet einschlagen.
Speziell der digitale Musikvertrieb sei „eine einmalige Chance im Leben“, sagte der Vorstandschef von Vivendi Universal, Jean-Marie Messier, auf der Fachmesse Milia in Cannes. Im Musik-Web, aber auch in den Bereichen Erziehung, Spiele, Sport und Filme will Messier weltweit „mindestens“ in die Top 3 aufsteigen.
Bis voraussichtlich Sommer will Messier eine Web-Kooperation im Bereich Musik-Abo mit der japanischen Sony Music unter Dach und Fach haben. Im gleichen Zeitraum plant auch der deutsche Medienkonzern Bertelsmann mit einer kommerziellen Version der Tauschbörse Napster.com massiv in den Onlinemusikvertrieb einzusteigen. Universal und Sony zusammen würden gut 40 % des Musikmarktes repräsentieren. „Sie werden nicht bis Jahresende warten müssen, um zu sehen, wie kraftvoll diese Allianz ist“, versprach Messier.
Zweikampf im Musikmarkt
Vivendi bringt die Japaner aber auch als Hardware-Partner ins Spiel. Auch über Satellit und Decoder sowie Mobiltelefone werde Vivendi Musikdienste anbieten. Vom Decoder könne die Musik dann per Sony-Memory-Stick (oder Mini-Disk) auf tragbare Endgeräte übertragen werden. Weitere Allianzen mit Hardware-Herstellern seien geplant.
Damit deutet sich ein Zweikampf im Musikmarkt an. Denn Vivendi-Konkurrent Bertelsmann in Gütersloh, dem die Musikfirma BMG gehört, hofft, in wenigen Wochen die Übernahme der britischen Emi Music bekannt geben zu können. Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff könnte Universal Music von Platz eins im Weltmusikmarkt verdrängen und so die Ausgangsposition für sein juristisch angeschlagenes Internet-Projekt Napster verbessern.
Entscheidend dürfte dann letztlich sein, welcher Plattform (und welcher Technik) sich der letzte der großen Musikunternehmen, Warner Music, anschließen wird. Offiziell heißt es bei Bertelsmann, dass man sich mit Kooperationspartner Napster und seinen 60 Millionen Nutzern auch angesichts der neuen Konkurrenzformation gut aufgestellt sehe. „Es war zu erwarten, dass die Mitbewerber in dieses Feld vorstoßen“, sagte ein Sprecher.
Musikbranche vor dramatischem Umbruch
Als ausschlaggebend für den Erfolg einer Musikplattform im Internet gilt in der Branche, wer mit seinem System zum Herunterladen von Dateien auch technisch nicht versierten Kunden die größte Auswahl an Musik anbieten kann. Dagegen ist die Frage des Musiklabels nebensächlich, die Kunden wählen nach Song oder Künstler aus. Bertelsmann verfolgt eigenen Angaben zufolge mit Napster die Strategie einer „offenen Plattform“, an der sich auch die Konkurrenz beteiligen soll. So sei man auch mit Vivendi Universal und Sony Music in Gesprächen über eine Zusammenarbeit, heißt es in der Bertelsmann E-Commerce Group.
Die Musikbranche steht durch den Siegeszug der Internet-Börsen, auf der kostenlos Musiktitel getauscht werden, vor einem dramatischen Umbruch. Bislang sind die verschiedenen Kopier-Standards ein Hemmnis für die Kommerzialisierung. Allein die fünf großen Musikkonzerne betreiben acht verschiedene Download- und Copyright-Systeme nebeneinander her.
Gut gerüstet für "pay per download"
Dennoch erwartet Vivendi-Chef Messier, dass der Online-Musikmarkt allein in den USA bis 2004 rund 4 Mrd. $ groß sein wird. Zwei Drittel davon sollen dann schon auf Abonnementsysteme entfallen, ein Drittel auf „pay per download“, also Zahlung pro Musikstück. Für dieses Geschäft sieht sich Messier gut gerüstet, denn Vivendi Universal habe eine große Zahl von Fernseh- und Mobilfunkkunden, die bereits interaktive Dienste nutzen.
In Cannes gab Messier auch den Startschuss für ein Lernprojekt im Internet. Unter www.education.com startet Vivendi ein weltweites Lernportal für Schüler, Lehrer und Eltern in Englisch, Französisch und Deutsch.
HANDELSBLATT, Montag, 12. Februar 2001
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modschegiebchen
Vivendi strebt Allianz mit Sony an
von Axel Postinett
HB CANNES. Der Machtkampf der großen Musikkonzerne im Internet steht bevor. Der nach eigenen Angaben hinter AOL/Time Warner „zweitgrößte Kommunikationskonzern der Welt“, die französische Vivendi Universal S.A., will eine aggressive Wachstumsstrategie im Internet einschlagen.
Speziell der digitale Musikvertrieb sei „eine einmalige Chance im Leben“, sagte der Vorstandschef von Vivendi Universal, Jean-Marie Messier, auf der Fachmesse Milia in Cannes. Im Musik-Web, aber auch in den Bereichen Erziehung, Spiele, Sport und Filme will Messier weltweit „mindestens“ in die Top 3 aufsteigen.
Bis voraussichtlich Sommer will Messier eine Web-Kooperation im Bereich Musik-Abo mit der japanischen Sony Music unter Dach und Fach haben. Im gleichen Zeitraum plant auch der deutsche Medienkonzern Bertelsmann mit einer kommerziellen Version der Tauschbörse Napster.com massiv in den Onlinemusikvertrieb einzusteigen. Universal und Sony zusammen würden gut 40 % des Musikmarktes repräsentieren. „Sie werden nicht bis Jahresende warten müssen, um zu sehen, wie kraftvoll diese Allianz ist“, versprach Messier.
Zweikampf im Musikmarkt
Vivendi bringt die Japaner aber auch als Hardware-Partner ins Spiel. Auch über Satellit und Decoder sowie Mobiltelefone werde Vivendi Musikdienste anbieten. Vom Decoder könne die Musik dann per Sony-Memory-Stick (oder Mini-Disk) auf tragbare Endgeräte übertragen werden. Weitere Allianzen mit Hardware-Herstellern seien geplant.
Damit deutet sich ein Zweikampf im Musikmarkt an. Denn Vivendi-Konkurrent Bertelsmann in Gütersloh, dem die Musikfirma BMG gehört, hofft, in wenigen Wochen die Übernahme der britischen Emi Music bekannt geben zu können. Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff könnte Universal Music von Platz eins im Weltmusikmarkt verdrängen und so die Ausgangsposition für sein juristisch angeschlagenes Internet-Projekt Napster verbessern.
Entscheidend dürfte dann letztlich sein, welcher Plattform (und welcher Technik) sich der letzte der großen Musikunternehmen, Warner Music, anschließen wird. Offiziell heißt es bei Bertelsmann, dass man sich mit Kooperationspartner Napster und seinen 60 Millionen Nutzern auch angesichts der neuen Konkurrenzformation gut aufgestellt sehe. „Es war zu erwarten, dass die Mitbewerber in dieses Feld vorstoßen“, sagte ein Sprecher.
Musikbranche vor dramatischem Umbruch
Als ausschlaggebend für den Erfolg einer Musikplattform im Internet gilt in der Branche, wer mit seinem System zum Herunterladen von Dateien auch technisch nicht versierten Kunden die größte Auswahl an Musik anbieten kann. Dagegen ist die Frage des Musiklabels nebensächlich, die Kunden wählen nach Song oder Künstler aus. Bertelsmann verfolgt eigenen Angaben zufolge mit Napster die Strategie einer „offenen Plattform“, an der sich auch die Konkurrenz beteiligen soll. So sei man auch mit Vivendi Universal und Sony Music in Gesprächen über eine Zusammenarbeit, heißt es in der Bertelsmann E-Commerce Group.
Die Musikbranche steht durch den Siegeszug der Internet-Börsen, auf der kostenlos Musiktitel getauscht werden, vor einem dramatischen Umbruch. Bislang sind die verschiedenen Kopier-Standards ein Hemmnis für die Kommerzialisierung. Allein die fünf großen Musikkonzerne betreiben acht verschiedene Download- und Copyright-Systeme nebeneinander her.
Gut gerüstet für "pay per download"
Dennoch erwartet Vivendi-Chef Messier, dass der Online-Musikmarkt allein in den USA bis 2004 rund 4 Mrd. $ groß sein wird. Zwei Drittel davon sollen dann schon auf Abonnementsysteme entfallen, ein Drittel auf „pay per download“, also Zahlung pro Musikstück. Für dieses Geschäft sieht sich Messier gut gerüstet, denn Vivendi Universal habe eine große Zahl von Fernseh- und Mobilfunkkunden, die bereits interaktive Dienste nutzen.
In Cannes gab Messier auch den Startschuss für ein Lernprojekt im Internet. Unter www.education.com startet Vivendi ein weltweites Lernportal für Schüler, Lehrer und Eltern in Englisch, Französisch und Deutsch.
HANDELSBLATT, Montag, 12. Februar 2001
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