USA: Inverse Zinsstruktur kein Vorbote einer Rezession!

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The Ghost of Elvis
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USA: Inverse Zinsstruktur kein Vorbote einer Rezession!

Beitrag von The Ghost of Elvis »

Henderson:
Drohende inverse Zinsstruktur in den USA kein Vorbote einer Rezession!


Wenn die kurzfristigen Zinsen in den USA demnächst über das Niveau der langfristigen Zinsen steigen, ist dies kein Vorbote einer Rezession, wie es in der Vergangenheit bereits öfter der Fall war. Diese Überzeugung vertritt Tony Dolphin, Director of Economics and Strategy bei Henderson Global Investors in London, in seiner aktuellen Markteinschätzung „Strategy Matteres“. Die Renditen der zweijährigen amerikanischen Bonds in den USA befinden sich gegenwärtig auf dem Level der Renditen der Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit und könnten nach Dolphins Einschätzung in den kommenden Wochen darüber hinaus ansteigen. Eine inverse Zinsstruktur wäre die Folge.

Inverse Zinsstruktur
Wie Dolphin erklärt, entwickeln sich Renditen entsprechend den Zinsprognosen der Marktteilnehmer. Erwarten diese, dass das durchschnittliche Zinsniveau in den nächsten zwei Jahren deutlich höher liegt als während der kommenden zehn Jahre, kann die Rendite für zweijährige Anleihen die für längere Laufzeiten übersteigen. „Die Zinsstruktur in den USA war in den vergangenen 40 Jahren acht Mal invers, in sieben Fällen brach das Wirtschaftswachstum daraufhin ein, und sechs Mal gab es danach eine Rezession“, stellt der Henderson-Stratege fest. Die Umkehrung der Zinsstruktur begründet er wie folgt: Die US-Notenbank Fed sei der Meinung gewesen, die Wirtschaft wachse zu stark, Inflation drohe, und daher habe sie die Leitzinsen angehoben. „Die Finanzmärkte erwarteten, dass die Zinsen auf längere Sicht wieder sinken werden, sobald die Inflation unter Kontrolle gebracht ist“, erklärt Dolphin.

Diesmal ist alles anders!
Die gegenwärtige Lage sei jedoch ganz anders, urteilt der Henderson-Experte. Obwohl die Fed die Zinsen seit rund 18 Monaten schrittweise angehoben habe, sei dies nicht als Straffung, sondern als eine Normalisierung des Zinsniveaus anzusehen. „Außerdem gibt es bislang keinen Beweis dafür, dass die US-Wirtschaft zu schnell wächst, und auch ein Inflationsproblem ist nicht zu erkennen“, sagt Dolphin. Momentan seien die Renditen der zehnjährigen Bonds ungewöhnlich niedrig. Dies führt er unter anderem auf eine größere Transparenz und Glaubwürdigkeit der Geldpolitik sowie auf die hohe Nachfrage nach amerikanischen Bonds aus Asien und den Opec-Staaten zurück.

Die langfristigen Zinsen seien insgesamt niedriger als ihr historischer Durchschnitt. Zudem befinde sich die Kerninflation nahe an ihrem gewünschten Niveau, so dass die Fed die Zinszügel nicht weiter kräftig anziehen müsse. Auf eine vermutlich anstehende Umkehrung der Zinsstruktur in den USA in den kommenden Wochen werde deswegen wahrscheinlich kein Einbruch des Wirtschaftswachstums folgen. Dolphin rechnet allerdings mit einer leichten Abschwächung des Wachstums nach dem ungewöhnlich großen Wachstum in den vergangenen Monaten.

Quelle: FONDS professionell
Gottfried Adoube

Beitrag von Gottfried Adoube »

http://www.treasury.gov/offices/domesti ... ield.shtml

Dann -> historical data 29. + 30.12.2005
Gottfried Adoube

Beitrag von Gottfried Adoube »

Gottfried Adoube hat geschrieben:http://www.treasury.gov/offices/domesti ... ield.shtml

Dann -> historical data 29. + 30.12.2005

War leider Fehler im Link, richtig:
http://www.treasury.gov/offices/domesti ... ield.shtml
drhc

US-Zinsstrukturkurve sehr flach

Beitrag von drhc »

DekaBank:

Die Zinsstrukturkurve in den Vereinigten Staaten ist sehr flach, teilweise bereits invertiert und wird vermutlich in der nahen Zukunft noch stärker invers werden, so die Analysten der DekaBank.
Dies schüre Ängste vor einer Rezession, da die Zinsstrukturkurve in der Vergangenheit als guter Frühindikator für einen Konjunkturabschwung gegolten habe. Die Analysten der DekaBank würden zu der Auffassung gelangen, dass es vor allem strukturelle und weniger zyklische Faktoren seien, die die US-Renditestruktur derart niedrig halten würden. Diese strukturellen Faktoren seien unter anderem die gestiegene Glaubwürdigkeit der FED bei der Inflationsbekämpfung, der Ankauf von Treasuries durch asiatische Notenbanken und eine Zunahme des Asset-Liability-Matching großer institutioneller Anleger.
Die robuste Verfassung der US-Wirtschaft und die weiterhin vergleichsweise niedrigen langfristigen Zinsen würden gegen die These sprechen, dass die aktuelle Invertierung der Zinsstruktur zwangsläufig eine Rezession signalisiere. Man erwarte lediglich, dass sich die konjunkturelle Dynamik 2006 und 2007 abschwächen werde.
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schneller euro
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Bill Gross, Pimco: Richtig gutes Anleihejahr 2006

Beitrag von schneller euro »

"Bill Gross (61) gilt als einer der besten Anleihe Investoren. Er arbeitet für die US-Fondsgesellschaft Pimco, eine Tochter der Allianz. Einmal im Monat kommentiert er in unserer Schwesterpublikation EURO am Sonntag die Märkte. Im Januar 2006 erklärt er, warum 2006 ein gutes Jahr für US-Bonds wird.

Gefahr einer Rezession
Der Jahreswechsel hatte gleich eine faustdicke Überraschung parat. Kurzfristig warfen zweijährige US-Staatsanleihen mehr Rendite ab als Treasuries mit zehn Jahren Laufzeit. Für Bond-Profis ist dies ein sicheres Anzeichen für eine kommende Rezession in den USA. Immerhin kündigten sich fünf der letzten sechs wirtschaftlichen Talfahrten mit dieser seltenen Konstellation auf dem Anleihemarkt an. Die Gefahr einer Rezession besteht durchaus. Denn die Zinserhöhungen der US-Notenbank entfalten ihre Wirkung. Dies könnte das Wirtschaftswachstum in den kommenden zwölf bis 18 Monaten immer weiter nach unten drücken. Warum gerade in diesem Zeitraum? Höhere Zinsen wirken mit einer Verspätung von einem bis eineinhalb Jahren, nachdem die Notenbank an der Zinsschraube gedreht hat. Erst dann schlägt der Effekt des teuren Geldes voll durch. Es ist aber nicht nur die Zeitkomponente, sondern auch das Zinsniveau entscheidend. Hausbesitzer, Unternehmer und Anleihe-Eigner rechnen in der Regel bei ihren kreditfinanzierten Investments mit der Rendite von fünfjährigen Anleihen.

Der Bärenmarkt für US-Bonds geht zuende
Solange Kurzfristschulden weniger kosten, als am Ende an langfristiger Rendite rausspringt, ist dies ein gutes Geschäft. Werden nun aber die kurzfristigen Zinsen immer teurer, reagieren Schuldner auf ihre Weise: Hypothekengeplagte Hausbesitzer etwa beginnen dann zu sparen, indem sie weniger Shoppen gehen und weniger Urlaub machen. In anderen Worten: Erhöht die Fed die Leitzinsen von derzeit 4,25 auf über 4,5 Prozent, kann die US-Wirtschaft in die Rezession rutschen. Gute Nachricht für Anleihebesitzer: Der Bärenmarkt für US-Bonds geht somit zuende. Und 2006 könnte ein richtig gutes Anleihejahr werden.

Anmerkung: In Europa können Anleger nicht in den Pimco Total Return Bond von Bill Gross investieren. Indirekt ist dies aber möglich über den Skandia Total Return USD Bond (ISIN: IE 003 138 641 4)."

Quelle: fundresearch.de
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drhc
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Keine Furcht vor inversen Renditekurven

Beitrag von drhc »

"Invers verlaufende Renditekurven sind als Vorboten einer Rezession bekannt. Jedoch beeinträchtigen sie die am Markt erzielbaren Renditen nicht allzu sehr,
Konjunkturzyklus in der Spätphase
...
Die Zinskurve hat sich als einer der besten, wenn nicht als der beste Rezessionsindikator erwiesen. Für die Renditekurve zwischen zehn und zweijährigen Staatsanleihen verfügen wir über verlässliche Daten, die die letzten fünf Rezessionen in den USA abdecken. Sie alle wurden frühzeitig zutreffend prognostiziert. Der Zeitraum zwischen der erstmaligen Inversion der Renditekurve und dem Beginn der Rezession beträgt nach Angaben des National Bureau of Economic Research durchschnittlich 21 Monate. Dabei reicht die Bandbreite von elf Monaten im Fall der Rezession von 1981 bis zu 34 Monaten, die der Rezession von 2001 vorangingen.
...
Zwar ist die Renditevariation beträchtlich, aber alles andere als extrem. Beispielsweise sind der Durchschnittswert und der Median der Jahresrenditen in allen Anlageklassen positiv. Keine Asset-Klasse wies eine schwerwiegende strukturelle Schwäche nach der Inversion auf.
...
Die Untersuchungen zeigen aber auch: Anleger sollten im Hinblick auf Unternehmensanleihen und globale Aktien vorsichtig und gegenüber Rohstoffen optimistischer sein, wenn man sich tatsächlich im Spätstadium des Konjunkturzyklus befindet.
...
Die Wertentwicklung globaler Aktien fällt zwischen Inversionen der Renditekurve und Rezessionen ebenfalls zurück. So beträgt die durchschnittliche Jahresrendite dann weniger als die Hälfte als im Gesamtzeitraum. Zu erklären ist dies mit der defensiven Charakteristik des US-Aktienmarkts und der Tatsache, dass die meisten anderen Regionen stark von der US-Wirtschaft abhängig sind, was mit deren internationaler Verflechtung zu tun hat.
...
Die einzige Anlageklasse, die im Anschluss an eine Inversion der Renditekurve einen wesentlich besseren Ertrag erzielt hat als über den gesamten Zeitraum (7 Prozent gegenüber 2,8 Prozent), sind Rohstoffe. Dies entspricht dem spätzyklischen Charakter des Rohstoffsegments.
...
Autor:
Jeroen Blokland ist Multi-Asset-Portfoliomanager bei der niederländischen Fondsgesellschaft Robeco.
... "

quellen vermerk: private banking magazin
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Fondsfan
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Re: USA: Inverse Zinsstruktur kein Vorbote einer Rezession!

Beitrag von Fondsfan »

Die hier aufgeworfene Frage kann man auch umgekehrt stellen.

Also: viele starren auf die Zinskurve und frage sich, was es bedeutet,
wenn sie invers wird.

Man kann aber auch fragen, wie sich mögliche Ereignisse auf die Zinskurve
auswirken werden, wenn sie unmitelbar drohen oder eintreten.

Also: was passiert mit den US-Zinsen, wenn es am Golf zu einer militärischen
Auseinandersetzung kommt?

Oder: was passiert, wenn der Handelskrieg China-USA eskaliert?
Wenn die Chinesen im Rahmen der Auseinandersetzung keine US-Staatsanleihen
mehr kaufen und somit deren Zinsen steigen, haben wir vielleicht eine
Normalisierung der Zinskurve, aber sicher keine positive Entwicklung in der
Wirtschaft.
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schneller euro
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Beitrag von schneller euro »

Das Thema wird wieder aktuell. Zitat von Onvista/Reuters:
"... Renditen kurzfristiger Staatsanleihen sind in den letzten Wochen stark angezogen, weil der Markt eine Reihe von Zinserhöhungen durch die Fed erwartet - als Maßnahme gegen die steigende Inflation. Die Zinsen langfristiger Staatsanleihen sind wesentlich langsamer gestiegen und zeigen eine zunehmende Abflachung, da der Markt mit mehr langfristigem Gegenwind für die Wirtschaft rechnet...
gehen viele Marktbeobachter davon aus, dass sich die übergeordnete Zinskurve noch in diesem Jahr invertieren könnte, also das der Zins der kurzfristigen Anleihen höher wird als der der langfristigen Anleihen. Das ist deswegen ein so wichtiger Indikator, weil er in den vergangenen Jahrzehnten zuverlässig eine wirtschaftliche Rezession signalisiert hat...
An den Märkten würde eine Invertierung ein extremes Verkaufssignal auslösen, da viele Anleger mit einer wirtschaftlichen Rezession rechnen würden. Angesichts des derzeitigen Gegenwinds und der geringen Liquidität könnte das zu einem sehr schmerzhaften Ausverkauf an den Aktienmärkten führen..."

...

Chart zur US-Inflationsentwicklung mit dem Hoch seit 1982: Timmblog

...
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Fondsfan
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Re: USA: Inverse Zinsstruktur kein Vorbote einer Rezession!

Beitrag von Fondsfan »

Zitat:

Angesichts des derzeitigen Gegenwinds und der geringen Liquidität ..


Wo ist z.Zt. geringe Liquidität zu erkennen?
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The Ghost of Elvis
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Beitrag von The Ghost of Elvis »

zitiert aus finanzmarktwelt:

....... die inverse Zinskurve, speziell auf den Vergleich der 10- zu den 2-Jährigen US-Staatsanleihen bezogen. Es gibt so viele Auswertungen darüber, aber man kann nicht übersehen, dass es nur ganz wenige Male gegeben hat, wo dieser Indikator ein Fehlsignal geliefert hat..... :!:

Ansonsten geht es nur um die Frage: Wie lange ist der Zeitraum, vom ersten Auftreten dieser negativen Korrelation bis zum Eintritt in eine Wirtschaftsschrumpfung? Aus der Übersicht von Advisor Perspectives über die letzten drei Jahrzehnte, erkennt man, dass es durchschnittlich neun Monate waren bis zu diesem Fall, allerdings gibt es in diesem Zeitraum auch nur wenige Daten.....

.....Fear&Greed-Index, aber auch im Sentiment der US-Investoren. Das klassische Sicherheitsnetz, dass im Falle keiner weiteren Verschlimmerung zu Kursanstiegen führen muss – zur Eindeckung und zum typischen Emporschmelzen an einer Wand der Angst.
Damit könnte es jetzt vorbei sein, die Zahl der Bären ist drastisch zurückgegangen, die Investitionsquote deutlich gestiegen....

Wenn eine Rezession kommen sollte, sind die jetzigen Aktienkurse nicht haltbar, eine Korrektur unabdingbar, die rasch eingepreist werden müsste.....

bei so vielen,schlechten Nachrichten fallen mir doch glatt wieder die Warnungen des guten, alten wikipedia:
...."Irrational exuberance" is the phrase used by the then-Federal Reserve Board chairman, Alan Greenspan....The phrase was interpreted as a warning that the stock market might be overvalued.... ein
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